Michigan: Der 15-jährige Killer hat seine Tat angekündigt

Von Jürgen Fritz, Do. 02. Dez 2021, Titelbild: CBS-Screenshot

Im US-Bundesstaat Michigan hat ein 15-Jähriger am Dienstag auf elf Personen geschossen. Zehn Mitschüler und eine Lehrerin wurden getroffen. Drei Schüler erlagen direkt ihren Verletzungen, am Mittwoch starb ein vierter. Bereits am Montag hat Ethan Crumbly die Tat in einem Video angekündigt.

Der Tatort

Was für ein Schock an der Oxford High School in Oxford Township in dem US-Bundesstaat, dessen Festland durch den Michigansee in zwei Teile geteilt ist. Oxfort Township, eine Gemeinde mit knapp 23.000 Einwohnern, liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Detroit, dem Zentrum der US-amerikanischen Automobilindustrie.

Michigan liegt im Mittleren Westen der USA. Und hier ereignete sich am Dienstag gegen 13 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ) das schreckliche Verbrechen in der Oxford High School, die von ca. 1.800 Schülern besucht wird. Um 12.51 Uhr Ortszeit soll der erste Notruf eingegangen sein.

Karte

TUBS, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0&gt;, via Wikimedia Commons

Tatort

Die Tat

Ein 15-jährige Schüler ging zunächst mit einem Rucksack in den Waschraum bzw. die Toilette und kam dann ohne Rucksack mit einer Pistole in der Hand wieder heraus. Dann habe er aus bislang unbekannten Gründen mit der Waffe mindestens 30 Schüsse gezielt abgegeben. Ganz offensichtlich wollte er so viele Menschen wie nur möglich töten. Er habe bei seiner Festnahme noch 18 unverbrauchte Patronen bei sich gehabt, sagte Sheriff Michael Bouchard am Mittwoch.

„Es ist klar, dass er mit der Absicht kam, Leute zu töten. Er schoss aus geringem Abstand auf Menschen, oft auf den Kopf oder die Brust.“

Der 15-Jährige habe direkt vor der Toilette angefangen zu schießen. Und nachdem die Kinder begannen wegzulaufen, sei er in einem „methodischen Tempo“ weiter den Flur hinuntergegangen und habe gezielt in den Klassenzimmern auf die Schüler geschossen, die noch keine Gelegenheit zur Flucht gehabt hatten, so einer der Staatsanwälte. Das sei ca. vier bis fünf Minuten so weiter gegangen. Dann sei der Schütze in eine andere Toilette gegangen.

Sechs weitere Schüler und eine Lehrerin wurden durch Schüsse verletzt. Insgesamt hat der Schütze mit seinen mindestens 30 abgegebenen Schüssen elf Personen getroffen und verletzt, vier von ihnen nach jetzigem Stand tödlich.

Die Schule wurde abgeriegelt, einige Schüler mussten sich in verschlossenen Klassenzimmern aufhalten, während die Polizeibeamten das Gebäude durchsuchten. Kurz nach 14.00 Uhr sei ein Rettungshubschrauber auf dem Parkplatz der Schule gelandet.

Verängstigte Schüler verbarrikadierten die Türen, riefen um Hilfe und sammelten alles ein, was sie greifen konnten, um sich gegen den Killer zu wehren. „Wir haben uns Taschenrechner und Scheren geschnappt, nur für den Fall, dass der Schütze hereinkommt und wir ihn angreifen müssen“, beschrieb ein Schüler später die Vorgänge gegenüber CNN. Eine Kugel haben einen der Tische durchschlagen, mit denen die Schüler die Tür blockiert hatten.

Ein Lehrer gab seinen Schülern ein Signal, aus einem Fenster im ersten Stock in den Schnee zu klettern. Von dort aus konnten sie über einen Innenhof in einen anderen Teil des Gebäudes rennen, wo ein Polizeibeamter sie in Sicherheit brachte. Doch so viel Glück hatten nicht alle.

Die Todesopfer

Drei Mitschüler, ein 16-jähriger Junge, ein 17- und ein 14-jähriges Mädchen wurden von den Schüssen so schwer getroffen, dass sie direkt am Dienstag starben. Am Mittwoch erlag dann ein 17-jähriger vierter Schüler seinen Verletzungen. Tate Myre (16) starb in einem Streifenwagen auf dem Weg ihn in ein Krankenhaus, noch bevor dieses erreicht werden konnte. Bislang gibt es vier Todesopfer. Es starben:

  1. der 16-jährige Tate Myre
  2. die 14-jährige Hana St. Juliana
  3. die 17-jährige Madisyn Baldwin und
  4. am Mittwoch der 17-jährige Justin Shilling.

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Sieben weitere Verletzte

Insgesamt wurden elf Personen von den Kugeln getroffen. Unter den sieben weiteren Verletzten befindet sich ein 14-jähriges Mädchen, das nach einer Operation an ein Beatmungsgerät angeschlossen war, sagte Sheriff Bouchard am Dienstagabend.

Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass sie vom Beatmungsgerät abgenommen wurde und sich in einem stabilen Zustand befinde. Ein 14-jähriger Junge erlitt eine Schusswunde am Kiefer und am Kopf.

Die Festnahme

Dabei hätte das Ganze noch schlimmer kommen können. In der High School werden regelmäßig Übungen durchgeführt, wie man sich in solchen Fällen verhalten soll. Außerdem war die Polizei schnell vor Ort, sonst hätte es noch viel mehr Tote geben können.

Nachdem der Alarm in der Schule ausgelöst wurde, versuchte der Täter, sich Zugang zu verrammelten Klassenzimmern zu verschaffen. Dabei habe er durch Türen geschossen. Er habe sogar versucht, sich als Polizist auszugeben, wie auf CNN gezeigte Videoaufnahmen von Schülern zeigten, um so wohl Arglosigkeit bei seinem Gegenüber zu erzeugen und um so weitere Personen erschießen zu können.

Dieser Bezirk habe sein Personal und seine Schüler sehr gut auf aktive Scharfschützen vorbereitet, sagte der Polizeichef Michael McCabe. Ein Lehrer  trat sofort in Aktion, nachdem über die Lautsprecher der Schule eine Abriegelung angekündigt worden war. Der Lehrer „schloss die Tür und legte einen Türstopper aus Metall, damit niemand die Tür eintreten konnte“ erzählt ein Schüler. Nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte, sagte der Lehrer seinen Schülern, sie sollten in die Ecke gehen.

Als dann die Einsatzkräfte der Polizei auf dem Flur eintrafen, wo sich der Todesschütze befand, habe dieser sogleich seine Hände hochgehoben, sich die Waffe widerstandslos abnehmen und festnehmen lassen. Bei dem Täter wurden eine halb automatische Waffe und mehrere Magazine sichergestellt.

Die Tatwaffe

Die Polizei teilte mit, sie habe eine Handfeuerwaffe (eine halbautomatische 9-mm-Pistole vom Typ Sig Sauer SP20229 mm) beschlagnahmt, die dem Vater des mutmaßlichen Täters gehöre. Es sei noch unklar, wie der Täter an die erst vor wenigen Tagen erworbene Waffe herangekommen sei.

Crumbleys Vater soll die Waffe erst letzten Freitag gekauft haben. Die Behörden erwägen Anklagen gegen beide Elternteile. Die Staatsanwältin Karen McDonald erklärte, dass man eine Schusswaffe ordnungsgemäß sichern und dafür sorgen müsse, dass die Munition getrennt aufbewahrt werde. Es soll möglichst schnell geprüft werden, ob hier Pflichten seitens der Eltern verletzt wurden.

Der Täter

Der 15-jährige Ethan Crumbly wurde von der Polizei direkt am Tatort festgenommen. Er soll zuvor noch nie polizeilich aufgefallen sein.

Am Mittwoch wurde er der Haftrichterin vorgeführt. Richterin Nancy Carniak verfügte die Überstellung des Verdächtigen von einer Jugendeinrichtung in ein Bezirksgefängnis, wo er isoliert von anderen Insassen bleibe. Der Beschuldigte war per Video zugeschaltet.

Nach Angaben der Polizei verweigert Crumbly jede Aussage, macht auch keine Angaben zu seinem Motiv für den Mehrfachmord und vielfachen Mordversuch.

Täter Ethan Crumbley

Die Ankündigung der Tat

Die Eltern des 15-Jährigen seien noch am Dienstagmorgen zu einem persönlichen Gespräch mit Schulvertretern in der Highschool gewesen. Der Inhalt dieses Treffens sei Teil der Ermittlungen, hieß es.

Ethan Crumbly hat nach Angaben der Polizei am Vorabend der Tat, also am Montagabend, ein Video über seine Mordpläne aufgenommen. In diesem Video spreche er darüber, am nächsten Tag Schüler an seiner Schule zu erschießen, sagte der Polizist Tim Willis vom Sheriffs-Büro im Bezirk Oakland am Mittwoch bei der ersten Vorführung des Beschuldigten bei der Haftrichterin.

Außerdem sei in Crumbleys Rucksack ein Tagebuch sichergestellt geworden. In diesem habe er seinen „Wunsch, die Schule zu erschießen“, niedergeschrieben.

Der 15-jährige wird als Erwachsener des Mordes ersten Grades angeklagt

Staatsanwältin Karen McDonald sagte, sie sei nach Sichtung von Beweisen sicher, dass es sich um keine impulsive, sondern eine geplante, vorsätzliche Tat gehandelt habe. Zu Details könne sie sich aus verfahrensrechtlichen Gründen nicht äußern. Sie habe dem Vater eines der Opfer versprochen, „dass ich diesen Fall so behandeln würde, als wären es meine eigenen Kinder“.

Karen McDonald hat angekündigt, der 15-jährige Ethan Crumbly, der in Michigan mutmaßlich auf elf Menschen schoss (zehn Mitschüler und eine Lehrerin), von denen vier starben, und der noch mehr Menschen umbringen wollte, werde als Erwachsener des Mordes ersten Grades angeklagt werden.

Dies ist in Michigan, USA, bei besonders schweren Verbrechen möglich. Bei uns dagegen werden selbst fast 21-jährige Straftäter und Verbrecher meist nach Jugendrecht angeklagt, vor allem wenn sie aus zwei bestimmten Kulturkreisen kommen.

Oxford High School

NBC-Screenshot

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