Die Stuttgarter Randalierer und ihre geistigen Brandstifter: taz und Esken

Von Jürgen Fritz, Mi. 24. Jun 2020, Titelbild: tagesthemen-Screenshot

Die Gewalt, die wir in Stuttgart gesehen haben, sei das Ergebnis einer immer weiter sinkenden Hemmschwelle, sagte Thomas Berbner vom NDR am Montagabend in den tagesthemen der ARD. Wenn unsere Politiker mal wieder das Gewaltmonopol des Staates beschwörten, so erreichten sie damit wachsende Teile der Gesellschaft überhaupt nicht mehr. Der rechte Rand wie auch Linksextremisten kämpften, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven, gegen den Staat und seine Ordnungsmacht. Polizeibeamte berichteten schon länger, bei jungen Einwanderern verbreite sich eine gefährliche Haltung: „Ihr habt mir gar nichts zu verbieten“, so Berbner, der noch mehr klare und ehrliche Worte fand, wie sie gerade für die ARD äußerst selten geworden sind.

Die Beutemacher und die, die sich alles gefallen lassen

Den Punkt, den Thomas Berbner in seinem tagesthemen-Kommentar ansprach, scheint mir ein ganz zentraler und essentieller zu sein. Womit wir es hier zu tun haben, sind Personen, die in unsere Gesellschaft immigrieren, ohne diese, ihre Wertebasis, unseren Staat, das heißt unsere Gemeinschaft und unsere Staatsorgane anzuerkennen, ohne diese zu achten und zu respektieren. Diese Immigranten sehen unsere Gesellschaft mithin als eine Art Beute, derer man sich ohne große Risiken vor schmerzhaften Sanktionen einfach so bedienen kann.

Hier ein Interesse des Dazugehören-wollens zu unterstellen, kann wohl – natürlich nicht in allen Fällen, vielleicht auch nicht in der überwiegenden Mehrheit, aber doch bei sehr vielen – getrost in dem Raum der Naivität verwiesen werden, wobei dies im Grunde vor allem, wenn nicht sogar ausschließlich für zwei Kulturkreise gilt, nämlich – um das Kind beim Namen zu nennen – der arabisch-türkisch-islamischen Welt und Afrika. Mit allen anderen Kulturkreisen gibt es nicht annähernd vergleichbare Integrations- und Assimilationsprobleme. Doch zurück zu Thomas Berbner und seinem beeindruckend wahrhaftigen und mutigen Kommentar.

All das falle nicht vom Himmel, sagt der TV-Journalist und Dokumentarfilmer. Denn Mut zu solchen Übergriffen hätten kleine Gruppen nur, wenn die große Mehrheit der Gesellschaft es zulasse. Natürlich gebe es auch bei der Polizei Fehler, gewaltsame Übergriffe von Beamten gegen Demonstranten kämen vor und müssten auch gerichtlich geahndet werden. Doch in der Summe und der Schwere der Taten seien sie nicht vergleichbar mit den Angriffen auf Leib und Leben von Polizeibeamten, die insbesondere in der linksextremistische Szene längst etabliert seien.

Die geistigen Brandstifter 1: die taz

Und – hier schlägt Berbner einen noch mutigeren Bogen – es gebe durchaus auch geistige Brandstifter. So etwa die taz, die in einer Kolumne Polizeibeamte mit Müll auf eine Stufe gesetzt habe – „eine Grenzüberschreitung, aber beileibe nicht der erste Versuch der taz, linksextremistischen Gedankengut salonfähig zu machen“, so Thoma Berbner.

Am 15. Juni war in der taz ein Artikel von Hengameh Yaghoobifarah erschienen mit der Überschrift Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig“. Darin heißt es:

„Ich hingegen frage mich: Wenn die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus jedoch nicht, in welche Branchen kann man Ex-Cops dann überhaupt noch reinlassen? Schließlich ist der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich hoch. (…) Machtpositionen gegenüber anderen Menschen kommen nicht infrage. Streng genommen möchte man sie nicht einmal in die Nähe von Tieren lassen. (…)

Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.

Die Autorin dieser Kolumne, Hengameh Yaghoobifarah, Jahrgang 1991, hat einen Migrationshintergrund aus dem islamischen Kulturkreis, ihre Eltern stammen aus dem Iran. Sie lebt in Berlin und hat seit 2016 eine eigene Kolumne bei der „grün-linken“ bzw. „linksalternativen und systemkritischen“ taz. Yaghoobifarah identifiziert sich als „nichtbinär“, womit sie meint: weder weiblich noch männlich. Sie gibt an, dass sie seit ihrer Jugend an Depressionen leidet.

Die Deutschen schaffen sich selber ab – ich hoffe, sie beeilen sich

Im Oktober 2017 hatte sie schon einmal eine Debatte ausgelöst, als sie – ebenfalls in der taz – einen Artikel „Deutsche, schafft Euch ab!“ als späte Antwort auf Thilo Sarrazins berühmtes Buch „Deutschland schafft sich ab“ veröffentlichte, der ihr heftige Rassismusvorwürfe einbrachte. Darin schrieb Yaghoobifarah:

„Dass Sarrazin ein rechter Lauch ist, der gerne viel Scheiße labert, wenn der Tag lang genug ist, wissen wir bereits. (…) Der deutsche Hass auf Muslim_innen und die Paranoia vor einer – was auch immer das sein soll – Islamisierung der deutschen (wortwörtlich) Dreckskultur hält Kartoffeln davon ab, ein schöneres Leben zu führen. (…) In ihren liebsten griechischen Restaurants oder Döner-Buden modifizieren die Köch_innen ihre originalen Gewürzpaletten auf die deutschen Geschmäcker hin, damit es den Kartoffeln schmeckt. Aber wehe, jemand wagt es, deutsche Gewohnheiten und Traditionen in Frage zu stellen. (… )

Aber Kartoffeln sind nicht strategisch klug, sie sind ignorant, geschichtsverdrossen und besserwisserisch. Weder aus den Fehlern anderer, noch aus ihren eigenen können und wollen sie lernen. (…) Sarrazin hat auf 464 Seiten Verantwortliche für die Abschaffung Deutschlands gesucht, aber die größte Problemkindergruppe vergessen: die Deutschen selbst. Sie schaffen sich selber ab. Ich hoffe, sie beeilen sich.“

Kleine gedankliche Anregung: Stellen Sie sich bitte vor, ein deutscher Kolumnist würde a) hier bei uns einen ähnlichen Text über Iraner, Iraker, Türken, Afghanen oder Araber verfassen und veröffentlichen. b) Er würde das als Gast oder Ausgewanderter im Iran, in der Türkei oder Saudi-Arabien tun.

Die geistigen Brandstifter 2: Saskia Esken

Und wieder zurück zu Thomas Berbner, der noch mehr zu sagen hatte am Montagabend und noch eine weitere geistige Brandstifterin ausfindig machte und auch beim Namen nannte. Auch an der Spitze ehemaliger Volksparteien komme es zu „verbalen Entgleisungen“, so der mutige NDR-Mann.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken schreibt nach der Tötung eines Schwarzen durch einen Polizisten in den USA vom ‚latenten Rassismus in der deutschen Polizei‘. Was sollen Polzeibeamte, die jeden Tag irgendwo im Land beleidigt, bedroht oder angegriffen werden, daraus für Schlüsse ziehen?“,

fragt Berbner und schließt seinen Kommentar mit den Worten: Vielleicht sei der Tag nicht mehr so fern, da niemand mehr Polizist werden möchte.

Der mutige Kommentator

Thomas Berbner, Jahrgang 1965, studierte in Heidelberg Geschichte, Politikwissenschaften und Germanistik. 1991 war er dann Volontär beim NDR und von 1997 bis 2001 stellvertretender Redaktionsleiter beim TV-Magazin Panorama. Ab 2001 war er für die Auslandsredaktion des NDR im Bereich Feature und Dokumentation tätig und Mitte 2003 wurde er Korrespondent im ARD-Studio Washington. Für die ARD drehte er einige vielbeachtete Dokumentarfilme über inneramerikanische Verhältnisse.

Mit seinem Dokumentarfilm Mit Gott gegen Darwin – Streit in den USA um die Abstammung des Menschen sorgte für Aufsehen. In diesem zeigt der Aufklärer im alten, klassischen Sinne, die es immer weniger gibt, wie Kinder im US-Schulsystem von Lehrern, die dem christlichen Fundamentalismus angehören, bereits früh gegen die Wissenschaft und die Evolutionstheorie indoktriniert werden.

Der Kommentar von Thomas Berbner vom NDR

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