Gut und böse

Von Jürgen Fritz

Man müsse das Gute tun, damit es in der Welt sei, schrieb einst Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. Doch die einen meinen inzwischen, gut und böse gäbe es gar nicht, und die anderen haben große Schwierigkeiten, es richtig zu verorten. Was liegt dem jeweils zu Grunde?

Die Gleichheitsfetischisten und die Menschenbildgrobiane

Die einen meinen, gut und böse gäbe es gar nicht. Alles sei irgendwie gleich gut oder gleich schlecht (Alles-ist-0,5-Denken) und verlieren dadurch jegliche ethische Orientierung, da dann alles irgendwie beliebig wird, wenn alles gleichrangig ist.

Die anderen meinen, a) es gäbe gut und böse und man könnte dies b) in einzelnen Wesen dingfest machen. Die Guten seien nahe 1, die Bösen nahe oder sogar genau bei 0. Und über allem throne einer, der sei eine gigantische 1+, die Personifikation des Guten selbst, in der gar nichts Böses wäre, nicht einmal eine Spur davon.

Dieses Das-Gute-vollkommen-in-einem-Wesen-Verankern brauchen sie, weil das Gute sonst für sie zu schwer greifbar ist. Und wen sie als 0 eingestuft haben, von dem finden sie dann c) alles schlecht, egal was er sagt oder tut. Da kommt der unter Umständen auch nie wieder raus, wenn er mal in der Null-Schublade ist. Sie sind nicht in der Lage zu erkennen, wenn dieser etwas Richtiges, Kluges oder Wahres sagt oder etwas Gutes tut. Donald Trump ist für einige so eine Person oder Björn Höcke.

Und wen sie für sich bei nahe 1 eingestuft haben, den wollen sie nicht nur nach außen, sondern auch für sich innerlich immer verteidigen, egal welchen Unsinn er verzapft. Der muss quasi rein gehalten werden. Hier wäre ein Beispiel Barack Obama respektive Angela Merkel oder eben genau umgekehrt, Trump und Höcke sind die absolut Guten und Obama und Merkel die absolute Null.

Der Mangel an Abstraktion und Präzision

Die so Denkenden und Urteilenden sind nicht fähig oder tun sich extrem schwer damit, gut und böse, richtig/wahr und falsch zunächst mal auf einzelne Sätze, Gedanken oder Taten zu beziehen statt gleich auf Personen, während die Erstgenannten nicht fähig sind zu erkennen, dass es in jeder Person gut und böse, wahre und falsche Vorstellungen gibt, dies aber in sehr unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von 0,1 bis 0,9 und nicht alles bei 0,5.

Die Menschen tun sich immer wieder schwer damit, die rechte Mitte zwischen Extremen zu finden; hier dem Alles-ist-0,5-Denken (Gleichheitsfetisch) und dem Es-gibt-nur-0-oder-1-Denken und das bezogen auf Personen (Grobianmenschenbild). Was dem zu Grunde liegt, ist ein Mangel an Abstraktion und Präzision.

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Titelbild: Youtube-Screenshot aus Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1931)

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8 Antworten auf „Gut und böse

  1. Pingback: Gut und böse – Leserbriefe

  2. Surgeon100

    Selbst im Christentum gilt nicht, alle Menschen sind gleich oder gar gleich gut,
    sondern hier wird am meisten zwischen Gut und Böse unterschieden.
    Nur sind heute auch die meisten Christen verführt.

    Das Bessere ist des Guten Feind, also ist auch ganz schnell mal das Gute böse !

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  3. jheinke

    Ein wohl auf falschen Sprachgebrauch beruhendes, weitverbreitetes Missverständnis:

    Links-grüne Gutmenschen trugen ein Plakat vor sich her: „Kein Mensch ist illegal.“
    Damit hatten sie sogar Recht: Eine Sache ist niemals illegal, das kann nur eine Handlung sein.
    In unserem Beispiel: Der Migrant ist nicht illegal, wohl aber sein Grenzübertritt und damit sein Aufenthalt in Deutschland.
    Das gilt gleichermaßen für gut und böse: Eine Sache, ein Ding kann niemals gut oder böse sein, immer nur eine Handlung. Wenn ich mit meinem Messer ein Schaf los schneide, das sich in einem Seil verfangen hat, ist das gut. Wenn ich den Schäfer damit ersteche, ist das böse. Das Messer selber ist beides nicht.
    Die Personifizierung des Bösen ist ein schlimmer Trick, der in verschiedenen Religionen verwendet wird. Lassen Sie sich von dieser fiesen Verdrehung nicht verwirren! Es gibt nicht „das Böse“!!

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    1. Caesarion

      Natürlich kann ein toter Gegenstand nicht als gut oder böse angesehen werden. Ob man bei einer Handlung diese Differenzierung vornehmen kann, hängt auch von der speziellen Situation ab. Im Krieg oder in Notwehr zu handeln ist mit einem Raubmord nicht zu vergleichen, die Handlung als solche schon.
      Eine Handlung basiert, jedenfalls in den meisten Fällen, entweder auf einem rationalen oder emotionalen Impuls, der sich aufgrund der Persönlichkeitsstruktur des Handelnden zum Guten oder Bösen entwickeln kann.
      Gut und böse wird auch durch den herrschenden Zeitgeist definiert, der durch diejenigen bestimmt wird, welche über die Deutungshoheit verfügen. Links ist gut, hell, solidarisch und menschlich, rechts ist böse, dunkel, kalt und menschenverachtend. So einfach ist das! Jedenfalls für unsere grünen und linksliberalen Gutmenschen, die sich vorzugsweise in den Medien tummeln. Selbst wenn Trump, wie im Artikel beschrieben, politisch klug und richtig handelt, bleibt er immer „das personifizierte Böse“. Er ist der Lieblingsfeind des Mainstreams, weil er genau diesen angreift und dessen Hegemonie brechen will.

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  5. udo ohneiser

    Ich glaube, das jeder einzelne Mensch seine eigene Betrachtung hat, was ist GUT und was ist BÖSE. Die Anschlage vom 11.September 2001 wurden aus meiner Betrachtung und Auffassung von BÖSEN Menschen begangen, in fast der gesamten arabischen Welt wurde laut gejubelt, da wurden die Anschläge als GUTE Tat gefeiert.

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