Von Jürgen Fritz, So. 06. Mrz 2022, Titelbild: DW-Screenshot
„Die Ukrainer halten ja im Grunde im Augenblick nur den Kopf hin und ihren Körper für uns alle“, sagt der Osteuropa-Historiker Prof. Karl Schlögel. Damit stellt sich die Frage: Warum tun wir nicht mehr, um den Menschen, die für uns den Kopf und ihren Körper hinhalten, zu helfen? Nun, wir tun bereits einiges, natürlich etliches nur indirekt. Aber die Sanktionen haben schon jetzt …
Sanktionen, Waffenlieferungen und humanitäre Hilfe
… einen Umfang und wurden in einer Geschwindigkeit umgesetzt, wie es die Welt wohl noch niemals gesehen hat. Und die Schraube wird wahrscheinlich noch weiter gedreht. Vermutlich wird Russland in Kürze komplett von SWIFT abgeschnitten und die EU wird kein Gas mehr aus Russland beziehen, so dass diese Einnahmen von uns für die russische Kriegskasse komplett wegfallen.
Außerdem liefert Deutschland wie etliche andere westliche, vor allem europäische Länder Waffen in die Ukraine, dass die Menschen sich zumindest ein wenig effektiver wehren können gegen die militärtechnisch weit überlegenen russischen Streitkräfte. Und wir leisten natürlich humanitäre Hilfe. Weit mehr als die halbe Welt steht hinter der Ukraine und hilft in diesem unfassbaren Elend.
Warum die NATO nicht in der Ukraine aktiv werden kann
Eigene Truppen kann die NATO aber nicht in das Land hinein entsenden, weil sie ein reines Verteidigungsbündnis ist und selbst nicht angegriffen wurde, denn die Ukraine gehört nicht zur NATO. Würde die NATO, was die Ukrainer sich aus verständlichen Gründen wünschen, Truppen entsenden zum Schutz der Ukrainer – und das gilt auch für die Errichtung einer Flugverbotszone, bei der ja im Falle des Falles russische Kampfflieger abgeschossen werden müssten -, hätten wir womöglich einen Weltkrieg mit unabsehbaren Folgen, zumal Putin alles zuzutrauen ist, selbst der Einsatz von Nuklearwaffen. Das dürfen wir also nicht tun, so traurig es ist.
Außenministerin Annalena Baerbock hat es durchaus auf den Punkt gebracht. Die Welt darf natürlich nicht tatenlos zuschauen, was die russischen Streitkräfte, die wohl selbst vielfach nach Strich und Faden belogen werden, auf Befehl Putins mit den Menschen in der Ukraine, einem souveränen europäischen Staat!, machen, aber wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, auch wenn es uns das Herz zerreißt.
61 Prozent der Deutschen wollen keinerlei Energie mehr aus Russland
Inzwischen sind laut Forsa übrigens 61 Prozent der Deutschen für ein komplettes Energie-Embargo gegen Russland, wollen kein Gas, kein Öl und keine Steinkohle mehr aus Russland verzichten, auch wenn dies zu höheren Preisen führen wird. Nur 25 Prozent sind gegen ein Energie-Embargo.
Eine Ausnahme bilden die Anhänger der linksradikalen SED („Die Linke“) und der rechtsradikalen AfD. Die Anhänger der umbenannten SED sind zu 51 Prozent gegen ein Energieembargo gegen Russland, die Anhänger der AfD sind sogar zu 79 Prozent dagegen.
Röttgen fordert Gasembargo gegen Russland
Für ein Gasembargo gegen Russland sprach sich bereits am Freitag der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen aus, der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte. „Auf was warten wir noch?“, fragte Röttgen. Es werde weiter schreckliche Verwüstung und Vernichtung und Tod und Leid geben.
„Wenn alle russischen Banken von dem Banken-Kommunikationsnetzwerk SWIFT ausgeschlossen würden, würde das einen systemischen Schock in die Wirtschaft Russlands leiten“, sagte er nach einer geheimen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages mit Vertretern von Bundesregierung und Bundesnachrichtendienst (BND) in Berlin.
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