31 bis 32 Prozent der Deutschen sähen Gründung einer Friedrich-Merz-Partei positiv

Von Jürgen Fritz, Fr. 22. Jan 2021, Titelbild: YouTube-Screenshot

Am Samstag wählten knapp tausend Delegierte Armin Laschet online zum neuen CDU-Vorsitzenden. Nur 34 Prozent der Deutschen halten das für eine gute Wahl. Die geringste Ablehnung erfährt Laschet dabei nicht bei den Wählern der CDU, sondern bei denen drei anderer Parteien. Fast 35 Prozent der Deutschen möchten, dass Merz mehr Einfluss auf die Bundespolitik bekommt und 31 bis 32 Prozent sähen es positiv, wenn Friedrich Merz eine eigene Partei gründen würde.

Laschet-Wahl überzeugt niemanden so richtig, am ehesten noch SPD-Wähler

Wie gestern bereits berichtet, stößt die Wahl vor Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden auf keine sehr große Akzeptanz bei den Wählern, auch nicht bei denen der CDU und CSU. Nur jeder dritte Deutsche (34 Prozent) sieht diese Wahl als eine gut solche an, 51 Prozent aber halten Laschet für keine gute Wahl (bei 15 Prozent Unentschiedenen).

Noch überraschender dabei: Ausschließlich bei den Wählern der SPD überwiegen die Ja-Stimmen (Laschet ist ein gute Wahl) die Nein-Stimmen. Bei allen anderen, inklusive der CDU und CSU überwiegen die Nein-Stimmen. Und selbst bei den Grünen (41%) und der Linkspartei (44%) erfährt Laschet weniger Ablehnung als in seiner eigenen Partei (45%). Die Wähler der sonstigen Parteien sehen Laschet sogar zu über 60 Prozent negativ (62%), die der FDP zu mehr als zwei Drittel (68%) und die der AfD gar zu 90 Prozent.

Fast jeder zweite Unions-Anhänger spricht sich für konservativeren Kurs der CDU aus

Wie Civey weiter ermittelte, wünschte sich unmittelbar vor der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden nicht mal jeder Zehnte in der CDU/CSU einen „linksliberaleren“ Kurs, aber fast 50 Prozent sprachen sich für einen „konservativeren“ Kurs der CDU aus.

Dabei stehen Armin Laschet und Norbert Röttgen tendenziell für eine (modernisierte) Fortsetzung der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, während Friedrich Merz für einen Kurswechsel steht, hin zu einer mehr wirtschaftsliberalen und konservativeren Ausrichtung der Partei. Für einen konservativeren Kurs hatten sich in den vergangenen Jahren bereits vermehrt Kräfte aus der CDU ausgesprochen. Dies wurde unter anderem mit der geringen Unterscheidbarkeit zu den politischen Inhalten der SPD in der Großen Koalition sowie mit dem Aufstieg der AfD begründet.

Fast 35 Prozent der Deutschen wünschen sich größere Rolle für Merz in Bundespolitik

In einer Vielzahl von CDU-Mitgliederbefragungen hatten sich vor dem 16. Januar 60 bis 65 Prozent für Friedrich Merz vor Norbert Röttgen und Armin Laschet auf dem letzten Platz ausgesprochen, der fast immer unter 20, teilweise sogar unter 10 Prozent lag. Gleichwohl schaffte es Laschet und die Personen hinter ihm, über 500 der knapp tausend Delegierten auf seine Seite zu ziehen. Laschet ist aber offensichtlich vor allem ein Mann der Parteispitze und Funktionäre, nicht der Parteibasis und auch nicht der Unionswähler.

Rund 35 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass der CDU-Politiker Friedrich Merz in der Bundespolitik noch eine größere Rolle spielen sollte. Für rund 58 Prozent der Deutschen sollte Merz keine größere Rolle auf bundespolitischer Ebene mehr spielen. Merz hat letzten Samstag auf dem Online-Parteitag der CDU die Stichwahl zum Parteivorsitzenden gegen Armin Laschet knapp verloren mit 47,2 zu 52,8 Prozent.

31 bis 32 Prozent der Deutschen sähen es positiv, wenn Friedrich Merz eine eigene Partei gründen würde

Wie gefährlich diese (Fehl-)Wahl der knapp tausende Delegierten von Armin Laschet zum Parteivorsitzenden völlig entgegen dem Willen der rund 17 Millionen Unionswähler und der 400.000 CDU-Mitglieder sich noch herausstellen könnte, zeigt folgender Umstand: Der WirtschaftsWoche liegt eine exklusive repräsentative Umfrage von Civey vor, die nicht nur unter Unionswählern, sondern alle Wählergruppen befragte, wie sie es sehen würden, wenn Friedrich Merz eine eigene Partei gründen würde.

Das Ergebnis stellt wohl eine regelrechte Bedrohung vor allem für CDU und CSU dar, denn

  • 31,4 Prozent der Deutschen, also fast ein Drittel aller Deutschen, sähen dies eher oder sogar sehr positiv.
  • Und weitere 28,4 Prozent sind in dieser Frage unentschieden. Zusammen ergibt das fast 60 Prozent (59,8).
  • Nur 40,2 Prozent der Befragten bewerten einen solchen Schritt als negativ.

Eine solche Partei wäre wohl der Todesstoß sowohl für die AfD wie auch die FDP und ließe die Union enorm bluten

Freilich ist nicht klar, dass diese 31 bis 32 Prozent (plus womöglich noch ein Teil der 28,4 Prozent) diese Partei dann auch tatsächlich wählen würden. Aber allein, dass sie solche eine Parteigründung wünschen, spricht wohl Bände.

Besonders großen Anklang fände die Gründung einer Friedrich-Merz-Partei bei potenziellen AfD- und FDP-Wählern. Eine Friedrich-Merz-Partei wünschen sich:

  • 65,1% der AfD-Anhänger ==> ca. 6,3% der Wähler
  • 43,7% der FDP-Anhänger und ==> ca. 2,8% der Wähler
  • 22,5% der CDU-Unterstützer ==> ca. 8,1% der Wähler

Eine solche Partei könnte also unter Umständen auf Anhieb auf über 17 Prozent kommen. Sowohl für die AfD wie auch die FDP würde sie wahrscheinlich den Todesstoß bedeuten, da dann beide wohl unter die Fünf-Prozent-Marke fielen, so dass diese neue Partei auf mittlere Sicht noch viel mehr Stimmen erhalten könnte, wenn AfD und FDP in der Bedeutungslosigkeit unter Sonstige verschwänden. Und die CDU müsste fürchten, dass ihr auf einen Schlag ein Fünftel bis ein Viertel Wähler abhanden kämen, auf mittlere Sicht womöglich noch viel mehr, womöglich fast die Hälfte.

Das Parteienspektrum würde sich ganz neu sortieren

Das Parteienspektrum würde sich danach völlig neu gestalten und es gäbe bald nur noch fünf Fraktionen im Deutschen Bundestag und den Landesparlamenten:

Linkspartei – Grüne – SPD – CDU/CSU – „Friedrich-Merz-Partei“ (FMP)

Die FMP und CDU/CSU wären dann wohl so etwas wie natürliche Koalitionspartner und wären ein enorm mächtiger Block gegen Grün-Rot-Dunkelrot. Ein Block, der locker auf 50 bis 55 Prozent kommen könnte, wenn nicht mehr.

Dass sich Friedrich Merz für einen solchen Schritt entscheiden wird, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die CDU würde das aber wohl förmlich zerreißen, wenngleich das auch für sie Vorteile haben könnte, dergestalt ihr ein neuer Bündnispartner erwachsen würde, der nicht weit im linken Spektrum zu verorten wäre.

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