Von Jürgen Fritz, Do. 18. Mrz 2021, Titelbild: Tagesspiegel-Screenshot
Die 7-Tage-Inzidenz ist schon wieder auf über 95 gestiegen. Die dritte Welle der Pandemie rollt auf uns zu. Dabei nimmt die ansteckendere Corona-Virusvariante B.1.1.7 immer mehr Überhand. Ihr Anteil betrug laut RKI schon letzte Woche über 72 Prozent. Auf Grund dieses hohen Anteils sei weiter mit einem exponentiellen Anstieg der COVID-19 Fälle zu rechnen. 52 Prozent der Deutschen sind schon jetzt für eine sofortige Rückkehr in den Lockdown.
Sieben-Tage-Inzidenz schon wieder über 95, bald bei über 100
Das Ziel war eigentlich, die Corona-Sieben-Tage-Inzidenz auf unter 35 zu bekommen. Doch dann gab man dieses Ziel auf, als man merkte, dass es zu anstrengend wurde und man Gefahr lief, größere Teile der Bevölkerung zu verlieren, was auch mit Fehlern über Fehlern über mehr als ein Jahr hin in der Pandemiebekämpfung zusammenhing. Ein Bundesgesundheitsminister, der sich letztlich als unfähig herausstellte. Eine Kanzlerin, die ihren Minister anwies, die Impfstoffbeschaffung an die wohl unfähigste Institution abzugeben, die man sich nur vorstellen kann: die EU. Ministerpräsidenten, die teilweise über viele Monate die Problematik nur zum Teil erfasst hatten, sich nicht an gemeinsame Beschlüsse hielten. Eine Kanzlerin, die auf ihren Ruhestand wartet und kaum noch irgendetwas durchsetzen kann. Und eine Bevölkerung, die keine Lust mehr hatte auf diesen ganzen nie aufhörenden Schlamassel. Also führte man frühzeitige Öffnungen und Lockerungen durch. Das Ergebnis sehen wir nun.

Die dem RKI am 18.03.2021 gemeldeten und von diesem am 19.03.2021 veröffentlichten Zahlen, WELT-Grafik
Die Sieben-Tage-Inzidenz dürfte in wenigen Tagen bereits die Grenzmarke von 100 überschreiten. Dann geht das ganze Theater wieder von vorne los. Dabei hat laut dem Robert Koch-Institut (RKI) die noch ansteckendere B.1.1.7.-Mutation längst das Kommando übernommen und dominierte die Corona-Pandemie in Deutschland schon letzte Woche zu über 72 Prozent.

RKI
Christian Drosten: Die epidemiologische Lage ist momentan nicht gut in Deutschland
Angesichts dieser auf uns zurollenden dritten Welle der Pandemie in Deutschland bedauert der Virologe Christian Drosten die Entwicklungen um Astrazeneca mit ausgesetzten Impfungen und knapperen Liefermengen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat am Montag eine Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca empfohlen. JFB berichtete ausführlich darüber. Im Moment solle man vor allem daran denken, „dass wir diese Impfung brauchen“, betonte Drosten am Dienstag im Podcast Coronavirus-Update bei NDR-Info. Die epidemiologische Lage sei momentan nicht gut in Deutschland.
„Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum“, meinte der Virologe, auch mit Blick auf die düstere Prognose des RKI von vor einigen Tagen zu einem befürchteten starken Anstieg der Neuinfektionszahlen. Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf „drastisch erschweren“ wegen der Mutante, erwartet Drosten. Besonders „brenzlig“ werde es für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahre.
52 Prozent der Deutschen für eine sofortige Rückkehr in den Lockdown
Bund und Länder hatten eigentlich eine Notbremse vereinbart, dass Lockerungen zurückgenommen werden, wenn in einer Region die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 überschritten wird. Geschäfte und Friseure müssten erneut schließen. Einzelne Landkreise in Brandenburg und Rheinland-Pfalz, die diesen Wert überschritten haben, halten sich jedoch nicht daran. Auch in Italien wurde ab Montag der dritte Lockdown verhängt. In zehn Regionen wurden neben Bars und Restaurants auch erneut Geschäfte, Kultureinrichtungen, Schulen und Kitas geschlossen.
Aufgrund erneut steigender Corona-Inzidenzwerte in Deutschland fordern Intensivärzte, dass Lockerungen zurückgenommen werden. So sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin am Montag im Sender rbb: „Von den Daten, die wir jetzt haben und sehen und mit dem Durchsetzen der britischen Mutante würden wir sehr stark dafür plädieren, jetzt sofort wieder in einen Lockdown zu gehen, um einfach eine starke dritte Welle zu verhindern.“
Diese Auffassung schließen sich laut Civey 52 Prozent der Deutschen an. 41 Prozent der Befragten sind dafür, die Lockerungen beizubehalten und nicht in den Lockdown zurückzukehren. 7 Prozent sind in dieser Frage unentschieden.
Anhänger von CDU/CSU, SPD und Grüne klar für sofortigen Lockdown, FDP- und AfD-Anhänger klar dagegen
Interessant ist dabei, wie sich die Befürworter einer sofortigen Rückkehr zum Lockdown und die Gegner auf die Anhänger der Parteien verteilen:
Sollte Deutschland sofort wieder in einen Lockdown zurückkehren, um eine heftige dritte Corona-Welle zu verhindern?
So antworten die Anhänger der …
- CDU/CSU: 62,7 % Ja – 8,4 % Unentschieden – 28,9 % Nein
- SPD: 59,7 % Ja – 5,6 % Unentschieden – 34,7 % Nein
- Grüne: 59,1 % Ja – 8,5 % Unentschieden – 32,4 % Nein
- Linke: 50,3 % Ja – 5,6 % Unentschieden – 44,1 % Nein
- Sonstige: 31,9 % Ja – 4,2 % Unentschieden – 63,9 % Nein
- FDP: 18,9 % Ja – 5,6 % Unentschieden – 77,4 % Nein
- AfD: 13,4 % Ja – 5,6 % Unentschieden – 84,3 % Nein
Während wir also bei den Anhängern von CDU/CSU, SPD und den Grünen, die über zwei Drittel der Wahlberechtigten und Wahlwilligen ausmachen, eine klare Mehrheit von um oder sogar über 60 Prozent sehen, die für eine sofortige Rückkehr in den Lockdown sind, und ein knappe Mehrheit von über 50 Prozent den Anhängern der Linkspartei, sind es bei den Anhängern der sonstigen Parteien, der FDP und der AfD, die etwa ein Viertel der Wahlwilligen ausmachen, eine klare Ablehnung der sofortigen Rückkehr in den Lockdown. Bei der FDP lehnen dies sieben von neun Anhängern ab, bei der AfD sogar bei fünf von sechs.
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