Kritikunterdrückung, Knechtung und Emanzipation (Selbstbefreiung)

Von Jürgen Fritz

Wir müssen uns selbst emanzipieren, ehe wir anderen helfen können, sich ebenfalls zu emanzipieren. Dazu aber bedarf es der Kritikfähigkeit und der entschiedenen Zurückweisung jeglicher Versuche, andere zu knechten.

Der Versuch der Indoktrination und der Unterdrückung von Kritik

Welcher halbwegs rationale Mensch käme auf die Idee zu behaupten, eine kritische Auseinandersetzung mit der Weltanschauung des Nationalsozialismus oder des Stalinismus käme einer Diskriminierung aller Nationalsozialisten respektive aller Stalinisten gleich? Eine Kritik an einer Weltanschauung ist zunächst einmal eine Kritik an ihren Glaubenssätzen, beinhaltet aber natürlich immer auch eine Kritik der Anhänger dieser. Denn dass zwischen den objektiv vorliegenden Glaubenssätzen einer Ideologie und dem subjektiven Bewusstsein der Mitglieder dieser Weltanschauungsgemeinschaft ein hohes Maß an Übereinstimmung besteht, vor allem was die Grundlagen anbelangt, dürfte evident sein. Ansonsten wäre man ja kaum ein dauerhaftes Vereinsmitglied.

Im Falle von religiösen Weltanschauungslehren wird das Ganze meist dadurch noch verstärkt, dass die jeweiligen Dogmen (unumstößlichen Glaubenssätze) den Kindern von klein auf so tief in die Seele gebrannt werden, dass meist nur wenige es schaffen, sich später davon zu befreien beziehungsweise sich davon zu emanzipieren. Dies sind dann nicht selten sehr schmerzhafte Prozesse, die zunächst mal viel Unsicherheit im eigenen Innern erzeugen.

Zurichtung von autoritätshörigen, unmündigen Wesen

Gehen wir mehr in die Tiefe, dann können wir sagen, womit wir es hier letztlich zu tun haben: um die Zurichtung von autoritätshörigen unmündigen Subjekten, denen Angst vor Eigenständigkeit und Mündigkeit eingeimpft wird, die systematisch klein gehalten werden. Dies trifft in besonderem Maße zu auf die Ein-Gott-Glaubenslehren (Monotheismen), bei denen alles auf einen einzigen Oberherrscher zugespitzt ist, der nichts und niemanden neben sich duldet, der alle anderen Götter (Zeus, Hera, Jupiter, Aphrodite, Odin …) gemordet und ausgemerzt hat.

Das Ziel solcher Systeme ist also fast immer die Züchtung von möglichst gehorsamen, möglichst leicht zu lenkenden und zugleich zufriedenen Sklaven, Untertanen und Knechten, was für die weltlichen und/oder religiösen Herrscher (den Hegemon) den riesigen Vorteil mit sich bringt, dass Untertanen viel leichter zu beherrschen sind als mündige Bürger, die gelernt haben, eigenständig zu denken und eigenständige, insbesondere ethisch qualifizierte Urteile zu fällen, so dass der weltliche Hegemon nicht selten ein Interesse daran hat, sich mit den religiösen Führern gegen das eigene Volk zu verbünden, um es möglichst klein und in Schach zu halten.

Die total(itär)e Knechtung des Menschen

Die extremste Form dieser Knechtung des Volkes liegt dann vor, wenn weltlicher und religiöser Führer in eins fallen, so dass die Untertanen vollkommen auf eine Autorität hin ausgerichtet und so vollkommen beherrscht werden können, nicht nur was a) ihr soziales Handeln in der Gemeinschaft anbelangt, sondern b) sogar das ganz private Handeln, welches nur sie selbst betrifft (zum Beispiel sexuelle Selbstbefriedigung) und auch noch c) das Innerste der Menschen: ihr Denken und Fühlen. Dies ist dann die extremste Form des Totalitarismus: die vollkommene Kontrolle der Knechte bis in den innersten Winkel ihrer Seele.

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Titelbild: Youtube-Screenshot aus V for Vandetta

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6 Antworten auf „Kritikunterdrückung, Knechtung und Emanzipation (Selbstbefreiung)

  1. Pingback: Kritikunterdrückung, Knechtung und Emanzipation (Selbstbefreiung) – Leserbriefe

  2. Gregor Kühn

    Warum ist der Monotheismus besonders anfällig für Knechtung und Kritikunterdrückung? Die Geschichte lehrt doch nun eindeutig eine andere Wirklichkeit. Die Historie des Sozialismus unterscheidet sich da in keinster Weise vom Monotheismus und bis heute hat sich das nicht geändert. Die Kritikunterdrückung z.B. in China oder Nord-Korea lässt sich sicher nicht auf monotheistische Einflüsse zurückführen. Und das gilt ebenso für das Kastenwesen des Hinduismus. Dies gilt ebenso für Naturwissenschaften oder glauben Sie im Ernst, dort ginge es nur um die reine Wahrheit?! Auch die von Ihnen zurecht angeprangerte Knechtung weiter Teile der CDU durch Frau Merkel dürfte trotz des „C“ keine religiösen Ursachen haben. Es ist kein Problem einer Ideologie oder Religion, es ist ein Problem der Menschheit und findet sich deshalb immer und in jedem sozialen Gebilde – egal, ob mit einem monotheistischen oder atheistischen oder sonst wie gearteten Hintergrund.

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  3. Matthias Bauer

    Besser kann man es nicht beschreiben. Ein super Beitrag.
    Zu meiner Schulzeit noch (Ende der 70er Jahre) war ich doch tatsächlich der Meinung, die Menschen hätten das finstere Mittelalter der Religionsknechtung hinter sich gelassen. Es war für uns im Religionsunterricht selbstverständlich die Kirche zu kritisieren und eine strikte Trennung von Staat und Kirche war gesetzt.
    Meiner Meinung nach ist das für eine aufgeklärte Gesellschaft unumgänglich. Man kann als aufgeklärter Mensch nicht einfach Gesetze oder Regeln kritiklos und ohne hinterfagen hinnehmen und sein ganzes Leben danach ausrichten. Egal von welcher Religion diese Regeln auch kommen.
    Insbesondere aber dann, wenn es jemand ist, der vor knapp 1500 Jahren behauptete er sei ein Gesandter Gottes und nur er sei der „Erleuchtete“.

    Leider kommen immer mehr Menschen ins unser Land, die einfach nur Glauben was Ihnen gepredigt wird und denen es von Kind auf sogar verboten wurde sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Es sind Menschen, denen gelehrt wurde, dass nur Ihr Glaube der wahre Glaube ist, alle anderen Religionen zu bekämpfen sind und Ungläubige auf einer Stufe mit den Tieren stehen.
    Wie naiv muß man sein, zu glauben, dass man solche Leute in ein aufgeklärtes Europa integrieren kann?

    Die Freiheit zu denken und zu glauben was man persönlich möchte, ist ein wertvolles Gut. Unsere Vorfahren haben einen bitteren Blutzoll dafür zahlen müssen und es waren mutige Männer wie Martin Luther, die die Macht der Kirche gebrochen haben.

    Wir sollten jeden Menschen sein Glauben auch in der Öffentlichkeit ausüben lassen, solange er sich tolerant gegenüber anderen Glaubensrichtungen erweist und der Glaube sich als kritikfähig erweist.
    Andernfalls muß man solchen Glaubengemeinschaften strikte Grenzen setzen.
    Der Allmachtsanspruch des Islam, seine Intoleranz gegenüber anderen Religionen und seine ausgesprochen geringe Fähigkeit zur Eigenkritik und Reformation wird unsere Lebensweise in Europa drastisch ändern.
    Im Gegensatz zu Katrin Göring-Eckardt von den Grünen freue ich mich nicht darauf.

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  4. Erwin M.

    Es geht sich darum, wie der “intelligente “ Mensch die Heilige Schrift auslegt und dort sind wir alle zu den selben Heuchler geworden. Auch Trittbrettfahrer sind Heuchler, sowie Atheisten auch.
    Aber nun sind wir Menschen nun mal wie wir sind und Gott, unser Schöpfer von Himmel und Erde hat uns so geschaffen und wir dürfen dafür die einzige Spezies sein, die sich selber entfalten darf. Nicht kann, sondern darf, auch das verwechseln die meisten Menschen.
    “Können”, können wir vieles, aber was dürfen wir davon tatsächlich ?
    Was darf das Lebewesen Mensch im Auge des Schöpfers tun und was nicht ?
    Was dürfen wir bestimmen ? Haben wir überhaupt das Recht etwas zu bestimmen oder ist unser einziges Recht unserem Schöpfer zu folgen ? Ist unser Gott ein Monopol ? Kann es doch sein, dass unser Leben hier auf der Erde ein “Monotheismus” sein soll ?
    Es ist dabei die Frage zu stellen, wer der bessere Monotheist ist, unser Verstand oder der “Verstand” unseres Schöpfers, der uns über den Hl. Geist den rechten Weg weist ?
    Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir unsere Gedanken sterben ließen und dafür die Gedanken Gottes über den Hl.Geist annehmen würden und ausleben würden ?
    Aber wie schmerzhaft muss es wohl für uns Menschen sein, genau diese Gedanken in uns sterben zu lassen ? Ist es vergleichbar mit dem Kreuzweg Jesu ?

    Ja Herr Fritz, sie sagen es, wie schmerzhaft muss es sein, sich von alten Glaubenssätze zu befreien und welche Glaubenssätze haben sie, ich und wir alle ?

    Was bedeutet Freiheit ? Wenn wir uns von unseren Glaubenssätze befreit haben ? Ist Freiheit und Liebe ganz anders als wir es uns vorstellen wollen ? Ist Jesus und Gott ganz anders, als wer auch immer es uns vorsagt ? So auch wie sie es uns vorsagen wollen ? Welche Glaubenssätze wollen sie hier verbreiten ? Stellen sie sich so nicht auf die selbe Stufe, wie diejenigen, die sie anklagen ?

    Und ihr Bericht ist noch immer bemerkenswert und sehr nah an der Wahrheit und überlegen sie sich noch mal, wer wohl der alleinige Gott in uns sein könnte ?

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