Tägliche COVID-19-Todesfälle: Deutschland nun weltweit auf Platz 2, direkt hinter den USA

Von Jürgen Fritz, Sa. 19. Dez 2020, Titelbild: Symbolbild, YouTube-Screenshot

Am Mittwoch lag Deutschland bei den täglichen COVID-19-Todesfällen weltweit bereits auf Rang 4, Donnerstag auf Rang 3 und am Freitag nun auf Platz 2, direkt hinter den USA. In dieser Pandemie ging es nie um Gesundheit versus Wirtschaft oder Freiheit versus Freiheitsbeschränkung, sondern immer nur um eines: Vorausschau oder Hinterherschau. Und hier gibt es zwischen den Menschen und den Staaten offensichtlich große Unterschiede.

Deutschland hat die letzten Tage mit die meisten COVID-19-Todesfälle weltweit, inzwischen über 26.000 insgesamt

Die Entwicklung der Pandemie in Deutschland kann kaum anders als erschreckend bezeichnet werden. Betrachten wir die letzten sieben Tage und nehmen nicht die absoluten Todesfallzahlen, sondern die relativen bezogen auf die Einwohnerzahlen der entsprechenden Länder, dann liegen zwar andere wie Ungarn, Österreich, Italien oder Belgien noch vor Deutschland, aber wir haben inzwischen, was die Todesfälle in dieser Woche anbelangt, selbst Länder mit wesentlich mehr Einwohnern, wie Mexiko, Russland und Brasilien überholt, die alle ebenfalls hart von der Pandemie betroffen sind. Von Indien mit knapp 1,4 Milliarden Einwohnern ganz zu schweigen, das derzeit nicht mal halb so viele COVID-19-Todesfälle zu verzeichnen hat.

Von Montag bis Mittwoch lag Deutschland laut den Woldometerdaten, die meist etwas aktueller sind als die vom RKI, jeweils weltweit auf Platz 4, was die neuen Todesfälle anbelangte. Am Montag waren es demnach 481 neue Todesfälle, die verzeichnet wurden, am Dienstag 805 und am Mittwoch 749. Die Gesamtzahl der COVID-19-Todesfälle stieg auf über 24.400:

Worldometer-Screenshot

Am Donnerstag waren es erneut über 700 Todesfälle, die neu gemeldet wurden, und die Gesamtzahl stieg auf über 25.100: Jetzt lag Deutschland sogar schon weltweit auf Rang 3:

Worldometer-Screenshot

Und gestern, am Freitag, wurden fast 840 neue Todesfälle registriert und die Gesamtzahl der COVID-19-Toten stieg auf über 26.000:. Deutschland stieg nun sogar auf Platz 2, direkt hinter den USA, welche die letzten Tage freilich um die 3.000 Corona-Tote pro Tag zu beklagen haben.

Worldometer-Screenshot

Die letzten sieben Tage starben in Deutschland fast 4.200 Menschen infolge einer Infektion mit SARS-CoV-2

Nimmt man nur die Gesamtzahl von ca. 26.000 Todesfällen, so liegt Deutschland nicht unter den zehn ersten Ländern, sondern „nur“ auf Platz 14 weltweit. Das hängt aber damit zusammen, dass wir – zumindest im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – doch relativ gut durch die erste Welle der Pandemie im März, April und dann sehr gut durch den Sommer gekommen sind. Die aktuelle Entwicklung sieht aber ganz anders aus. Die zweite Welle ist jetzt dabei, uns voll zu erwischen und noch immer schaffen wir es nicht, sie richtig zu brechen und das Virus auszutrocknen.

Worldometer-Screenshot

In den letzten sieben Tagen starben laut Worldometer in Deutschland im Schnitt fast 600 Menschen pro Tag (598), also fast 4.200 innerhalb von einer Woche. Das ist halb so viel wie in der gesamten ersten Welle bis Ende Mai.

Auch wenn wir die RKI-Zahlen heranziehen, sehe wir genau die gleiche Entwicklung. Das Robert Koch-Institut verzeichnete die letzten sieben Tage im Schnitt 596 Todesfälle pro Tag, über 4.170 Todesfälle innerhalb von sieben Tagen. In der letzten Kalenderwoche registrierte das RKI erstmals mehr als 3.000 COVID-19-Todesfälle (3.056). In dieser Woche waren es bis einschließlich Freitag bereits 3.665. Wir werden diese Kalenderwoche also, auch wenn die Wochenendzahlen am Samstag und Sonntag deutlich unter 500 bis 800 Toten pro Tag liegen sollten, sicherlich über 4.000 landen, eventuell auch deutlich darüber.

Twitter-Screenshot, Olaf Gersemann, WELT

Japan, Südkorea und Australien haben kaum noch größere Probleme mit der Pandemie

Deutschland sollte sich aber eigentlich nicht mit solchen Ländern vergleichen, die weltweit mit am schlechtesten durch die Pandemie kommen, sondern mit denen, die das Problem mit am besten in den Griff bekommen haben und genau schauen, was diese Länder deutlich besser machen. Das sind insbesondere Japan, Südkorea und Australien.

Diese Länder sind das gesamte Jahr gut durch die Pandemie gekommen und haben auch im Moment keine großen Probleme. Japan und Südkorea liegen wie Deutschland auf der Nordhalbkugel und haben derzeit ebenfalls Spätherbst / Frühwinter.

In ganz Australien (25 Millionen Bewohner) wurden in den letzten sieben Tagen ganze 101 neue Corona-Fälle registriert und seit Anfang November ein einziger Todesfall. Man hat es dort quasi geschafft, das neuartige Virus von dem gesamten Erdteil zu verbannen. Melbourne (im Bundesstaat Victoria), welches wohl das Zentrum der Pandemie auf dem Kontinent war, verbrachte eben aber auch fast fünf Monate insgesamt im Lockdown und alle Einreisenden werden sofort kontrolliert und müssen zwei Wochen in Quarantäne, die überprüft wird. Die anderen Bundesstaaten haben das Infektionsgeschehen schon seit Mitte 2020 im Griff.

Inzwischen können überall Lockerungen durchgeführt werden. Und diese weitgehenden Lockerungen helfen natürlich auch der Wirtschaft. Nach einem starken Einbruch im zweiten Quartal konnte die australische Wirtschaft die Rezession im dritten Quartal 2020 bereits hinter sich lassen und wieder um 3,3 Prozent wachsen.

Es ging nie um Gesundheit versus Wirtschaft, um Freiheit versus Freiheitsbeschränkung, sondern immer um Vorausschau versus Hinterherschau

JFB hat bereits im April darauf aufmerksam gemacht, dass die Kontrastierung hier Gesundheit, dort Wirtschaft eine völlig falsche ist. Der wahre Kontrastierung war immer eine andere, übrigens auch nicht Freiheitseinschränkungen oder keine Freiheitseinschränkungen.

Es ging niemals um Freiheit versus Freiheitseinschränkung. All diese völlig falschen Alternativen wurden aufgemacht aus Unverständnis der eigentlichen Problematik. Worum es in Wahrheit geht und immer ging, ist Vorausschau oder Hinterherschau, vorausdenken und handeln oder im Nachhinein versuchen den bereits eingetretenen Schaden irgendwie noch zu minimieren und das mit viel größerem Aufwand, mit viel größeren gesundheitlichen UND ökonomischen Verlusten.

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