Von Jürgen Fritz, So. 11. Apr 2020, Titelbild: © JFB
Ein Viertel ihrer Anhänger hatten CDU/CSU innerhalb von acht Wochen verloren. Doch nun kann die Union sich bei 27 Prozent stabilisieren. Die Grünen bleiben auf ihrem Hoch, die SPD fällt dagegen wieder unter 16 Prozent. Die AfD erreicht ein Zwölf-Monats-Hoch, die FDP sogar ein 40-Monats-Hoch.
CDU/CSU können ihren Absturz stoppen, SPD fällt wieder zurück
Von Anfang Februar bis Ende März stürzten CDU/CSU regelrecht ab, fielen von über 36 auf unter 27 Prozent. Mehr als ein Viertel ihrer Anhänger (über 4,2 Millionen Personen) rannten der Union regelrecht davon. Und das zu fast allen anderen größeren Parteien, ganz besonders zu den Grünen (+ 3,1 %) und der FDP (+ 2,7 %), aber auch zur AfD (+ 1,3 %) und SPD (+ 1,2 %). Nur die Linkspartei (SED ==> PDS ==> Linkspartei.PDS + WASG = Die Linke) konnte davon nicht profitieren. Diesen Absturz konnten CDU/CSU nun stoppen und sich bei ca. 27 Prozent stabilisieren.
Die Grünen bleiben auf ihren sehr hohen Niveau von 22 Prozent, die SPD verliert dagegen wieder Anhänger und fällt auf ca. 15,7 Prozent zurück. Die AfD konnte dagegen seit Ende Januar leicht zulegen, kletterte wieder in den zweistelligen Bereich auf nun 11 Prozent. Einen nicht nur leichten, sondern deutlichen Anstieg sehen wir dagegen bei der FDP, die letzten September und Oktober noch kaum über 5 Prozent lag, nun aber erstmals seit 40 Monaten wieder bei fast 10 Prozent. Die Linke dagegen verharrt auf einem für sie sehr niedrigen Niveau von etwa 7,5 Prozent, hat die letzten Wochen sogar minimal verloren.
Die Entwicklung der letzten zwölf Monate
So würden die Deutschen heute wählen
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Von acht der neun großen Meinungsforschungs-Institute liegen solch aktuelle Umfragen vor. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser acht Institute (es wurde von jedem nur die neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller acht Werte:
- CDU/CSU: 26 – 28 % ==> 27,1 %
- GRÜNE: 21 – 23 % ==> 22,0 %
- SPD: 15 – 17 % ==> 15,7 %
- AfD: 10 – 12 % ==> 11,0 %
- FDP: 9 – 11 % ==> 9,8 %
- LINKE: 7 – 9 % ==> 7,5 %
- Sonstige: 6 – 8 % ==> 6,9 %

(c) JFB
Erläuterung: Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von fünf bis zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.
Schwarz-Rot weiter ohne Mehrheit – Für Grün-Rot-Gelb (grüne Ampel) könnte es hauchdünn reichen
Die massiven Verluste der Union im Februar und März hatten einen folgenreichen Effekt: Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD, die bei der Bundestagswahl 2013 noch eine klare Zwei-Drittel-Mehrheit von 67,2 Prozent hatte (2017 waren es dann nur noch 53,4 Prozent) hat seit Wochen keine Mehrheit mehr. CDU/CSU und SPD kämen zusammen derzeit gerade noch auf ca. 42,8 Prozent. Und das würde nicht annähernd reichen für eine Mehrheit im Parlament.
Für eine Mehrheit der Sitze im Bundestag wären mit diesen Ergebnissen wegen der ca. 6,9 Prozent für sonstige Parteien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, nicht über 50, sondern ca. 46,6 Prozent der Stimmen notwendig. Und da liegt die schwarz-rote Koalition nun wegen der enormen Verluste der Union darunter. Grün-Rot-Gelb, also eine grüne Ampel-Koalition hätte bei einem solchen Wahlergebnis dagegen eine ganz knappe Mehrheit im Parlament. Für Grün-Rot-Dunkelrot würde es mit minimal über 45 Prozent dagegen nicht reichen. Folgende Koalitionen wären denkbar:
- Schwarz–Grün: 49,1 %
- Grün–Rot–Gelb (Ampel): 47,5 %
- Grün–Rot–Dunkelrot: 45,2 %
- Schwarz–Rot: 42,8 %
- Schwarz–Gelb: 36,9 %
Zum heutigen Stand gäbe es also zwei Optionen: Sowohl Schwarz-Grün als auch Grün-Rot-Gelb kämen knapp über 46,6 Prozent der Stimmen und hätten damit eine Mehrheit der Sitze im Deutschen Bundestag.
Damit wäre eine Regierung ohne respektive gegen CDU/CSU möglich, aber kaum noch gegen die Grünen (Schwarz-Rot-Gelb wäre natürlich rechnerisch auch eine Option, käme auf 53,9 Prozent, aber das wird die SPD auf keinen Fall mitmachen).
Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet
Die neun Institute, die (bezogen auf den mittleren Tag der Befragung) in den letzten drei Wochen Erhebungen durchführten, welche ausgewertet wurden, waren:
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 24.03.2021, telefonische Befragung von 1.030 zufällig ausgewählten Personen
- GMS, mittlerer Tag der Befragung: 26./27.03.2021, telefonische Befragung von 1.003 zufällig ausgewählten Personen
- YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 27.03.2021, internetbasierte Befragung von 1.637 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools
- Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 29./30.03.2021, Mixed-Befragung (telefonisch und online) von 1.348 zufällig ausgewählten Personen
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 31.03.2021, internetbasierte Befragung von 3.020 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 31.03.2021, telefonische Befragung von 1.501 zufällig ausgewählten Personen
- Civey (SPIEGEL), mittlerer Tag der Befragung: 03./04.04.2021, netzwerkbasierte Panel-Rekrutierung + Teilnehmerverifizierung + quotierte Stichprobe unverzerrter Antworten + Echtzeitgewichtung, Stichprobe: 10.043 Befragte,
- Kantar (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 03./04.04.2021, telefonische Befragung von 1.448 zufällig ausgewählten Personen
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl am zweitnächsten) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 21.030 Befragten.
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