Dimitrov, Rublev und Nadal ohne Satzverlust ins Viertelfinale der Australian Open

Von Jürgen Fritz, Mo. 15. Feb 2021, Titelbild: Eurosport-Screenshot

Die ersten vier Runden der Australian Open sind gespielt. Von 128 gestarteten Herren sind acht übrig geblieben. Die Nr. 3, Dominic Thiem, ist überraschend bereits ausgeschieden, die sechs anderen Top-Favoriten aber haben sich alle durchgesetzt. Doch nur drei Spieler gaben bisher keinen einzigen Satz ab und nur einer hat eine 12:0-Satzbilanz.

Drei erwartete und ein sehr überraschendes Viertelfinale

Der achtfache Melbourne-Champion Novak Djokovic ging als der Top-Favorit auf den Turniersieg in die Australian Open 2021, gefolgt von Daniil Medvedev, Dominic Thiem und Rafael Nadal. Auch Stefanos Tsitsipas, Andrej Rublev und Alexander Zverev wurden sehr stark eingeschätzt. Von diesen Sieben ist in den ersten vier Runden nur Dominic Thiem ausgeschieden. Die Nr. 3 der Weltrang- und Setzliste verlor überraschend glatt gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov im Achtelfinale mit 4:6, 4:6, 0:6 und das nach 3:1-Führung und Spielball zum 4:1 sowohl im ersten wie im zweiten Satz. Aber ab dem 4:6, 3:1 gewann Thiem von den restlichen zwölf Games nur noch eines. Die anderen elf ging alle an Grigor Dimitrov. Der 29-Jährige zieht damit zum sechsten Male in seiner Karriere ins Viertelfinale eines Grand Slam-Turniers ein.

Damit kommt es zu folgenden Viertelfinalbegegnungen:

Das obere und die zwei unteren Partien waren genau so zu erwarten. Hier stehen, nach der Absage des sechsfachen Australian Open-Champion Roger Federer sechs der sieben Top-Spieler der Welt unter den letzten Acht. Das zweite Viertelfinale von oben ist dagegen eine große Überraschung. Statt Dimitrov, der sich in Melbourne in absoluter Top-Form präsentiert, hätte man eigentlich Thiem erwartet und statt dem russischen Qualifikanten Karatsev eher Shapovalov, Schwartzman oder Auger-Aliassime.

Acht Europäer im Viertelfinale, aber kein Brite und kein Franzose

Auffällig dabei: Die acht Spieler, die sich von den 128 gestarteten durchsetzen konnten, sind alle acht Europäer, davon drei Russen. Mit Medvedev und Rublev, den beiden ATP Cup-Siegern, war von vorneherein zu rechnen, Karatsev dagegen ist die Überraschung des Turniers. In der dritten Runde sorgte er bereits für Erstaunen, als er den Weltranglistenneunte Diego Schwartzman glatt in drei Sätzen aus dem Turnier warf. Dann schlug er im Achtelfinale auch noch den ebenfalls klar favorisierten 20-jährigen Auger-Aliassime, nachdem dieser die ersten zwei Sätze schon gewonnen hatte und wie der sichere Sieger aussah.

Weiterhin fällt auf, dass die vier großen Grand Slam-Tennisnationen Großbritannien, USA, Frankreich und USA, die über viele, viele Jahrzehnte das Welttennis geprägt haben, keinen einzigen Spieler im Viertelfinale haben, im Falle von Großbritannien, Frankreich und Australien auch keinen im Achtelfinale.

Andy Murray, der von 2008 bis 2016 der Einzige war, der etliche Jahre zumindest annähernd mit den Big-Three – Federer, Nadal und Djokovic – mithalten konnte und sich als Einziger 2016 und Anfang 2017 für einige Monate sogar an die Position 1 der Weltrangliste schieben konnte, vor Djokovic, Nadal und Federer, kann seit fast vier Jahren nach vielen schweren Verletzungen mit der Weltspitze nicht mehr konkurrieren. Dass der Schotte mit 33, bald 34 Jahren nochmals in die Top-Ten oder gar Top-Five zurückkehrt, ist inzwischen wohl mehr als unwahrscheinlich.

Ganz Nord- und Südamerika kann im Herrentennis seit Jahren nicht mehr mithalten mit den Europäern

Ähnliches gilt für den 32-jährigen Argentinier Juan Martin del Potro., den letzten südamerikanischen Grand Slam-Sieger, der 2009 die US Open gewinnen konnte und insgesamt sechsmal das Halbfinale eines A-Turniers erreichte. Auch er dürfte nach vielen Verletzungen nicht mehr in die Weltspitze zurückkehren. Beide, Murray und del Potro, wurden die letzten Jahre schon schmerzlich vermisst. Südamerika hat zwar mit dem Argentinier Diego Schwartzman aktuell einen Top-Ten-Spieler, dieser kann allerdings bei den großen Turnieren mit den Top-Acht nicht wirklich konkurrieren.

Die USA, die das Herrentennis die meiste Zeit dominierten, haben seit 2003, als Andy Roddick die US Open gewann, schon seit über 17 Jahren keinen Grand Slam-Sieger mehr vorzuweisen. Derzeit haben die Vereinigten Staaten keinen einzigen Top-20-Spieler. Das wäre zu früheren Zeiten unvorstellbar gewesen. Der beste US-Boy ist nun der fast 35-jährige John Isner auf Rang 24, dessen Karriere wohl bald ausklingen dürfte. Die beiden 23-jährigen Taylor Fritz und Reilly Opelka kopfen zwar an die Top-30 bzw. Top-40 an und ein bisschen Potential nach oben ist bei beiden sicherlich noch vorhanden, kommende Top-Ten- oder Top-Acht-Spieler, die auch Grand Slam-Turniere gewinnen könnten, sind sie aber wohl eher nicht.

Auch die Kanadier haben insgesamt doch etwas enttäuscht. Der 21-jährige Denis Shapovalov (12) schied in der dritten Runde überraschend glatt mit 0:3 Sätzen gegen seinen ein Jahr jüngeren Landsmann Felix Auger-Alliassime (19) aus und dieser verlor dann in der nächsten Runde gegen den russischen Qualifikanten Karatsev trotz 2:0 Satzführung. Shapovalov, der im April 22 wird, gehört jetzt schon seit fast drei Jahren zu den 30 Besten der Welt, aber irgendwie gelingt ihm der große Durchbruch bislang nicht. Bei A-Turnieren kam er nur zweimal über die dritte Runde hinaus und nur einmal über die vierte.

Der 20-jährige Auger-Aliassime, ebenfalls ein Riesentalent, erreichte schon sieben Endspiele bei ATP-Turnieren, verlor aber alle sieben. Und bei Grand Slam-Turnieren kam er noch nie über das Achtelfinale hinaus. Ihr älterer Landsmann Milos Raonic, die Nr. 14 der Welt, der 2014 in Wimbledon und 2016 in Melbourne das Halbfinale erreichte und dann in Wimbledon 2016 sogar das Finale und das Jahr als Nr. 3 abschloss, schafft es seit dreieinhalb Jahren aber auch nicht mehr in Top-Ten. Ganz Nord- und Südamerika kann also im Herrentennis mit den Europäern seit Jahren nicht mehr mithalten.

Kein Australier im Achtelfinale der Australian Open

Die Australier selbst warten seit 1976, also seit 45 Jahren, auf einen Sieger im Herrenzeinzel bei ihren offenen australischen Meisterschaften. Die größte Hoffnung der Australier ist sicherlich Alex de Minaur, der übermorgen 22 Jahre alt wird. De Minuar, der spielerisch sicherlich ein großes Potential hat, gewann die letzten zwei Jahre auch vier ATP-Turniere, so im Januar beim D-Turnier in Antalya, den Sprung in die Top-15 oder gar Top-Ten schafft und schafft er aber nicht. Derzeit steht er auf 23. Und bei A-, B- und C-Turnieren konnte noch nie reüssieren. Bei Grand Slam-Turnieren kam er nur zweimal über die dritte Runde hinaus, nämlich bei den US Open 2019 und 2020, wo er einmal das Achtelfinale und einmal das Viertelfinale erreichte. In Melbourne verlor er gegen den zugegeben starken Fognini (17) glatt und chancenlos in drei Sätzen mit 0-3.

Nick Kyrgios, inzwischen schon bald 26 Jahre alt, lieferte in der dritten Runde Dominic Thiem zwar ein großartiges Match, schied aber wieder einmal doch recht früh aus. Schon seit 2014 gilt Kyrgios als Riesentalent. Der damals 19-Jährige erreichte im Sommer 2014 in Wimbledon und dann Anfang 2015 in Melbourne jeweils das Viertelfinale und viele dachten, hier sähen wir einen kommenden Grand Slam-Champion. Das Viertelfinale eines A-Turniers erreichte der Australier aber anschließend nie wieder. Und auch der Sprung in die Top-Ten gelang ihm niemals, nicht eine Woche. Inzwischen steht er mit Mitte Zwanzig nur noch auf Position 47. Auch die Australier können mit diesem Ergebnis, kein einziger Spieler unter den letzten 16, also sicherlich nicht zufrieden sein.

Kein Asiate und kein Afrikaner in der zweiten Runde, die Europäer spielen von nun an unter sich

Nicht nur schwach, sondern katastrophal ist das Abschneiden der Asiaten und Afrikaner. Kein einziger überstand auch nur die erste Runde. Keiner schaffte es unter die letzten 64. Der 31-jährige japanische Superstar Kei Nishikori, der von 2014 bis 2019 die meiste Zeit zu den Top-Ten gehörte, zeitweise sogar zu den Top-Five, steht inzwischen nur noch auf 42. Damit gibt es keinen einzigen Asiaten mehr unter den 40 Besten der Welt. Nishikori stand 2014 im Finale der US Open, später, 2016 und 2018, noch zweimal im Halbfinale. Bei den Australian Open stand er die letzten sechsmal, wenn er seit 2013 antrat, jedes Mal im Achtel- oder Viertelfinale. Dieses Jahr schied er in der ersten Runde aus.

Nicht besser erging es seinem 25-jährigen Landsmann Yoshihito Nishioka. Der steht derzeit auf 58 im ATP-Ranking Auch für ihn kam, wie auch für alle anderen Asiaten, das Aus schon in der ersten Runde.

Ebenso schieden die beiden Südafrikaner Kevin Anderson (81),  inzwischen fast 35 Jahre alt, und Lloyd Harris (91) gleich in der 128er Runde aus. Damit spielen die Europäer die zweite Woche der Australian Open ganz unter sich aus.

Mein Top-Favorit in der oberen Hälfte: Alexander Zverev

Durchgekämpft, ja durchgequält hat sich der Titelverteidiger und achtfache Australian Open-Sieger Novak Djokovic, der sich schon in der zweiten Runde gegen Tiafoe schwer tat, über dreieinhalb Stunden gehen und schon da seinen ersten Satzverlust hinnehmen musste. Richtig dramatisch wurde es dann in der dritten Runde gegen Taylor Fritz, als der Serbe sich zu Beginn des dritten Satzes bei einer extremen Streckbewegung rechts oberhalb der Hüfte verletzte, dann Satz drei und vier verlor und sich im fünften Satz unter starken Schmerzen förmlich durchbiss. Auch im Achtelfinale wirkte er nicht so souverän wie sonst, machte wieder Fehler von der Grundlinie, die man so von ihm kaum kennt, und gab gegen Raonic wieder einen Satz ab, spielte zwar besser als in der dritten Runde, bewegte sich aber nicht völlig frei.

Alexander Zverev zeigte sich in allen seinen vier Matches in glänzender Form, gab nur einen einzigen Satz in Runde eins ab und ist für mich in der oberen Hälfte der Top-Favorit auf den Einzug ins Finale.

Dimitrov, Rublev und Nadal ohne Satzverlust durch die ersten vier Runden

Nur drei Spieler gaben bisher keinen einzigen Satz ab, wobei Grigor Dimitrov und Andrey Rublev von der Aufgabe ihrer Gegner profitierten und Stefanos Tsitsipas zu seinem Achtelfinale nicht einmal antreten musste, da sein Berrittini wegen Verletzung zurückziehen musste.

Satzbilanz nach den ersten vier Runden bis zum Einzug ins Viertelfinale (in Klammern die Bilanz der Games):

  1. Rafael Nadal: 12-0 (74-36, +38)
  2. Andrej Rublev: 110 (69-42, +27)
  3. Grigor Dimitrov: 100 (63-29, +34)
  4. Alexander Zverev: 121 (81-50, +31)
  5. Daniil Medvedev: 122 (80-43, +37)
  6. Aslan Karatsev 122 (76-42, +34)
  7. Stefanos Tsitsipas: 92 (66-33, +33)
  8. Novak Djokovic 124 (92-66, +26)

Die größte Mühe hatte also bisher der seit der dritten Runde körperlich angeschlagene Novak Djokovic, der aber auch schon in der zweiten Runde gegen Frances Tiafoe nicht wenig Probleme hatte und da schon über vier Sätze und 3:30 Stunden gehen musste. Nadal, Rublev und Dimitrov gaben dagegen in vier Matches keinen einzigen Satz ab, wobei Dimitrov und Rublev von Spielaufgaben ihrer Gegner profitierten.

Dimitrov, Rublev und Tsitsipas profitierten von der Spielaufgabe bzw. dem Zurückziehen ihrer Gegner

Grigor Dimitrov hatte in der ersten Runde sehr überzeugend den US Open Champion von 2014 sowie Wimbledon-Finalist (2017) und Australian Open-Finalisten (2018) Marin Cilic überraschend glatt in drei Sätzen. In der dritten Runde gab der im Vorfeld stark eingeschätzte Pablo Carreno-Busta, die Nr. 16 der Welt, aber nach nur 38 Minuten und 0-6, 0-1 auf. Schon im ersten Satz rief Carreno Busta die Physios auf den Platz und ließ sich behandeln. Hier wurde Dimitrov also nicht ansatzweise gefordert. Im Achtelfinale stellte dann Dominic Thiem nach eineinhalb bis zwei Sätzen die Gegenwehr auf, so dass Dimitrov auch hier maximal halb gefordert wurde. Dies macht sich in der Gesamtspielzeit von gerade mal 397 Minuten (6,6 h) für vier Runden deutlich bemerkbar.

Auch Andrey Rublev profitierte von der Spielaufgabe seines Achtelfinal-Gegners Casper Ruud (28 der Weltrangliste), der nach zwei Sätzen und 1:17 h Spielzeit beim Stand von 6:2, 7:6 für Rublev aufgeben musste.

Und dann fiel auch noch das mit großer Spannung erwartete Achtelfinale Tsitsipas – Berrettini (10) ins Wasser, weil der Italiener wegen einer Bauchmuskelverletzung, die er sich in der Endphase seiner Drittrundenpartei gegen Khachanov (20) zugezogen hatte, gar nicht erst antreten konnte. Somit musste Stefanos Tsitsipas sogar nur zu drei Matches antreten bisher. Dies ist natürlich ein deutlicher Wettbewerbsvorteil vor allem für Dimitrov und Tsitsipas, die bedingt durch die Aufgabe bzw. das Zurückziehen ihrer Gegner viel Energie einsparen konnten. Gerade für Tsitsipas, der in den ersten drei Runden bereits 7,6 Stunden auf dem Platz stand und heute gegen einen gesunden Berrittini womöglich nochmals drei, vier Stunden dazugekommen wären, ist das ein großer Vorteil.

Djokovic musste mit Abstand am längsten spielen, um das Viertelfinale zu erreichen

Generell ist die Gesamtspielzeit ein wichtiger Faktor, wenn man ein Grand Slam-Turnier gewinnen möchte. Denn wer in den ersten drei, vier Runden schon zu viel Energie lässt, für den wird es umso schwerer, sieben Runden erfolgreich zu bestehen, weil dann oft irgendwann einfach die Energie ausgeht. Und so viel Spielzeit verbrachten die acht Viertelfinalisten der Herren bis einschließlich dem Achtelfinale auf dem Court:

  1. Grigor Dimitrov: 397 Minuten (6,6 h)
  2. Andrey Rublev: 399 Minuten (6,65 h)
  3. Stefanos Tsitsipas: 458 Minuten (7,6 h)
  4. Daniil Medvedev: 486 Minuten (8,1 h)
  5. Rafael Nadal: 489 Minuten (8,15 h)
  6. Aslan Karatsev: 508 Minuten (8,5 h)
  7. Alexander Zverev: 530 Minuten (8,8 h)
  8. Novak Djokovic: 682 Minuten (11,4 h)

Wir sehen: Dimitrov, Rublev und Tsitsipas mussten nicht einmal acht Stunden spielen, um unter die letzten Acht zu kommen, alle anderen acht bis neun Stunden, was ebenfalls sehr wenig ist, wenn man tatsächlich vier Matches spielen muss, ohne dass der Gegner vorzeitig aufgibt. Doch es gibt eine Ausnahme:

Novak Djokovic stand mit fast elfeinhalb Stunden fast fünf Stunden länger auf dem Platz als Dimitrov und Rublev und gut zweieinhalb Stunden länger als sein nächster Gegner Alexander Zverev. Der Serbe hat also gerade für seine Verhältnisse ungewöhnlich viel Energie gelassen in den ersten vier Runden. Zudem dürfte ihm seine Bauchverletzung weiter zusetzen, was die Siegchancen von Alexander Zverev meines Erachtens deutlich erhöht.

Zverev und Medvedev in glänzender Verfassung und mit großen Chancen auf den Turniersieg

Ich halte Zverev, der sich in glänzender Verfassung zeigt und dessen Bauchmuskelprobleme, die ihn zu Beginn des Turniers noch plagten, offensichtlich besser geworden sind, für den Top-Favoriten in der oberen Hälfte. Spielt er so weiter und bleibt gesund, wird er meines Erachtens ins Finale einziehen. In der Night-Session trifft er morgen im Kracher-Viertelfinale gegen ca. 21 Uhr Ortszeit ( ca. 11 Uhr MEZ) auf den Weltranglistenersten, Titelverteidiger und achtfachen Australian Open-Sieger Novak Djokovic. Meine Prognose: Er wird ihn schlagen und anschließend auch Grigor Dimitrov (21), der sich in Melbourne in absoluter Top-Form zeigt und den ich gegen den überraschend starken Qualifikanten Karatsev (die Nr. 114 der Welt) favorisiere.

Die untere Hälfte ist deutlich stärker bestückt. Hier haben wir nun vier absolute Top-Spieler, die alle das Zeug haben, das Turnier zu gewinnen. Besonders interessant dürfte das Duell der beiden Russen Rublev gegen Medvedev werden. Die meisten sehen hier Medvedev doch recht deutlich mit etwa 70:30 vorne. Ich sehe diese Partie recht offen, mit nur leichten Vorteilen für Medvedev. Denn der 25-Jährige könnte nach seinen drei Turniersiegen in Folge in Paris-Bercy (B) und den ATP Finals (B+) im November und dem Sieg mit Russland im ATP Cup (C) Anfang Februar irgendwann mental müde werden, zumal Rublev nochmals eineinhalb Stunden weniger auf dem Court stand. Medvedevs Matchbilanz seit November von 15-0 mit sage und schreibe zehn Siegen über Top-Ten-Spieler ist natürlich sehr beeindruckend.

Außerdem spricht die bisherige Bilanz gegen den 23-jährigen Rublev, klar für Medvedev, der alle drei Matches auf der ATP Tour klar für sich entscheiden konnte und noch nie auch nur einen Satz gegen Rublev abgab. Gleichwohl sehe ich diesen auf Grund seiner derzeitigen Form und vielleicht auch der größeren körperlichen und geistigen Frische bei mehr als nur 30 Prozent Gewinnchance. Ich würde sehr gerne sehen, was passiert, wenn er es schafft, den ersten oder zweiten Satz für sich zu entscheiden und seinen Landsmann innerlich aus dem Gleichgewicht zu bringen, sich womöglich sogar in einen Rausch spielt. Also hier mein leichter, aber nicht klarer Favorit: Medvedev.

Nadal kann auch in Melbourne diese Woche jeden schlagen

Bei Tsitsipas gegen Nadal sehe ich – auch wenn Tsitsipas durch das Nichtantreten von Berrittini heute viel Energie sparte, was ein klarer Vorteil für ihn ist – gleichwohl den Spanier vorne, der sich in einer absoluten Klasseform präsentiert in Melbourne und hier so stark ist wie selten zuvor. Gegen den 22-jährigen Griechen wird für ihn ein schweres Match, aber er sollte diesen schlagen könnnen.

Auch ein Halbfinale gegen Medvedev (oder Rublev) sehe ich hier vollkommen offen. Generell ist Medvedev auf einem schnellen Hartcourt sicherlich leicht im Vorteil, aber Rafa ist in Top-Form und wozu er fähig ist, wenn er einen großen Titel unbedingt haben will, haben wir etliche Male gesehen. Es wäre übrigens sein 21. Grand Slam-Triumph, womit er alleiniger Rekordhalter wäre. Das wird ihn mit Sicherheit nochmals zusätzlich motivieren. Daher mein Tipp: Wenn es gut für ihn läuft, der Körper, insbesondere der Rücken keine Probleme macht, kann er auch Medvedev (oder Rublev) im Halbfinale und Zverev im Endspiel schlagen.

Der 13-fache French Open- und Australian Open Champion von 2009 ist für mich auf jeden Fall neben Medvedev und Zverev einer der drei Top-Favoriten auf den Turniersieg, knapp vor Rublev. Einer dieser Vier wird das Turnier gewinnen, mit Tendenz zu Zverev, Medvedev und Nadal.

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