Von Jürgen Fritz, Mo. 28. Dez 2020, Titelbild: BBC-Screenshot
Seit Monaten weist JFB darauf hin, dass die Zahl der tatsächlichen Corona-Todesfälle in fast allen Ländern nicht niedriger, sondern höher liegen dürfte als die offiziell gemeldeten Zahlen, teilweise deutlich höher. Nun hat Russland seine Zahlen besonders drastisch nach oben korrigiert. Nicht ca. 55.000 Menschen sind dort an COVID-19 gestorben, sondern ca. 186.000, also drei- bis viermal so viele. Die Übersterblichkeit ist sogar nochmals deutlich höher bei ca. 250.000.
Russische Behörden korrigieren die Corona-Todesfallzahlen auf das Drei- bis Vierfache nach oben: von 55.000 auf 186.000
Gestern wurde die Zahl der COVID-19-Todesfälle in Russland bei Worldometer noch mit 54.778, also knapp 55.000 angegeben. Doch nun hat das Land seine Zahlen drastisch nach oben korrigiert. Nicht rund 55.000 Menschen seien infolge der Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben, sondern 186.000, also drei- bis viermal so viele! Damit zählt Russland nunmehr die meisten COVID-19-Toten nach den USA (ca. 341.000) und Brasilien (ca. 191.000), die beide deutlich mehr Einwohner haben – die USA mehr als doppelt (2,25 mal) so viele.
Allein im November starben in Russland laut der Statistikbehörde 25.788 mit SARS-CoV-2 infizierte Menschen. Zum Vergleich: In Deutschland waren es nur im November 6.200 bis 6.300, also ein Viertel so viele.
Die Übersterblichkeit in Russland ist nochmals deutlich höher, liegt bei ca. einer viertel Million
Dabei ist die Übersterblichkeit in Russland nochmals deutlich höher, nicht niedriger, wie Pandemieverharmloser und Problemleugner seit nunmehr einem dreiviertel Jahr nicht müde werden zu behaupten. Zwischen Januar und November lag die Übersterblichkeit in Russland der Statistikbehörde zufolge bei 229.700 Todesfällen. Davon seien mehr als 81 Prozent auf Covid-19 zurückzuführen, teilte Vize-Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Bis heute beziehungsweise bis zum Jahresende dürfte die Übersterblichkeit in Russland dementsprechend bei über einer viertel Million liegen, also nochmals deutlich höher als 186.000.
An Heiligabend hatten die russischen Behörden die Zahl der COVID-19-Todesfälle seit Beginn der Pandemie noch mit gut 53.000 angegeben. In die Bilanz flossen bis dahin nur Fälle ein, bei denen Covid-19 durch eine Autopsie als Todesursache zweifelsfrei bestätigt wurde.
Trotz heftiger zweiter Pandemie-Welle will Putin auf weiteren Lockdown verzichten
Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie mehr als drei Millionen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Russland nachgewiesen. Dies ist zwar nach den USA, Indien und Brasilien der höchste Wert, aber die Infektions-Dunkelziffer dürfte in Russland deutlich höher sein als in vielen anderen Ländern. Denn 186.000 Todesfälle bei 3,05 Millionen Infizierten entspräche einer Fallsterblichkeit von 6,1 Prozent. In den USA liegt diese bei 1,7 Prozent, in Indien bei 1,5 und in Brasilien bei 2,6 Prozent (in Deutschland bei 1,8 Prozent). Wenn diese Zahl sehr hoch ist, so deutet dass darauf hin, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten, mithin die Infektions-Dunkelziffer sehr viel höher ist.
Derzeit kämpft Russland mit einer heftigen zweiten Pandemie-Welle. Dennoch will die russische Regierung aus Rücksicht auf die Wirtschaft einen weiteren Lockdown vermeiden. Dabei setzt man im Kampf gegen die Pandemie auf den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V.
Man setzt auf in Russland entwickelte Impfstoffe
Wie viele Menschen in Russland bereits geimpft wurden, haben die Behörden bislang nicht mitgeteilt. Der Impfstoff-Entwickler, das staatliche Gamaleya-Forschungsinstitut, teilte aber mit, dass bisher rund 700.000 Dosen ausgeliefert worden seien. In einer Umfrage des staatlichen Instituts VTsIOM vom Mittwoch hatten allerdings nur 38 Prozent der Befragten in Russland angegeben, dass sie sich gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 impfen lassen wollen.
Indessen will Staatspräsident Wladimir Putin nun mit gutem Beispiel vorangehen und sich mit einem in Russland entwickelten Corona-Impfstoff impfen lassen. Das gab der Sprecher des Kremls, Dmitri Peskow, gestern (27.12.2020) bekannt. In der Vergangenheit hatte Putin betont, dass Sputnik V „effektiv und ungefährlich“ sei, wenngleich nicht für Menschen in seinem Alter. Putin ist 68 Jahre alt.
Der im freiwilligen Programm verabreichte Corona-Impfstoff ist jedoch nicht für Menschen im Alter über 60 Jahre geeignet. Ein Impfstoff für Über 60-Jährige soll nun folgen. „Ich mache das, sobald es möglich ist“, betonte Putin in seiner traditionellen Pressekonferenz, die 2020 im Videoformat stattfand.
Putin zeigt sich seit Ausbruch der Pandemie kaum noch in der Öffentlichkeit
Sputnik V war, trotz Bedenken von internationalen Forschenden, seit Anfang Dezember weltweit zur Impfung freigegeben worden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erwartet demnächst Studienergebnisse zur Wirksamkeit des russischen Impf-Mittels.
Putin selbst zeigt sich seit dem Ausbruch der Pandemie in Russland kaum noch in der Öffentlichkeit. In den vergangenen Monaten war immer wieder über den Gesundheitszustand des Präsidenten spekuliert worden.
Russland korrigiert Zahl der Corona-Toten drastisch nach oben
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