Widerlegung des Relativismus in weniger als drei Minuten

Von Jürgen Fritz, Di. 19. Jun 2018, Titelbild: YouTube-Screenshot

Der Kulturrelativismus ist der Gegenbegriff zum Universalismus und ist ein wichtiger Bestandteil des Multikulturalismus. Kulturrelativisten meinen, dass es keinen objektiven Maßstab gäbe, um Kulturen vergleichen zu können. Jede Kultur müsse aus sich heraus verstanden werden. Dieser Position liegt ein ethischer Relativismus zu Grunde, der jeden Objektivismus negiert. So etwas wie objektiv gut gäbe es gar nicht. Was hier moralisch gut sei, könne dort moralisch schlecht sein und beide hätten gleichermaßen Recht. Alle relativistischen Positionen können leicht widerlegt werden. Hier einer der kürzesten Beweise.

Anderen das Richtige mit Gewalt zu oktroyieren, ist objektiv falsch

Wenn ich sage, ich sei der festen Überzeugung, dass es objektive moralische Wahrheiten gibt, dann denken viele sofort, ich würde diese objektive moralische Wahrheiten anderen mit Gewalt aufzwingen wollen, weil ich ja vielleicht ganz sicher sei zu wissen, was objektiv richtig ist. Dies habe ich aber weder gesagt, noch denke ich das (mangelnde Unterscheidung der Ebenen). Zu meinen, dass es objektive Wahrheit gibt, die es anzustreben gilt, und zu meinen, im Besitz dieser zu sein, sind zwei unterschiedliche Dinge. Einem selbstkritischen reflexiven Geist ist natürlich bewusst, dass er irren kann. Und der Begriff des Irrtums setzt wiederum den der Wahrheit voraus. Ohne objektive Wahrheit auch kein objektiver Irrtum.

Anderen das Richtige mit Gewalt aufzwingen, wäre nun seinerseits objektiv falsch., weil es den anderen als eigenständiges Subjekt, weil es seine Würde als Mensch nicht achtet. In diesem Punkt bin ich in der Tat absolut sicher und auch das ist meines Erachtens eine moralische Wahrheit. Denn wenn das Richtige mit Gewalt oktroyiert werden soll, verwandelt es sich, genauer: verwandelt sich die Handlung des Es-dem-anderen-gewaltsam-Beibringens unwillkürlich ins Falsche. Moralische Wahrheit muss von sich aus und aus Vernunftgründen zu überzeugen wissen, nicht weil es mit Gewalt oktroyiert wird.

Die Unfähigkeit des ethischen Relativisten, etwas absolut zu verurteilen

Der ethische Relativist aber ist nicht fähig zu sagen, dass es objektiv falsch ist, einem anderen das, was man für richtig hält, mit Gewalt aufzuzwingen. Denn für ihn gibt es ja keine Objektivität, gibt es gar keine moralische Wahrheiten, ergo kann er auch nicht absolut verurteilen, wenn G seine Sichtweise ihm selbst mit Gewalt zu oktroyieren versucht.

Wenn also der Gewaltmensch G zum Relativisten R sagt: „Deine Sichtweise ist objektiv und absolut falsch. Ich werde dir das jetzt einbläuen, dir deinen Willen brechen und dich dann neu programmieren. Und wenn das nicht gelingen sollte, wird deine letzte Stunde gekommen sein“, dann kann R nur antworten, dass er persönlich das aus seiner Position und seinen rein relativen Wertvorstellungen heraus nicht so gut fände, welche er aber auf keinen Fall absolut setzen wolle. Er kann aber nicht sagen, dass dies objektiv moralisch verwerflich wäre, dass G etwas objektiv Falsches, Schlechtes oder Böses tut, wenn er so agiert, R mit Gewalt umzuprogrammieren.

Beurteilung beider Positionen aus neutraler Sicht

Ein neutraler Beobachter N, der nun wiederum relativistisch denkt und urteilt, mithin beide Positionen, die vom Gewaltmenschen G und die vom Relativisten R gleichermaßen gelten lässt, müsste das Ganze nun so bewerten: G meint, das sei richtig, was er tut (+ 1), wenn er R seine Sichtweise mit Gewalt aufzuoktroyieren versucht und ihn im Falle des Scheiterns für immer aus dem Spiel nimmt. G ist sich sicher, dass die Sichtweise von R falsch ist (- 1). R meint, dass beide Sichtweisen relativ zu ihrem jeweiligen Bezugssystem richtig wären (jeweils + 1), es keinen übergeordneten Maßstab gäbe, von dem aus beide Positionen beurteilt werden könnten. Wenn der neutrale Beobachter N davon ausgeht, dass es in der Tat keine objektive Kriterien für eine sachliche Beurteilung gibt, dann muss er beide Sichtweisen gleichberechtigt aufaddieren und kommt dann zu folgendem Ergebnis:

Für die Position von G ergibt sich: +1 (aus der Sicht von G) +1 (aus der Sicht von R) = + 2
Für die Position von R ergibt sich: – 1 (aus der Sicht von G) + 1 (aus der Sicht von R) = 0

Somit ist nicht ersichtlich, warum G im Unrecht sein sollte, ganz im Gegenteil! Und es spricht nichts dagegen, dass er mit R so verfährt, wie angedroht respektive wie es ihm richtig erscheint (ihm Gewalt antun, um ihn zu brechen, und, wenn das nicht funktioniert, ihn liquidieren).

Fazit

Dies bedeutete aber gleichsam die Auslöschung des Relativismus. Dieser negiert sich mithin selbst, wenn seine eigene Prämisse auf ihn selbst angewendet wird und er auf einen nicht-relativistischen Gewaltmenschen trifft.

Auf gesellschaftlicher Ebene führt das dazu, dass Kulturen und Gesellschaften, die sich dem Relativismus verschworen haben, sich nicht wirklich verteidigen können. Ihnen kommt die Wehrhaftigkeit abhanden, da sie gewaltorientierte, ihnen feindliche gesonnene Positionen anderer Kulturen als gleichberechtigt ansehen, was dazu führt, dass sie – pointiert ausgedrückt – dem Bösen, Primitiven und Niederen das Terrain überlassen, weil es in ihrem Weltbild keine Vertikale, keine dritte Dimension gibt, da alle Kulturen auf der gleichen Ebene gesehen werden (zweidimensionales Weltbild). Dies würde dann ja übrigens auch für den Nationalsozialismus und jeden Faschismus gelten. Auch die wären ja dem Relativismus zufolge gleichrangig, wenn es keinen objektiven Maßstab, keine Vertikale, kein Oben und kein Unten gäbe.

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