COVID-19-Impfung: Selbstschutz plus Fremdschutz

Von Jürgen Fritz, Sa. 20. Nov 2021, Titelbild: tagesschau-Screenshot

Durch die Impfung bereitet man seinen Körper auf die unvermeidliche Konfrontation mit dem neuartigen Coronavirus vor (Selbstschutz). Zudem hat sie auch einen epidemiologischen Effekt (Fremdschut). Die Impfung ist also im doppelten Sinne gut: für sich selbst und für die Gemeinschaft. Gleichwohl …

Durch die Impfung bereitet man seinen Körper auf die unvermeidliche Konfrontation mit dem neuartigen Coronavirus vor

Jeder wird, sofern nicht bereits geschehen, früher oder später mit SARS-CoV-2 in Berührung kommen, sei es noch dieses Jahr oder 2022, 2023, 2024 … und sich auch früher oder später infizieren, auch mit der noch deutlich ansteckenderen und wohl auch nach der Ansteckung individuell gefährlicheren Delta-Variante (Mutante). Das ist unvermeidlich, sofern man nicht zuvor schon an etwas anderem stirbt, denn diese Viren sind nun in der Welt und werden nicht wieder verschwinden.

Geimpfte sind dann aber im Vorteil. Nicht so, dass sie dann sicher nicht erkranken würden, aber die Erkrankung ist dann weniger heftig, im Idealfall sogar nur ganz schwach oder kaum zu bemerken, weil das Immunsystem dann besser auf dieses Virus vorbereitet ist. Das RKI schreibt dazu:

„Alle verfügbaren COVID-19-Impfstoffe haben eine gute Wirksamkeit gegen COVID-19. (…) Die COVID-19-Impfung ist der sicherste Weg, um einen Schutz vor COVID-19 aufzubauen. (…) Es kann jedoch trotz COVID-19-Impfung zu einer COVID-19-Erkrankung kommen, da die Impfung keinen 100%igen Schutz bietet. Erkrankt eine vollständig geimpfte Person, spricht man von einem Impfdurchbruch. (…) 

Nach derzeitigem Kenntnisstand bieten die COVID-19-mRNA-Impfstoffe Comirnaty (BioNTech/Pfizer) und Spikevax (Moderna) sowie der Vektor-Impfstoff Vaxzevria (AstraZeneca) eine hohe Wirksamkeit von etwa 90 % gegen eine schwere COVID-19-Erkrankung (z. B. Behandlung im Krankenhaus) und eine Wirksamkeit von etwa 75 % gegen eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion mit Delta.“

Die Rate derjenigen, die auf der Intensivstation behandelt und beatmet werden müssen, ist bei Geimpften also nicht null, aber sie ist sehr viel geringer, siehe Titelbild. Die Impfung dient mithin zunächst einmal dem Selbstschutz. Man wappnet quasi den eigenen Körper für die Konfrontation mit dem neuartigen Coronavirus. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass man dann gar nicht an COVID-19 erkranken würde, gibt es nicht und das sollte daher auch nicht suggeriert werden. Aber das Risiko einer schweren Erkrankung sinkt deutlich, bei der Delta-Variante um ca. 75 Prozent, bei der Alpha-Variante sogar um die 90 Prozent.

Für manche, z.B. mit bestimmten Vorerkrankungen oder sehr hohem Lebensalter, ist selbst die Impfung zu gefährlich, weil ihr Immunsystem auch das nicht schafft. Bei wem das so ist bzw. genauer: bei wem das mit zu hoher Wahrscheinlichkeit zu befürchten ist, dass weiß der Arzt. Aber das sind nur sehr wenige. Den allermeisten – weit, weit über 90 Prozent – hilft die Impfung, dergestalt sie ihren Körper auf das neuartige Virus vorbereiten und bei der auf mittlere und längere Sicht unvermeidlichen Infektion dann entweder schwächer erkranken also ohne Impfung oder sogar gar nicht.

Der epidemiologische Effekt

Außerdem gibt es starke Indizien, dass die Viruslast bei infizierten Geimpften zwar nicht null, aber doch deutlich geringer ist, so dass die Anzahl derer, die von hundert Geimpften infiziert werden, wiederum deutlich geringer ist als die Anzahl derer, die von hundert ungeimpften Infizierten angesteckt werden. Insofern hat die Impfung über den Selbstschutz hinaus auch einen epidemiologischen Effekt. Wichtig dabei ist aber, dass die Vorsichtsmaßnahmen (Maske, Abstand halten etc.) auch nach der Impfung beibehalten werden, um diesen epidemiologischen Effekt nicht zu konterkarieren.

Das RKI schreibt dazu am 02.11.2021:

„Daten aus Zulassungsstudien wie auch aus Untersuchungen im Rahmen der breiten Anwendung (sog. Beobachtungsstudien) belegen, dass die in Deutschland zur Anwendung kommenden COVID-19-Impfstoffe SARS-CoV-2-Infektionen (symptomatisch und asymptomatisch) in einem erheblichen Maße verhindern. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person trotz vollständiger Impfung PCR-positiv wird, ist signifikant vermindert. Darüber hinaus ist die Virusausscheidung bei Personen, die trotz Impfung eine SARS-CoV-2-Infektion haben, kürzer als bei ungeimpften Personen mit SARS-CoV-2-Infektion. In welchem Maß die Impfung die Übertragung des Virus reduziert, kann derzeit nicht genau quantifiziert werden.

Aktuelle Studien belegen, dass die Impfung auch bei Vorliegen der derzeit dominierenden Delta-Variante einen Schutz gegen symptomatische und asymptomatische Infektionen bietet. Der Schutz ist im Vergleich zu der Alpha-Variante reduziert. Gleichzeitig liegt für die Verhinderung von schweren Erkrankungsverläufen (Hospitalisierung) ein unverändert hoher Schutz vor.

In der Summe ist das Risiko, dass Menschen trotz Impfung PCR-positiv werden und das Virus übertragen, auch unter der Deltavariante deutlich vermindert. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach Kontakt mit SARS-CoV-2 trotz Impfung PCR-positiv werden und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden. Dabei können diese Menschen entweder Symptome einer Erkrankung (die zumeist eher milde verläuft) oder überhaupt keine Symptome entwickeln. Zudem lässt der Impfschutz über die Zeit nach und die Wahrscheinlichkeit, trotz Impfung PCR-positiv zu werden, nimmt zu.

Das Risiko, das Virus möglicherweise auch unbemerkt an andere Menschen zu übertragen, muss durch das Einhalten der Infektionsschutzmaßnahmen zusätzlich reduziert werden. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltag mit Maske, Corona-Warn-App nutzen und Lüften) weiterhin einzuhalten.“

Fazit: Die Impfung ist im doppelten Sinne gut: für sich selbst und für die Gemeinschaft

Soweit das RKI. Diese Information und das Verständnis sind also wichtig, um die gewünschte Wirkung auch wirklich zu erreichen. Wenn Geimpfte glauben, sie könnten das Virus gar nicht mehr weitertragen und andere überhaupt nicht mehr infizieren, wenn sie elementare Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr einhalten, so heben sie die Wirkung unter Umständen wieder teilweise oder sogar völlig auf.

Die Impfung ist also im doppelten Sinne gut,

  • bis auf wenige Ausnahmen (ganz bestimmte Vorerkrankungen, sehr junge oder sehr alte Menschen) für sich selbst und
  • für die Gemeinschaft, weil Geimpfte die Viren weniger intensiv weitertragen und andere weniger häufig anstecken. Sie hat also auch einen solidarischen Effekt. „Durch die Impfung wird eine relevante Bevölkerungsimmunität in vergleichsweise kurzer Zeit ausgebildet.“ (RKI)

Aber sie muss begleitet sein von entsprechendem Verhalten auch nach der Impfung. Logisch gesprochen: Die Impfung ist eine notwendige, aber für sich genommen noch keine hinreichende Bedingung, um die Pandemie effektiv zu bekämpfen. Die Dinge liegen hier leider etwas komplizierter.

Metaphorisch gesprochen: Wenn es draußen extrem kalt ist, zum Beispiel in der Antarktis, so ist warme Kleidung kein Garant, nicht zu erfrieren, wenn man raus muss. Aber warme Kleidung hilft. Sie verringert das Risiko des Erfrierens oder der extremen Unterkühlung mit anschließender schwerer Erkrankung deutlich (Selbstschutz), es sei denn jemand hat eine starke Allergie gegen Stoffe in der wärmenden Kleidung. Und hinzu kommt, wie erläutert, die epidemiologische Wirkung, dass man weniger andere ansteckt, wenn man die Sicherheitsmaßnahmen auch nach der Impfung beachtet.

Bessere Information und Aufklärung statt extremer Ausgrenzung und massivem Druck

Ich würde gleichwohl davon abraten, Ungeimpfte zu verteufeln oder extrem auszugrenzen. Jeder hat seine Gründe, warum er sich noch nicht impfen ließ. Manche können z.B. aus medizinischen Gründen nicht, weil bei ihnen die Nutzenanalyse eher oder sogar deutlich negativ ausfällt. Andere wollen nicht, manchmal weil wichtige Informationen fehlen oder noch nicht verstanden sind, manchmal aus anderen Gründen.

Besser ist es, die Zusammenhänge, die nicht ganz einfach zu verstehen sind, genauer zu erklären und mit Daten und Fakten zu unterlegen. Rein sachlich und ganz ohne Vorwürfe und massiven Druck.

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