Der große Krieg

Von Jürgen Fritz, So. 30. Sep 2018, Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons

Der große Krieg hat längst begonnen. Und Deutschland, das Land der Dichter und Denker, ist das Schlüsselland. Weshalb ausgerechnet Deutschland? Weil hier der Geist der Menschheit sich verdichtet wie nirgends sonst. Und genau dem gilt die Attacke.

Die erste Linie und ihre Prinzipien

Wir sehen zwei große Linien: erstens die von Abraham und Moses über Jesus, Mohammed, Mao, Stalin, der Frankurter Schule zur Neuen Linken, zweitens die von den ersten Naturphilosophen (Thales, Parmenides, Heraklit, Demokrit …) über das alles überragende Dreigestirn Sokrates, Platon, Aristoteles zu den neuzeitlichen Denkern, Wissenschaften und der Aufklärung mit Kopernikus, Galilei, Kepler, Descartes, Newton, Kant, Darwin, Nietzsche, Einstein …

Die erste Linie nimmt ihren Ausgang von den drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Diese stellen eine Sippschaft dar, die alle aus dem Orient, dem Morgenland entstammen, die sich ständig gegenseitig bekämpfen – warum dazu gleich mehr – und die alle auf den gleichen Prinzipien beruhen:

  • Freche, nicht überprüfbare Behauptungen über ein kontingentes Jenseits aufstellen, die dogmenartigen Charakter annehmen, und für sich in Anspruch nehmen, diejenigen, die sie aufstellen, wüssten genau Bescheid, a) dass es ein solches Jenseits gäbe und b) was dort wäre, als ob ein irdisches Wesen das wissen könnte.
  • Sich selbst maßlos überhöhen, sei es als Auserwählter einer Gottheit, als Prophet oder gar als gottähnliches Wesen oder Gottes Sohn selbst.
  • Andere, zumeist eher Ungebildete aus den Unterschichten einsammeln (Rattenfänger) und zu blinden Gefolgsleuten machen (Jünger) durch die Kunst der Verführung.
  • Die Gesellschaft mehr und mehr unterwandern, schließlich dominieren, sei es durch die Kunst der Verführung oder durch rohe Gewalt, oft durch beides in Kombination.
  • Sodann, wenn die Gesellschaft kontrolliert wird, die Kinder von klein auf indoktrinieren, so tief indoktrinieren, dass weit über 90, oft über 99 Prozent nie wieder davon loskommen. Das Innerste der Seelen vollkommen in Beschlag nehmen und nie wieder frei lassen: „Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und die sind glücklich dabei.“ (Adolf Hitler in einer Rede vor der Hitlerjugend am 4. Dezember 1938 – Der Sozialismus und der Nationalsozialismus arbeiten weitgehend mit den gleichen Prinzipien, bilden quasi eine vierte Unterlinie der ersten; dazu später mehr).
  • Sich gegen Kritik immunisieren, insbesondere indem die Vernunft und kritisches Denken diskreditiert werden, um so zu verhindern, dass die frechen Behauptungen (Dogmen) hinterfragt und womöglich als solche entlarvt werden können. Diese Diskreditierung des Denkens und der Vernunft sehen wir auch sehr stark bei den Nationalsozialisten, der sogenannten Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno, Habermas …) und der Neuen Linken oder auch bei Scientology und anderen Sekten.
  • Gewalt gegen die ausüben, die es dennoch wagen, Kritik zu üben oder sich abwenden wollen („Apostaten“), manchmal subtile Gewalt, manchmal rohe und brutale, teilweise auch offener Terror. Auch das wird von den Sozialisten oder von Scientology vom Judentum, Christentum (und Islam) übernommen, siehe insbesondere den Stalinismus und Maoismus, dem jeweils zig Millionen Menschen zum Opfer fielen und zwar nicht im Krieg gegen andere Mächte, sondern gegen das eigene Volk!
  • Den Menschen Versprechungen machen, sie würden später im Jenseits, von dem diejenigen, die die freche Behauptungen aufstellen, vorgeben zu wissen, was und wie es dort sei, überreich dafür belohnt werden, wenn die Menschen ihnen nur artig folgen, nicht aufbegehren und sich nicht abwenden.
  • Alle drei Linien dieser Sippschaft beten die Autorität und die Gewalt an (den „Allmächtigen“).

Die innere Schizophrenie des Christentums, begründet in der des Nazareners

Judentum, vor allem aber das Christentum nehmen hierbei eine eigenartige schizophrene Position ein. Es wird die Gewalt angebetet und verherrlicht, sich nach dem jüngsten Gericht gesehnt, bei welchem die „Sünder“ fürchterlich abgestraft und noch fürchterlicher gequält werden, womöglich sogar ohne ein zeitliches Ende, zugleich wird besonders im Christentum Gewaltlosigkeit und Die-andere-Wange-Hinhalten gepredigt. Man sehnt sich also nach Gewalt, will sich aber nicht selbst die Hände schmutzig machen damit, sondern dies der Projektion der eigenen Rache- und Gerechtigkeitsgelüste in ein kontingentes Jenseits überlassen, schiebt also auch die Verantwortung für die Herstellung von Gerechtigkeit von sich weg (infantiler Grundzug).

In einer Art innerer Gespaltenheit phantasierte der Nazarener – oder falls es diese Person historisch gar nicht gab, dann die Erfinder des literarischen Jesus -, dass er bald wiederkommen werde, um alles zu zerstören und alle zu richten:

„Jesus sagte zu ihm: Siehst du diese großen Bauten? Kein Stein wird hier auf dem andern bleiben, der nicht niedergerissen wird. (…) Denn Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Und an vielen Orten wird es Erdbeben und Hungersnöte geben. Doch das ist erst der Anfang der Wehen. (…) jene Tage werden eine Drangsal sein, wie es sie nie gegeben hat, von Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, bis heute, und wie es auch keine mehr geben wird … 

Aber in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. (…) Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht“ (Markus 2, 2-30).

Diese Generation verging natürlich und 60 weitere ebenso, ohne dass der „Menschensohn“ kam. In diesen Zeilen wird aber für den aufmerksamen, feinfühligen Leser deutlich, mit was für einer Schizophrenie wir es hier zu tun hatten, die aber leicht erklärbar ist aus der Hilflosigkeit der Jesu-Person (oder seiner Erfinder), die ja keinerlei Machtmittel besaß, der mithin nur ihre Abrechnungsphantasien in einem imaginierten Jenseits verbunden mit Größenwahnphantasien blieben, die es ihr zugleich gestatteten, die Todesqualen äußerst heldenhaft auszuhalten (Olympiasieger im Sich-umbringen-lassen), was dann wiederum eine tiefe Wirkung auf seine Gefolgschaft ausübte, zunächst meist ebenfalls wenig gebildete Machtlose, bis dann Jahrhunderte später die Kaiser (im 4. Jahrhundert in Rom: konstantinische Wende) und Könige (ab Chlodwig I., dem Begründer des Frankenreiches, der 497/8 nach einer wichtigen gewonnenen Schlacht zum Christentum übertrat) die Vorzüge dieser Lehre für sich entdeckten.

Der Islam: Warum denn bis zum Jenseits warten mit der großen Abrechnung?

Ganz anders dagegen der Islam (und der Sozialismus), der hier quasi gleich Nägel mit Köpfen macht und die Gewalt, die er anbetet, gleich selbst in die Hand nimmt, „legitimiert“  natürlich von ganz oben („Nicht ihr habt sie getötet, sondern Allah hat sie getötet“, Sure 8,17). Das göttliche Wüten, welches sich die Juden und Christen erst im Jenseits für die „bösen Sünder“ wünschen, wovon sie träumen, um ihr eigene Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen angesichts der Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit der Welt, das nehmen Muslime gleich selbst in die Hand und ihr großes Vorbild Mohammed, der ideale Mensch, war kein reiner Schwätzer wie der Nazarener. Er übernimmt quasi sofort beide Positionen, die des „Propheten“, der angeblich eine direkte Verbindung zu Gott hat, natürlich dem einzigen, den es überhaupt gibt, so dass kein anderer eine gleichwertige Position einnehmen kann, und die des Kaisers oder Königs, natürlich mit anderem Namen, Kalif etc. Damit ist die Macht gleich doppelt abgesichert und zugleich jede Gewalt legitimiert.

Jesus scheint aber Mohammed (oder Mohammeds Erfinder, wenn dieser eine rein literarische Erfindung ist, wofür noch mehr spricht als bei Jesus) tief fasziniert zu haben. Der Name Jesus kommt im Koran sehr viel öfters vor als der Name Mohammed. Gerade diese Gewalt- und Abrechnungsphantasien, wie oben in Markus 2, dürften dabei auch eine große Rolle gespielt haben. Warum denn so lange mit der großen Abrechnung warten bis zum Jenseits, zumal man ja nie so ganz genau wissen kann, ob es das tatsächlich gibt? Wenn man also die Machtmittel in die Hand bekommt, das sofort umzusetzen – und die bekam Mohammed in Medina, daher auch der völlig andere Zungenschlag der medinesischen Suren gegenüber den mekkanischen, wo Mohammed wie Jesus machtlos war -, warum sollte man dann warten? Man kann sich doch die Erlaubnis schnell von oben holen, möglichst wenn niemand dabei ist, so dass man die Stimme Allahs ganz intim für sich alleine hören kann. Und die kam immer genau so, wie Mohammed es gerade brauchte. Das fiel sogar seiner eigenen Frau auf, die sich darüber lustig machte.

Sobald die christlichen Kirchen selbst in Machtpositionen waren, genossen sie diese natürlich auch entsprechend und wer dann den kirchlichen Dogmen widersprach, lief jederzeit Gefahr, auf dem Scheiterhaufen oder im Folterkeller zu landen. Selbst die größten Denker ihrer Zeit, wie Giardano Bruno, Galileo Galilei, Christian Wolff und viele andere waren in ständiger Lebensgefahr, sobald sie der katholischen Kirche offen widersprachen und war es nur in einzelnen Punkten.  Inzwischen missbrauchen diese Brüder nur noch ihnen anvertraute kleine Kinder und decken sich dann gegenseitig, da man ihnen viel mehr Macht zum Glück nicht mehr anvertraut.

In Mohammed, sei es als historische oder rein literarische Person, sehen wir dagegen quasi den Taten- und Machtmensch in Reinform, keinen machtlosen Schwätzer. Und genau das macht die Überlegenheit des Islam gegenüber dem Christentum und dem Judentum aus. Der nochmals viel niedrigere Intellekt und die moralische Minderwertigkeit werden durch die überlegene Potenz und Brutalität wettgemacht. Genau das wiederum fasziniert die Sozialisten, die ja ebenfalls die große Abrechnung gleich haben möchten und nicht irgendwann im Jenseits, zumal sich der Nazarener, der wohl keine sehr gute mathematische Bildung besaß, mit dem Untergang des Diesseits und dem Kommen des Himmelreiches um zig Generationen verrechnete und die Sozialisten daran ohnehin nicht so recht glauben.

Linie eins ist ständig im Krieg mit allem und jedem, auch untereinander und sogar innerhalb der Unterströmungen

Insgesamt weisen die die verschiedenen Strömungen (Geschwister) der ersten Linie erhebliche Qualitätsunterschiede auf und bekämpfen sich fast immer gegenseitig. Christen bekämpften über Jahrhunderte Juden, Muslime bekämpfen Juden und Christen. (Sozialisten, die vierte Unterlinie, bekämpft Christen und Juden). Ja sogar selbst innerhalb der drei (bzw. vier) Strömungen der ersten Linie bekämpfen sie sich gegenseitig: Katholiken und Protestanten, Sunniten und Schiiten (Sozialdemokraten und Kommunisten) usw., weil sie natürlich wissen, dass es darauf ankommt, die Kinder von vorneherein mit ihrer Lehre zu indoktrinieren. Wer das schafft, hat diese Menschlein meist für immer geprägt, weil kritisches Denken in dieser Prägung selbst ja zum Verkümmern gebracht wird, zumindest was die frechen Behauptungen der eigenen Lehre, die Dogmen, anbelangt.

Ergo müssen diese Kämpfe darum, wer es schafft, die meisten Kinder per frühzeitiger Manipulation und Formung für sich zu vereinnahmen, entweder kriegerisch mit Waffengewalt oder aber über den Krieg der Gebärmütter geführt werden. Wer mehr Kinder produziert als die anderen, in welche er dann von klein auf seine Lehre implementieren kann, der gewinnt am langen Ende („Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan …“ 1. Mose 1,28). Das ist quasi ein Menschenproduktionskrieg. Andere Formen der Kriegsführung, zum Beispiel über das Vortragen von Argumenten, mag die erste Linie nicht so sehr, weil sie dann natürlich Gefahr läuft, die Leute könnten mit der Zeit so schlau werden, dass sie anfangen, Fragen zu stellen bezüglich der frechen Behauptungen (Dogmen und Grundlagen der jeweiligen Weltanschauung).

Anbetung der Vernunft statt der Gewalt

Ganz anders arbeitet dagegen die zweite Linie. Sie sieht den Menschen nicht als ein zu indoktrinierendes, zu prägendes Etwas, sondern als ein zum Selbstdenken und zur Selbstbestimmung fähiges Seiendes an, das über eine Selbstprägefähigkeit verfügt. Ihr Ziel ist nicht, dass in jedem am Ende eine bestimmte Lehre drinsteckt, die auf frechen, nicht kontrollierbaren Behauptungen einiger weniger besteht, sondern dass jeder lernt, innerhalb der Gemeinschaft, sofern es dieser nicht schadet, mit Freiheit umzugehen,  über sich selbst zu bestimmen und auch die Gemeinschaft mit zu kreieren und über diese mitzubestimmen (Demokratie). Demokratie ist eine Erfindung der zweiten Linie, die der ersten vollkommen fremd ist.

Die zweite Linie betet nicht die Gewalt, sondern die Vernunft an. Das ist natürlich sehr viel anspruchsvoller und damit erreicht man fast immer weniger Personen, denn dieser Weg ist anstrengender, für Gewalt- und Machtmenschen auch weniger attraktiv.

Ehrlichkeit und Fairness statt Verlogenheit und Manipulation

Hier wird also zum Beispiel keine fertige Morallehre in die Kinder und Jugendlichen hineingestopft, sondern diese werden ethisch sensibilisiert, indem ihnen immer wieder Fragen der Moral vorgelegt werden, was in einer konkreten Situation das Richtige, was gerecht beziehungsweise was falsch und ungerecht ist, irgendwann dann auf höherer Abstraktionsstufe die Frage, was „gut“ und was „gerecht“ eigentlich bedeuten.

Sodann werden die verschiedenen Argumente vorgetragen und dann zusammen kritisch gewürdigt, bis man gemeinsam die beste Antwort gefunden hat. Dabei finden sich mit der Zeit natürlich auch feste Prinzipien und Grundsätze, diese wurden aber a) selbst gefunden, nicht oktroyiert oder indoktriniert, und diese beruhen nicht auf frechen Behauptungen (Lügen).

So kommt also ins Innerste der Seele keine Verlogenheit, keine Manipulation und Gewalt, sondern im Idealfall, wenn diese anspruchsvolle Erziehung gelingt, Vernunft und Ehrlichkeit sowie Diskursfähigkeit und Fairness.

Das Dreigestirn: Sokrates, Platon, Aristoteles

Der erste, der damit exzessiv anfing, war Sokrates, der das nur mündlich machte und von den Herrschenden für seine dauerndes Fragen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Der Vollstreckung des Todesurteils entzog er sich nicht, obschon man ihm die Flucht aus der Stadt anbot, weil das gegen seine ethischen Prinzipien und seine moralischen Grundsätze verstoßen hätte. Dass er sich weigerte zu fliehen, die Pferde standen schon bereit, brachte seine Freunde und Schüler fast zum Verzweifeln, während er ganz ruhig blieb. Dies beeindruckte sie aber so sehr, dass sie, vor allem sein Schüler Platon und dann später dessen Schüler Aristoteles die Fackel des Sokrates weitertrugen und damit später über die Römer, die ihre Kinder von Griechen erziehen ließen, das gesamte Abendland für immer prägten. Mit dem Untergang des weströmischen Reiches 476 ging diese Tradition für viele Jahrhunderte zum Großteil verloren.

Dafür kamen die Werke und mit ihnen die Ideen des Platon und des Aristoteles zusammen mit medizinischem Wissen von den Griechen in die arabisch-persische Welt, die in den nächsten Jahrhunderten einen bemerkenswerten Aufschwung nahm. Vor tausend Jahren war die arabische Welt, die zusätzlich auch von Indien Dinge übernommen hat, weltweit führend. Doch dann wurde die erste Linie in ihrer Variante des Islam (dritte Unterlinie der ersten Linie) immer mächtiger und unterdrückte die zweite Linie, das philosophisch-wissenschaftliche Denken, immer mehr.

Der Islam unterdrückt das freie Denken und Forschen

So zum Beispiel den persischen Arzt, Naturwissenschaftler, Philosophen und Alchemisten Rhazes (865 – 925), der mit seinen medizinische Arbeiten ganz neue Maßstäbe setzte, die jene der alten Griechen noch übertrafen. Rhazes war zugleich der erste Denker im islamischen Kulturkreis, der ohne Einschränkung für die Autonomie der Philosophie eintrat, sich das Denken nicht von der Religion vorschreiben lassen wollte.

Rhazes zeigte vor elfhundert Jahren bereits auf, dass es so etwas wie „Propheten“, denen ein exklusives Offenbarungswissen zuteil werde, gar nicht geben könne. Wer so etwas für sich in Anspruch nehme, die Gabe der Prophetie zu besitzen, wie etwa Moses, Jesus, Mohammed oder andere, könne nur ein Betrüger sein. Er täusche eine Eingebung vor, die er gar nicht erhalten habe, und schare dann hinter sich eine angeblich privilegierte Gemeinde. Damit war klar, wie seine Zeitgenossen das großartige Werk von Rhazes beurteilten. Seine medizinischen Schriften dienten über Jahrhunderte hinweg als Grundlage der ärztlichen Ausbildung, er selbst jedoch wurde als „Ketzer“ gebrandmarkt, seine philosophischen Schriften denkbar schlecht überliefert.

Warum wurden die größten Denker und Forscher immer wieder und überall auf der Welt von Linie eins unterdrückt und verfolgt? Wie oben schon beschrieben aus Angst vor zu viel Klugheit, aus Angst vor zu viel Denken, aus Angst vor zu viel Vernunft, aus Angst vor zu vielen Fragen, denn dann werden unweigerlich die frechen Anfangsbehauptungen irgendwann angetastet. Ist die Autorität mal in Frage gestellt, dann bricht das ganze Konstrukt schnell in sich zusammen. Deswegen werden meist Strafen vorgesehen für den, der das Heilige antastet, so wie Rhazes es zum Beispiel mit Mohammed getan hat, den er ebenso wie Moses und Jesus als Betrüger entlarvte.

 Der Aufstieg Europas durch die Befreiung der Wissenschaften von der christlichen Unterdrückung

Im späten Mittelalter kamen dann vor allem die Schriften des Aristoteles, der in Europa über Jahrhunderte hinweg fast völlig vergessen war – bei den Germanen war im Oberstübchen wohl nicht so viel zu holen und das weströmische Reich war untergegangen -, über die arabische Welt nach Europa zurück. Ab dem 14. Jahrhundert kommt es immer mehr zu einer Renaissance, zu einer Rückbesinnung auf die griechisch-römische Antike und es beginnt ab Mitte des 15. Jahrhunderts der Buchdruck, mithin die Verbreitung von Literatur (zunächst freilich hauptsächlich die Bibel), ab dem 16. Jahrhundert die Entwicklung der Naturwissenschaften. Europa nimmt nun einen einzigartigen Aufschwung, während die arabisch-persische Welt, wo inzwischen die erste Linie in Form des Islam völlig dominiert, immer mehr absinkt.

In Europa schaffen es die Denker und Wissenschaftler, vor allem die Naturwissenschaftler sich immer mehr von der Bevormundung der ersten Linie, hier des Christentums, zu befreien. Das 17. Jahrhundert wird zunächst noch auf die geistige Elite begrenzt zum Zeitalter des Rationalismus, das 18. Jahrhundert zu dem der Aufklärung. Jetzt verbreitet sich Wissen und eigenständiges Denken immer mehr in der Bevölkerung. Diese begehrt schließlich gegen die Obrigkeit auf, sowohl gegen die weltliche als auch die kirchliche, die seit dem 4. Jahrhundert, seit Kaiser Konstantin, ein Bündnis eingegangen sind, welches ideal ist, um die Bevölkerung klein zu halten und aufs Jenseits zu vertrösten.

Das Dahinsiechen des Christengottes und die Ahnungslosigkeit der Muslime

Im 19. Jahrhundert schließlich wird Linie eins in Europa mehr und mehr der Garaus gemacht. Darwin erklärt, wo der Mensch wirklich herkommt, später erklären die Astrophysiker (Einstein und viele andere), wie das Weltall tatsächlich strukturiert ist, nachdem schon Kopernikus, Kepler und Galilei im 16. und frühen 17. Jahrhundert zeigten, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist. „Gott ist tot“, konstatiert schließlich Nietzsche Ende des 19. Jahrhunderts.

Darunter leiden die christlichen Kirchen bis heute und unter all dem leiden christliche Fundamentalisten. Die dritte Unterlinie der ersten Linie, der Islam, leidet darunter wohl weniger, weil man dort von alledem fast nichts weiß, zumindest im gemeinen Volk, aber nicht nur da. Und diese in fast jeder Hinsicht Unwissenden kommen nun in Scharen auf den Kontinent des Sokrates, Platon und Aristoteles, deren Namen sie noch nie gehört haben und die sie auch nicht die Bohne interessieren. Denn sie haben ja ihre frechen, anmaßenden Behauptungen, die alles erklären und sie zu allem legitimieren. Mehr braucht es nicht.

Fleisch vom Fleische

Die Kirchenoberen (zweite Unterlinie der ersten Linie) aber frohlocken und denken: „Seht was für wunderbar vom Wissen, Selbstdenken, von Kritik und Aufmüpfigkeit völlig Unbefleckte zu uns strömen. Die sind schon schön geformt, die glauben unsere frechen Behauptungen, die können wir vielleicht noch ein bisschen umformen und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Hauptsache nicht diese Gottlosigkeit. Das sind unsere Geschwister. Das ist unsere Sippe. Das ist Fleisch vom Fleische.“

Die armen Schäflein der zweiten Unterlinie der ersten Linie, die armen Christenmenschen, verstehen nun aber die Welt nicht mehr und kommen sich ganz betrogen vor. Von klein auf hat man sie auf bestimmte Art und Weise getrimmt – immer lieb sein, immer brav sein, alle lieb haben, zu jedem nett sein, „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg‘ auch keinem andern zu“ – und jetzt kommen welche, die machen alles ganz anders. „Die sind doch ganz falsch geprägt, wir aber richtig“, denken sie, während die meisten Muslime das genau umgekehrt sehen. Und eine übergeordnete Instanz, wie die Vernunft, wie schlüssige Argumentation, kennen beide ja nicht als höchste Instanz, die entscheiden könnte, wer Recht hat.

Andere Christen dagegen, die den Nazarener beim Wort nehmen, sind äußerst großzügig und denken „die sind nur anders geprägt als wir, wir müssen sie mit offenen Armen empfangen, wie Jesus das getan hätte, der ja gerade die Niedrigsten am liebsten hatte“. Auf die Idee, dass beide, die in der zweiten und die in der dritten Unterlinie (Christen und Muslime), im Grunde dem gleichen Prozedere unterzogen wurden, nur mit anderer Füllung, einmal zu braven, artigen Schäflein herangezüchtet, einmal – zumindest teilweise – zu reißenden Wölfen, und dass dies Prozedere selbst dem Menschen unwürdig ist, das es ihn zu einer Marionette anderer macht, die sein Inneres für immer zurechtkneten, ohne dass er überhaupt merkt, wie ihm geschieht, kommen beide nicht, diese natürlich noch weniger als jene.

Eine mächtige Allianz hat sich gebildet

Im Anfang (der zweiten Linie) war Sokrates, der die Frage nach dem richtigen Leben stellte, der die Ethik begründete. Doch den kennt kaum noch einer, selbst die ganzen Einzelwissenschaftler nicht mehr, die meist nur noch ihre Disziplin oder eine Unterdisziplin dieser kennen. Sokrates ist die größte Gefahr für die Linie eins, weil er ihr Moralmonopol antastet. Überall, wo inbesondere Christentum und Islam wüten, rotten sie systematisch jede andere Moral aus und treiben ihren Gläubigen auch die ethische Reflexion aus, da diese ihr ganzes Konstrukt im Nu zum Einsturz brächte. Das Christentum hat sich weitgehend damit abgefunden, die Deutungshoheit über die Natur und das Universum an die Naturwissenschaften verloren zu haben, aber die eigene Morallehre darf auf keinen Fall angetastet werden! Sonst wäre alles verloren.

Und nun kommt die erste Linie in neuer Form immer mehr zurück und das gleich doppelt: a) in Form des Sozialismus, nun quasi die vierte Unterlinie der ersten, der die Menschen auch wieder formen will durch permanente Indoktrination und Manipulation und der den Menschen den Himmel schon auf Erden verspricht. Und b) in Form des Islam, der schon lange immer mehr Einzug hält in unsere Städte und Dörfer. Der moderne Sozialismus aber, die vierte Unterlinie der ersten, verbindet sich nun mit der dritten Unterlinie, dem Islam. Der arme Unterdrückte der Dritten Welt wird zum „Gott“ des modernen Sozialisten, zu seinem Heiligtum.

Diese beiden verbinden sich nunmehr zu einer mächtigen Allianz, dem auch die zweite Unterlinie beigetreten ist, die christlichen Kirchen. Bei der ursprünglichen ersten Linie, den Juden, weiß man nicht genau, wo sie steht, doch sieht es wohl so aus, dass sie sich trotz der ganzen Anfeindungen von islamischer Seite im Zweifelsfall doch auch mehrheitlich auf diese Seite schlägt. Die gemeinsame Sippschaft hält dann letztlich wohl doch zusammen. Und das weltweite Großkapital, ob östlich oder westlich, dem an leicht zu lenkenden Marionetten, die wenig Fragen stellen, an artigen Ameisen, die fleißig arbeiten und oder sogar nur fleißig konsumieren, auch gelegen ist, macht da ebenfalls gerne mit. Was nun alle diese Kräfte verbindet, vor allem die gesamte erste Linie, ist: Sie alle mögen nicht den Sokrates. Warum mögen sie alle ihn nicht? Weil der immer so unangenehme Fragen stellt, Dingen auf den Grund geht und Unwahrheiten aufdeckt.

Deutschland ist das Schlüsselland

Ach und übrigens, die modernen Sokratesse waren vor allem in deutschen Leibern (Leibniz, Wolff, Kant, Hegel, Fichte, Schleiermacher, Schelling, Schopenhauer, Nietzsche, Dilthey, Husserl, Einstein, Jaspers, Heidegger, Plessner, Gehlen, Sloterdijk …).

Deswegen ist Deutschland, das Land der Dichter und Denker, das Schlüsselland. Weil hier der Geist der Menschheit sich verdichtet wie nirgends sonst. Und genau dem gilt die Attacke von Linie eins.

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