Der Philosophie-Vorspieler: Vom Schein und Sein

Von Jürgen Fritz, Sa. 22. Aug 2020, Titelbild: ARD-Screenshot

„Der Philosoph, der in der Öffentlichkeit eingreifen will, ist kein Philosoph mehr, sondern Politiker; er will nicht mehr nur Wahrheit, sondern Macht.“ (Hannah Arendt) – „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern.“ (Karl Marx) – „Philosophen denken nach.“ (Konrad Paul Liessmann)

Ein Philosoph oder etwas anderes?

Ist ein radikal linker (neomarxistischer) Journalist, der in Germanistik promoviert, im Nebenfach aber auch Philosophie studiert, nach dem Studium eine journalistische Ausbildung absolviert und jahrelang als Journalist arbeitet, sich aber doch nachhaltig für Philosophie interessiert und mehrere rein populäre Bücher dazu schreibt, speziell für Menschen, die in Schule und auch sonst noch nie etwas damit zu tun hatten, dies in durchaus geschickter, talentierter, aber eindeutig journalistischer, nicht wissenschaftlicher oder gar philosophischer Art und Weise, fachlich und gedanklich doch eher auf recht simplem Niveau, gerade dadurch aber hohe Auflagen erzielt, der also ganz gut darin ist, Menschen weniger in dieses Gebiet und das heißt vor allem: das Selbst-denken-lernen hineinzuführen, sondern erst mal zu der jeweiligen Thematik überhaupt hinzuführen, der zudem ausgesprochen hübsch anzusehen ist und sehr gut reden kann, sehr eloquent ist und daher eine eigene TV-Sendung im ZDF bekommt, in welcher er gerne über Politik, Zeitgeschehen und auch Philosophie spricht, der ohne Frage recht klug und gebildet ist und der für einen Journalisten ganz ungewöhnlich viel über Philosophie weiß, ausgesprochen belesen ist, der ob seiner Popularität, Redegewandtheit und seinem didaktischen Geschick auch eine Honorarprofessur für Philosophie bekommt, in welcher er Einführungsvorlesungen halten darf, obschon er weder in Philosophie promoviert geschweige denn habilitiert ist, der wohl auch niemals eine eigene Forschungsarbeit in diesem Fachgebiet vorlegte und bei dem auch eher weniger zu erkennen ist, dass er wie große Denker, beispielsweise Platon, Aristoteles, Kant und viele andere, sich darum bemüht, Antworten auf ganz grundlegende Fragen über die Welt, über den Menschen und dessen Verhältnis zu seiner Umwelt zu finden und hierbei in irgendeiner Art etwas grundlegend Neues, eine neue Sicht entwickelt oder – wie etwa moderne analytische Philosophen – etwas in besonderer Klarheit herausarbeitet, was zuvor kein anderer so deutlich erkannt und expliziert hat, der aber dafür über nahezu jedes Thema sehr flüssig und eloquent zu sprechen vermag – ob in jedem Einzelfall immer kompetent, sei dahingestellt, sicherlich aber auch nicht immer ohne jede Kompetenz – und dadurch natürlich gerade für visuelle und auditive Medien besonders interessant ist, zumal wenn ein gewisses Selbstvermarktungstalent auch noch hinzu kommt, ist ein solcher Zeitgenosse ein Philosoph oder ist er, was sicherlich auch sehr wertvoll sein kann, eher ein philosophisch gebildeter Journalist und populärer Autor mit starkem politischem Drall, das natürlich wiederum in eine bestimmte, dem Zeitgeist voll und ganz entsprechende, insofern quasi konformistische Richtung, was ihn besonders anschlussfähig macht und der insofern bei politisch ähnlich Gesinnten sehr gut ankommt, den man deshalb – da er hilfreich ist, diese Gesinnung weiter zu verbreiten – nicht wenig protegiert und immer wieder gerne einlädt, und der nahezu jedes Mal, wenn er denn mal vom Zeitgeist abweicht, vollkommen daneben liegt?

Wenn Letzteres, ist es dann vielleicht unter Umständen ein klein wenig Hochstapelei, wenn sein Verlag, TV- und Radio-Sender sowie bestimmte Printmedien ihn bisweilen als „Philosophen“ ankündigen?

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