Von Jürgen Fritz, Do. 10. Feb 2022, Titelbild: YouTube-Screenshot
Der Film feierte seine Premiere im September 2021 bei den Internationalen Festspielen von Venedig. Dort wurde Jane Campion (Das Piano), die das Drehbuch schrieb, Regie führte und den Streifen mit produzierte, mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie ausgezeichnet. Nun wurde The Power of the Dog für zwölf Oscars nominiert.
The Power of the Dog
Der Film basiert auf dem Roman Die Gewalt der Hunde von Thomas Savage aus dem Jahr 1967. Die Werke von Thomas Savage erhielten zwar oft großes Kritikerlob, erreichten allerdings nie ein breites Leserpublikum und waren teilweise über lange Jahre vergriffen. Bei The Power of the Dog hatte aber bereits mehrfach Interesse an einer Verfilmung bestanden, unter anderem in den 1970er Jahren mit Paul Newman als Phil und Faye Dunaway als Rose. Keines dieser Projekte kam aber je zustande – bis jetzt.
Im Mai 2019 wurde bekannt, dass Oscar-Preisträgerin Jane Campion (1994 ausgezeichnet mit dem Preis für das Beste Originaldrehbuch für Das Piano, für mich einer der besten Filme der letzten 30 Jahre) an der Verfilmung von Savages Roman arbeitet und auch das Drehbuch schreibt. Es wurde ihr erster Kinofilm seit Bright Star (2009). Ab dem 18. November 2021 lief der Film in deutschen Kinos an, Anfang Dezember wurde er in das Programm von Netflix aufgenommen.
Der Romantitel bezieht sich auf eine Bibelstelle (Ps 22,20): „Deliver my soul from the sword / My darling from the power of the dog“ (dt.: „Entreiß mein Leben dem Schwert, aus der Gewalt der Hunde mein einziges Gut!“). Die Geschichte um die Brüder Phil und George Burbank, die auf einer Ranch in Montana leben und deren Alltag durch die plötzliche Heirat Georges aus den Fugen gerät, gilt als bestes Werk des Schriftstellers.
Campion war nach eigenen Angaben nicht auf der Suche nach einem Filmstoff, verliebte sich aber beim Lesen von The Power of the Dog in das Buch und recherchierte anschließend weiter zu Thomas Savage. „The Power of the Dog ist ein herausragender Roman, der ein Leben auf der Großleinwand verdient. Ich konnte nicht aufhören, an die Geschichte zu denken, sie hat mich wirklich verfolgt. Die Themen von Männlichkeit, Nostalgie und Betrug sind eine berauschende Mischung“, erzählt die neuseeländische Regisseurin, die für Das Piano (1993) als erste Frau die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes erhielt und auch für den Oscar als Drehbauchautorin und Regisseurin nominiert wurde. Insbesondere die komplexe Figur des Phil (im Film verkörpert durch Benedict Cumberbatch) interessierte die Regisseurin, die bis dahin in ihren Filmen wie vor allem weibliche Figuren ins Zentrum gerückt hatte.
Bei den Golden Globe Awards 2022 war The Power of the Dog siebenfach nominiert und wurde dreifach ausgezeichnet: 1. als Bester Film des Jahres, 2. für die Beste Regie (Jane Campion) und 3. für den Besten Nebendarsteller (Kodi Smit-McPhee).
Nun also gleich zwölf Nominierungen beim Oscar:
- als Bester Film (Jane Campion, Tanya Seghatchian, Emile Sherman, Iain Canning und Roger Frappier),
- für die Beste Regie (Jane Campion),
- für das Beste adaptierte Drehbuch (Jane Campion),
- als Bester Hauptdarsteller (Benedict Cumberbatch),
- als Bester Nebendarsteller (Kodi Smit-McPhee),
- als Bester Nebendarsteller (Jesse Plemons),
- als Beste Nebendarstellerin (Kirsten Dunst),
- für den Besten Schnitt (Peter Sciberras),
- für die Beste Kamera (Ari Wegner),
- für die Beste Filmmusik (Jonny Greenwood),
- für den Besten Ton (Richard Flynn, Robert Mackenzie und Tara Webb) und
- für das Beste Szenenbild (Grant Major und Amber Richards).
Jane Campion ist damit die erste Frau in der Geschichte des höchsten Filmpreises, die zum zweiten Mal für die Beste Regie nominiert wurde. 1994 erhielt sie zwar nicht den Regie-, aber den Oscar für das Beste Originaldrehbuch. Ob es dieses Mal auch mit dem Regiepreis klappt? Die Konkurrenz ist auch dieses Mal beachtlich.
Die Konkurrenz
Einer der stärksten Konkurrenten um den Film des Jahres dürfte Dune von Meisterregisseur Denis Villeneuve (Prisoners, Enemy, Sicario, Arrival, Blade Runner 2049) werden, der für zehn Oscars nominiert wurde. Belfast von Kenneth Branagh (Drehbuch und Regie) und West Side Story von Steven Spielberg (Regie und Produktion) wurden je siebenmal nominiert, King Richard von Reinaldo Marcus Green mit Will Smith in der Hauptrolle als Vater von Venus und Serena Williams, sechsmal.
Die deutsche Produktion Ich bin dein Mensch von Regisseurin Maria Schrader, die zum erweiterten Kreis für den besten internationalen Film zählte, schaffte es leider nicht unter die fünf Nominierten. Aber der deutsche Komponist Hans Zimmer, einer der gefragtesten weltweit, holte sich seine zwölfte Nominierung für die Filmmusik zu Dune. Seine erste Oscar-Nominierung erhielt Zimmer 1989 für Rain Man. 1995 wurde er für die Filmmusik zu Der König der Löwen mit einem Academy Award ausgezeichnet.
Die finanziell erfolgreichste Filmproduktion aus dem Jahr 2021, Spider-Man: No Way Home, die bereits über 1,77 Milliarden US-Doller einspielte und damit schon jetzt der sechsterfolgreichste Film aller Zeiten ist, wurde lediglich in einer Kategorie nominiert: Beste visuelle Effekte. Der neue Bond, Keine Zeit zu sterben, wurde dreimal nominiert.
Die 94. Verleihung der Oscars soll am 27. März 2022 im Dolby Theatre in Los Angeles stattfinden.
Die Nominierten
Jeweils in alphabetischer Reihenfolge:
A. Bester Film
- Belfast – Produktion: Laura Berwick, Kenneth Branagh, Becca Kovacik und Tamar Thomas
- Coda – Produktion: Fabrice Gianfermi, Philippe Rousselet und Patrick Wachsberger
- Don’t Look Up – Produktion: Adam McKay und Kevin J. Messick
- Drive My Car – Produktion: Teruhisa Yamamoto
- Dune – Produktion: Cale Boyter, Mary Parent und Denis Villeneuve
- King Richard – Produktion: Will Smith, Tim White und Trevor White
- Licorice Pizza – Produktion: Paul Thomas Anderson, Sara Murphy und Adam Somner
- Nightmare Alley – Produktion: Bradley Cooper, J. Miles Dale und Guillermo del Toro
- The Power of the Dog – Produktion: Jane Campion, Iain Canning, Roger Frappier, Tanya Seghatchian und Emile Sherman
- West Side Story – Produktion: Kristie Macosko Krieger und Steven Spielberg
B. Beste Regie
- Paul Thomas Anderson – Licorice Pizza
- Kenneth Branagh – Belfast
- Jane Campion – The Power of the Dog
- Ryūsuke Hamaguchi – Drive My Car
- Steven Spielberg – West Side Story
C. Bester Hauptdarsteller
- Javier Bardem – Being the Ricardos
- Benedict Cumberbatch – The Power of the Dog
- Andrew Garfield – Tick, Tick…Boom!
- Will Smith – King Richard
- Denzel Washington – Macbeth (The Tragedy of Macbeth)
D. Beste Hauptdarstellerin
- Jessica Chastain – The Eyes of Tammy Faye
- Olivia Colman – Frau im Dunkeln (The Lost Daughter)
- Penélope Cruz – Parallele Mütter (Madres paralelas)
- Nicole Kidman – Being the Ricardos
- Kristen Stewart – Spencer
E. Bester Nebendarsteller
- Ciarán Hinds – Belfast
- Troy Kotsur – Coda
- Jesse Plemons – The Power of the Dog
- J. K. Simmons – Being the Ricardos
- Kodi Smit-McPhee – The Power of the Dog
F. Beste Nebendarstellerin
- Jessie Buckley – Frau im Dunkeln (The Lost Daughter)
- Ariana DeBose – West Side Story
- Judi Dench – Belfast
- Kirsten Dunst – The Power of the Dog
- Aunjanue Ellis – King Richard
G. Bestes Originaldrehbuch
- Paul Thomas Anderson – Licorice Pizza
- Zach Baylin – King Richard
- Kenneth Branagh – Belfast
- Adam McKay und David Sirota – Don’t Look Up
- Joachim Trier und Eskil Vogt – Der schlimmste Mensch der Welt (Verdens verste menneske)
H. Bestes adaptiertes Drehbuch
- Jane Campion – The Power of the Dog
- Ryūsuke Hamaguchi und Takamasa Ōe – Drive My Car
- Siân Heder – Coda
- Maggie Gyllenhaal – Frau im Dunkeln (The Lost Daughter)
- Eric Roth, Jon Spaihts und Denis Villeneuve – Dune
I. Beste Kamera
- Bruno Delbonnel – Macbeth (The Tragedy of Macbeth)
- Greig Fraser – Dune
- Janusz Kamiński – West Side Story
- Dan Laustsen – Nightmare Alley
- Ari Wegner – The Power of the Dog
J. Bestes Szenenbild (Art Direction)
- Rena DeAngelo und Adam Stockhausen – West Side Story
- Stefan Dechant und Nancy Haigh – Macbeth (The Tragedy of Macbeth)
- Tamara Deverell und Shane Vieau – Nightmare Alley
- Grant Major und Amber Richards – The Power of the Dog
- Zsuzsanna Sipos und Patrice Vermette – Dune
K. Bestes Kostümdesign
- Jenny Beavan – Cruella
- Jacqueline Durran und Massimo Cantini Parrini – Cyrano
- Robert Morgan und Jacqueline West – Dune
- Luis Sequeira – Nightmare Alley
- Paul Tazewell – West Side Story
L. Bester Schnitt
- Hank Corwin – Don’t Look Up
- Myron Kerstein und Andrew Weisblum – Tick, Tick…Boom!
- Pamela Martin – King Richard
- Peter Sciberras – The Power of the Dog
- Joe Walker – Dune
M. Beste Filmmusik
- Nicholas Britell – Don’t Look Up
- Germaine Franco – Encanto
- Jonny Greenwood – The Power of the Dog
- Alberto Iglesias – Parallele Mütter (Madres paralelas)
- Hans Zimmer – Dune
N. Bester Filmsong
- Be Alive aus King Richard – Musik und Text: Dixson und Beyoncé
- Dos Oruguitas aus Encanto – Musik und Text: Lin-Manuel Miranda
- Down to Joy aus Belfast – Musik und Text: Van Morrison
- No Time to Die aus Keine Zeit zu sterben (No Time to Die) – Musik und Text: Billie Eilish and Finneas O’Connell
- Somehow You Do aus Four Good Days – Musik und Text: Diane Warren
O. Bestes Make-up und beste Frisuren
- Carla Farmer, Mike Marino und Stacey Morris – Der Prinz aus Zamunda 2 (Coming 2 America)
- Naomi Donne, Nadia Stacey und Julia Vernon – Cruella
- Eva von Bahr, Donald Mowat und Love Larson – Dune
- Linda Dowds, Stephanie Ingram und Justin Raleigh – The Eyes of Tammy Faye
- Frederic Aspiras, Anna Carin Lock und Göran Lundström – House of Gucci
P. Bester Ton
- Niv Adiri, Simon Chase, James Mather und Denise Yarde – Belfast
- Ron Bartlett, Theo Green, Doug Hemphill, Mark A. Mangini und Mac Ruth – Dune
- Brian Chumney, Tod A. Maitland, Shawn Murphy, Andy Nelson und Gary Rydstrom – West Side Story
- Richard Flynn, Robert Mackenzie und Tara Webb – The Power of the Dog
- James Harrison, Simon Hayes, Paul Massey, Oliver Tarney und Mark Taylor – Keine Zeit zu sterben (No Time to Die)
Q. Beste visuelle Effekte
- Brian Connor, Paul Lambert, Tristan Myles und Gerd Nefzer – Dune
- Chris Corbould, Jonathan Fawkner, Joel Green und Charlie Noble – Keine Zeit zu sterben (No Time to Die)
- Joe Farrell, Dan Oliver, Christopher Townsend und Sean Noel Walker – Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
- Scott Edelstein, Kelly Port, Dan Sudick und Chris Waegner – Spider-Man: No Way Home
- Swen Gillberg, Bryan Grill, Nikos Kalaitzidis und Dan Sudick – Free Guy
R. Bester internationaler Film (bis 2019 bester fremdsprachiger Film)
- Drive My Car (ドライブ・マイ・カー, Doraibu mai kā), Japan – Regie: Ryūsuke Hamaguchi
- Flee, Dänemark – Regie: Jonas Poher Rasmussen
- The Hand of God (È stata la mano di Dio), Italien – Regie: Paolo Sorrentino
- Lunana – Das Glück liegt im Himalaya (লুনানা), Bhutan – Regie: Pawo Choyning Dorji
- Der schlimmste Mensch der Welt (Verdens verste menneske), Norwegen – Regie: Joachim Trier
S. Bester Dokumentarfilm
- Ascension – Jessica Kingdon, Kira Simon-Kennedy und Nathan Truesdell
- Attica – Traci A. Curry und Stanley Nelson
- Flee – Monica Hellström, Charlotte de La Gournerie, Jonas Poher Rasmussen und Signe Byrge Sørensen
- Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised) – David Dinerstein, Robert Fyvolent, Joseph Patel und Ahmir „Questlove“ Thompson
- Writing with Fire – Sushmit Ghosh und Rintu Thomas
T. Bester Animationsfilm
- Encanto – Jared Bush, Byron Howard, Yvett Merino und Clark Spencer
- Flee – Monica Hellström, Charlotte de La Gournerie, Jonas Poher Rasmussen und Signe Byrge Sørensen
- Luca – Enrico Casarosa und Andrea Warren
- Die Mitchells gegen die Maschinen (The Mitchells vs. the Machines) – Kurt Albrecht, Phil Lord, Christopher Miller und Mike Rianda
- Raya und der letzte Drache (Raya and the Last Dragon) – Carlos López Estrada, Don Hall, Osnat Shurer und Peter Del Vecho
U. Bester Kurzfilm
- Ala Kachuu – Take and Run – Maria Brendle und Nadine Lüchinger
- The Long Goodbye – Riz Ahmed und Aneil Karia
- On My Mind – Kim Magnusson und Martin Strange-Hansen
- Please Hold – K.D. Dávila und Levin Menekse
- Sukienka – Tadeusz Łysiak und Maciej Ślesicki
V. Bester Dokumentar-Kurzfilm
- Als wir Tyrannen waren (When We Were Bullies) – Jay Rosenblatt
- Hörbar (Audible) – Geoff McLean und Matthew Ogens
- Nach Hause (Lead Me Home) – Pedro Kos und Jon Shenk
- The Queen of Basketball – Ben Proudfoot
- Three Songs for Benazir – Elizabeth Mirzaei und Gulistan Mirzaei
W. Bester animierter Kurzfilm
- Affairs of the Art – Les Mills und Joanna Quinn
- Bestia – Hugo Covarrubias und Tevo Díaz
- Boxballet – Anton Djakow
- Rote Robin (Robin Robin) – Dan Ojari und Michael Please
- The Windshield Wiper – Alberto Mielgo und Leo Sanchez
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