Von Jürgen Fritz, Di. 16. Mrz 2021, Titelbild: phoenix-Screenshot
Vor elf Monaten stiegen CDU/CSU erstmals seit Jahren wieder auf 36 bis 38 Prozent. Nun droht die Union, wieder unter 30 Prozent zu fallen. INSA sieht sie bereits bei 29,5. Natürlich liegt das nicht ausschließlich am neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet, aber wie ein Retter in der Krise wirkt dieser wahrlich nicht. Nicht einmal 15 Prozent der Deutschen sehen ihn als den richtigen Kanzlerkandidaten der Union an, am ehesten noch die Anhänger der Linkspartei.
Die CDU in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten und wirkt zugleich weiter führungslos
Als Armin Laschet im Januar entgegen dem ausdrücklichen Willen der damals noch ca. 17 Millionen Unionswähler und der 400.000 CDU-Mitglieder den Parteivorsitz der CDU übernahm, lag die Union im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Umfrageinstitute noch bei über 36 Prozent. Aktuell sind es noch um die 32 Prozent und die Tendenz geht weiter steil nach unten. INSA (2.068 vom 12.03. – 15.03.2021 repräsentativ Befragte) sieht die Union bereits unter 30 Prozent, bei 29,5 und Civey aktuell bei 29,3 (16.03.2021, 14 Uhr).
Sowohl bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg als auch in Rheinland-Pfalz erlebte die CDU ein wahres Waterloo. Im Helmut Kohl-Land, wo sie einst regelmäßig über 50, teilweise bis zu 54 Prozent der Stimmen holte, fiel sie erstmals in der Geschichte unter 30, ja sogar unter 28 Prozent (27,7). Und in Baden-Württemberg, wo die CDU mehr als ein halbes Jahrhundert (58 Jahre) immer den Ministerpräsidenten stellte, fiel sie sogar auf unter 25 Prozent (24,1).
Die CDU befindet sich in der wohl tiefsten Krise seit Jahrzehnten, wenn nicht seit ihres Bestehens. Und ob Armin Laschet der Richtige ist, um die CDU aus dieser Krise schweren herauszuführen, bezweifeln viele. In Berlin merkt man jetzt wohl, dass der nächste Kanzler nicht zwingend wieder einer der Union sein muss. Grüne und SPD scheinen zwar zu schwach, um eine Mehrheit zusammen zu bekommen, aber sowohl FDP als auch SPD blinken immer mehr Richtung einer Ampelkoalition (Grüne + SPD + FDP) und hoffen so, zu dritt auch ohne AfD und Linkspartei eine neue Regierung ohne die Union bilden zu können, wenn diese noch weiter nach unten gehen sollte. Das hat man jetzt wohl registriert im Konrad-Adenauer-Haus und bekommt es hier wohl zunehmend mit der Angst zu tun.
Über 73 Prozent halten Armin Laschet für den falschen Unions-Kanzlerkandidaten
Wenn es nach den Bürgern geht, ist die Sache klar. Eine exklusive Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von t-online ergab ein deutliches Votum: Auf die Frage „Ist Armin Laschet in Anbetracht der CDU-Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen der richtige Kanzlerkandidat der Union?“ wurde am 14.03. und 15.03.2021 wie folgte geantwortet:
- Ja, auf jeden Fall: 6,6 %
- Eher ja: 8,1 %
- Unentschieden: 12,2 %
- Eher nein: 23,9 %
- Nein, auf keinen Fall: 49,2 %
Insgesamt halten also lediglich 14 bis 15 Prozent Armin Laschet wenigstens eher als den richtigen Unions-Kanzlerkandidaten über 73 Prozent verneinen dies aber.
Am ehesten kommt Laschet noch bei den Linkspartei-Anhängern an, die dritthöchste Ablehnung erfährt er bei den CDU/CSU-Wählern
Noch überraschender als dieses eindeutige Ergebnis ist aber, dass dieses klare Nein sich quer durch sämtliche Partei-Anhänger zieht, wenngleich es hier in der Ablehnung von Laschet nochmals Unterschiede gibt. Völlig verrückt: Am ehesten kommt Laschet noch bei den Anhängern der laut Verfassungsschutz zum Teil extremistischen Linkspartei an. Die größte Ablehnung erfährt er dagegen bei den Anhängern der AfD.
Ist Armin Laschet in Anbetracht der CDU-Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen der richtige Kanzlerkandidat der Union?
- Die Linke: 21,0 % Ja – 12,7 % unentschieden – 66,3 % Nein
- FDP: 19,6 % Ja – 11,0 % unentschieden – 69,4 % Nein
- CDU/CSU: 16,4 % Ja – 11,1 % unentschieden – 72,5 % Nein
- SPD: 15,0 % Ja – 15,1 % unentschieden – 69,9 % Nein
- GRÜNE: 13,2 % Ja – 14,5 % unentschieden – 72,3 % Nein
- Sonstige: 9,2 % Ja – 14,4 % unentschieden – 76,4 % Nein
- AfD: 9,1 % Ja – 6,7 % Unentschieden – 84,2 % Nein
Die höchsten Zustimmungswerte erfährt Laschet also nicht in seiner eigenen Partei, der er vorsteht, sondern in der Linkspartei (SED, PDS, PDS.Linkspartei + WASG = Die Linke) und in der FDP. Aber selbst dort ist es nur einer von fünf, der Laschet als den richtigen Mann für eine Kanzlerkandidatur ansieht.
Noch verrückter aber ist: Die drittgrößte Ablehnung erfährt Laschet mit 72,5 Prozent bei den Wählern der Union. Sollte diese ihn gleichwohl als ihren Kanzlerkandidaten nominieren, käme das wohl einem Kamikaze-Kommando gleich.
Aber die CDU-Delegierten wählten Laschet in einem wahren Schmierentheater ja auch schon entgegen dem vollkommen klaren und eindeutigen Votum der CDU-Mitglieder und der CDU-Wähler zum neuen Parteivorsitzenden. Insofern scheint hier gar nichts mehr unmöglich.
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