Thilo Sarrazin: Durch viele kleine Fäden soll die westliche Welt gefesselt werden

Von Jürgen Fritz, 29. Nov 2018

Am Dienstag besuchte Thilo Sarrazin erneut Sachsen, um sein neues Buch Feindliche Übernahme – Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht vorzustellen. Die Epoch Times-Redakteurin Nancy McDonnell sprach nach der Veranstaltung mit dem Bestsellerautor, einem der wahrscheinlich vorausschauendsten und mutigsten Männer des Landes. Heraus kam ein höchst interessantes Interview, in dem sich der Bestsellerautor dazu äußerte, was die Megathemen unserer Zeit sind, außerdem zum UN-Migrationspakt und was hinter diesem steckt.

In jeder Ära gibt es Mega- und Leitthemen, heute haben diese die Grünen und die AfD inne

Zunächst frage Nancy McDonnell woran es liege, dass die SPD, die ihn gerne los werden würde, in der er aber noch immer Mitglied ist, in der Wählergunst immer mehr verliere. In jeder historischen oder gesellschaftlichen Zeitspanne gebe es sogenannte Mega-Themen, die Leitthemen seien, so Sarrazin. Die SPD sei damals vor dem Ersten Weltkrieg aufgestiegen, als die sozialen Fragen sehr wichtig gewesen waren; die CDU dann in den 1950-er Jahren mit den Wirtschaftsfragen und danach sei das Thema Umwelt aufgekommen, womit Die Grünen ab den 1980-er Jahren stark an Zuwachs gewannen.

Heute kristallisierten sich zwei große Themen heraus, die zum Leitthema geworden seien: zum Einen die Erhaltung der natürlichen Umwelt, Klimawandel usw., das sei das Thema der GrünenDas andere sei  der Schutz vor unerwünschter Globalisierung und dies sei das Thema der AfD. Diese beiden seien die großen Leitthemen der heutigen Zeit. Wer als Partei aufsteigen wolle, müsse ein Leitthema bedienen. Die SPD habe zwar immer noch die größte Kompetenz in Sozialfragen, meint der Sozialdemokrat. Diese hätte sie sich über hundert Jahre erhalten, dieses Thema stehe heute aber nicht mehr im Mittelpunkt.

Auf die Frage von Nancy McDonnell, ob sich so der plötzliche und fulminante Aufstieg der Grünen erklären lasse, meinte der Bestsellerautor: Ja, so erkläre sich der Aufstieg der Grünen und auch der AfD. Während Die Grünen das Leitthema Umwelt besetzten, besetze die AfD das Leitthema Globalisierung, was früher ein CDU/CSU-Thema gewesen sei. Darum werde die AfD, wenn sie keine Riesenfehler mache, auch in die Tendenz von 20 Prozent steigen, sofern sie es intelligent anstelle und die bürgerlichen Wähler nicht verschrecke. 

Und wie steht Thilo Sarrazin zum UN-Migrationspakt?

Die wahren Ursache des Flüchtlings- bzw. Migrationsdrucks seien die Verhältnisse in den Herkunftsstaaten, welche geprägt seien von einer Herrschaft von Kleptokraten, von Diktatur, Korruption, fehlender Bildung, Vorherrschaft des Islam, Unterdrückung von Frauen usw.  Es gelte hier wie bei der Religion: nur die Muslime selbst könnten ihre Einstellung ändern, „man kann ihnen das nicht aufzwingen“, so Sarrazin. Dasselbe gelte auch für fremde Länder, ob sie im Nahen Osten liegen oder in Afrika. Nur in den Ländern selber könne sich etwas ändern. „Wir können dies nicht dadurch kompensieren, dass wir Einwanderung aus diesen Ländern zulassen.“

Der Migrationspakt gehe von einer völlig falschen Tatsachenbehauptung aus, stellt Sarrazin ganz richtig fest. Denn der Pakt behauptet und unterstellt, Migration sei generell wohltätig und nützlich. Das sei sachlich einfach falsch. Denn das stimme nur unter gewissen Bedingungen. Außerdem gehe er von einer falschen Ursachenbeschreibung aus. Er sage nichts darüber, dass die Ursachen für Flucht und Migration in den Herkunftsländern liegen, insbesondere übrigens in der völlig unkontrollierten Bevölkerungsexplosion aufgrund nachhaltig hoher Geburtenraten – ein Zusammenhang, den ich hier auf JFB bereits vor knapp einem Jahr ausführlich dargelegt habe.

Es ist ein Unterschied, ob man etwas freiwillig macht oder dazu verpflichtet wird

Da dies im Pakt überhaupt nicht zur Sprache komme und statt dessen erklärt werde, Migration sei generell wohltätig, werde von Falschbehauptungen ausgegangen. Die eigentlichen Ursachen würden verschwiegen. Und dann komme ein großer Pflichtenkatalog, der im Wesentlichen die Einwanderungsländer betreffe. Eigentlich müsste uns das nicht stören, weil wir das sowieso alles schon machten, wir seien quasi Weltmeister in solchen Dingen. Gleichwohl gebe es einen Unterschied, ob man es freiwillig macht oder ob es einem demnächst vorgeschrieben werde.

In der Summe atme der gesamte Text den Geist, dass man Migration befördern wolle – und zwar immer nur in eine Richtung. Man höre ja nie davon, dass Deutsche plötzlich nach Sambia einwandern, auf die Idee käme ja gar keiner. Es gehe darum, dass Senegalesen oder Afghanen nach Deutschland einwandern. Die Migration habe erstaunlicherweise nur eine Richtung. Die Gründe aber, warum es einseitig ist, werden gar nicht beleuchtet.

Wozu das Ganze? 

Mit aller Vorsicht ausgedrückt, gebe es große Tendenzen in unserer Gesellschaft, aber auch international, die davon ausgingen, wir wären doch eine Menschheit und eine Erde und wir gehörten doch eigentlich alle zusammen. Staatsgrenzen, Nationen und Ethnien seien in den Augen dieser Akteure eigentlich völlig unnatürlich, daher wollten sie das alles auflösen. Und da die Menschen in den Augen dieser Leute so verstockt sind, helfen sie eben ein bisschen nach. Wenn genügend Menschen wandern würden, dann seien die Weißen, die ja sowieso mittlerweile schon fast weißköpfig seien und sich nicht mehr so richtig vermehren wollten, bald in ihren eigenen Ländern in der Minderheit. 

So denke wohl auch unsere Bundeskanzlerin. Die schaue plötzlich auf das Wohl der Welt, aber nicht auf das Wohl Deutschlands. Und die Leute in internationalen Organisationen denken sowieso so. Natürlich wolle jeder höhere UN-Beamte gern, dass die UN die Weltregierung werde, dann habe er ja mehr Macht. Insofern sei das ja verständlich.

Man müsse wissen, dass solche Bestrebungen im Gange seien. Der Migrationspakt habe in völlig unübersichtlichen Einzelbestimmungen, die auch nicht leicht zu lesen seien, letztlich die Tendenz, wie in Jonathan Swifts satirischem Roman Gullivers Reisen, in dem Gulliver von den Liliputanern gefesselt wurde. Durch ganz viele kleine Fäden haben die Winzlinge ihn am Ende bewegungsunfähig gemacht. Genauso macht das der Migrationspakt mit den Ländern der westlichen Welt.

Die Länder der Dritten Welt unterschreiben alles, wenn es dafür Geld gibt, und machen dann doch, was sie wollen

Wie verbindlich ist der Pakt?, fragt Nancy McDonnell. Einige Länder machten das ja nicht mit, wie Australien oder die USA, die beiden größten Einwanderungsländer der Welt, so Sarrazin. Bei anderen wird man abwarten müssen, was sie mitmachen. Die Sache sei ja auch noch nicht durch, selbst wenn sie unterschrieben ist. „Papier ist geduldig“, so der ehemalige Finanzsenator. „Der Compact on Migration erinnert mich noch an den Fiscal-Compact, der im Jahr 2012 gemacht wurde, in der EU. Wer hat sich an die fiskalischen Vorgaben gehalten?“

Die Italiener würden sich nicht daran halten, andere auch nicht. Wir täten es als einzige. Auch dieser Migrationspakt werde wieder ein Abkommen sein, auf welches nur deutsche Anwälte und deutsche Verwaltungsgerichte begeistert springen würden. Schon in Italien und Spanien werde man das Abkommen nicht weiter beachten. Aber die sogenannte Dritte Welt werde das begeistert unterschreiben. „Sie hat ja auch die Erklärung der Menschenrechte unterschrieben. Die unterschreiben alles, wenn es dafür Geld gibt, und tun sowieso nur, was sie für richtig halten.“

Die internationalen Menschenrechte seien von allen UN-Staaten unterschrieben worden, aber wirklich beachtet würden sie nur in den Demokratien der westlichen Welt, vielleicht noch in Japan und Südkorea. Im übrigen Teil der Welt würden sie positiv missachtet. Das gehe in China und Russland los und gehe in Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten weiter. Und dem Migrationspakt werde es nicht anders gehen. „Wir werden ihn ernst nehmen und alle anderen nicht.“

Sarrazin: Der Migrationspakt macht westliche Länder bewegungsunfähig

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Hier können Sie das komplette Interview nachlesen.

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Feindliche Übernahme

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Titelbild: Youtube-Screenshot

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