Die Kunst der Argumentation

(Jürgen Fritz, 23.12.2021) Demokratie bedeutet, dass das Staatsvolk an Entscheidungen, die die Allgemeinheit betreffen, beteiligt ist. Dies setzt voraus, dass das Volk sich zuvor entsprechend informieren kann, worum es genau geht, was wiederum das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Informations- und Pressefreiheit voraussetzt, soll das Ganze nicht zu einer gelenkten Farce und Scheindemokratie  entarten. In diesem Meinungsbildungsprozess werden Argumente für und wider vorgetragen, müssen immer beide Seiten zu Wort kommen, denn wie soll sonst eine gemeinsame qualifizierte Urteilsfindung möglich sein. Was aber genau ist eine Argumentation?

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Es gibt kein Menschenrecht auf ein glückliches Leben

(Jürgen Fritz, 20.12.2021) Das Streben nach Glück entspringt einer uralten Sehnsucht des Menschen. Der erste Philosoph, der eine komplette Glücksphilosophie entwickelte, war wohl Aristippos von Kyrene (435-355 v.u.Z.), ein Schüler des Sokrates, der den Hedonismus begründete. Wie ist nun aber der Zusammenhang zwischen dem Glück und den Menschenrechten?

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Das Abschneiden der eigenen geistigen Tradition

(Jürgen Fritz, 05.11.2021) „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, dies hätten „wir uns vom Tierreich abgeschaut“, sagt die ZDF Morgenmagazin-Moderatorin Mirjam Meinhardt. Tatsächlich geht dieses Sprichwort zurück auf eine Fabel des griechischen Dichters Aesop (um 550 v.u.Z.), auf welches sich Aristoteles (384–322 v.u.Z.) in seiner Nikomachischen Ethik bezieht, dem mehr als zweitausend Jahre wichtigsten Werk der Moralphilosophie bis zu …

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Nicht Pädophilie, sondern: Störung der Sexualpräferenz

(Jürgen Fritz, 04.06.2021) Noch immer wird von „Pädophilie“ gesprochen, der Ausdruck stammt von einem Psychiater aus dem späten 19. Jahrhundert. Dabei ist dieses Wort denkbar ungeeignet zu beschreiben, worum es hier tatsächlich geht. Denn mit Philia, der Freundesliebe, hat das, was hier geschieht, ja gerade nicht zu tun. Doch gehen wir den Dingen ein wenig auf den Grund.

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Sein zum Tode und der Wunsch nach Unsterblichkeit

(Jürgen Fritz, 24.11.2020) Der Tod sei gar kein Übel, meinte Epikur in seinem berühmten Argument. Doch stimmt das wirklich? Ist er nicht genau das eben doch? Der Tod gleicht letztlich einem gigantischen Raub. Wir werden unseres eigenen Daseins beraubt. Dieses wird uns früher oder später weggenommen. Und wir haben schon früh ein Bewusstsein davon, dass dies unvermeidlich ist. Wie damit leben?

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Warum sind sokratische Gespräche heute kaum noch möglich?

(Jürgen Fritz, 14.09.2020) „Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen.“ (Aristoteles) – „Platon ist mein Freund und Aristoteles auch, meine liebste Freundin aber ist die Wahrheit“ (Isaac Newton) – „Wahrlich es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, nicht das Besitzen sondern das Erwerben, nicht das Da-Seyn, sondern das Hinkommen, was den grössten Genuss gewährt.“ (Carl Friedrich Gauß)

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Gründe und Motive: innere Schönheit

(Jürgen Fritz, 31.07.2020) Wenn wir nach dem Guten fragen, müssen wir zwei grundlegend verschiedene Fragen unterscheiden: 1. Warum ist es gut, H zu tun, beziehungsweise warum ist die Handlung H moralisch? 2. Angenommen es kann aufgezeigt werden, warum es gut ist, H zu tun, so kann man fragen: Warum soll ich das Gute denn überhaupt wollen, sprich warum soll ich überhaupt moralisch sein? Die erste Frage ist die nach einem Rechtfertigungsgrund, die zweite die nach einem Motivationsgrund, also danach, welches Motiv ich haben sollte, das als gut Erkannte und als gut Gerechtfertigte denn auch zu tun.

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Gender-Deutsch steht im Widerspruch zum Geist des Grundgesetzes

(Claudia Simone Dorchain, 28.07.2020) Frauenfeindlich, gestrig, gleichstellungswidrig – das sind die Vorwürfe gegen die wenigen Dissidenten in Deutschland, die sich im Sommer 2020 noch immer weigern, das sogenannte „Gender-Deutsch“ zu verwenden. Dem generischen Maskulinum ist bundesweit der Krieg erklärt worden, in Kiel ist es schon offiziell abgeschafft, und die Begründung des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend lautet, die sprachliche Verwendung des Pronomens „man“ erniedrige die Frauen, sie würden in generellen Ansprachen mit männlichem Geschlecht lediglich mitgemeint, nicht explizit herausgestellt. Die Philosophin Dr. Claudia Simone Dorchain zeigt auf, inwiefern das Gender-Deutsch im Widerspruch zum Geist des Grundgesetzes steht.

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Philosophie versus Religion: Vom Mythos zum Logos

(Jürgen Fritz, 19.06.2020) Wenn man vom Anfang der Philosophie – und damit auch dem wissenschaftlichen Denken – spricht, stellt sich natürlich die Frage nach dem Vorher. Auch die Menschen vor dieser Zäsur, vor dieser Wendezeit des menschlichen Geistes hatten das Bedürfnis nach Sicherheit und einer Ausrichtung in der Welt. Was gab ihnen Halt und Orientierung? Es war dies der Mythos.

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Weisheit und Charakter (ethische Kompetenz) bedeuten: dreifache Unterwerfung

(Jürgen Fritz, 29.04.2020) Worin besteht Weisheit und das, was man gemeinhin Charakter nennt oder wie Aristoteles es bezeichnete: ethische Tugenden neben den Verstandestugenden? Weisheit und Charakter (Moralität, Sittlichkeit) bestehen letztlich in nichts Geringerem als in einer dreifachen Unterwerfung. Unterwerfung nicht gegenüber der Gewalt, nicht gegenüber der Macht, nicht gegenüber der Unterdrückung, nein, Unterwerfung gegenüber drei anderen Instanzen.

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Das Wesen des Vergleichens

(Jürgen Fritz, 24.10.2019) „Überhaupt lobt man nichts in angemessener Weise ohne einen Vergleich.“ (Plinius der Jüngere, 61 – 113) Das könne man doch nicht miteinander vergleichen, so lautet eine typische Redewendung. Doch was bedeutet es überhaupt, Dinge miteinander zu vergleichen? Könnte es sein, dass dieser Begriff oftmals gar nicht richtig verstanden, das Wesen des Vergleichs mithin nicht erfasst wurde, wie diese Redewendung zeigt?

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Wie man ein guter Mensch wird: durch gute Handlungen

(Jürgen Fritz, 17.10.2019) „Das erste ist, dass der Mensch zu wissen beginnt, dass das Gute und Wahre etwas Höheres ist. Ganz äußerliche Menschen wissen nicht einmal, was gut und was wahr ist. Denn sie meinen, alles, was Gegenstand der Selbstliebe und Weltliebe ist, sei gut, und meinen, alles, was jene Liebe begünstigt, sei wahr.“ – Emanuel Swedenborg, Himmlische Geheimnisse, Nr. 20

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Rüdiger Safranski über gut und böse

(Jürgen Fritz, 04.10.2019) Der Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Philosoph Rüdiger Safranski gilt als einer der großen Intellektuellen im Lande. Bekannt wurde er vor allem durch seine Monografien zu Friedrich Schiller, E.T.A. Hoffmann, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Johann Wolfgang von Goethe und Martin Heidegger. Noch bekannter dann, als er von 2002 bis 2012 zusammen mit Peter Sloterdijk im ZDF „Das Philosophische Quartett“ moderierte. Hans-Martin Esser sprach für „The European“ mit dem Bestsellerautor, auch über das Thema gut und böse.

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Echte und falsche Toleranz und Bescheidenheit

(Jürgen Fritz, 29.09.2019) Toleranz oder Duldsamkeit bedeutet im allgemeinen, dass man Dinge, die man selbst nicht gut, vielleicht sogar falsch oder schlecht findet, erträgt, dass man Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten anderer bis zu einem gewissen Grade gelten lässt oder aushält. Toleranz ist dabei weniger als Akzeptanz, mit der ein Gutheißen einhergeht, kein Ertragen oder Aushalten. Eine maßvolle, aber nicht grenzenlose Toleranz könnte man dabei, wie auch die Bescheidenheit, also die freiwillige Selbstbeschränkung als Kontrapunkt zur Geltungssucht, als Tugend auffassen. Dabei gilt es jedoch eine wahre und eine falsche Toleranz und Bescheidenheit zu unterscheiden.

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Notwendige und kontingente Eigenschaften: Essentielles und Akzidentelles

(Jürgen Fritz, 14.08.2019) Das Mögliche kann geschehen. Was also geschieht, muss möglich sein. Was nicht sein kann, was unmöglich ist, dessen Nicht-sein ist nicht nur der Fall, sondern ist notwendigerweise der Fall. Was weder mit Notwendigkeit ist noch mit Notwendigkeit nicht ist, ist kontingent. Alles, was ist, hat kontingente Eigenschaften. Es gibt aber Dinge, die haben nicht nur kontingente, sondern auch notwendige, essentielle Eigenschaften, die sie nicht verlieren können, ohne dass sie aufhören zu sein, was sie sind.

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