Von Jürgen Fritz, Di. 19. Mai 2020, Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons
„Je eigennütziger der Beweggrund, desto weniger Moralität.“ – Immanuel Kant
Freiwillige Unterwerfung unter das Vernünftige
Woran es den meisten Libertären, Rechtsradikalen und einigen anderen mangelt, ist das folgende: Demut und freiwillige Unterwerfung unter die Vernunft, dies aber aus innerer Einsicht und dem Gefühl der Achtung, welches von einem intellektuellen Grund bewirkt wird. Diese Einsicht fehlt ihnen deshalb, weil sie keinen rechten Zugang finden zum Vernünftigen, mithin zur Moralität oder aber ihr Eigendünkel über alle Maßen entwickelt ist und sie nicht bereit sind, diesen irgendetwas anderem zu unterzuordnen, auch nicht dem Vernünftigen, weil sie also dieses Gefühl der Achtung vor etwas Höherem nicht aus sich selbst heraus entwickeln können.
Daher sehen die oben Genannten alles, was von außen an sie herangetragen wird, da sie von sich aus ja keinen Zugang finden oder finden wollen zu jeglichem Höheren, als Zwang und Gewalt, als Einschränkung ihrer Freiheit an, als ob es in einer Gemeinschaft völlige Freiheit gäbe und als ob Freiheit verstanden als innere solche in Wahrheit nicht gerade Befreiung vom Eigendünkel und Transzendierung der rein egoistischen Interessen und Neigungen, mithin freiwillige Unterwerfung unter das Vernünftige bedeuten würde.
Das Gefühl der Achtung, welches von einem intellektuellen Grund bewirkt wird
Oder wie Immanuel Kant es in seiner Kritik der praktischen Vernunft von 1788 im ersten Teil, der Elementarlehre der reinen praktischen Vernunft formulierte:
„Nun gehört der Hang zur Selbstschätzung mit zu den Neigungen, denen das moralische Gesetz Abbruch tut, sofern jene bloß auf der Sittlichkeit beruht. Also schlägt das moralische Gesetz den Eigendünkel nieder. Da dieses Gesetz aber doch etwas an sich Positives ist, nämlich die Form einer intellektuellen Kausalität, d. i. der Freiheit, so ist es, indem es im Gegensatze mit dem subjektiven Widerspiele, nämlich den Neigungen in uns, den Eigendünkel schwächt, zugleich ein Gegenstand der Achtung, und, indem es ihn sogar niederschlägt, d. i. demütigt, ein Gegenstand der größten Achtung, mithin auch der Grund eines positiven Gefühls, das nicht empirischen Ursprungs ist, und a priori erkannt wird. Also ist Achtung fürs moralische Gesetz ein Gefühl, welches durch einen intellektuellen Grund gewirkt wird, und dieses Gefühl ist das einzige, welches wir völlig a priori erkennen, und dessen Notwendigkeit wir einsehen können.“
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