Söder gegen den Rest der Welt

Von Jürgen Fritz, Mi. 17. Jun 2020, Titelbild: phoenix-Screenshot

88 Prozent der Bayern halten Markus Söder laut aktueller GMS-Erhebung für einen guten Ministerpräsidenten. 57 Prozent seiner Landsleute halten ihn für den besten Unions-Kanzlerkandidaten. 78 Prozent sind mit der Arbeit der bayerischen CSU-FW-Staatsregierung zufrieden. Und wenn jetzt Landtagswahlen wären, hätte die CSU nicht nur die klare absolute Mehrheit, mehr als das: Sie käme auf mehr Stimmen als Grüne, SPD, Freie Wähler, AfD, FDP und Linkspartei zusammen, wobei letztere beiden den Einzug ins Parlament gar nicht schaffen würden. Wer soll Söder jetzt noch stoppen?

CSU schießt seit der letzten Landtagswahl von 37,2 auf 48 Prozent nach oben

Bei der letzten bayerischen Landtagswahl im Oktober 2018 kam die CSU nur auf für sie magere 37,2 Prozent. In anderen Bundesländern wäre das für den Wahlgewinner durchaus gute Ergebnisse, nicht aber für die CSU. Die damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel und Edmund Stoiber holten bei den Landtagswahlen 1974 bzw. 2003 sage und schreibe über 60 Prozent. Und unter Franz Josef Strauß holte die CSU 1978, 1982 und 1986 regelmäßig zwischen ca. 56 und 59 Prozent. Und bei der Landtagswahl 2013 unter Horst Seehofer kam die CSU immerhin auch noch auf fast 48 Prozent. Insofern waren die 37,2 Prozent, die Seehofers Nachfolger Markus Söder 2018 holte, wahrlich kein zufriedenstellendes Ergebnis für die CSU, die sich wie ihre Schwesterpartei die CDU in einem Tiefpunkt befand.

Doch seither hat sich das Bild deutlich gewandelt. Würde jetzt in Bayern gewählt, könnte die Christliche Soziale Union um fast elf Punkte zulegen auf jetzt 48 Prozent. In keinem anderen Bundesland gibt es eine Partei, die derzeit auch nur annähernd ähnlich hohe Ergebnisse erzielen könnte. Laut den letzten Erhebungen könnte die CDU in Rheinland-Pfalz auf ca. 38, in NRW auf 37, in Hessen und im Saarland auf ca. 36 Prozent kommen. Die SPD kam vor vier Monaten bei der Bürgerschaftswahl in ihrer Hochburg Hamburg auf 39,2 Prozent, käme aber ansonsten in keinem einzigen Bundesland momentan über 30 Prozent hinaus. In Bayern sind die Sozialdemokraten mit 9 Prozent inzwischen marginalisiert. Das alles zeigt, wie stark diese 48 Prozent der Söder-CSU zu werten sind.

SPD nur noch einstellig, FW verlieren mehr als 3 von 10, die AfD mehr als 41 von 100 Wählern

Im Grunde kann keine einzige andere Partei mit dem aktuellen GMS-Ergebnis zufrieden sind, nicht einmal Die Grünen, die mit 16 Prozent zwar klar auf Platz zwei lägen. Aber 16 Prozent sind angesichts der 25 Prozent, bei denen sie noch im Januar bei Infratest dimap, also gerade mal vor fünf Monaten standen, auch nur ein mittelmäßiges Ergebnis. Katastrophal ist natürlich der SPD-Wert von 9 Prozent. Bayern war immer ein schwieriges Terrain für die Sozialdemokraten. Gleichwohl gab es Zeiten, wo sie hier auf 20 bis 30 Prozent und teilweise sogar darüber landete. Jetzt nur noch im einstelligen Bereich kommt einem Desaster gleich.

Die Freien Wähler müssen seit der Landtagswahl, da sie auf 11,6 Prozent kamen, deutlich Federn lassen. Sie würden mehr als 3 von 10 Wählern verlieren und kämen jetzt nur noch auf 8 Prozent. Noch herber die Verluste der AfD, die bei der Landtagswahl im Oktober 2018 noch auf 10,2 Prozent kam und in den Tagen, Wochen und Monaten davor mehrfach und immer wieder bei 14 Prozent gemessen wurde und zwar sowohl von INSA als auch GMS und Forsa. Von den einst 14 Prozent sind nur noch 6 geblieben, nicht einmal die Hälfe.  In den letzten 20 bis 24 Monaten hat die AfD mehr als 57 von 100 Anhängern verloren. Und selbst bezogen auf das Landtagswahlergebnis von 10,2 Prozent mehr als 41 von 100 Wählern.

FDP und Linkspartei wären klar draußen

Die FDP, die 2018 immerhin mit 5,1 Prozent noch knapp den Einzug in den Landtag schaffte, und die Linkspartei sind sogar so schwach, dass sie quasi so gut wie keine Chancen hätten, derzeit ins Parlament einzuziehen.

So würden die Bayern laut GMS derzeit wählen (in Klammern die Veränderungen gegenüber der Landtagswahl im Oktober 2018):

  1. CSU: 48 % (+ 10,8)
  2. GRÜNE: 16 % (− 1,6)
  3. SPD: 9 % (− 0,7)
  4. FW: 8 % (− 3,6)
  5. AfD: 6 % (− 4,2)
  6. FDP: 4 % (− 1,1)
  7. LINKE: 3 % (− 0,2)
  8. Sonstige: 6 % (+ 0,6)
2020-06-16-GMS

(c) JFB

CSU stärker als Grüne, SPD, Freie Wähler, AfD, FDP und LINKE zusammen

Die CSU wäre also der einzige Gewinner, alle anderen Parteien (bis auf Sonstige) müssten Einbußen hinnehmen, am meisten die Freien Wähler und die AfD.

Gewinne und Verluste gegenüber der Landtagswahl 2018

  1. CSU: + 10,8 %
  2. Sonstige: + 0,6 %
  3. LINKE: − 0,2 %
  4. SPD: − 0,7 %
  5. FDP: − 1,1 %
  6. GRÜNE: − 1,6 %
  7. FW: − 3,6 %
  8. AfD: − 4,2 %

Da die FDP und die Linkspartei den Einzug ins Parlament wegen der Fünf-Prozent-Klausel verpassen würden, hätte die CSU eine ganz klare absolute Mehrheit im Landtag von über 55 Prozent der Sitze gemäß der Parteistimmen. Ja mehr noch: Die CSU wäre stärker als Grüne, SPD, Freie Wähler, AfD, FDP und LINKE zusammen, wobei die beiden letzten ja nicht mal im Parlament drin wären.

Söder ist für die Bayern der beste Kanzlerkandidat, sie sind aber hin und her gerissen, ob sie ihn nicht lieber in Bayern behalten wollen

88 Prozent der Bayern halten Markus Söder laut GMS für einen guten Ministerpräsidenten. 78 Prozent sind mit der Arbeit der CSU-Freie Wähler-Staatsregierung zufrieden. Mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel sind 57 Prozent der Bayern zufrieden und mit der schwarz-roten Bundesregierung 51 Prozent.

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder wäre für eine Mehrheit der bayerischen Bevölkerung auch der beste Kanzlerkandidat der Union. 57 Prozent hielten ihn für den Geeignetsten:

  1. Markus Söder: 57 %
  2. Friedrich Merz: 37 %
  3. Armin Laschet: 33 %
  4. Norbert Röttgen: 13 %

46 Prozent der Bayern möchte laut GMS, dass Söder nach Berlin geht und Nachfolger von Angela Merkel als Bundeskanzler wird. 44 Prozent wollen lieber, dass er in Bayern bleibt (10 Prozent sind unschlüssig). Das heißt, die Bayern sind hier hin und her gerissen, ob sie ihren Ministerpräsidenten lieber behalten oder lieben als Regierungschef in Berlin sähen. 

GMS führte im Zeitraum vom 9. bis 16. Juni eine repräsentative telefonische Befragung von 1.002 zufällig ausgewählten Personen durch.

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