Enthauptung nahe Paris: Warum die Linke sich endlich ehrlich machen muss

Von Jürgen Fritz, Di. 20. Okt 2020, Titelbild: Twitter-Bild des brutal ermordeten Samuel Paty

Am Freitag kam es in Conflans-Sainte-Honorine, ca. 30 km nordwestlich von Paris, zu einem weiteren unfassbar brutalen, ja bestialischen Verbrechen. Vor einer Schule wurde ein Geschichtslehrer mit etlichen Stichen in Kopf, Oberkörper und Bauch niedergestreckt, dann nicht mit einem Schwert, also einem Hieb, sondern mit dem Messer enthauptet. Warum uns das etwas angeht und was wir ändern müssen.

Ein weiterer Mosaikstein in einem islamistischen Kulturkrieg gegen die freie, aufgeklärte, westliche Welt

Diese öffentliche Hinrichtung reiht sich eine Serie von islamistischen Gewalt- und Terrorakten, die wir in Frankreich seit Jahren sehen. Man schätzt, dass der Anteil der Moslems in Frankreich bereits bei über 8 Prozent liegt, bei ca. 67 Millionen Bevölkerung also schon mindestens über 5 Millionen, darunter offensichtlich etliche Islamisten und islamische Terroristen.

Vor wenigen Wochen erst wurden in Paris mehrere Menschen (Journalisten) von einem Bewaffneten mit einem großen Fleischermesser respektive einer Machete angegriffen. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der ehemaligen Redaktionsräume des Satiremagazins Charlie Hebdo, wo sich eine Art Gedenkstätte des islamistischen Massenmordanschlags vom Januar 2015 befindet. Vor einem Jahr ermordete ein strenggläubiger, fanatischer Muslim in einem Polizeigebäude in Paris, in dem er selbst arbeitete, vier Kollegen, verletzte und griff noch andere mit seinem Messer an.

Vor knapp fünf Jahren, im November 2015 ereignete sich unter anderem im Bataclan-Theater in Paris ein wahres Gemetzel, wie es die westliche Welt bis dahin nicht gesehen hatte. 130 Menschen wurden teilweise bestialisch ermordet, ca. 700 zum Teil schwer verletzt. Die Reihe ließe sich über Seiten hinweg fortsetzen. Warum immer wieder gerade fanatische Muslime zu solch unfassbar grausamen Taten fähig sind, ist hier erläutert.

Was geschah

Auch in diesem Fall scheint der mutmaßliche Täter den brutal Ermordeten überhaupt nicht persönlich gekannt zu haben, siehe die Erklärung des Anti-Terror-Staatsanwalts Jean-Francois Ricard unten. Zu solch einer grausamen Tat ist ein geistig-seelisch halbwegs gesunder Mensch aber nur fähig, wenn er unbändigen Hass empfindet und enorme Gewaltphantasien entwickelt. Dies geschieht normalerweise nur nach ganz extremen persönliche Kränkungen, was hier offensichtlich ausgeschlossen werden kann, da der mutmaßliche Mörder sein Opfer gar nicht persönlich kannte, oder aber durch empfundene unpersönliche Kränkungen auf Grund von Ideologien (falsches, verblendetes Bewusstsein), seien sie metaphysisch spekulativer (religiöser) Art oder rein weltlicher (profaner).

Vieles deutet derzeit darauf hin, dass auch in diesem Fall, wie bei all diesen islamistischen Anschlägen, eine solch unpersönliche, auf Grund einer Ideologie derart empfundene Kränkung das Motiv für den brutalen, grausamen Mord war.

Der mutmaßliche, mit einer Stichwaffe bewaffnete Täter Abdullah Anzorov hat die nach einem Anruf hinzukommenden Polizisten in dem nordwestlich der französischen Hauptstadt gelegenen Ort bedroht und ist dann auf dem Gebiet der benachbarten Stadt Eragny von der Polizei erschossen worden. Der Angreifer soll „Allah ist groß“ auf Arabisch gerufen haben, wie Zeugen berichteten. Bei Abdullah Anzorov soll es sich um einen angeblich 2002 in Moskau geborenen Mann tschetschenischer Herkunft handeln.

Twitter-Bild von Abdullah Anzorov

Ein tschetschenischer „Flüchtling“

Tschetschenien ist eine im Nordkaukasus gelegene autonome Republik in Russland mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern. Wegen des jahrelangen Bürgerkriegs haben die früher zahlreichen Minderheiten, insbesondere Russen, Inguschen, Armenier und Ukrainer, das Land größtenteils verlassen. Die Tschetschenen sind dort jetzt fast ganz unter sich. Zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert war ein Teil der Tschetschenen vermutlich christianisiert. Noch im Mittelalter erreichte der Islam Tschetschenien und vermischte sich mit alten Riten und Glaubensvorstellungen. Heute gehört die tschetschenische Bevölkerung der sunnitischen Glaubensrichtung an, wobei hier eine mystische Form des Islam, der Sufismus, vorherrschend ist. Clan-Beziehungen sind gesellschaftlich tief verwurzelt.

Internationale Beobachter und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen melden seit dem Beginn des Zweiten Tschetschenienkriegs 1999 immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen an der tschetschenischen und russischen Zivilbevölkerung sowie an Gefangenen der russischen Truppen in Tschetschenien. Insbesondere Menschenrechtler werden auch nach dem Kriegsende immer wieder Opfer von Anschlägen. Die tschetschenische Regierung billigt offiziell sogenannte „Ehrenmorde“. Abdullah Anzorov ist als „Flüchtling“ nach Frankreich gekommen.

Das Thematisieren der Mohammed-Karikaturen im Unterricht war das Todesurteil des französischen Lehrers

Bei dem Ermordeten handelt es sich um den 47-jährigen Geschichtslehrer Samuel Paty. Dieser mutige Lehrer wagte etwas, was sich viele in der westlichen, ehemals liberalen, das heißt freiheitlichen Welt, längst nicht mehr trauen, seit Millionen von Muslimen unter ihnen leben, ein Teil davon stets radikale, extremistische solche, gerne auch „Islamisten“ genannt: Er besprach anlässlich der erneuten Veröffentlichung der Karikaturen im Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in seinem Unterricht das Thema Meinungsfreiheit, ein Menschen- und Grundrecht in allen liberalen Demokratien.

Dabei thematisierte er in diesem Zusammenhang eben auch die Karikaturen des letzten „Propheten“ des Islam Mohammed. Das war gleichsam sein Todersurteil, dass Paty es sich traute, dieses Thema auch nur anzurühren. Denn die islamische Tradition verbietet es, den „Propheten“ abzubilden. Und dieser frühmittelalterlichen Tradition soll auch die gesamte moderne, aufgeklärte, freie Welt sich beugen, sogar auf ihrem eigenen Territorium.

Polizisten erschießen den mutmaßlichen islamistischen Mörder

Da Samuel Paty, der couragierte Geschichtslehrer, dies nicht tat, begann der Vater einer Schülerin, ein Muslim, im Netz gegen den Lehrer zu hetzen. Dabei bot Paty seinen muslimischen Schülern an, der Unterrichtsstunde fernzubleiben, wer daran nicht teilnehmen wollte. Wo hätte es eine solche Rücksicht gegen andere Gruppen gegeben? Doch das reichte dieser Gruppe nicht.

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem hetzenden Vater und dem Mörder konnte die Staatsanwaltschaft bisher nicht herstellen. Der Aufwiegler wohnte in der rund 90 Kilometer vom Tatort entfernten Stadt Évreux. Fest steht aber, dass der islamistische Killer nach der brutalen Ermordung des Lehrers in sozialen Netzwerken ein Foto des Ermordeten und Enthaupteten veröffentlichte und darunter schrieb, dieser habe den „Propheten“ Mohammed herabgesetzt.

Kurze Zeit nach dem Mord wurde der mutmaßliche Täter in der angrenzenden Stadt Éragny-sur-Oise von Polizisten der Anti-Kriminalitätsbrigade (BAC) aufgegriffen. Nun soll er sogar versucht haben, die Polizisten mit seinem Messer anzugreifen. Daraufhin haben sie den mutmaßlichen Killer erschossen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen „Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Unternehmen“ und wegen einer „kriminellen terroristischen Vereinigung“ auf.

Erklärung des Anti-Terror-Staastanwaltes Jean-Francois Ricard: „Er wurde enthauptet“

Jean-Francois Ricard, der französische Anti-Terror-Staatsanwalt gab folgende Erklärung ab. „Der Lehrer befand sich am Nachmittag auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, als er mit einem Messer attackiert wurde. Er hat mehrere Stichwunden am Kopf, am Oberkörper, am Bauch. Und er wurde enthauptet.“

Nun wurde der Mann nicht mit einem Schwert oder einem Säbel, sondern mit einem Messer enthauptet. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler ein rund 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer. Das heißt, diese zutiefst unmenschliche Tat geschah nicht mit einem Hieb. Um einem Menschen, hier einem erwachsenen Mann, den Hals mit einem Messer komplett durchzutrennen, bedarf es mit Sicherheit nicht nur einer ungeheuren, von zivilisierten Menschen gar nicht nachvollziehbaren Brutalität und Grausamkeit, sondern auch eines enormen Aufwandes. Das dürfte sich über geschätzt mindestens eine Minute hinziehen. Ob Samuel Paty bereits tot war, als ihm sein Mörder den Kopf abtrennte, oder ob ihm das am noch lebendigen Leib angetan wurde, wird womöglich erst die Obduktion zeigen. Ob und wann wir deren Ergebnis erfahren, ist fraglich.

Schon die äußerst brutale Vorgehensweise des Täters lasse auf einen terroristischen Hintergrund schließen, erklärte Jean-Francois Ricard weiter. Zudem fand die Staatsanwaltschaft auf dem Handy des mutmaßlichen Täters ein Foto der Leiche des Opfers. Außerdem gibt es ein Bekennerschreiben, welches der mutmaßliche Täter auf Twitter veröffentlicht hatte.

Der Vater einer Schülerin „machte gegen den Lehrer und die Schule mobil“

Weiter erklärte der Staatsanwalt zum Hintergrund der Tat: Anfang Oktober habe der ermordete Lehrer im Rahmen eines Kurses in Gesellschaftskunde in der achten Klasse das Thema Meinungsfreiheit durchgenommen, das im nationalen Bildungsplan vorgesehen sei. In diesem Kurs habe es eine Diskussion über die Mohammed-Karikaturen von ‚Charlie Hebdo‘ gegeben. Daraufhin habe es Drohungen gegen den Lehrer und gegen die Schule gegeben.

Der Vater einer 13-jährigen Schülerin beschwerte sich bei der Schulleitung und machte in den sozialen Medien gegen den Lehrer mobil. Der Vater veröffentlichte mehrere Videos, in denen er den Lehrer scharf angriff und sowohl den Namen des Lehrers, seine Telefonnummer als auch die Adresse der Schule nannte. Der Vater der Schülerin soll von einem bekannten Islamisten in die Schule begleitet worden sein. Er befindet sich inzwischen in Polizeigewahrsam. Ebenso wie acht weitere Personen, die meisten aus dem persönlichen Umfeld von Abdullah Anzorov.

Zum dessen Status sagte der Staatsanwalt: „Der mutmaßliche Täter, den die Polizei erschossen hat, hatte eine Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich, ausgestellt am 4. März. Der Mann war Tschetschene, wurde in Russland geboren und hatte den Flüchtlingsstatus. Er war den Behörden nicht als Gefährder bekannt.“

„Ich habe einen Eurer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed zu erniedrigen“

Auf Twitter schrieb Abdullah Anzorov nach der Tat: „Im Namen Allahs, des Gnädigsten, des Barmherzigen … an Macron, den Anführer der Ungläubigen, ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed zu erniedrigen.“ Außerdem soll er ein Foto des abgetrennten Kopfes gepostet haben.

Bereits am Sonntag fand in Paris eine große Versammlung für die Meinungsfreiheit und in Gedenken an das Opfer statt. Aufgerufen dazu hatte unter anderem die Redaktion der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“. Frankreichs Regierung kündigte zudem eine nationale Trauerfeier an.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte bereits kurz nach der Tat von einem islamistischen Terrorakt gesprochen. Es sei kein Zufall, dass ein Terrorist ausgerechnet einen Lehrer ermordet habe, weil er das Land in seinen Werten habe angreifen wollen, meinte Macron. Dies sei ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit.

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer bezeichnete die Tat als Angriff auf die Trennung zwischen Staat und Kirche. „Es gibt eindeutig Feinde der Republik, sie sind gegen die Republik und damit gegen die Schule, denn die Schule ist das Rückgrat der Republik“, sagte der Bildungsminister. Frankreich hat infolge der Aufklärung und der Französischen Revolution eine lange laizistische Tradition. Seit mehr als 100 Jahren sind Kirche und Staat deutlicher als in Deutschland getrennt. In der Verfassung für die fünfte Republik von 1958 ist zudem die Religionsfreiheit festgeschrieben.

Islamisten, auch in Deutschland, feiern bei Telegram den tschetschenischen, islamistischen Killer.

Der Mord an Samuel Paty zeigt, wozu islamistischer Rassismus in der Lage ist – Wann stellt die deutsche Linke sich dieser Realität?

Alan Posener schreibt dazu in der WELT: Samuel Paty starb, weil er den Mut hatte, etwas zu tun, was selbstverständlich sein sollte, aber auch in deutschen Schulen und Medien nicht mehr selbstverständlich ist: das Für und Wider radikaler Religionskritik zu diskutieren.

Und weiter: „Den Islamisten ist es bereits gelungen, einen Exodus der Juden aus Frankreich in Gang zu setzen. Medienschaffende und Lehrende üben Selbstzensur. Es reicht ein Mordanschlag, um Tausende einzuschüchtern. Die Politik beschwört die Freiheit, aber der individuelle Terror lässt die Beschwörungen wie Hohn klingen. Lehrerinnen haben keinen Personenschutz.

(…) Wenn Kritik am Christentum Teil unserer aufklärerischen Tradition ist, aber Kritik am Islam als antimuslimischer Rassismus gilt: Wer will schon als Rassist dastehen? (…) Nur wer beides – die Religionsfreiheit und die Freiheit der Religionskritik – verteidigt, kann den Dunkelmännern wirksam begegnen. Organisationen wie den ‚Muslimbrüdern‘ geht es nämlich zuallererst darum, unter europäischen Muslimen selbst gemäß der Theorie des Marxisten Antonio Gramsci die ideologische Hegemonie zu errichten und deren Verwestlichung, Liberalisierung und Säkularisierung rückgängig zu machen. (…)

Um das zu ändern, geht man arbeitsteilig vor: Terroristen erledigen die Drecksarbeit. Akademiker aber, die in der Lage sind, sich vom Terror zu distanzieren, arbeiten am schlechten Gewissen besonders der westlichen Linken, mit Studien und Konferenzen zu Islamophobie oder antimuslimischem Rassismus, während sie den muslimischen Antisemitismus und Rassismus herunterspielen oder leugnen, ja, die Muslime zu den neuen Juden erklären und die israelbezogene Judenfeindschaft fördern. (…)

Es gibt … den islamistischen Rassismus und Terror, der die Demokratie bedroht. Es ist weder links noch progressiv, weder akademisch redlich, moralisch geboten oder im Interesse der Muslime, das zu leugnen oder nicht beim Namen zu nennen. Vor allem die Linke muss sich hier ehrlich machen und von Frankreich lernen.“

Soweit Alan Posener.

Die ungestellte Frage

Von entscheidender Bedeutung scheint mir dabei die folgende Frage, die sich kaum jemand zu stellen traut: War Herr Mohammed, der von Mekka nach Medina floh, der also ebenfalls ein Flüchtling und ein Migrant war, der den Islam begründete und dem innerhalb dieser metaphysisch spekulativen und zugleich in höchstem Maße politischen Weltanschauung eine einmalige Stellung zukommt, nur ein Muslim oder war er selbst schon ein Islamist, ein radikaler, ein extremistischer Muslim? Was der erste muslimische Immigrant in Medina mit den Judenstämmen machte, die sich ihm nicht freiwillig anschließen wollten, mit Männern, Frauen und Kindern, das berichtet ja die islamische Tradition selbst, sei es halbwegs historisch oder rein literarisch, und setzt damit eine Blaupause für alle späteren Muslime, wie mit „Ungläubigen“ zu verfahren sei.

Wenn es stimmen sollte, dass schon der Begründer des Islam nicht nur ein Muslim, sondern ein „Islamist“ war – die Bezeichnung wurde von Westlern erfunden, die islamische Tradition kennt diesen Begriff überhaupt nicht – so wäre der gesamte Islam in seinem Herzen, in seiner DNA selbst schon islamistisch und Strömungen innerhalb des Islam, die das negieren oder davon abweichen, die dieses schon im Herzen extremistische Motiv abzumildern versuchen, wären nichts anderes als Deviationen. Dies würde zugleich einiges erklären.

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