Cora Stephan: Es sind nicht zu wenig, sondern schon zu viele Frauen in der Politik

Von Jürgen Fritz, So. 10. Mrz 2019

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) und ihre Partei, aber auch die Grünen, die Linkspartei (SED) und Teile der Union wollen nicht nur über 30 Prozent Frauen in den Parlamenten, sondern 50 Prozent, obschon in allen Parteien viel weniger als die Hälfte Frauen sind, teilweise nicht mal 25 Prozent. Und sie wollen diese Quoten mit Gewalt erzwingen, indem sie alle Parteien und alle Wähler dazu nötigen wollen, ihre Kreuze so zu machen, wie sie es jedem exakt vorgeben. Nein, es gibt nicht zu wenig Frauen in der Politik, sondern schon zu viele, sagt die promovierte Historikerin, Publizistin und Schriftstellerin Cora Stephan und begründet das im Gespräch mit Achim Winter und Roland Tichy.

Immer mehr Gefühl statt Vernunft

Wir leben in einer freien Gesellschaft, in welcher jeder selbst entscheiden kann, ob er sich politisch engagieren möchte, ob er in eine Partei eintreten und sich dieses ganze Gezerre dort antun wolle, ob er für den Landtag, Bundestag oder was auch immer kandidieren möchte oder nicht. Das könne doch nicht eine Frau Barley bestimmen, wer sich wie engagiert und wer sich zur Wahl stellt.

Und Cora Stephan macht noch etwas deutlich. Sie erwarte von Frauen in der Politik keine andere, keine „wärmere“, „menschlichere“ Politik. Dafür sei Politik, die Sorge um die Gemeinschaft, also um das Ganze, nicht zuständig. Es gehe aber seit langem immer mehr um Gefühle und immer weniger um die Sache, immer weniger um die harten Zahlen und Fakten, beklagt die Schriftstellerin völlig zu Recht. Man könnte auch sagen, es geht immer weniger um die Wirklichkeit, sondern immer mehr darum, was in den Menschen für Emotionen evoziert werden (Loslösung von der Realität und Kreisen um das eigene Ich und dessen Gefühlswelt).

Die Alternative zu dieser Gefühlsduselei wäre aber nicht der Handkantenschlag (Schröders „Basta“), sondern etwas mehr Vernunft, ein bisschen mehr Rationalität, macht Cora Stephan sehr schön deutlich. Empörung, Betroffenheit und Gefühle seien keine politischen Kategorien. All diese Dinge werden aber eben durch das Frauenwahlrecht und durch Frauen in der Politik immer stärker in Entscheidungsfindungsprozesse eingebunden, möchte man ergänzen.

Alternativlosigkeit und Instrumentalisierung des Gefühls, um seine eigene Macht zu sichern und auszubauen

Unser Staat führe sich immer mehr wie ein Nannystaat auf, der die Bürger wie Kinder betreue (Infantilisierungsprozess). Und dann zeigt die gelernte Historikerin und Politologin, die über die Geschichte der SPD promovierte, etwas sehr Interessantes auf, nämlich wo wir die Alternativlosigkeit von Angela Merkel bereits finden, nämlich in den Anfängen der SPD. Bereits Ferdinand Lasalle (1825 – 1864), einer der wichtigsten Gründerväter der SPD, habe im 19. Jahrhundert gesagt „Wir vertreten die Arbeiter“ und eigentlich seien ja alle Menschen Arbeiter, also vertrete der Allgemeine Deutscher Arbeiterverein die menschliche Gattung, die Menschheit, den Planeten (so wie heute Merkel meint, nicht die Kanzlerin der Deutschen, sonders des Planeten zu sein). Und dazu gebe es eben keine Alternative – und somit auch keine legitime Opposition. Daher auch dieser Rigorismus der neuen Linken und deren Unduldsamkeit Andersdenkenden gegenüber.

Dabei war Angela Merkel in ihren frühen Jahren in der Politik eine völlig andere, wie die drei herausarbeiten, nämlich eine wirklich Liberale. Aber ab 2005 lernte Merkel quasi, wie man Mehrheiten in diesem Volk inzwischen organisiert, nämlich indem man sich als weiblich-verständnisvoll darstellt, die Kosten dieser Politik, die daraus resultieren, aber andere tragen lässt. Oder wie Roland Tichy es treffend formuliert: Die Gefühligkeit wird eiskalt instrumentalisiert, um die eigene Machtbasis zu sichern, weil, so möchte ich ergänzen, die breite Masse das genau so will und durch die Einführung des Frauenwahlrechtes wurde just dieser apolitische Zug in der Politik enorm forciert.

Die Spaltung der Gesellschaft durch die Bekämpfung des weißen Mannes

Ein weiterer wichtiger Punkt bestehe darin, dass der Mann immer häufiger als toxisch (giftig) dargestellt werde. Katarina Barley (SPD):

 

Hier werde die Gesellschaft gespalten, macht Cora Stephan deutlich und trifft auch hier einen ganz wichtigen, ja essentiellen Punkt. Und genau mit dieser Spaltung unserer Gesellschaft, indem Frauen gegen die Männer der eigenen Gesellschaft aufgehetzt werden oder sich gegenseitig dazu aufhetzen, wird unsere Gesellschaft von innen heraus immens geschwächt, was letztlich dazu führt, dass sie von außen, insbesondere von der islamischen, frauen- und menschenrechtsfeindlichen sowie freiheits- und demokratiefeindlichen Weltanschauung, übernahmereif gemacht wird. Das heißt, die Frauen, denen hierfür in weit überwiegender Mehrheit jeglicher Sinn für solche Perspektiven fehlt, schaden sich, besonders aber ihren Töchtern und Enkelinnen langfristig selbst am meisten, was zu erkennen vielen sehr schwer fällt (Horizontproblem).

Seit langem schon werde suggeriert, so Achim Winter, dass Frauen die besseren Menschen wären, während die Männer toxisch seien. Im Grunde gehe es um einen Machtkampf, macht Cora Stephan deutlich. Weiße Frauen bekämpfen zusammen mit vielen Männern, die damit ihre Tugendhaftigkeit zu signalisieren versuchen (Virtue signalling = Tugendprahlerei), weiße mächtige Männer. Und schwächen damit unsere gesamte Gesellschaft und Kultur ist hinzuzufügen, die als ein zu Überwindendes gesehen und dargestellt wird, während sie die einzige solche ist, die eine Frauenbewegung zustande brachte. Das heißt, viele moderne Frauen bekämpfen den Ast, auf dem sie sitzen.

Das gemeinsame Feindbild: die Vernunft, verkörpert im weißen Mann

Das Toxische kommt also von den Frauen, die hier einen Keil in unsere Gesellschaft treiben und diese damit ungemein schwächen. Das Toxische kommt aus den USA (#Metoo etc.) und es kommt aus den Großstädten, nicht vom Land. Was aber ist die eigentliche Stoßrichtung des Ganzen? Cora Stephan deutet es an und ich will den Gedanken gerne weiterführen, denn das wurde bisher nur von ganz wenigen verstanden. Die eigentliche Stoßrichtung ist gegen die Vernunft. Daher das extreme Rekurrieren auf das Gefühl.

Und damit wird auch klar, weshalb sich hier ein Bündnis so breites Bündnis gegen unsere Kultur entwickeln konnte aus Feminismus, Sozialismus, Neomarxismus, Islam, christliche Kirchen und Großkapital. Denn all diese haben ein gemeinsames Feindbild: die Vernunft, die sie verkörpert sehen im Mann und zwar im weißen Mann, um genau zu sein. Daher muss dieser bekämpft und geschwächt werden, wodurch natürlich unsere Kultur zerstört wird, weil dann die Widerstandskraft gegen eine feindliche Übernahme (Sarrazin) fehlt.

Doch warum bekämpfen all diese Gruppen die Vernunft?

Die Frauen bekämpfen sie, weil diese nun einmal die Domäne des Mannes ist. Ist die Vernunft aber der entscheidende Maßstab, dann schneiden die Frauen im Durchschnitt deutlich schlechter ab, also braucht es einen anderen Maßstab. Der Sozialismus bekämpft die Vernunft, weil er immer das bekämpft, was oben ist, weil das Obere primär, wenn nicht ausschließlich, als das das Untere Unterdrückende gesehen wird und weil der Sozialismus auf dem Gleichheitsfetisch beruht, mithin das Obere immer bekämpfen muss.

Der Islam bekämpft wie fast jede Religion nur noch extremer als die anderen die Vernunft, weil Menschen, die einen guten Zugang zum vernünftigen Denken haben, sich viel schlechter indoktrinieren und ausrichten lassen, weil sie viel eher die Abstrusität dieses religiös-totalitären Konstruktes durchschauen. Und ähnliches gilt für das Großkapital, das seine Produkte verkaufen möchte und hier ein vernunftgesteuerter, autonomer, emanzipierter Mensch viel weniger über Propaganda, hier dann Marketing genannt, gesteuert und zum ständigen Konsum angestachelt werden kann.

Wehrt euch!

Doch zurück zu Cora Stephan. Was also ist zu tun, fragen Achim Winter und Roland Tichy diese. Und ihre klare Antwort darauf lautet: Männer, wehrt euch!

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Zur Person: Cora Stephan, geb. am 7. April 1951, aufgewachsen in Osnabrück, studierte in Hamburg und Frankfurt, promovierte nach dem Lehrerexamen 1976 in Geschichte und Politologie über die Geschichte der Sozialdemokratie. Dann freiberufliche und freie Publizistin, Kolumnistin und Buchautorin, darunter „Ganz entspannt im Supermarkt“ (1985), „Der Betroffenheitskult“ (1993), „Das Handwerk des Krieges“ (1998), „Angela Merkel. Ein Irrtum“ (2011). Unter dem Pseudonym Anne Chaplet erschien 1998 mit „Caruso singt nicht mehr“ der erste Krimi von mittlerweile zehn, mehrere davon preisgekrönt. Außerdem erschienen von ihr zwischen 2010 und 2013 unter ihrem zweiten Pseudonym Sophie Winter ihre drei Katerromane „Filou“. 2017 veröffentlichte sie mit „Ab heute heiße ich Margo“ ihren „Herzensroman mit vielen biografischen Bezügen, einen Gang durch die Vergangenheit und durch vier Versionen von Deutschland“.

Ab heute heiße ich Margo

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Titelbild: YouTube-Screenshot

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