Von Jürgen Fritz, Fr. 10. Jul 2020, Titelbild: Worldometer-Screenshot
Die Zahl der weltweit neu registrierten Corona-Infizierten lag die letzten drei Tage jeweils über 200.000. Am Donnerstag überschritt diese Zahl erstmals die 220.000-Marke. In diesen drei Tagen wurden ferner über 16.400 neue COVID-19-Todesfälle gemeldet, jeden Tag 5.400 bis 5.500. Sollte das auf diesem Niveau bleiben, also weder steigen noch fallen, entspräche das über 166.000 Toten pro Monat, zwei Millionen in einem Jahr. Besonders betroffen sind nach wie vor die USA und Brasilien, bei den Neuinfektionen derzeit auch Indien, Südafrika und Mexiko. Zugleich werden nun mehrere Länder, welche die erste Welle bereits überstanden hatten, von der zweiten Welle heimgesucht, insbesondere Australien, Israel und der Iran.
Die USA überschreiten erstmals die 60.000-Marke bei den registrierten Neuinfektionen in 24 Stunden
Die USA haben am 25. Juni erstmals die 40.000-Marke bei den registrierten Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden überschritten. Seither lagen sie jeden Tag darüber, 15 Tage in Folge. Am 1. July ging es dann erstmals über 50.000 registrierte Neuinfektionen, vorgestern, am Mittwoch, den 8. July, erstmals über 61.000 innerhalb von 24 Stunden. Gestern lag die Zahl ebenfalls über 61.000.
Insgesamt wurden inzwischen 3,22 Millionen Menschen in den USA positiv getestet und fast 1,66 Millionen sind aktive Fälle (nicht genesen, nicht verstorben). Gerechnet ohne Dunkelziffer, die man in die USA auf ca. zehnmal so hoch rechnet wie die Zahl der detektierten Fälle, so dass wir von etwa 18 Millionen tatsächlichen aktiven Fällen ausgehen können (11 mal 1,66 Millionen).
Fast 136.000 Todesfälle in den USA
Die Zahl der Todesfälle ist in den USA angemessen dieser extrem hohen Infektionszahlen noch relativ moderat, stieg aber die letzten drei Tage auf ca. 890 bis 990 pro Tag. (Insgesamt wurden die letzten drei Tage 2.843 COVID-19-Tote gemeldet.) Dies könnte eventuell damit zusammenhängen, dass sich im Moment vor allem Jüngere (20- bis 39-Jährige) anstecken und bei diesen die Letalität wesentlich geringer ist als bei 60-, 70-, 80-, 90-Jährigen.
Insgesamt verzeichnen die USA bisher fast 136.000 Todesfälle. Dabei lag die Zunahme der Todesfälle (Exzessmortalität, Übersterblichkeit) bis Ende Mai um 28 Prozent über den gemeldeten COVID-19-Todesfällen. Wir müssen also auch in den USA davon ausgehen, dass die tatsächliche Sterblichkeit inkl. den Kollateralschäden um mindestens 20 bis 30 Prozent, vielleicht auch mehr, über den offiziellen Zahlen liegen dürfte (Todesfall-Dunkelziffer).
USA und Brasilien machen derzeit 47 bis 50 Prozent aller Neuinfektionen des Planeten aus
Auch Brasilien verzeichnet weiter sehr hohe Werte bei den registrierten Neuinfektionen. Die letzten drei Tage lag diese Zahl immer zwischen 41.500 und 48.500. Damit zählte Brasilien in drei Tagen über 133.000 neu registrierte Corona-Fälle. Insgesamt sind es jetzt 1,76 Millionen, davon über 537.000 aktive Fälle (weder genesen, noch verstorben), gerechnet ohne die Dunkelziffer, die mindestens fünf- bis zehnmal so hoch sein dürfte. Das heißt, Brasilien hat derzeit mit Sicherheit mehrere Millionen aktive Fälle.
Damit zählten die USA und Brasilien zusammen die letzten drei Tage jeweils ca. 104.000 detektierte Neuinfektionen. Das sind 47 bis 50 Prozent der registrierten Neuinfektionen der gesamten Erde, die gestern auf einen neuen Rekordwert von über 223.000 anstiegen, obschon die USA und Brasilien zusammen nicht einmal sieben Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Dieser Anstieg geht also fast zur Hälfte nur auf diese zwei Länder zurück.
Der Grafik ist zu entnehmen, dass das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 sich weltweit nicht nur immer weiter ausbreitet, sondern dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit zwar nicht mehr exponentiell steigt wie im März, aber auch nicht mehr konstant bleibt wie im April, sondern seit Mai ständig wieder zunimmt. Das heißt, es kommen jede Woche nicht nur immer neue Fälle dazu, sondern jede Woche mehr neue Fälle als die Woche zuvor.
Brasilien steuert auf die 70.000 Todesfälle zu (ohne Dunkelziffer)
Die Zahl der COVID-19-Todesfälle lag in Brasilien die letzten drei Tage bei ca. 1.200 bis 1.300 pro Tag und stieg auf nun insgesamt 69.254. Wie hoch die Todesfall-Dunkelziffer in Brasilien ist, ob zum Beispiel deutlich höher als in den USA, ist schwer einzuschätzen, aber es ist zu vermuten, dass hier unter Umständen deutlich mehr als 28 Prozent aufaddiert werden muss (an COVID-19 gestorben aber nie getestet + Kollateral-Todesfälle).
Eine starke Zunahme der registrierten Neuinfektionen sehen wir außer in den USA (+61.067) und Brasilien (+42.907) auch in Indien (+25.790) und Südafrika (+13.674) sowie Mexiko (+6.995):
Australien verhängt sechswöchigen Lockdown über Melbourne
Und wir sehen in mehreren Ländern, bei denen man dachte, sie seien über das Schlimmste hinweg, bereits eine zweite Welle. So insbesondere in Australien, das seit Ende April die erste Welle überwunden hatte. Seit Ende Juni steigen die Zahlen der täglichen Neuinfektionen aber wieder deutlich an.
Die australische Regierung hab bereits reagiert und ab Mittwoch dieser Woche einen sechswöchigen Lockdown über die Millionen-Metropole Melbourne verhängt. Bis mindestens zum 19. August steht das öffentliche Leben für fünf Millionen Menschen weitgehend still. Die zweitgrößte Stadt des Landes hatte erst ab Anfang Juni die Wirtschaft langsam wieder geöffnet.
„Wir müssen realistisch sein über die Umstände, mit denen wir konfrontiert sind“, sagte der regionale Regierungschef Daniel Andrews. Die Frustration habe scheinbar zu einer gewissen Nachlässigkeit geführt. „Ich denke, jeder von uns weiß, dass wir keine andere Wahl haben, als diese sehr sehr schwierigen Schritte zu ergreifen“, fügte der Regierungschef hinzu.
In Melbourne dürfen die Bürger ab sofort nur noch zum Einkaufen von Lebensmitteln, zu Arzt- und Pflegebesuchen, zur Ausübung körperlicher Fitness oder um zum Arbeiten das Haus verlassen. Gäste dürfen zu Hause nicht empfangen werden. Cafés und Restaurants müssen zum Take-Away-Verkauf zurückkehren, Gottesdienste gibt es nur noch online, Hochzeiten sind auf fünf Menschen beschränkt, Beerdigungen auf zehn. Außerdem bleiben Schulen in den betroffenen Gebieten geschlossen und die rund fünf Millionen Bewohner dürfen Melbourne nicht verlassen.
Zweite Welle in Israel schon jetzt fast doppelt so hoch wie die erste
Noch viel deutlicher ist die zweite Welle in Israel bereits mitten im Gange. Das Land hatte die erste Welle mit am besten abgefangen von sämtlichen Ländern der Erde, liegt nun aber bei den Neuinfektionen schon jetzt fast doppelt so hoch wie zum Höhepunkt der ersten Welle Ende März, Anfang April:
In Israel wurden nun in fünf Städten Ausgangssperren verhängt und zwar in Vierteln von: Jerusalem, Bet Schemesch, Lod, Ramla und Kirjat Mal’achi. Das Betreten und Verlassen dieser Gebiete und auch die Bewegungsfreiheit darin werden eingeschränkt. Die Maßnahme soll heute Mittag in Kraft treten und sieben Tage gelten. In Lod wurden in anderen Vierteln bestehende Ausgangsbeschränkungen zugleich um fünf Tage verlängert. Verschiedene weitere Beschränkungen wurden neu verhängt.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht nun für sein Krisenmanagement zunehmend in der Kritik. Vorgehalten werden ihm unter anderem vorschnelle Lockerungen und eine mangelnde Vorbereitung auf eine zweite Corona-Welle.
Der Iran verzeichnet schon jetzt mehr Todesfälle pro Tag als in der schlimmsten Phase der ersten Welle
Und im Iran sehen wir sogar schon bei den Todesfällen, die sich ja im Schnitt erst drei bis vier Wochen nach der Infektion und ca. zwei Wochen nach der Registrierung der Infektion einstellen, eine zweite Welle, die schon jetzt höher ist als die erste:
Das Mullah-Regime hatte die Epidemie schon im April für beendet erklärt. Man habe die Situation im Land unter Kontrolle, so dass das iranische Volk wieder seinem Alltag nachgehen könne. Doch das Misstrauen gegenüber der Regierung war groß. Angeblich eingeschleppt von chinesischen Studenten, begann die Epidemie im Iran schon sehr früh in Ghom, dem Epizentrum des islamischen Fundamentalismus, und verbreitete sich von dort rasant im ganzen Land.
In Wahrheit sind es womöglich mindestens fünf- bis sechsmal so viele Tote wie vom islamischen Gottesstaat angegeben
Im Februar entschied sich die iranische Regierung dafür, die Islamischen Revolution zu feiern und ihre Macht zu demonstrieren. Nachdem die ersten Corona-Todeszahlen öffentlich wurden, verordnete sich ein Großteil des Volkes selbst eine Ausgangsbeschränkung. Die Schreine und die heiligen Stätten der Imame wurden aber nicht geschlossen und so pilgerten Tausende Iraner weiter an diese Orte.
Es mangelt an Aufklärung, Schutzmaßnahmen sowie Schutzausrüstung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgte zwar für eine Finanzspritze und Ärzte ohne Grenzen schickte Unterstützung nach Teheran. Ärzte ohne Grenzen wurde aber aus ideologischen Gründen des Landes verwiesen. Stattdessen versuchten die islamischen Machthaber mit Aberglauben der Corona-Krise entgegenzuwirken: Man solle beten und Allah um Heilung bitten, empfahlen sie.
Laut Quellen des oppositionellen Nationalen Widerstandsrates Iran sind, wie die Frankfurter Rundschau berichtet, im islamischen Gottesstaat nicht ca. 12.000 Menschen an COVID-19 gestorben, wie es die Regierung angibt, sondern in insgesamt 342 Städten landesweit bereits mindestens 66.000 Menschen dem Virus erlegen, also fünf- bis sechsmal so viele wie offiziell beziffert.
Ein aktueller Bericht über die aktuelle Entwicklung in den USA
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