Ohne Laschet hätten CDU/CSU ein Potential von bis zu 50 Prozent

Von Jürgen Fritz, Mo. 06. Sept 2021, Titelbild: WELT-Screenshot

Wie gestern berichtet, liegt die Union im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Institute erstmals seit 2001 deutlich hinter der SPD. Dies hat mehrere Gründe, ein ganz wesentlicher liegt aber in dem Kanzlerkandidaten der CDU, der die Union massiv nach unten zieht. Civey hat nun in einer aktuellen Erhebung eruiert, dass fast 27 Prozent der Deutschen die Union wahrscheinlicher wählen würden, wenn Laschet nicht der CDU-Kanzlerkandidat wäre.

Ohne Laschet hätte die Union ein Potential von bis zu 49,8 Prozent

Laut gestrigem Wahl-O-Matrix-Mittel aller Institute würden derzeit ca. 19,5 bis 26 Prozent CDU/CSU wählen, wenn jetzt schon Bundestagswahlen wären, im arithmetischen Mittel von elf repräsentativen Umfragen von zehn verschiedenen Insituten etwa 21,2 Prozent. Laut Civeys letztere Auswertung für den SPIEGEL waren es zwischen dem 25. August und dem 1. September ca. 23 Prozent.

Drei Wochen vor der Bundestagswahl hat Armin Laschet nun in Berlin ein achtköpfiges sogenanntes „Zukunftsteam“ vorgestellt, mit dem die Union die Trendwende schaffen soll. Am Wochenende, vom 04. bis 05. September 2021, führte Civey aber eine Erhebung etlicher tausend Wahlberechtigter durch und zog eine repräsentative Stichprobe von 5.058 Befragten. Und zwar wurde gefragt: „Wie würde sich ihr Wahlverhalten ändern, wenn Armin Laschet nicht CDU-Kanzlerkandidat wäre?“ Das Ergebnis für den CDU-Bundesvorsitzenden und NRW-Ministerpräsidenten fällt hierbei schockierend aus.

Für gut 59 Prozent der Deutschen würde sich mit einem anderen Unions-Kanzlerkandidaten nichts verändern. Sie wählen entweder sowieso eine andere Partei, nehmen sowieso nicht an der Wahl teil oder wählen ohnehin CDU oder CSU, egal wen diese als Kanzlerkandidaten nominiert. Aber während nur ca. 5,2 Prozent angaben, dass sie ohne Laschet wahrscheinlich eher nicht die CDU bzw. die Union wählten, sagten 32 Prozent, dass sie dann wahrscheinlicher CDU/CSU wählen würden.

Ohne Laschet käme also ein zusätzliches Potential von 32 – 5,2 = 26,8 Prozent hinzu. Zählen wir diese 26,8 Prozent zu den 23 Prozent hinzu, die laut Civey die Union auch mit Laschet wählen wollen, so kommen wir auf ein Gesamtpotential von 49,8 Prozent.

2021-09-05-CDU wählen ohne Laschet

Civey-Screenshot

Mit einem für die Wähler attraktiveren Kandidaten wären für CDU/CSU sicherlich mindestens 34 bis 37 Prozent möglich, vielleicht sogar mehr

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass nicht alle dieser 26,8 Prozent am 26. September dann tatsächlich die Union wählen würden mit einem anderen Kanzlerkandidaten, sondern nur die Hälfte davon, so wäre das immerhin ein Zuwachs von etwa 13,4 Prozent. Damit lägen CDU/CSU laut Civey bei ca. 36 bis 37 Prozent, laut Wahl-O-Matrix bei 34 bis 35 Prozent. Dies halte ich für sehr realistisch. Und selbst wenn es nur ein Drittel dieser 26,8 Prozent wären, also knapp 9 Prozent, so läge die Union auf jeden Fall bei über 30 Prozent (Wahl-O-Matrix) bzw. 32 Prozent (Civey).

Und welche große Auswirkungen der Kanzlerkandidat hat, sieht man ja gerade an Olaf Scholz, der die SPD innerhalb von ein, zwei Monaten von gut 15 auf fast 25 Prozent nach oben zog. Ein Plus von 13 bis 14 Prozent wäre also sicher nicht unrealistisch für die Union mit einem anderen Kanzlerkandidaten, so dass Werte von etwa 34 bis 37 Prozent möglich wären, womöglich sogar noch mehr.

Diese 13 bis 14 Prozent gingen dann wohl vor allem der SPD und den Grünen verloren, so dass die SPD wohl auf 15 bis 18 Prozent zurückfiele, die Grünen wahrscheinlich auf etwa 10 bis 15 Prozent. Damit wären SPD und Grüne zusammen unter 30 Prozent (wahrscheinlich bei um die 28 bis 30). Das heißt, SPD und Grüne wären dann zusammen schwächer als die Union alleine und es gäbe am 26. September einen ganz klaren Wahlsieger.

Vor allem bei den Über-40-Jährigen könnte die Union ohne Laschet Millionen Stimmen zusätzlich holen

Besonders große Ablehnung erfährt Laschet übrigens von den älteren Wählern. Jeweils rund 35 Prozent der 50- bis 64-Jährigen und auch der 40- bis 49-jährigen würden wahrscheinlicher die CDU wählen, wenn Laschet nicht kandidieren würde. Bei den 18- bis 29-Jährigen dagegen, die ohnehin seltener die Union wählen, geben nicht 59, sondern rund 68 Prozent an, dass sich an ihrem Wahlverhalten nichts ändern würde. Also gerade bei den 40-, 50-, 60-, 70-Jährigen könnten CDU/CSU mit einem anderen Kandidaten viele Millionen Stimmen mehr holen als mit Armin Laschet.

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