Von Jürgen Fritz, So. 19. Sep 2021, Titelbild: ARD-Screenshot
Wer wissen will, wie es um den zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk und überhaupt um den deutschen Journalismus und die Massenmedien bestellt ist, der muss sich nur folgende symptomatische Begebenheit zu Gemüte führen. Jens Spahn (CDU) war letzten Sonntag bei Anne Will (ARD) in ihrer Sendung und sagte dort folgendes …
Will (ARD) stellt Spahn (CDU) vor Millionen Zuschauern als Verschwörungsgläubigen dar
Jens Spahn: „Bis vor zwei, drei Tagen hieß es, Frau Esken (die SPD-Vorsitzende, jf) würde heute kommen. Diejenigen in ihrer Partei, die gerne mit der Linkspartei koalieren wollen, die werden irgendwie versteckt jetzt die letzten zwei, drei Wochen. Die dürfen gar nicht mehr auftreten.“

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Daraufhin fällt Anne Will Spahn sofort laut ins Wort: „Nein, Frau Esken hat abgesagt“, was ja gar kein Widerspruch zu der Behauptung von Spahn ist, denn Will weiß ja offensichtlich nicht die tatsächlichen Gründe, warum Esken abgesagt hat. Diese gab wohl offiziell Terminprobleme an. Die Frage ist aber doch, ob man Esken innerhalb der SPD nicht signalisiert hat, „Tue uns bitte den Gefallen und halte dich die letzten Wochen vor der Wahl mit öffentlichen Auftritten etwas zurück, geh zumindest nicht mehr in Sendungen mit Millionenpublikum, das könnte uns nämlich viele Stimmen kosten“. Das „Nein“ von Will passt also gar nicht, ist völlig ungerechtfertigt, da sie ja gar nichts vorbringt, was der Behauptung von Spahn widerspricht.
Doch es kommt noch härter. Denn Will schiebt sofort hinterher, noch während Spahn am reden ist: „So war’s Herr Spahn. Keine Verschwörungserzählungen konstruieren„. Mit diesem Schachzug, der an Perfidität kaum noch zu überbieten sein dürfte, rückt sie Spahn – von dem man ja halten kann, was man will, aber sicher nicht das, was Will hier tut – nicht nur in die Nähe von Verschwörungsgläubigen, sie sagt sogar, er würde selbst „Verschwörungserzählungen konstruieren“ und in Umlauf bringen. Damit stellt sie ihn mit den größten Spinnern bei den Querdenkern gleich und das am Sonntagabend in der ARD vor einem Millionenpublikum nach dem Motto: Spahn von der CDU, das ist einer, der konstruiert Verschwörungserzählungen. Welcher halbwegs vernünftige Bürger will denn jemanden wählen, der an Verschwörungsmythen glaubt, der sie sogar selbst erfindet und verbreitet?

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Dabei hatte Spahn mit seiner Beschreibung der Situation in der SPD offensichtlich Recht
Daraufhin ergreift Robin Alexander von der WELT kurz das Wort und wirft ein: „Aber sie war gerade beim Triell. Ich habe sie getroffen an der Pommesbude. Also sie ist da. 300 Meter weg.“
Damit ist klar, das mit den Terminproblemen war wohl gelogen respektive nur vorgeschoben und Spahn hatte natürlich Recht. Esken wird die Wochen vor der Wahl vielleicht nicht vollständig, aber doch weitgehend versteckt, weil die SPD Angst hat, wenn die Wähler sie zu Ohr bekommen, dass dann viele in der politischen Mitte zu dem persönlichen Schluss kommen könnten, die SPD doch nicht wählen zu wollen, da die SPD-Vorsitzende, die selbst sagte, dass sie der Antifa nahesteht, für einen linksradikalen Kurs innerhalb der Partei steht, der vor ein bis zwei Jahren von der Mehrheit der SPD-Mitglieder auch gewollt war und nicht der Kurs des moderateren Olaf Scholz, der der politischen Mitte eher vermittelbar ist. Deswegen hat man ja ihn, den die Mehrheit nicht als SPD-Vorsitzenden haben wollte, als Kanzlerkandidaten nominiert, weil er weniger Wähler verschreckt als Walter-Borjans, Kevin Kühnert, Ralf Stegner oder Saskia Esken.
Nun sagt Spahn, der also offensichtlich Recht hatte: „Sie ist also in der Nähe. Sie war da, ist ja auch egal. Sie verstecken sie erfolgreich.“

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Dreyer muss ihre Partei (SPD) gar nicht selbst verteidigen, das übernimmt bereits Anne Will (ARD)
Das eigentlich Interessante war aber nicht Spahn, sondern das Verhalten von Anne Will. Direkt neben ihr sitzt Malu Dreyer von der SPD. Die grinst, als Will Jens Spahn lautstark ins Wort fällt, und dann dreht sich die ARD-Frau ihr zu und beide grinsen sich gegenseitig zu.
Dreyer (SPD) muss ihre Partei gar nicht selbst verteidigen. Sie kann sich entspannt zurücklehnen, weil das Widersprechen Will, die Moderatorin, bereits übernimmt, was natürlich immer besser wirkt, wenn eine außenstehende Dritte die Verteidigung übernimmt, von der nicht wenige Zuschauer noch immer meinen, die Moderatorin der ARD wäre ja doch halbwegs neutral, sonst dürfte sie ja so eine Sendung nicht leiten. Dabei sind die öffentlich-rechtlichen TV- und Hörfunksender per Rundfunktstaatsverträgen eigentlich zur Ausgewogenheit und Neutralität verpflichtet. Wenn also Will, die vermeintliche neutrale, ausgewogene ARD-Moderatorin, Spahn widerspricht – hier sogar völlig unberechtigt, wie sich dann glücklicherweise schnell zeigte, aber in anderen Fällen ist das ja nicht immer so schnell ersichtlich -, dann wirkt das natürlich viel glaubhafter als wenn die SPD-Politikerin das tut.
Denn dass die SPD-ler selbst widersprechen, wenn Vertreter einer anderen Partei ihr Vorwürfe machen, ist ja klar. Dann weiß man zunächst einmal nie sofort, wer Recht hat, was stimmt und was nicht stimmt. Wenn aber die Moderatorin, von der man annimmt, sie wäre irgendwie neutral beziehungsweise wenn doch nicht so ganz, so würde sie zumindest rein aus Professionalität und Achtung vor dem journalistischen Berufsethos ihre eigene politische Präferenz in der Moderation außen vor lassen, wenn also so eine Moderatorin einem Politiker einer Partei widerspricht, so hat das auf den Zuschauer eine völlige andere Wirkung. Und genau das nutzen Leute wie Will, Illner, Reschke usw. usf. gezielt aus, um ihre Zuschauer in die von ihnen gewünschte Richtung zu lenken.
Dabei konnte beispielsweise die Hamburg Media School längst nachweisen, dass bereits 2015 insgesamt 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv konnotiert waren und zwei Drittel der Beiträge die Probleme der Zuwanderung nicht benannt oder sogar bewusst ignoriert haben.
Gelenkte statt offene, freiheitlich-demokratische Demokratie
Aber allein diese kleine Szene mit Will zeigt in wenigen Sekunden das ganze System der gelenkten, manipulierten Demokratie, denn dieses System ist nahezu durchgängig. Es gibt nur noch ganz wenige Ausnahmen. Die neomarxistischen Sozialisten, die Linken und Linksradikalen haben nicht nur den zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sie haben den Großteil der Presse, der Massenmedien, der Schulen, der Hochschulen, der elektronischen Kommunikationsplattformen, der Gewerkschaften usw. usf. erfolgreich unter ihre Kontrolle gebracht.
Und nahezu alle Diskussionen im öffentlichen Raum bewegen sich inzwischen fast ausschließlich in dem Korridor, den sie abstecken, definieren, vorgeben und sofort sanktionieren, wenn jemand ihn verlässt, sowohl was die Themen anbelangt, die von ihnen gesetzt und vorgegeben werden und damit das Bewusstsein der Rezipienten weitgehend prägen, als auch was die Positionen bei den von ihnen vorgegebenen Themen anbelangt. Alles wird von ihnen vorgegeben und bestimmt. Und nur innerhalb des Rahmens, den sie zulassen, dürfen Diskussionen stattfinden, um so zumindest den Schein einer geistig offenen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft zu vermitteln.
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