Von Jürgen Fritz, Di. 28. Jul 2020, Titelbild: phoenix-Screenshots
Im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Institute steht die Union etwa 19 Punkte vor den Grünen und 23 Punkte vor der SPD. Grün-Rot-Dunkelrot käme zusammen lediglich auf ca. 40,7 Prozent. Insofern deutet derzeit alles darauf hin, dass die Union auch ab 2021 weiter den Kanzler stellen wird, wie in 52 von 72 Jahren zuvor. Markus Söder hat zwar im Moment in der Wählergunst die Nase vorn, doch es stellt sich die Frage, ob die CDU mit 15 Landesverbänden der CSU mit einem solchen wirklich erstmals dieses Amt überlassen wird. In der CDU gibt es zwei Favoriten für den Parteivorsitz, die auch Ansprüche auf die Kanzlerkandidatur stellen dürften. Wen würden Sie sich von diesen beiden als Kanzler wünschen, fragte INSA exklusiv im Auftrag von The European. Hier das Ergebnis.
So würden die Deutschen derzeit wählen
Betrachten wir zunächst, wie die Bundesbürger im Falle von Bundestagswahlen im Moment votieren würden. Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Dies waren insgesamt sieben. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser sieben einbezogenen Institute (für jedes Institut wurde die jeweils neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller sieben Werte:
- CDU/CSU: 36,5 – 39 % ==> 37,6 %
- GRÜNE: 16 – 20 % ==> 18,7 %
- SPD: 14 – 15,5 % ==> 14,6 %
- AfD: 9 – 11 % ==> 10,0 %
- LINKE: 6 – 8 % ==> 7,4 %
- FDP: 5 – 7 % ==> 5,8 %
- Sonstige: 5 – 7 % ==> 5,9 %

(c) JFB
Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet
Die sieben Institute, die (bezogen auf den mittleren Tag der Befragung) in den letzten 20 Tagen Erhebungen durchführten, welche ausgewertet wurden, waren:
- Forschungsgruppe Wahlen, mittlerer Tag der Befragung: 08.07.2020, telefonische Befragung von 1.226 zufällig ausgewählten Personen
- Allensbach, mittlerer Tag der Befragung: 09./10.07.2020, Face to face – persönlich-mündliche Befragung von 1.237 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen
- Kantar, mittlerer Tag der Befragung: 19.07.2020, telefonische Befragung von 2.031 zufällig ausgewählten Personen
- Infratest dimap, mittlerer Tag der Befragung: 21/22.07.2020, telefonische Befragung von 1.064 zufällig ausgewählten Personen
- Forsa, mittlerer Tag der Befragung: 22.07.2020, telefonische Befragung von 2.504 zufällig ausgewählten Personen
- GMS, mittlerer Tag der Befragung: 24./25.07.2020, telefonische Befragung von 1.003 zufällig ausgewählten Personen
- INSA, mittlerer Tag der Befragung: 25/26.07.2020, internetbasierte Befragung von 2.039 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), hat damit eine recht breite Datenbasis von insgesamt 11.104 Befragten.
Mögliche Regierungskoalitionen
Für eine Mehrheit der Sitze im Bundestag wären (wegen der 5,9 Prozent für sonstige Parteien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern nicht über 50, sondern) über 47 Prozent der Stimmen notwendig.
- Schwarz–Grün: 56,3 %
- Schwarz–Rot: 52,2 %
- Schwarz–Gelb: 43,4 %
- Grün–Rot–Dunkelrot: 40,7 %
Derzeit hätte also sowohl Schwarz-Grün als auch Schwarz-Rot eine klare Mehrheit. Für Schwarz-Gelb würde es nicht reichen und für Grün-Rot-Dunkelrot noch weniger. Damit deutet im Moment alles darauf hin, dass CDU/CSU nach Konrad Adenauer (1949-1963), Ludwig Ehrhard (1963-1966), Kurt Georg Kiesinger (1966-1969), Helmut Kohl (1982-1998) und Angela Merkel (2005-2021), bis 2021 nach dann 52 von 72 Jahren in der Geschichte der Bundesrepublik, auch den nächsten Kanzler stellen werden. Somit stellt sich die Frage: Wer könnte das sein?
Spahn und Röttgen haben bzw. hätten wohl nur Außenseiterchancen
In der Bevölkerung bekommt den größten Zuspruch als möglicher neuer Kanzler seit der Corona-Krise der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder. Ob die große Schwester CDU mit 15 Landesverbänden allerdings dieses Amt erstmals der CSU mit nur einem Landesverband, wenngleich einem sehr großen, zukommen lässt, ist allerdings fraglich und es spricht, wie der Tagesspiegel aktuell feststellt (Was gegen den Bayern als Kanzlerkandidaten spricht: Unter Markus Söder droht der CDU die Verzwergung), durchaus einiges dagegen. Somit stellt sich die Frage, wer denn von den den Politikern der CDU, der mit großem Abstand führenden Partei Deutschlands, der heißeste Kandidat ist.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat schon vor Monaten zurückgezogen und dem NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet den Vortritt gelassen, sich in dessen Team begeben. Laschet hat zwar in der Corona-Krise immer wieder alles andere als eine gute Figur gemacht, weswegen Spahn zuletzt von mehreren Politikern aus der eigenen Partei aufgefordert wurde, doch selbst wieder für den CDU-Vorsitz zu kandidieren, doch das hat dieser abgelehnt. Bleiben die drei bisherigen Kandidaten: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Röttgen werden seit Monaten nur Außenseiterchancen eingeräumt und quasi bei allen Umfragen in der Bevölkerung landet er ganz hinten. Das Ganze scheint sich also zwischen Laschet und Merz zu entscheiden. Daher hat INSA aktuell eine exklusive Umfrage im Auftrag von The European – Das Debattenmagazin durchgeführt. Hier das Ergebnis:
Merz deklassiert Laschet bei allen Wählern …
Gefragt hat INSA im Befragungszeitraum vom 17. bis 20. Juli 2020 insgesamt 2.049 repräsentativ ausgewählte Personen aus Deutschland ab 18 Jahren. Und die Frage lautete, wie man sich entscheiden würde, wenn es nur noch folgende zwei Optionen gäbe, zwischen denen man sich entscheiden müsse, wer der neue Kanzler werden soll: Armin Laschet oder Friedrich Merz, wenn es also zu einer direkten Stichwahl der beiden CDU-Top-Favoriten käme. Alle Unentschlossenen und Andersorientierten (59 Prozent der Befragten), die sich keinen der beiden als Kanzler wünschen, wurden dabei heraus gerechnet und nur die Stimmen gezählt, die bei diesem direkten Duell für einen der beiden abgegeben wurden (dass zum Beispiel die allermeisten Linkspartei-Wähler gar keinen CDU-Politiker als Kanzler haben möchte, dürfte klar sein). Betrachten wir zunächst, was die Gesamtgruppe der Befragten sagte, unabhängig davon, ob sie selbst die Union wählen wollen oder nicht, sich aber einen der beiden als Kanzler gut vorstellen könnten.
Alle Wähler
- Friedrich Merz: 67 %
- Armin Laschet: 33 %
Hier holte Friedrich Merz also mehr als doppelt so viele Stimmen wie Armin Laschet. Diesen können sich, selbst wenn es nur noch zwei Kandidaten gäbe, nur knapp ein Drittel als Kanzler vorstellen. Friedrich Merz dagegen würde in diesem direkten Duell haushoch gewinnen mit mehr als zwei Drittel aller Stimmen, die für diese beiden Kandidaten abgegeben würden.
… und noch mehr bei den CDU- und CSU-Anhängern
Betrachten wir nun, wie die eigenen Anhänger von CDU und CSU abgestimmt haben.
Unions-Wähler
- Friedrich Merz: 72 %
- Armin Laschet: 28 %
Hier ist der Vorsprung sogar noch größer. Laschet erhielte selbst in der CDU/CSU bei nur einem Gegenkandidaten nicht einmal 30 Prozent, ja kaum mehr als ein Viertel der Stimmen, Friedrich Merz dagegen über 70 Prozent. Ja fast drei von vier CDU/CSU-Wählern würden sich ihn im direkten Vergleich mit Laschet als Kanzler wünschen.
Bei den Unionswählern, für die CDU natürlich die mit Abstand wichtigste und auch größte Gruppe liegt also Merz ganz weit vorne. Doch betrachten wir die Wähler der anderen Parteien. Wo kann zum Beispiel Armin Laschet am ehesten überzeugen? Nur in einer einzigen Gruppe liegt Laschet vor Merz, nämlich bei den Anhängern der Linkspartei (mehrfach umbenannte SED). Hier sagen 8 Prozent sie würden in diesem direkten Duell für Laschet stimmen und nur 4 Prozent entschieden sich für Merz.
Merz punktet deutlich mehr bei den Anhängern der CDU, der CSU, der AfD und vor allem der FDP
Bei Grünen-Wählern würden beide miserabel abschneiden mit jeweils nur 5 Prozent. Merz würde Laschet dagegen nicht nur bei den Anhängern der CDU und der CSU, sondern auch bei den FDP-Wählern weit hinter sich lassen, wo er hohe Zustimmung erhält. Und sogar etliche AfD-Wähler dürfte er im Gegensatz zu Laschet zur Union zurück holen können.
Anfang Dezember, also in gut vier Monaten, will die CDU in Stuttgart einen Nachfolger für die derzeitige Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer wählen. Wen die Bürger und Wähler sich wünschen als neuen CDU-Vorsitzenden ist nicht nur in dieser Befragung überdeutlich geworden. Doch gewählt wird der neue CDU-Vorsitzende und damit vielleicht Unions-Kanzlerkandidat von den CDU-Delegierten. Wir werden sehen, wie sie sich entscheiden werden.
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