Jetzt ist die AfD halt vor der SPD, na und? Wir machen genau so weiter!

Von Jürgen Fritz, Di. 10. Jul 2018

Vor einer Woche lag die SPD bei INSA noch 2,5 Punkte vor der AfD, bei Emnid vor zehn Tagen sogar 5 Punkte. Kann man das innerhalb von nur sieben bzw. zehn Tagen aufholen? 2,5 Punkte entsprechen immerhin fast 1,2 Millionen Wählern, 5 Punkte fast 2,4 Millionen. Die AfD kann das offensichtlich – und sogar mehr als das! Beziehungsweise die SPD verfügt über die herausragende Fähigkeit, ihren Vorsprung vollständig abzugeben und sogar hinter die AfD zurückzufallen. Diese liegt nun erstmals nicht nur gleichauf, sondern vor der SPD. Hier weitere überraschende Daten und Fakten.

Die AfD ist jetzt links von der SPD

Dieses Umfrageergebnis hat es in sich. Schon lange hat sich abgezeichnet, dass die AfD nicht nur die CSU, die FDP, Die Linke und Die Grünen locker hinter sich lassen kann, sondern auch der SPD immer näher rückt. Zeitweise war sie – je nach Institut – sogar schon fast oder ganz gleichauf. Das nicht gerade AfD-affine Emnid-Institut hat AfD und SPD vorgestern erstmals als gleich stark ausgewiesen. Da durfte man schon erwarten, dass es jetzt nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis die AfD vorbeizieht.

Und schon ist es geschehen. Bei INSA, das in der Vergangenheit mit die genauesten AfD-Werte auswies, die den tatsächlichen Ergebnissen am nächsten kamen, das bei der letzten Bundestagswahl sogar als einziges Institut besser lag als das von mir gegründete Meta-Analyse-Tool Wahl-O-Matrix, liegt die AfD nun mit 17,5 Prozent einen halben Punkt vor der SPD, die innerhalb einer Woche gleich zwei Punkte verliert (ca. 940.000 Wähler), während die AfD einen Punkt zulegen kann.

INSA-Meinungstrend vom 9. Juli 2018

INSA befragte im Zeitraum 06.07. (Fr.) bis 09.07.2018 (Mo.) über 2.000 Personen (2.061) per Online-Befragung von gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool) und rechnete die Ergebnisse nach hauseigenen Formeln hoch. Hier die Ergebnisse (in Klammern die Veränderungen zur Vorwoche, sofern vorhanden):

  1. CDU: 24 % (+ 1)
  2. AfD: 17,5 % (+ 1)
  3. SPD: 17 % (– 2)
  4. GRÜNE: 12 %
  5. LINKE: 11 %
  6. FDP: 9,5 % (+ 0,5)
  7. CSU: 5 % (– 1)
  8. Sonstige: 4 % (+ 0,5)
2018-07-09

© Grafik by Jürgen Fritz

Gewinne/Verluste gegenüber der Bundestagswahl 2017 und mögliche Regierungskoalitionen

  1. AfD: + 4,9 %
  2. GRÜNE: + 3,1 %
  3. LINKE: + 1,8 %
  4. Sonstige: – 1,0 %
  5. FDP: – 1,2 %
  6. CSU: – 1,2 %
  7. CDU: – 2,8 %
  8. SPD: – 3,5 %

Die schwarz-rote Koalition – manche sprechen noch immer von einer „Großen Koalition“, was angesichts dieser Zahlen wohl längst nicht mehr gerechtfertigt ist – käme demnach zusammen nur noch auf 46 Prozent. Das würde auch bei 4 Prozent der Stimmen für Sonstige, die im Parlament nicht abgebildet wären, nicht mehr ausreichen für eine Mehrheit im Deutschen Bundestag. CDU, SPD und CSU bräuchten also inzwischen einen vierten Partner.

Eine sogenannte Jamaika-Koalition aus CDU + GRÜNE + FDP + CSU käme dagegen zusammen auf ca. 50,5 Prozent. Das würde reichen für eine Mehrheit. Auch wenn die CSU gegen Die Grünen ausgetauscht würde, hätten CDU + SPD + GRÜNE (Schwarz-Rot-Grün) mit 53 Prozent eine Mehrheit.

Warum werden alle Altparteien Neuwahlen zu meiden versuchen, ganz besonders aber CDU und SPD?

Auf jeden Fall dürfte aber eines klar sein: Die drei Regierungsparteien würden bei Neuwahlen alle drei verlieren und zwar alle drei sogar ganz massiv. Die Merkel-CDU ca. jeden neunten bis zehnten Wähler, die Genossen jeden sechsten und die CSU gar jeden fünften (die FDP jeden neunten, eventuell auch mehr).

Die großen Gewinner bei Neuwahlen wären die Grünen, vor allen Dingen aber die AfD, so dass selbst die Grünen aus panischer Angst vor der enormen Stärke der AfD Neuwahlen wohl eher gerne vermeiden würden, denn dann wäre damit zu rechnen, dass jeder fünfte bis sechste Bundestagsabgeordnete ein solcher der Alternative für Deutschland wäre. Daher kommt auch INSA-Chef Hermann Binkert zu dem Ergebnis:

„Neuwahlen kann sich keine der drei Regierungsparteien aktuell wünschen. Sie haben seit der Bundestagswahl jeden siebten Wähler verloren.“

INSA hat zugleich ermittelt, wie sich das auf die Sitze im Deutschen Bundestag auswirken würde. Ergebnis: Die AfD könnte die Zahl ihrer Bundestagsmandate von 92 auf ca. 148 steigern. Das käme einem Plus gleich von über 60 Prozent! Alle Altparteien werden daher Neuwahlen wie der Teufel das Weihwasser scheuen, sofern es irgendwie geht.

Jetzt ist die AfD halt vor der SPD, na und? Wir machen genau so weiter!

Ob die Altparteien und die Bundesregierung ihren deutschland-, demokratie- und grund- und bürgerrechtsfeindlichen Kurs jetzt ändern werden? Damit dürfte kaum zu rechnen sein. Alle Zeichen stehen nach wie vor auf: Weiter so!, nach dem Motto: Jetzt ist die AfD halt vor der SPD, na und? Wir machen genau so weiter!

Wozu das führen wird? Ein weiteres Ansteigen der AfD, der einzigen Kraft, die sich dem selbstzerstörerischen Kurs der Altparteien mit Macht entgegenstellt, dürfte damit wahrscheinlich werden. Jetzt könnte es bald Richtung 20 Prozent gehen. Und dort muss noch lange nicht Schluss sein. In Schweden kamen die Sverigedemokraterna (kurz SD, deutsch: Schwedendemokraten), die mit der AfD vergleichbar sind, bei der letzten Reichstagswahl 2014 auf knapp 12,9 Prozent – ähnlich wie die AfD bei uns letztes Jahr (über 12,6 Prozent). Inzwischen liegen die Sverigedemokraterna bei aktuellen Umfragen regelmäßig bei 20 Prozent und darüber, teilweise sogar über 25 Prozent (bei YouGov am 18.06.2018 bei 28,5 Prozent). Damit wäre die AfD dann die stärkste Partei in Deutschland, eventuell sogar stärker als CDU und CSU zusammen.

Die AfD hat bereits den zweitgrößten harten Kern aller Parteien

Der harte Kern der AfD-Wähler, die sich ihrer Entscheidung ganz sicher sind und davon nicht mehr abrücken dürften, liegt laut INSA inzwischen übrigens bei 13 Prozent.  und nach oben wäre aktuell Luft bis ca. 21,5 Prozent. Zum Vergleich der harte Kern der anderen Parteien:

  1. CDU + CSU: 21 %
  2. AfD: 13 %
  3. SPD: 11 %
  4. GRÜNE: 7 %
  5. LINKE: 7 %
  6. FDP: 5 %

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Titelbild: © Grafik by Jürgen Fritz

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