Von Jürgen Fritz, So. 25. Feb 2024, Titelbild: © JFB
29 Monate nach der Bundestagswahl würde nicht einmal jeder Dritte eine der drei Ampelparteien wählen. Die FDP verliert seither 6 von 10 ihrer Anhänger, die SPD mehr als 4 von 10. Die AfD verliert seit Anfang Januar 4 Punkte. BSW hätte mit ca. 6,5 Prozent sehr gute Chancen, direkt in den Bundestag einzuziehen, LINKE und Freie Wähler hätten kaum Chancen. Klare Nr. 1 bleibt die Union.
Die FDP verliert seit der Bundestagswahl 6 von 10 ihrer Anhänger, die SPD mehr als 4 von 10
Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 kamen SPD, Grüne und FDP zusammen auf 52 Prozent der gültigen Zweitstimmen und bildeten anschließend die erste rot-grün-gelbe Regierungskoalition in der Geschichte der Bundesrepublik. Heute käme die Ampel gerade noch auf ca. 32,9 Prozent. SPD und FDP haben seit der Regierungsbildung massive Verluste erlitten. Die SPD hat – von 25,7 Prozent kommend – inzwischen fast 11 Punkte verloren, die FDP – von 11,5 Prozent kommend – fast 7 Punkte, mithin ca. 6 von 10 ihrer Wähler bzw. Anhänger. Die Grünen konnten im ersten Jahr nach der Bundestagswahl kräftig zulegen, stiegen von ihrem enttäuschenden Wahlergebnis von 14,8 auf fast 24 Prozent. Seit August 2022 geht aber auch bei ihnen die Kurve der Zustimmung bei den Bürgern kontinuierlich nach unten. Inzwischen stehen sie nur noch knapp über 13 Prozent, also sogar noch unter ihrem enttäuschenden Bundestagswahlergebnis.
AfD verliert seit der von correctiv gestarteten Kampagne vier Punkte
Am meisten zulegen konnte seit der Wahl die AfD, die bis Jahresbeginn 2024 von 10,3 auf fast 23 Prozent gestiegen war. Seit der am 10.01.2024 von correctiv gestarteten Kampagne hat die AfD nun aber ca. 4 Punkte eingebüßt (das entspricht ca. 1,8 bis 1,9 Millionen Wähler) und fällt erstmals seit acht Monaten auf unter 19 Prozent. Klarer Wahlsieger wäre heute die Union, die auf über 30 Prozent käme und damit deutlich stärker wäre als SPD und Grüne zusammen. Das Anfang Januar neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht BSW hätte aktuell sehr gute Chancen, direkt in den Bundestag einzuziehen. Nach heutigem Stand wären um die 6,5 Prozent für BSW drin. Die Linke und die Freien Wähler hätten dagegen derzeit kaum Chancen, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Die Linke liegt derzeit bei ca. 3 Prozent, die Freien Wähler um die 2,5 Prozent.
So würden die Deutschen heute wählen
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen neun Umfragen von acht verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.700 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser neun einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller neun Werte (in Klammer die Veränderung zur Bundestagswahl am 26.09.2021):
- CDU/CSU: 28,5 – 32 % ==> 30,2 % (+6,1)
- AfD: 17 – 20 % ==> 18,8 % (+8,5)
- SPD: 14 – 16 % ==> 14,8 % (–10,9)
- GRÜNE: 12 – 14 % ==> 13,4 % (–1,4)
- BSW: 4 – 8,5 % ==> 6,5 % (+6,5)
- FDP: 4 – 6 % ==> 4,7 % (–6,8)
- LINKE: 2 – 4 % ==> 3,0 % (–1,9)
- Freie Wähler: 1 – 3 % ==> 2,5 % (+0,1)
- Sonstige: 4,5 – 9 % ==> 6,1 % (–0,2)

(c) JFB
Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet
Die neun Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):
- YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 04.02.2023, internetbasierte Befragung von 2.018 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Allensbach (FAZ), mittlerer Tag der Befragung: 09.02.2024, persönlich-mündliche Befragung von 1.053 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen,
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 16.02.2024, telefonische Befragung von 2.504 zufällig ausgewählten Personen,
- Verian/Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 17.02.2024, telefonische Befragung von 1.505 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 17./18.02.2024, internetbasierte Befragung von 2.007 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 21.02.2024, telefonische Befragung von 1.294 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 21.02.2024, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.203 Personen,
- Wahlkreisprognose, mittlerer Tag der Befragung: 21./22.02.2024, Befragung via geschl. Online Panel, Befragte: 1.300
- Civey (SPIEGEL) vom 25.02.2024, 06:30 Uhr, mittlerer Tag der Befragung: 21./22.02.2024, Stichprobengröße: 10.014, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten, bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 22.898 Befragten.
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