71 Prozent halten Laschet für ungeeignet, 74 Prozent Baerbock

Von Jürgen Fritz, Sa. 28. Aug 2021, Titelbild: ARD-/ZDF-Screenshots

Vier Wochen vor der Bundestagswahl stürzen sowohl CDU/CSU als auch die Grünen immer tiefer. Die Union verliert in sechs Wochen mehr als 6 Punkte, fällt auf den niedrigsten jemals errechneten Wert. Die Grünen verlieren in dreieinhalb Monaten 9 Punkte, während die SPD auf ihren höchsten Wert seit fast vier Jahren steigt. Alle drei Entwicklungen hängen vor allem mit den drei Kanzlerkandidaten zusammen – mit weitreichenden Folgen.

Der Absturz der Union und der Grünen hat Gründe

Es wird immer noch deutlicher, was man seit Monaten schon sehen konnte: Sowohl die Grünen als auch die CDU haben sich mit ihrem jeweiligen Kanzlerkandidaten vollkommen vergriffen. Und das rächt sich nun immer mehr – zum Vorteil der SPD, die schon völlig darniederlag, völlig abgeschlagen auf dem dritten Platz, Anfang 2020 sogar mit unter 13 Prozent hinter der AfD auf Platz vier. Auch 2021 lag die SPD über Wochen und Monate hinweg immer wieder unter 15 Prozent, war nicht mal halb so stark wie CDU/CSU und zweitweise, so Ende April / Anfang Mai, mehr als zehn Punkte hinter den Grünen. Doch seitdem die Grünen am 19. April Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert haben, was ganz kurz sogar zu einem Hype führte, dauerte es nur ein wenige Wochen, bis es für die Grünen bergab ging, sobald die ersten Skandal und Skandälchen um die Grünen-Kandidatin publik wurden.

Für die Union ging es sofort schlagartig nach unten, nachdem die CDU am 20. April verkündete, dass sie nicht mit Markus Söder (CSU), sondern mit Armin Laschet (CDU) als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf ziehen möchte. Unmittelbar darauf brachen die Werte der Union um 5 bis 6 Punkte ein. Zwar konnten CDU/CSU sich in den folgenden zwei Monaten wieder erholen, aber nachdem Armin Laschet Mitte Juli dabei gefilmt wurde, wie er mitten im Krisengebiet der Hochwasserkatastrophe feixend lachte, ging es für die Union auf einen absoluten Tiefpunkt, den man nicht für möglich gehalten hätte. Stand sie vor gut einem Jahr noch nahe bei 40, so fiel sie inzwischen unter 23 Prozent. Denn eines ist die letzten Wochen und Monate überdeutlich geworden: Mehr als 70 Prozent der Deutschen halten sowohl Laschet als auch Baerbock für das Amt des Bundeskanzlers für völlig ungeeignet, im Falle von Baerbock sogar fast 75 Prozent:

71 Prozent halten Laschet als Kanzler für ungeeignet, Baerbock sogar 74 Prozent

Laut Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer antworteten die Befragten in einer repräsentativen Erhebung: Als Bundeskanzerl*in ist geeignet …

  1. Scholz: 65 % Ja (+6), 30 % Nein (-3)
  2. Laschet: 25 % Ja (-3), 71 % Nein (+4)
  3. Baerbock: 22 % Ja (-1), 74 % Nein (+4)

Während also Olaf Scholz (SPD) sehr ordentliche Werte erhält – fast zwei Drittel halten ihn für geeignet, nur knapp ein Drittel für ungeeignet -, sieht es bei Laschet und Baerbock völlig entgegengesetzt aus. Nur jeder Vierte traut Armin Laschet (CDU) dieses Amt zu und kaum mehr als jeder Fünfte Annalena Baerbock (Die Grünen). Mehr als 70 Prozent sagen klipp und klar: Laschet kann das nicht und bei Baerbock sind es sogar drei von vier.

Als BK geeignet

ZDF-Screenshot

Laschet und Baerbock kommen in der K-Frage zusammen nicht einmal auf ein Drittel der Stimmen

Das sind unfassbar schlechte, ja desaströse Werte. Und diese zwei offensichtlich völlig fehlbesetzten Kandidaten ziehen ihre eigenen Parteien massiv nach unten und verhelfen der SPD zu einem gänzlich unerwarteten Aufschwung von Anfang 2020 noch 13 auf nun über 22 Prozent. Dabei hat die SPD im Grunde nur eine einzige Sache richtig gemacht: Sie hat natürlich nicht einen der beiden Parteivorsitzenden, Saskia Esken oder Norbert Walter-Borjans, welche die SPD-Mitglieder als Bundesvorsitzende haben wollten und gegen Scholz gewählt haben!, als Kanzlerkandidat nominiert, sondern Olaf Scholz, der großen Teilen der Bevölkerung gut vermittelbar ist.

Und so sagen – angesichts der völlig uninteressanten Alternativen, Laschet und Baerbock – inzwischen 49 Prozent, dass sie, wenn bloß diese Drei zur Auswahl stehen, dann am liebsten Scholz als Kanzler haben würden.

K-Frage

ZDF-Screenshot

Laschet und Baerbock kommen dagegen zusammen nur auf knapp ein Drittel aller Stimmen. Baerbock will nicht mal jeder Sechste! Das heißt, selbst Unions- und Grünenwähler wollen teilweise lieber Scholz als Kanzler als den Kandidaten der Partei, die sie wählen. Laschet und Baerbock können nicht mal die Wähler ihrer Parteien wirklich überzeugen, geschweige denn, dass sie größere Zustimmung bei den Anhängern anderer Parteien erhalten würden, insbesondere von Wählern der FDP, der AfD, der Linkspartei (SED) und von kleineren Parteien, wie Freie Wähler, Die Partei, Tierschutzpartei etc.

Baerbock und Laschet werden von den zehn wichtigsten Politikern in Deutschland am schlechtesten von allen bewertet

Von den zehn Politikern, die in Deutschland als die derzeit wichtigsten angesehen werden (Kanzlerin, Bundesfinanz-, Innen-, Außen- und Gesundheitsminister sowie die Parteivorsitzenden von CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP) werden Baerbock und Laschet am schlechtesten von allen bewertet:

Bewertung wichtiger Politiker

Wahlen.de-Screenshot

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Außenminister Heiko Maas (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werden auf einer Skala von +5 bis -5 insgesamt negativ bewertet, was bereits alarmierend ist. Baerbock und Laschet liegen aber nochmals deutlich hinter diesen auf den letzten Plätzen, wobei Laschet in den letzten zwei Wochen sogar noch hinter Baerbock zurückfiel. Und ausgerechnet diese beiden haben Die Grünen und die CDU als Kanzlerkandidaten nominiert. Könnte es noch größere Fehlgriffe geben?

Dabei hätten sowohl die Grünen als auch die Union jeweils einen Politiker in ihren Reihen, die von den Wählern ähnlich gut bewertet werden wie Olaf Scholz: der andere Grünen-Vorsitzende Robert Habeck und der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder (Friedrich Merz taucht hier nicht auf, da er ohne ein entsprechendes politisches Amt (noch)nicht zu den zehn wichtigsten Politikern in Deutschland gehört).

Mit etwas mehr Auswahl kämen Baerbock und Laschet nicht einmal auf 10 Prozent, lägen beide hinter Lindner und knapp vor Weidel

Wie negativ Baerbock und Laschet von den Wählern gesehen werden, sieht man noch deutlicher, wenn nicht nur die drei Kanzlerkandidaten der Union, der SPD und der Grünen zur Auswahl gestellt werden, sondern diese etwas erweitert wird auf acht Kandidaten. Laut Yougov präferieren die Deutschen bei diesem etwas ausgeweiteten Angebot dann zwar immer noch Olaf Scholz (SPD), der kommt jetzt aber nicht mehr auf knapp die Hälfte der Stimmen, sondern nur noch auf ein gutes Viertel dieser:

  1. Scholz (SPD): 26 % (+6)
  2. Lindner (FDP): 10 %
  3. Baerbock (GRÜNE): 9 % (-4)
  4. Laschet (CDU): 8 % (-7)
  5. Weidel (AfD): 5 %
  6. Bartsch (LINKE): 2 %
  7. Chrupalla (AfD) und Wissler (LINKE): je 1 %
  8. Keiner davon: 26 %
Kanzlerfrage-YouGov

Wahlen.de-Screenshot

Baerbock und Laschet landen hier also sogar hinter Christian Lindner (FDP) und nur knapp vor Alice Weidel (AfD). Auch das zeigt, wie sehr diese beiden Kandidaten extreme Fehlgriffe ihrer Parteien darstellen.

Durch die Aversion gegen Laschet und Baerbock entsteht eine Wechselstimmung: Die Deutschen wollen jetzt eine SPD-geführte Bundesregierung mit Scholz als Kanzler

Und die miserablen Werte für Armin Laschet wirken sich nicht nur auf die CDU und die CSU aus, deren Wählerzuspruch massiv zurückgegangen ist, sondern das Ganze geht noch tiefer: Es ist nämlich eine Wechselstimmung entstanden. Wie die von Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer aktuell erhobenen Daten, hier von Wahlen.de sehr schön dargestellt, zeigen, wollen die Wähler inzwischen am ehesten eine SPD-geführte neue Bundesregierung:

  1. Rot-Grün-Gelb (rote Ampel-Koalition): 37 % zu 41 % gut bzw. schlecht, insgesamt: -4
  2. Rot-Grün-Dunkelrot: 37 % zu 47 %, insgesamt: -10
  3. Schwarz-Rot-Gelb (Deutschland-Koalition): 28 % zu 50 %, insgesamt: -22
  4. Schwarz-Grün: 27 % zu 56 %, insgesamt: -29
  5. Schwarz-Rot: 25 % zu 53 %, insgesamt: -28
  6. Schwarz-Grün-Gelb (Jamaika-Koalition): 24 % zu 57 %, insgesamt: -33
  7. Grün-Rot-Gelb (grüne Ampel): 24 % zu 61 %, insgesamt: -37
  8. Grün-Rot-Dunkelrot: 22 % zu 64 %, insgesamt: -42
  9. Schwarz-Blau: 10 % zu 80 %, insgesamt: -70
Bewertung von Koalitionen

Wahlen.de-Screenshot

Hier kann man deutlich sehen, dass sich die Deutschen mit diesen drei Kanzlerkandidaten am liebsten eine SPD-geführte Regierung wünschen und zwar eine rote Ampel: SPD + Grüne + FDP. Die zweitliebste Regierungskoaliton wäre dann schon Rot-Grün-Dunkelrot. Das heißt, die Laschet Union ist dermaßen unbeliebt, dass sogar eine Regierungsbeteiligung der Linkspartei (SED) unter einem Kanzler Scholz einer Unions-geführten Bundesregierung unter dem Kanzler Laschet vorgezogen wird.

Auch eine Bundeskanzlerin Baerbock wird von den meisten Wähler ganz ersichtlich regelrecht gefürchtet. Während eine rote Ampel mit Scholz als Kanzler derzeit das präferierte Modell ist, rangiert eine grüne Ampel mit Baerbock als Kanzlerin weit hinten auf Rang sieben und wird weit negativer bewertet (minus 37 statt minus 4). Das Gleiche gilt für eine linksradikales Bündnis Rot-Grün-Dunkelrot bzw. Grün-Rot-Dunkelrot. Mit Scholz als Kanzler wird dies mit minus 10 relativ gut bewertet, mit Baerbock als Bundeskanzlerin aber mit minus 42 extrem schlecht. Schlechter kommt nur noch die Option Union + AfD weg.

Fazit: Die Union und Die Grünen haben beide ein großes Problem

All diese Daten zeigen überdeutlich: Die wahlberechtigten Deutschen wollen auf keinen Fall Laschet oder Baerbock als Bundeskanzler bzw. Bundeskanzlerin. Wenn sie sonst keine Auswahl haben, dann wandern offensichtlich viele in dieser Not zur SPD ab.

Denn Laschet und Baerbock sind beide nicht in der Lage, zusätzliche Wähler zu den ohnehin schon sicheren Stammwählern zu ihren Parteien hin zu ziehen, ganz im Gegenteil: Sie stoßen beide sogar Wahlberechtigte ab, die eigentlich eine Präferenz für die Union bzw. für die Grünen hätten, wenn sie nicht die Gefahr sähen, dass dann einer dieser beiden das höchste deutsche Regierungsamt übernehmen könnte und 70 bis 75 Prozent der Deutschen diese beiden Kandidaten als völlig ungeeignet ansehen.

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