Hamburg: Frauenleiche vor Haus abgelegt, illegaler Immigrant festgenommen

Von Jürgen Fritz, Di. 12. Nov 2019, Titelbild: NDR-Screenshot

In der Nacht auf Montag beobachtete ein Nachbar von seinem Balkon aus, wie in Hamburg-Bramfeld ein Mann einen regungslosen Körper aus einem Mehrfamilienhaus schleifte, diesen vor dem Haus ablegte und wieder verschwand. Sofort benachrichtigte er die Polizei. Die rückte, da von einem Tötungsdelikt ausgegangen werden musste, mit einem Großaufgebot an.

„Zuerst dachte ich, es sei nur Müll, dann sah ich den Arm!“

Später Sonntagabend, kurz vor 23 Uhr: Ein Mann sieht von seinem Balkon aus im Scheidingweg in Hamburg-Bramfeld, wie jemand etwas Großes, Schweres aus dem Mehrfamilienhaus schleift und vor dem Haus ablegt. „Zuerst dachte ich, es ist nur Müll. Dann zerrte er aber so daran. Und dann sah ich den Arm!“, sagt der Zeuge am nächsten Tag gegenüber der Hamburger Morgenpost (MOPO).

Er habe daraufhin sofort nach seinem Handy gesucht und den Notruf gewählt. Da zunächst von einem Tötungsdelikt ausgegangen werden musste, rückte die Polizei sogleich mit einem Großaufgebot aus.

Es handelt sich um die Leiche einer 50-jährigen Frau aus Ghana

Schnell stellte sich heraus: Es handelt sich tatsächlich um einen menschlichen Leichnam, der da aus dem Haus gezogen und einfach auf dem Gehweg abgelegt worden war. Und zwar um die Leiche einer afrikanischen Frau. Ersten Ermittlungen zufolge handelt es sich bei der Toten um eine 50-Jährige aus Ghana. Nähere Informationen zu diesem Land siehe unten.

Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit nicht davon aus, dass die Frau getötet wurde. „Es spricht alles dafür, dass sie aufgrund einer Erkrankung verstorben ist“, teilte ein Polizeisprecher mit. Dass die Frau schon seit längerer Zeit an einer Krankheit litt, bestätigten auch Anwohner des Hauses, aus der die Frauenleiche getragen wurde.

Polizei nimmt zwei Verdächtige vorläufig fest

Polizei, Feuerwehr und Landeskriminalamt waren die ganze Nacht von Sonntag auf Montag aktiv. Anwohner wurden befragt und es wurden auch einige Wohnungen in dem Mehrfamilienhaus durchsucht. Die Ermittlungen führten die Polizisten dabei zu einer benachbarten Wohnung, in der die Frau vermutlich vor ihrem Tod wohnte.

Dabei kam es zu zwei Festnahmen: Zunächst wurde eine verdächtiger 55-Jähriger, den Polizisten auf dem Gehweg neben der Leiche angetroffen hatten, vorläufig festgenommen, dann ein 37-jähriger Nigerianer aus der Wohnung, in der die Frau vermutlich verstarb. Der Tatverdacht gegen den 55-Jährigen erhärtete sich allerdings nicht. Er wurde daher wieder entlassen.

Laut BILD habe die Polizei in der Wohnung, in der die Afrikanerin lebte, drei Männer angetroffen. Diese hätten zugegeben, die Leiche zu dritt einfach aus der Wohnung gebracht zu haben. Sie hätten sie dort nicht mehr liegen haben wollen.

Wollte der illegale Immigrant aus Furcht vor Abschiebung nicht entdeckt werden und entsorgte die Leiche der Frau deshalb so?

Bei dem 37-jährigen Festgenommenen handelt es sich laut Behörden um einen nigerianischen Staatsbürger. Bei ihm besteht der Verdacht des illegalen Aufenthalts. Der Afrikaner dürfte sich also wahrscheinlich gar nicht in Deutschland aufhalten.

Insofern stellt sich die Frage, ob der illegale Immigrant aus Sorge, abgeschoben zu werden, den Tod seiner mutmaßlichen Mitbewohnerin nicht melde und sie deswegen einfach aus der Wohnung zu schaffen versuchte, in der Hoffnung, so nicht ausfindig gemacht zu werden.

Ob es sich bei dem 55-jährigen vorläufig Festgenommenen und dann wieder Freigelassenen auch um einen Afrikaner handelt, geht aus den Berichten nicht eindeutig hervor, ist aber nicht auszuschließen.

Kein Straftatbestand erfüllt

„Der Zeitpunkt, der Ort und die Ursache des Todeseintritts sind bislang unklar“, teilte die Polizei am Montag mit. „Die Sektion des Leichnams steht noch aus. Die Ermittlungen des zuständigen Landeskriminalamts dauern an.“ Sollte sich auch in der Rechtsmedizin eine natürliche Todesursache bestätigen, werde es keine Strafverfolgung der Männer geben, sagte ein Polizeisprecher der Agentur afp. Deren Verhalten sei zwar „moralisch zweifelhaft“, aber nicht strafbar. Das Verhältnis der Männer und der Frau zueinander müsse noch überprüft werden.

Das Ablegen einer Leiche mitten im Wohngebiet stellt auf jeden Fall kein Verbrechen, ja nicht einmal ein Vergehen dar. Davon kann erst dann die Rede sein, wenn eine Straftat begangen wird, die eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr nach sich zieht, sagte eine Sprecherin. Der Straftatbestand „Störung der Totenruhe“ (§ 168 StGB) sei auf den ersten Blick nicht erfüllt. Es wurde ja kein Körper oder Teile des Körpers eines verstorbenen Menschen weggenommen oder beschimpfender Unfug verübt. „Es könnte eine Ordnungswidrigkeit sein. Es gibt gewisse Bestattungsregeln und da gehört ‚Ablegen auf der Straße‘ ganz sicher nicht dazu, erklärte die Sprecherin weiter.

Informationen zu Ghana …

Ghana (linkes Bild) liegt in Westafrika. Seine Fläche ist fast so groß wie die des Vereinigten Königreichs. Das Land verfügt über einen großen Rohstoffreichtum. Vor allem seine Goldvorkommen, die der ehemaligen britischen Kolonie auch den Namen „Goldküste“ gaben, sind ein wichtigstes Exportgut. Etwa ein Drittel der Exporterlöse und 93 Prozent der Produktion des Bergbausektors hängen mit der Förderung von Gold zusammen.

Dabei ist Ghana ein Vielvölkerstaat, der aus beinahe ebenso vielen Ethnien wie Sprachgruppen heterogen zusammengesetzt ist. Die Bevölkerung Ghanas wuchs im ausgehenden 20. und frühen 21. Jahrhundert rasant an, hat sich innerhalb der letzten 28 Jahre verdoppelt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist unter 16 Jahre alt.

Gemäß der Volkszählung von 2010 sind über 71 Prozent der Bevölkerung Christen (über 28 Prozent Anhänger charismatischer und Pfingstkirchen, 18 Prozent protestantische Glaubensgemeinschaften, über 13 Prozent römisch-katholisch, über 11 Prozent andere christliche Konfessionen). Knapp 18 Prozent sind Muslime über 5 Prozent gehören traditionellen Religionen an, wobei sich teilweise alles miteinander vermischt.

Ghana           Nigeria

… und zu Nigeria

Nigeria (rechtes Bild) liegt ebenfalls in Westafrika. Es ist mit über 200 Millionen Einwohnern (2018) mit Abstand das bevölkerungsreichste Land Afrikas. In nur 30 Jahren, von 1989 bis 2019, hat sich die Bevölkerungszahl des Landes verdoppelt. Nigerias Bevölkerung soll sich bis Mitte des Jahrhunderts noch einmal auf ca. 400 Millionen verdoppeln. Die Fertilität liegt noch immer bei über 600 Kindern pro 100 Frauen.

Die Wirtschaft des Landes wächst rasant. Seit 2014 ist Nigeria vor Südafrika die größte Volkswirtschaft Afrikas. Es wird von der Weltbank als Schwellenmarkt angesehen.

Auch Nigeria ist ein Vielvölkerstaat. Es leben dort mehr als 250 Ethnien. Es gibt eine kaum überschaubare Vielfalt an religiösen Gemeinschaften. Eine nigerianische Studie ermittelte 2003 Bevölkerungsanteile von 50,5 Prozent Muslimen und 48,2 Prozent Christen. Auch zahlreichen anderen Schätzungen zufolge sind etwa 50 Prozent der Nigerianer Muslime40 bis 46 Prozent Christen. Der restliche Teil bekennt sich zu einer traditionellen afrikanischen Religion.

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