Von Jürgen Fritz, Mo. 31. Jan 2022, Update am Ende des Artikels, Titelbild: WELT-Screenshot
Zwei junge Polizeibeamte meldeten heute Morgen im Landkreis Kusel, Rheinland-Pfalz, per Funk eine Verkehrskontrolle an. Kurz darauf wurden beide erschossen. Die Polizei fahndet nach einem Tatverdächtigen, der polizeibekannt sein soll. Der Gesuchte sei in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis besitzen.
„Die schießen auf uns!“
Die Verkehrskontrolle fand gegen 4.20 Uhr statt. Den Ermittlern zufolge waren die beiden jungen Polizisten zuvor auf einer routinemäßigen Streifenfahrt unterwegs gewesen in einem zivilen Streifenwagen, hätten aber Uniform und Sicherheitswesten getragen, berichtete eine Sprecherin der Polizei in Kaiserslautern. Warum ihnen der Wagen auffiel und was dann passierte, ist Gegenstand der Ermittlungen. Nach Angaben der Polizei setzten die beiden noch einen Funkspruch ab, dass sie totes Wild in dem kontrollierten Fahrzeug gefunden hätten. Dann setzten sie noch per Funk einen Hilferuf ab:
„Die schießen auf uns!“
Als Verstärkung eintraf, konnte sie den beiden jungen Kollegen, er 29, sie 24 und noch in Ausbildung, aber schon nicht mehr helfen. Die Täter, die Polizei geht von zweien aus, sind zu Stunde weiter flüchtig, bewaffnet und offensichtlich hochgradig gefährlich.
Update: Wie die dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr, war der gesuchte Mann in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben. Es gibt mehrere Berichte, dass der Verdächtige eine Bäckerei in Sulzbach/Saar betreibt und einen Wildhandel im benachbarten Neunkirchen im Saarland.
Vermutlich gezielte Schüsse in den Kopf
Ich war ja selbst in jungen Jahren mehr als vier Jahre im Polizeidienst in Rheinland-Pfalz, unter anderem ein halbes Jahr beim Objektschutz des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl in Ludwigshafen-Oggersheim. Uns war immer bewusst: „Wenn es einer drauf anlegt und es halbwegs geschickt und brutal anstellt, kann er uns jederzeit erschießen, bevor wir merken, was lost ist, egal wie gut bewaffnet wir sind“ (wir trugen immer Pistole plus Maschinenpistole), weil der Angreifer immer den Überraschungsmoment auf seiner Seite hat und man nicht rund um die Uhr ständig auf der Hut sein kann. Und wenn das Gegenüber direkt schießt und trifft, ist man einfach chancenlos.
Die Bundesinnenministerin spricht von einer Art Hinrichtung. Es wurde wohl gezielt in den Kopf geschossen. Polizisten im Einsatz sind immer besonderen Gefahren ausgesetzt. Dieser Mord ist aber natürlich besonders schockierend, sowohl wegen des Anlasses als auch wegen der Brutalität der Tatausführung und wegen des Alters der beiden Erschossenen. Die beiden wurden nicht mal 30 Jahre bzw. nicht mal 25 Jahre alt und mussten ihr Leben bei einer Verkehrskontrolle lassen!
Update 1: Verdacht auf Wilderei erhärtet sich
Der Verdacht der Wilderei gegen den oder die Täter scheint sich nach FOCUS-Informationen zu erhärten. Außerdem handelt es sich bei dem Gesuchten um einen deutschen Mann, der offenbar 29 Jahre alt sein soll. Offenbar verfügen die Behörden über das Kennzeichen des Fluchtwagens. Darüber konnten die Ermittler herausfinden, dass dem Halter des Fahrzeugs der Führerschein entzogen wurde. Dies könnte ein Hinweis auf das Motiv für den Mord sein: Es könnten mehrere Straftaten vorgelegen haben, Wilderei plus Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis, deren Aufdeckung die Täter sich zu entziehen suchten. Dies ist im Moment aber natürlich noch spekulativ und nur ein Hinweis auf ein mögliches Motiv. Genaueres muss noch ermittelt werden.
Auf jeden Fall sucht die Polizei nun nach dem Autobesitzer und hat die Fahndung auch auf das angrenzende Saarland ausgeweitet.
Update 2: Polizei fahndet nun öffentlich nach diesem Mann
Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern und das Polizeipräsidiums Westpfalz fahnden seit ca. 16 Uhr öffentlich nach diesem Mann:
„Nach ersten Ermittlungen der Polizei ergibt sich ein Tatverdacht gegen den 38-jährigen Andreas S. aus Spiesen-Elversberg. Er hat braune Haare und trägt einen Bart. Sein Aufenthalt ist derzeit unbekannt. Die Beamten fahnden mit Hochdruck nach dem Mann. Im Einsatz sind auch Polizeihubschrauber, Personenspürhunde sowie Spezialkräfte der Polizei. Die Fahnder gehen weiterhin verschiedenen Hinweisen nach. Bislang konnte der Verdächtige nicht aufgegriffen werden. Die Suche wird fortgesetzt.“

Verpixeltes Polizeifahndungsfoto
Die Polizei bittet die Bevölkerung, im Landkreis Kusel keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Wer weiß, wo sich der Gesuchte aufhält oder sonstige Hinweise geben kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 0631 369-2528 mit der Kriminalpolizei Kaiserslautern in Verbindung zu setzen.
Update 3: Tatverdächtige kurz nach 17 Uhr festgenommen
Der 38-jährige Verdächtige konnte am Montagnachmittag in Sulzbach, wenige Kilometer von seinem Heimatort entfernt, festgenommen werden. Wie der Saarländische Rundfunk berichtet, wurde er um kurz nach 17 Uhr ruhig und ohne Waffengewalt festgenommen. Auch ein weiterer 32-jähriger Tatverdächtiger konnte festgenommen werden.
Beide Polizisten sollen durch Kopfschüsse getötet worden sein. Die junge Polizistin war bei der Ankunft der Helfer bereits tot. Der 29-jährige Polizeioberkommissar starb wenig später. Die Frau hatte offenbar keine Chance, sich zu verteidigen. Ihre unbenutzte Pistole steckte noch im Holster, als man sie fand. Ihr Kollege soll laut dpa am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben und wurde dann wohl selbst in den Hinterkopf getroffen.
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