„Det ein Prozent der Reichen erschießen“: Offen formulierte Phantasien in der Linkspartei

Von Jürgen Fritz, Di. 03. Mär 2020, Update: Mi. 04. Mär 2020, Titelbild: Tichys Einblick TV-Screenshot

Ist DIE LINKE, vormals Linkspartei.PDS, vormals PDS, vormals SED-PDS, vormals SED, wirklich eine Partei, die sich, wie Thomas Schmid, der ehemalige Herausgeber der WELT, meinte, „insbesondere im Osten Deutschlands seit drei Jahrzehnten auf die liberale Demokratie zubewegt“, oder ist und bleibt sie in Wahrheit doch etwas ganz anderes? Urteilen Sie selbst.

Die unbehagengetriebene MeToo-Bewegung Linkspartei

Die AfD und DIE LINKE seien „unbehagengetriebene MeToo-Bewegungen“, unterstützt von Leuten, die nicht damit zurande kommen, dass in der realen Welt die Aktion der Reaktion zuvorkomme, sagte Peter Sloterdijk vor knapp zwei Jahren, im März 2018 in einem Interview mit der NZZ. Im Übrigen sei in allen politischen Parteien ein MeToo-Faktor im Spiel. Der trete auf, wo zwischen den Aktiven und den Passiven ein zu großes Gefälle entstanden sei.

„Im Berliner Bundestag haben wir derzeit zwei reine MeToo-Parteien: die AfD und die Linke. Die eine sagt: Ich habe gestern auf der Strasse viele Ausländer gesehen, die mir nicht geheuer waren – wer diese Erfahrung teilt, kann sagen: Ich auch. Die andere meint: Ich habe zu viele Manager gesehen, auf deren Gesichtern nach der Zuteilung des Bonus dieses obszöne, für Überbezahlung typische Grinsen zu bemerken war – wer das genauso sieht, darf sagen: Ich auch.“

Anders formuliert: Wir haben es hier mit zwei Ressentiment-Parteien zu tun, die beide der liberalen Demokratie sehr distanziert gegenüberstehen, um es sehr vorsichtig zu formulieren. Andere würden sagen: zwei Parteien, die die liberale, parlamentarische Demokratie überwinden wollen, wenn man den Ausdruck „zerstören“ vermeiden möchte.

„Det ein Prozent der Reichen erschießen“

Tichys Einblick TV berichtet heute, was das für MeToo-Leute sind bei der Linkspartei. Auf einer „Strategiekonferenz“ dieser Partei erklärt eine Rednerin ins Mikrofon:

„Energiewende ist auch nötig nach ’ner Revolution. Und auch wenn wir det ein Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen. Wir wollen uns fortbewegen. Naja, ist so!

Wir müssen mal von dieser Metaebene runterkommen. Wir diskutieren darüber ob 2030 oder 2035 oder 2050. Aber was bedeutet es? Beim Ausbau der regenerativen Energien, bei der Windenergie, bei der Photovoltaik …“

Dann unterbricht sie die Dame, die die Diskussion leitet, und der Parteivorsitzende Bernd Riexinger, dem der Redebeitrag wie anderen wohl dann doch etwas peinlich war, ergreift kurz das Wort. Riexinger schafft es dann, die Worte der Genossin wie folgt zu korrigieren oder noch einen drauf setzend zu kommentieren, je nachdem wie man es sehen möchte:

„Ich wollt noch sagen, wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.“

Darauf Beifall und Heiterkeit im linksradikalen MeeTo-Publikum, wo man solche Reden über „die Reichen“ liebt.

Dies ist die Partei, mit der SPD und Grüne auf Bundesebene koalieren wollen und an die sich Daniel Günther (CDU) ranschmust

Rainer Zitelmann kommentiert dies auf The European wie folgt:

»Gedankenexperiment: Man stelle sich vor: Die AfD hält eine Strategiekonferenz ab. Ein Redner spricht davon, was wäre, wenn man die illegalen Zuwanderer erschossen habe. Darauf korrigiert der Parteivorsitzende und sagt, man werde die Zuwanderer nicht erschießen, sondern „für nützliche Arbeit einsetzen“. (…)

Mit der Tötung von Menschen scherzt man nicht, und auch nicht mit dem „nützlichen Arbeitseinsatz“. Beides kennen wir aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Kommunismus. Auch dort wurden Menschen in Arbeits- und Konzentrationslagern für „nützliche Arbeit eingesetzt“. Hetze gegen Minderheiten wird zu Recht kritisiert. Aber auch die LINKE hetzt gegen eine Minderheit, nämlich die Reichen. (…)

Merke: Dies ist die Partei, mit der SPD und Grüne auf Bundesebene koalieren wollen. Und das ist die Partei, von der uns CDU-Ministerpräsident Daniel Günther fast täglich erzählt, die CDU solle ihren Kandidaten in Thüringen zum Ministerpräsidenten wählen.«

Und Ralf Schuler von der BILD, einer besten und seriösesten Journalisten derzeit in deutschen Landen kommentiert auf Instagram wie folgt:

„Ich finde es sehr tröstlich, dass der Parteichef der Linken die Erschießung der Reichen in gemeinnützige Arbeit umwandelt. Daran erkennt man doch den humanen Kompass der Linkspartei auf ihrem Strategiekongress in Kassel.“

P.S.

Ein Prozent erschießen bedeutet übrigens 830.000 Menschen in Deutschland erschießen. Also nicht einmal eine Million. Zugegeben für stalinistische oder maoistische Verhältnisse ist das ausgesprochen wenig.

Update: 04.03.2020

Bernd Riexinger hat, nachdem diese Geschichte bekannt geworden ist, gestern auf Twitter dann folgendes geschrieben:

„Zur Klarstellung: Auch wenn der Kommentar einer Teilnehmerin auf der Strategiekonferenz nun völlig aus dem Kontext gerissen wird, er war und ist inakzeptabel. Ich bedauere, dass ich ihn nicht sofort unmissverständlich zurückgewiesen habe.“

Ralf Schuler (BILD) kommentiert dies wie folgt:

„Dass er mit seiner Antwort die Aussage der Teilnehmerin auf die Spitze getrieben hat, erkennt Riexinger offenbar nicht. In der Sowjetunion wurden nach Schätzungen von Historikern mehr als 30 Millionen Menschen in Arbeitslagern umerzogen und zu unmenschlicher Arbeit gezwungen. Zurückhaltende Schätzungen gehen davon aus, dass etwa drei Millionen von ihnen dabei gestorben sind.“

Der Generalsekretär der CDU Paul Ziemiak erklärt dazu auf Twitter:

„Die Haltung von Die Linke und Bernd Riexinger ist abscheulich. Mitglied der Partei fordert das Erschießen der „1% Reichen“ in Deutschland. Schaut Euch die Reaktion von Riexinger an: Erschießen oder Arbeitslager? Unfassbar! Deshalb keine Zusammenarbeit mit Die Linke!“

Und der CSU-Generalsekretär Markus Blume stellt unmissverständlich klar:

„Die Linke  diskutiert Erschießungen und Zwangsarbeit. Das ist ein sehr ernster Vorgang. Nach diesem Video muss sich Bernd Riexinger erklären und die Konsequenzen ziehen. Der Rücktritt vom Parteivorsitz ist unausweichlich.“

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