Antiamerikanismus: In keinem anderen westeuropäischen Land ist der Blick auf die USA so negativ wie in Deutschland

Von Jürgen Fritz, Mo. 20. Jan 2020, Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons

Nur noch vier von zehn Bundesbürgern haben eine positive Meinung von den USA, stellt der Bundestagsabgeordnete und sächsische FDP-Landesvorsitzende Frank Müller-Rosentritt in einem aktuellen Gastbeitrag in der Neue Zürcher Zeitung fest. Und er fragt, wie das passieren konnte, handelt es sich bei den USA doch um Deutschlands wichtigsten Partner in der Welt. Damit spricht Müller-Rosentritt ein immens wichtiges Thema an: den gerade in Deutschland tief verwurzelten Antiamerikanismus, der hierzulande schlimmer ist als in jedem anderen westeuropäischen Land.

In keinem anderen europäischen Land ist der Blick auf den transatlantischen Partner so negativ wie in Deutschland

Immer mehr Deutsche stehen der Partnerschaft zu den Vereinigten Staaten von Amerika ablehnend gegenüber, stellt Müller-Rosentritt fest. Doch woher kommt das? Eine der Ursachen sieht der Autor in der Politik der GroKo, genauer der schwarz-roten Regierung. CDU/CSU und SPD müssten sich die Frage gefallen lassen, was für Werte es eigentlich seien, die ihre angeblich „wertegeleitete“ Außenpolitik leite.

37.000 Menschen aus 33 Ländern habe das Pew-Institut (Pew Research Center) kürzlich  repräsentativ befragt und das Ergebnis der Studie sei schockierend: Nur noch 39 Prozent der Deutschen haben eine positive Meinung von den USA, so das Ergebnis. In keinem anderen europäischen Land sei der Blick auf den transatlantischen Partner so negativ. Das Verrückte dabei: Selbst Russland und China kommen besser weg.

Was stimmt nicht mit den Deutschen? Wo kommt dieser Antiamerikanismus her?

Eine andere Umfrage vom britischen Meinungsforschungsinstitut YouGov habe in den USA für Aufsehen gesorgt. YouGov fragte Deutsche, wer ihrer Meinung nach die größte Gefahr für den Weltfrieden darstelle. 41 Prozent der befragten Bundesbürger sahen in Donald Trump, dem Präsidenten eines liberalen, demokratischen Rechtsstaats, eine grössere Gefahr für den Weltfrieden als in Kim Jong Un (17 Prozent), Ali Khamenei (8 Prozent), Wladimir Putin (8 Prozent) und Xi Jinping (7 Prozent).

Hier stellt sich in der Tat die Frage: Was stimmt nicht mit den Deutschen? Wo kommt dieser deutsche Antiamerikanismus her?

Während anderswo eher die politische Linke antiamerikanisch und das rechte Milieu eher amerikafreundlich eingestellt sei, fährt Müller-Rosentritt fort, ziehe sich die Ablehnung in Deutschland durch alle sozialen und politischen Gruppen, und das, obwohl wir Deutschen in jüngster Geschichte zwei Regime erlebt haben, in denen Freiheit und Menschenwürde mit Füssen getreten wurden.

Wertegeleitete Außenpolitik: Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, enge Bindung an die USA und Israel

Die Vereinigten Staaten seien ein Symbol für Freiheit und Wohlstand, auch wenn die amerikanische Demokratie gegenwärtig einen erheblichen Sturm aufgrund ihres Präsidenten zu überstehen habe. „Warum wohl“, fragt der FDP-Politiker, „halten Menschen, die in Hongkong oder Taiwan für ihre Freiheit kämpfen, auch die Fahne der Vereinigten Staaten hoch? Warum weigern sich die mutigen Demonstranten in Iran, auf ihr herumzutrampeln?“

Außenpolitik sei dann gut, wenn sie aus einem integeren und klaren Standpunkt heraus gestaltet werde. Für Deutschland lasse sich ein solcher ganz einfach beschreiben: „Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Freihandel, Rechtsstaatlichkeit, eine starke transatlantische Partnerschaft sowie eine tiefe Solidarität mit Israel.“  Wer sich stattdessen an Mullahs und Autokraten anschmiege und im gleichen Atemzug von einer Emanzipation Europas spreche, der habe sich verirrt, stellt Müller-Rosentritt fest.

Wir müssen an der Seite derer stehen, die für Freiheit kämpfen, nicht an der Seite derer, die Homosexuelle an Baukränen aufhängen

Der schwarz-rote Kurs aber sei „in dieser Hinsicht besorgniserregend. Während Projekte wie Nord-Stream 2 ungeachtet russischer Verstösse gegen das Völkerrecht und die Menschen- und Bürgerrechte munter vorangetrieben werden, wird die Partnerschaft mit den USA bei jeder Gelegenheit infrage gestellt.“ Im Gegensatz zum hierzulande weitverbreiteten Narrativ, Russland sei eine Ordnungsmacht, bleibe festzustellen, dass der Riese im Osten imperialistischen Ziele verfolge.

Auch bezüglich des Iran sollte der Kurs der deutschen Außenpolitik eigentlich klar sein: „Deutschland muss an der Seite derjenigen stehen, die für Freiheit kämpfen, und nicht an der Seite derjenigen, die Homosexuelle an Baukränen aufhängen.“ Es sei keine Option, einem Regime, das einen Marschflugkörper nicht von einem Passagierflugzeug unterscheiden könnte, atomare Bewaffnung zuzugestehen, so der Bundestagsabgeordnete weiter.

Eine deutsche Regierung darf nie auch nur den Anschein von Antiamerikanismus erwecken

Die Bundesregierung dürfe „das antiamerikanische Ressentiment nicht nur hier und da in dürren Worten bedauern“. Sie müsse ihm vielmehr aktiv entgegenarbeiten. Besonders die Unionsparteien seien gefragt. Ihre Außenpolitiker müssten endlich den Rücken gerade machen und dem irrlichternden Koalitionspartner SPD Paroli bieten.

„Seit 70 Jahren behaupten CDU und CSU, das transatlantische Verhältnis gehöre fest zur ihrer politischen DNA.“ Wenn dem wirklich so sei, dann müssten sie diese Haltung auch gegenüber der SPD ohne Wenn und Aber vertreten. Eine deutsche Regierung dürfe nie auch nur den Anschein von Antiamerikanismus erwecken.

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Lesen Sie hier den gesamten Gastbeitrag von Frank Müller-Rosentritt in der NZZ: Deutschlands blühender Antiamerikanismus ist eine Schande.

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