Von Jürgen Fritz, Di. 07. Jan 2020, Titelbild: Screenshot aus Martyr of Infinity (Giordano Bruno)
Wir schreiben den 17. Februar im Jahre 1600. Nach fast acht Jahren Kerkerhaft, die den 52-Jährigen sichtlich gebrochen haben, steigt Giordano Bruno, der vielleicht größte Geist des Jahrhunderts, auf dem Campo de Fiori in Rom auf den Scheiterhaufen. Jahrelang hat er vergeblich versucht, eine Audienz beim Papst zu erreichen, war sogar bereit, seine Lehre teilweise zu widerrufen. Doch dies genügt der kirchlichen Inquisition nicht. Als sie den vollständigen Widerruf fordert, reagiert der Denker hinhaltend, schließlich sogar trotzig und hält an einigen Punkten seiner Lehre fest. Man weiß nicht, was die Katholiken mit ihm anstellen würden, widerriefe er seine Lehre, aber das ist sein sicheres Todesurteil. Doch Bruno soll nicht einfach nur sterben.
Was aber hatte Giardano Bruno Schlimmes verbrochen?
1584 hat der 36-jährige Dominikanermönch Giordano Bruno (1548 – 1600) sein Werk Zwiegespräche vom unendlichen All und den Welten veröffentlicht. Darin stehen für die damalige Zeit, das ausgehende 16. Jahrhundert, in dem die christlichen Kirchen noch immer enorme Macht besitzen, ungeheuerliche Sätze:
„Einzig ist also der Himmel, der unermessliche Raum. In ihm sind zahlreiche Sterne, Sonnen und Erden sichtbar und müssen unzählige andre vernünftigerweise angenommen werden.“
Für den italienischen Priester, Dichter, Philosophen und Astronom war der Himmel unendlich und die Sterne am Firmament waren nichts anderes als Objekte wie unsere Sonne – umkreist von Planeten. Damit lieferte Bruno schon vor knapp 440 Jahren eine prägnante Zusammenfassung des modernen Wissens der Astronomie. Weiter heißt es bei ihm:
„Wir sehen nur die Sonnen, nicht aber deren Erdkörper oder Planeten, welche, da ihre Massen viel kleiner sind, für uns unsichtbar sind.“
Auch damit lag dieser Genius weitgehend richtig. Die Planeten anderer Sonnen leuchten nicht aus eigener Kraft, sondern können das Sternenlicht, das auf sie fällt nur reflektieren. Und meist sind sie, so sie sich nicht in unserem eigenen Sonnensystem befinden, viel zu klein, dass wir sie sehen könnten. Bis heute haben die Astronomen damit zu kämpfen, dass Planeten bei anderen Sternen nicht direkt zu sehen sind. Giordano Bruno zieht dann schon im 16. Jahrhundert einen kühnen Schluss:
„Hiernach gibt es nicht eine einzige Welt, eine einzige Erde, eine einzige Sonne, sondern soviel Welten, als wir leuchtende Funken über uns sehen.“
Der Erde kommt damit keine Sonderstellung mehr zu. Sie ist ein Planet von ganz vielen Planeten im Kosmos. Auch das entspricht vollkommen dem heutigen Forschungs- und Wissensstand. Dabei hatte Giardano Bruno anders als Galileo Galilei zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch kein Fernrohr zur Verfügung. Das erste Fernrohr wurde erst 1608, also acht Jahre nach Brunos Tod, von dem deutsch-niederländischern Brillenschleifer Hans Lipperhey konstruiert, 1609 von Galileo Galilei in Venedig nachgebaut und bald darauf verbessert.
Bruno dagegen führte, ähnlich wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts Albert Einstein nur Gedankenexperimente durch und schaffte es damit, ein völlig neues Bild des Kosmos zu erschaffen, kritisierte insbesondere die Lehre des Aristoteles, dessen Kosmologie die katholische Kirche im hohen Mittelalter, vor allem durch die Arbeiten von Thomas von Aquin, übernommen und mit ihrer Lehre synthetisiert hatte. Eine eigene ausgearbeitete Kosmologie hatte das christliche Weltbild gar nicht, machte vielmehr was es immer macht: es übernahm die Arbeiten anderer und baute sie in das eigene System ein. Aristoteles galt daher der katholischen Kirche im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit als höchste Autorität, die Bruno höchst feinsinnig attackierte.
Die christlichen Kirchen fassten dies als Affront gegen ihre Lehre (Ideologie) auf
Einer Institution passten diese revolutionäre Gedanken bezüglich des Weltbildes, die wir teilweise schon bei Kopernikus (1473 – 1543), dann später bei Galileo Galilei (1564 – 1642) und Johannes Kepler (1571 – 1630) finden, weniger: den christlichen Kirchen. Doch fühlten sie sich vor allem von etwas anderem in Brunos Lehre provoziert.
Denn Bruno hatte nicht nur wie Kopernikus die Erde aus dem Mittelpunkt des Universums gerückt, sondern auch die Unendlichkeit des Weltraums postuliert und die ewige Dauer des Universums. Noch viel schwerer wog aber, dass seine Thesen von einer unendlichen materiellen Welt keinen Raum für ein Jenseits ließen, da zeitliche Anfangslosigkeit des Universums eine Schöpfung und dessen ewiger Bestand ein Jüngstes Gericht ausschlossen.
Dabei war Bruno kein Atheist, auch kein Agnostiker oder, wie man eher sagen sollte: kein metaphysischer Asket, wie wir das heute bei der giardano bruno stiftung vielfach sehen. Auch Bruno spekulierte über Gott und ein Jenseits (Transzendenz). Aber seine Gottesvorstellung war eine gänzlich andere als die im Judentum, im Christentum und im Islam. Für ihn war Gott nicht eine transzendente Figur, die das Universum (aus dem Nichts) erschaffen hatte, sondern alles Seiende war für ihn unendlich und von Göttlichkeit durchdrungen. Gott war also für ihn ganz immanent (diesseitig) und zugleich transzendent. Einen Anfang und ein Ende gab es in seiner Lehre nicht, konnte es gar nicht geben, wie er höchst feinsinnig begründete.
Dies fasste die katholische Kirche als Affront gegen ihre Lehre auf, den sie nicht vergeben wollte (die Calvinisten und die Lutheraner waren aber nicht viel besser, auch sie haben ihn verbannt). Bruno hatte nicht die „richtige Ideologie“, die – zumindest was die Kosmologie anbelangte – nachweislich falsch war, und dafür sollte, dafür musste er sterben.
Brunos Fundamentalkritik am Christentum
Giordano Bruno wurde dabei von der Inquisition nicht wegen seiner kopernikanischen Ansichten verurteilt, dass die Erde gar nicht im Mittelpunkt des Universums ruhe, sondern sich um die Sonne bewege. Dies spielte in seinem Prozess gar keine Rolle. Das eigentliche Skandalon waren vielmehr zwei Punkte seiner Lehre, die auch heute noch für viele anstößig sind:
Erstens nämlich die These, das Universum sei tatsächlich a) unendlich in seiner Ausdehnung und b) auch unendlich belebt. Es sei von unzähligen Himmelskörpern erfüllt, die quasi als große Organismen Träger vielfältigen, auch intelligenten Lebens sind (waren oder sein werden). Denn damit raubte Bruno der Erde und den Erdlingen (Menschen) ihren absoluten Sonderstatus im All.
Zweitens die – anders als bei Galilei später – schroffe Frontstellung gegen das Christentum, einschließlich der Person seines Stifters Jesus von Nazareth, wozu bis heute nur die wenigsten Christentum-Kritiker fähig sind, ebenso wie viele Islam-Kritiker sich kaum wagen, an Mohammed fundamentale Kritik zu üben. »Brunos Radikalität in diesem zweiten Punkt lässt keinen Spielraum für beschwichtigende Deutungen, obwohl es nicht an Versuchen gefehlt hat, ihn zu „rechristianisieren“. Für Bruno ist Jesus ein Magier und Betrüger, ein Verdreher der natürlichen und kosmischen Ordnung«, schreibt der Naturphilosoph und Bruno-Biograph Jochen Kirchhoff.
Brunos »kaum bekannte Attacken gegen das Christentum und seinen Stifter in dem Buch Die Vertreibung der triumphierenden Bestie von 1584« seien beispiellos in ihrer Art. Am Ende der langen Passage über das Christentum bezeichnete Giordano Bruno Jesus als „einen verächtlichen, gemeinen und unwissenden Menschen“, durch den „alles entwürdigt, geknechtet, in Verwirrung gebracht und das Unterste zuoberst verkehrt, die Unwissenheit an Stelle der Wissenschaft gesetzt“ und „der echte Adel zu Unehren und die Niederträchtigkeit zu Ehren gebracht“ worden seien, so Jochen Kirchhoff weiter. »Bruno hielt die Anbetung des Gekreuzigten für Götzendienst.«
Damit war Bruno einer der bis heute ganz wenigen, der zu erkennen vermochte, dass der Grundfehler im Christentum schon in der Jesus-Figur begründet liegt, ein essentieller Punkt, den mir der ansonsten so wichtige Christentum-Kritiker Karlheinz Deschner, der so unfassbar vieles herausgearbeitet und zusammengetragen hat, übersah, was mit seiner stark linken, pazifistischen Grundhaltung zu tun gehabt haben dürfte. All die christlichen Verfälschungen (teilweise auch sinnvolle Korrekturen) der ohnehin schon defizitären oder falschen Jesus-Lehre kommen dann quasi auf den Grundfehler noch zusätzlich oben drauf. Das ganze Gebäude ist aber gleichsam wie der schiefe Turm von Pisa schon von Grund auf schief und falsch.
Diese Texte von Bruno waren der katholischen Kirche und der Inquisition in dem jahrelangen Prozess, der gegen ihn geführt wurde, wohl lange gar nicht bekannt. Ansonsten hätten man ihn sofort zum qualvollen Tod verurteilen lassen. Brunos Fehler war dann wohl, dass er oft zu viel von dem erzählte, wie er die Welt völlig neu sah und dabei zu unvorsichtig war gegenüber allerlei Denunzianten, die ihn dann bei der Kirche meldeten und verrieten.
Zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt
Fast acht Jahre saß Giordano Bruno dann in Kerkerhaft. Jahrelang machte man ihm den Prozess, forderte ihn auf zu widerrufen. Ob man ihn auch folterte, kann weder verifiziert noch ausgeschlossen werden. Im Februar 1600, als er den Scheiterhaufen bestieg, war der 52-Jährige auf jeden Fall sichtlich gebrochen. Wir alle können uns wohl zumindest in etwa ausmalen, was acht Jahre Kerker im 16. Jahrhundert bedeuteten. Immer wieder hat der vielleicht weltweit größte Geist des Jahrhunderts vergeblich versucht, eine Audienz beim Papst zu erreichen. Er war sogar bereit, Teile seiner Lehre zu widerrufen. Doch dies genügte der Inquisition nicht.
Als sie den vollständigen Widerruf fordert, reagiert Bruno hinhaltend, schließlich sogar trotzig: An der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi – was heute fast alle kritischen Theologen aus der Bibel heraus bestätigen, Jesus hatte das nie behauptet und hätte das sicherlich auch abgelehnt – hielt Bruno fest. Ebenso an der Ablehnung des Jüngsten Gerichts sowie an seiner Behauptung vieler ‚Welten‘. Das wollte der Vatikan nicht hinnehmen. Der aufmüpfige Denker musste sterben. Das aber nicht nur einfach so.
Am 8. Februar 1600 wurde das Urteil des Heiligen Offiziums verlesen: Giordano Bruno wurde wegen Ketzerei und Magie aus dem Orden der Dominikaner und aus der Kirche ausgestoßen und dem weltlichen Gericht des Gouverneurs in Rom überstellt. Außerdem wurden alle seine Schriften verboten. Seine sämtlichen Werke sollten öffentlich zerrissen und verbrannt werden. Bruno reagierte auf das Urteil mit seinem berühmt gewordenen Satz: „Mit größerer Furcht verkündet ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme“ („Maiori forsan cum timore sententiam in me fertis quam ego accipiam“). Von dem weltlichen Gericht des römischen Gouverneurs wurde Bruno anschließend zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Er selbst lebendig verbrannt, seine Schriften über 360 Jahre verboten
Papst Clemens VIII. hatte das Jahr 1600 zum Jubeljahr erklärt. Rom war von frommen Pilgern überflutet. Die öffentliche Hinrichtung eines in ganz Europa bekannten Philosophen galt als Höhepunkt der Feierlichkeiten. Die katholische Kirche wollte ein Zeichen setzen. Als Bruno am 17. Februar 1600 auf dem Campo dei Fiori in Rom lebendig verbrannt wurde, sollte der als „Ketzer“ Geschmähte vom Antlitz der Erde getilgt werden – der Mensch und sein Werk.
Vor der Hinrichtung wurde Giordano Bruno angeblich die Zunge festgebunden, damit er nicht zum anwesenden Volk sprechen konnte. Dann wurde er bei lebendigem Leib öffentlich verbrannt. Als man ihm im letzten Augenblick durch Rauch und Feuer ein Kreuz vorhielt, soll er sich mit unsäglicher Verachtung abgewandt haben. Dann starb er elendiglich, ohne von seinen Positionen abzurücken.
In einem Brief über die Verbrennung Giordano Brunos wird das Prozedere von dem Augenzeugen Kaspar Schoppe wie folgt beschrieben:
»Fast zwei Jahre nach seiner Verhaftung durch die Inquisition, am 9. Februar, wurde Bruno im Palast des Großinquisitors und in Gegenwart der erlauchtesten Kardinal-Inquisitoren … der theologischen Berater und des römischen Stadtoberhaupts, das die weltliche Justiz repräsentierte, in den Gerichtssaal geführt, wo er niederknien und den Urteilsspruch anhören musste. Er ging so: Erst wurde von seinem Leben, seinen Studien und seiner Lehre berichtet und darauf hingewiesen, mit welcher Fürsorglichkeit die Inquisition versucht hatte, ihm seinen Irrweg aufzuzeigen und ihn brüderlich zu ermahnen. Geschildert wurde, wie hartnäckig und gottlos Bruno gewesen war, dann wurde ihm seine Stellung als Geistlicher aberkannt, woraufhin man ihn exkommunizierte und dem weltlichen Arm zur Bestrafung übergab …
Während der ganzen Zeit erwiderte Bruno kein Wort, nur einmal sagte er in drohendem Ton: »Vielleicht habt ihr, die ihr dies Urteil fällt, mehr Grund zur Angst als ich, der ich es hinnehmen muss.« So wurde er von den Männern des Stadtoberhaupts ins Gefängnis gebracht, wo man ihn noch acht Tage lang festhielt, für den Fall, dass er seine Irrtümer widerrufen wollte; aber ohne Erfolg. Und deshalb wurde er heute auf den Scheiterhaufen geschickt. Als ihm vor dem Tod das Bild des Gekreuzigten hingehalten wurde, wies er es mit bitterer Verachtung zurück. Er ging in den glühenden Flammen elendiglich zugrunde …«
Seine Verteidigungsschriften aus dem Inquisitionsprozess sind verschwunden. Vermutlich ließ sie die katholische Kirche vernichten, seine Bücher setzte sie auf den Index der verbotenen Schriften. Dort blieben sie über 360 Jahre lang (!), bis zur Abschaffung des Index im Jahre 1966. Und nach 400 Jahren gab die katholische Kirche im Jahr 2000 unter Johannes Paul II. nach Beratung mit dem päpstlichen Kulturrat und einer theologischen Kommission zu, dass die Hinrichtung Giordano Brunos unrecht war.
Galileo Galilei wusste also, was auch ihm blühte, und widerrief seine Lehre
Der 16 Jahre jüngere Galileo Galilei (1564 – 1642), der als wesentlicher Begründer der modernen Naturwissenschaften gilt, wusste daher zu Beginn des 17. Jahrhunderts, was auch ihm blühte. 1633 wurde dann ihm der Prozess gemacht. Man beschuldigte ihn des Ungehorsams. Nachdem er „seinen Fehlern“ abgeschworen, sie verflucht und verabscheut hatte, wurde er zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt, die in lebenslangen Hausarrest umgewandelt wurde. Ein im Grunde für die katholische Kirche noch mildes Urteil. Galilei war damit der Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen entkommen.
An seiner Überzeugung, dass nicht die Erde der Mittelpunkt des Universums, sie vielmehr nur ein Planet sei, der sich um die Sonne drehe, hielt er aber zeitlebens fest. Die Behauptung, der zufolge er beim Verlassen des Gerichtssaals gemurmelt haben soll, „Eppur si muove“ („und sie [die Erde] bewegt sich doch“), gilt jedoch als nachträgliche Erfindung. Dabei wollte Galilei die katholische Kirche nicht spalten oder gar zerstören, er übte nicht einmal Fundamentalkritik wie Bruno, sondern wollte nur ihr völlig falsches kosmologisches Weltbild modifizieren. Aber schon das war damals lebensgefährlich, der Kirche in zentralen Punkten zu widersprechen und aufzuzeigen, dass ihr Weltbild falsch ist.
Bis zu seinem Tod 1642 war Galilei zudem jegliche Lehrtätigkeit verboten. Obschon kein strenges Publikationsverbot ausgesprochen wurde, war es ihm im Einflussbereich der katholischen Kirche auch kaum mehr möglich, irgendeine Schrift zu veröffentlichen, da niemand sich traute, sie zu drucken. Am 2. November 1992, also nach 360 Jahren, wurde auch Galileo Galilei von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert.
Selbst Christian Wolff bedrohte man noch im 18. Jahrhundert mit dem Tode für eine harmlose Bemerkung
Und hundert Jahre später, wir sind jetzt schon im 18. Jahrhundert, also weit in der Neuzeit, wurde auch der berühmte Professor der Philosophie, der wahrscheinlich größte Geist der Zeit Christian Wolff auf Drängen der frömmelnden Pietisten vom König mit dem Tode bedroht, wenn er nicht binnen 48 Stunden das Land verlasse, weil er es gewagt hatte zu sagen, dass die Chinesen offenbar auch ohne Kenntnis der christlichen Offenbarung in der Lage seien, ein (in moralischer Hinsicht) gutes Leben zu führen. Dazu, so der Denker, reiche die allen Menschen zugängliche Vernunft aus. Das genügte bereits, um ihn aufzuhängen, den größten Geist der Zeit!, wenn er nicht sofort verschwände.
Fazit: zwei Sorten von Menschen
Im Grunde gibt es nur zwei Sorten von Menschen: A. Kinder der Aufklärung, der kritischen Selbstreflexion und Selbstkritik, Anhänger der universellen Menschenrechte (Freiheitsrechte, keine sozialistischen Versorgungsrechte!), insbesondere der Rede-, der Forschungs-, der Presse-, der Kunst-, der Religions-/Ideologie-Freiheit, der freien Wahl des Ehepartners, des Berufes, des Wohnortes im eigenen Land, der Freiheit von staatlicher/kirchlicher Folter usw. All das hat die katholische Kirche, haben überhaupt die Christen immer bis aufs Blut bekämpft, seit sie im 4. Jahrhundert nach dem Pakt mit Kaiser Konstantin erstmals selbst an die Macht kamen. Und viele andere Unterdrücker und Aufklärungsfeinde tun es ihr überall auf der Welt gleich.
B. Alle anderen, egal zu welchen religiös/ideologischen Untergruppen, Unteruntergruppen und Unterunteruntergruppen sie sich zusammenfinden und meist alle gegenseitig bekämpfen, weil jeder seine Weltsicht, seine Ideologie mit Gewalt, permanenter Indoktrination und Manipulation und nicht mit Fakten, mit Argumenten, mit freier wissenschaftlicher Forschung, gegenseitiger sachlicher Kritik und freier philosophischer Reflexion durchsetzen will. Oder aber weil er ganz für sich bleiben möchte, sich in sein Schneckenhaus zurückzieht, sich der sachlichen Kritik entzieht und damit in seiner geistig-kulturellen Entwicklung retardiert oder gar stagniert, sich im Extremfall sogar zurückentwickelt und so den Anschluss an die Entwicklung verliert.
Die Kinder der Aufklärung aber, die in Europa und Nordamerika ab dem 17. und dann vor allem ab dem 18. Jahrhundert einen Siegeszug ohnegleichen feierten, sind weltweit seit Jahrzehnten auf dem Rückzug. Denn der große Krieg gegen den Geist geht weiter und das seit Jahrtausenden. Überspitzt formuliert könnte man auch sagen: Das Mittelalter kehrt an vielen Stellen sukzessive zurück, versetzt nur mit moderner Technik und modernen Methoden der Manipulation und Unterdrückung. Wollen wir hoffen, dass nicht auch die Scheiterhaufen zurückkehren werden.
P.S.
Voltaire soll übrigens die Zahl der „Ketzer“, also der Christen, die von anderen Christen „aus Glaubensgründen“ getötet wurden, weil sie nicht genau die „richtige Weltanschauung“ hatten, auf fast 9,5 Millionen (9.468.800) berechnet haben.
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