AfD fällt unter 10, Union steigt auf über 36 Prozent

Von Jürgen Fritz, Do. 19. Nov 2020, Titelbild: © JFB

Bei über 17 Prozent lag die AfD im September 2018 im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Institute, bei einigen sogar bei 18 bis 18,5 Prozent. Doch seit mehr als zwei Jahren geht es fast nur noch in eine Richtung: nach unten. Nun fällt sie sogar wieder unter 10 Prozent. Die Union setzt dagegen ihren Höhenflug, den wir seit März beobachten können, fort, steigt nun wieder über 36 Prozent, während die Grünen unter 19 Prozent sinken.

So würden die Deutschen derzeit wählen

Betrachten wir zunächst, wie die Bundesbürger im Falle von Bundestagswahlen aktuell votieren würden. Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute,  die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Dies waren insgesamt sieben. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser sieben einbezogenen Institute (für jedes Meinungsforschungs-Institut wurde die jeweils neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller sieben Werte:

  1. CDU/CSU: 35 – 37 % ==> 36,4 %
  2. GRÜNE: 17,5 – 20 % ==> 18,9 %
  3. SPD: 15 – 17 % ==> 15,5 %
  4. AfD: 911 % ==> 9,8 %
  5. LINKE: 78 % ==> 7,4 %
  6. FDP: 57 % ==> 5,9 %
  7. Sonstige: 4,57 % ==> 6,1 %

© JFB

Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet

Die sechs Institute, die (bezogen auf den mittleren Tag der Befragung) in den letzten drei Wochen Erhebungen durchführten, welche ausgewertet wurden, waren:

  • Allensbach, mittlerer Tag der Befragung: 06.11.2020, persönlich-mündliche Befragung von 1.286 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen
  • GMS, mittlerer Tag der Befragung: 06./07.11.2020, telefonische Befragung von 1.007 zufällig ausgewählten Personen
  • Kantar, mittlerer Tag der Befragung: 08.11.2020, telefonische Befragung von 2.405  zufällig ausgewählten Personen
  • Infratest dimap, mittlerer Tag der Befragung: 10.11.2020, telefonische Befragung von 1.504 zufällig ausgewählten Personen
  • Forschungsgruppe Wahlen, mittlerer Tag der Befragung: 11.11.2020, telefonische Befragung von 1.347 zufällig ausgewählten Personen
  • Forsa, mittlerer Tag der Befragung: 11.11.2020, telefonische Befragung von 2.502 zufällig ausgewählten Personen
  • INSA, mittlerer Tag der Befragung: 07./08.11.2020, internetbasierte Befragung von 2.077 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), hat damit eine recht breite Datenbasis von insgesamt 12.128 Befragten.

Mögliche Regierungskoalitionen

Für eine Mehrheit der Sitze im Bundestag wären (wegen der 6,1 Prozent für sonstige Parteien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, nicht über 50, sondern) ca. 47 Prozent der Stimmen notwendig. Folgende Koalitionen wären zu erwarten und kämen auf …

  • SchwarzGrün: 55,3 %
  • SchwarzRot: 51,9 %
  • SchwarzGelb: 42,3 %
  • GrünRotDunkelrot: 41,8 %
  • GrünRotGelb (Ampel): 40,3 %

Derzeit hätte also sowohl Schwarz-Grün als auch Schwarz-Rot deutlich über 46,8 Prozent der Stimmen und damit eine klare Mehrheit der Sitze im Parlament.

Grün-Rot-Dunkelrot liegt nun sogar hinter Schwarz-Gelb und ist von einer Mehrheit ähnlich weit entfernt wie eine Ampel-Koalition.

Dabei wird die AfD inzwischen nicht mehr als zerstritten angesehen

Der Höhenflug der AfD, als sie bei Werten von über 17 Prozent lag im Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, ist mehr als zwei Jahre vorbei. Seither geht es kontinuierlich bergab. Über Monate war die öffentliche Wahrnehmung der Partei geprägt von parteiinternen Konflikten. Im Mai wurde der Landeschef der Brandenburger AfD Andreas Kalbitz auf Initiative insbesondere des ersten Parteivorsitzenden Jörg Meuthen vom Bundesvorstand aus der Partei ausgeschlossen. Bei seinem Parteieintritt hatte Kalbitz die Mitglied in einer inzwischen verbotenen rechtsextremen Vereinigung verschwiegen.

Zu seinem Nachfolger wurde Ende Oktober der Zahnarzt Hans-Christoph Berndt gewählt. Berndt ist Gründer und Vorsitzender des Vereins „Zukunft Heimat“, der vom Brandenburger Verfassungsschutz wegen rechtsextremistischem Verdacht beobachtet wird. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Bundesschiedsgericht der AfD auch den Parteiausschluss des Bundestagsabgeordneten Frank Pasemann bestätigt hat. Pasemann soll sich judenfeindlich geäußert haben.

Insgesamt sind immer wieder Ansätze erkennbar in der AfD, dass sie gegen einzelne Parteimitglieder vorgeht, die dem verfassungs- und demokratiefeindlichen Rechtsextremismus nahe stehen oder zugehören, gleichwohl kommt der Bundesverfassungsschutz erst jüngst im Oktober zu einem verheerenden Urteil über die AfD. Der als rechtsextremistisch eingestufte „Flügel“ habe sich offiziell zwar aufgelöst, in Wahrheit aber gewinne er weiter an Einfluss. Eine zentrale Rolle spiele dabei der Thüringer AfD-Vorsitzende Höcke, der als eindeutig rechtsextremistisch eingestuft wurde. An diesen und seine fanatischen, gut organisierten Anhänger wagt sich in der AfD aber niemand heran.

Die an die Öffentlichkeit gelangten Streitigkeiten innerhalb der Partei haben in den letzten Wochen jedoch merklich nachgelassen. Aktuell halten laut Civey rund 46 Prozent der AfD-Anhänger die Partei für geeint, nur noch rund 25 Prozent halten sie im Moment für zerstritten. Ca. 29 Prozent der Parteianhänger sind in der Frage unentschieden.

Civey-Screenshot

AfD verharrt in ihrem Tief, Union kann sogar wieder zulegen

Der Sinkflug der AfD, der im Oktober 2018 begann, setzt sich unterdessen fort. Seit etwa April kann sie sich zwar bei um die 10 Prozent zumindest stabilisieren, kommt aber nur noch wenig über diese Marke hinaus. Aktuell fällt sie sogar wieder in den einstelligen Bereich zurück.

Die Anregung des ersten Parteivorsitzenden Jörg Meuthen von Anfang April, die Partei zu spalten in einen sogenannten sozialpatriotischen Teil (Rechtsradikale und Extremisten mit Höcke als Führer) und einen ordoliberalen bürgerlich-konservativen Teil (mit Meuthen an der Spitze) kam in der Partei gar nicht gut an, da viele, ganz besonders die Rechtsextremisten große Angst haben, dann marginalisiert zu werden und alsbald in der Versenkung, sprich unter der Fünf-Prozent-Hürde zu verschwinden. So aber besteht die AfD weiterhin aus mindestens zwei Parteien in der Partei, so dass weitere schwere Konflikte nur eine Frage der Zeit sein dürften (Ruhe nach und zugleich vor dem Sturm).

CDU/CSU, die nachdem Kramp-Karrenbauer im Februar ihren Rückzug als Parteivorsitzende angekündigt und nachdem im März die Corona-Pandemie Deutschland erstmals massiv erreichte, ab März von ca. 26 Prozent auf um die 38 Prozent hoch schoss, kann ihr hohes Niveau von über 35 Prozent seit nunmehr sieben Monaten halten und legt aktuell sogar wieder etwas zu.

In Krisenzeiten vertrauen die Bürger niemandem mehr als der Union

Dazu sagt der Geschäftsführer des Markt- und Sozialforschungsinstitutes INSA-Consulere Herman Binkert diese Woche:

„Dass die Union auf den höchsten Wert seit elf Wochen steigt, hängt mit der Entwicklung der Corona-Pandemie und den wachsenden Sorgen vor deren wirtschaftlichen Folgen zusammen. Die Sorge vor der Ausbreitung des Coronavirus (67 Prozent) steigt auf den höchsten Stand seit Anfang April und die Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen (77 Prozent) auf den höchsten jeweils gemessenen Stand.“

Und was seit März überdeutlich wird: In Krisenzeiten vertrauen die Bürger niemand mehr als der Union.

Das Vertrauen in die respektive den Parteivorsitzenden der Grünen Robert Habeck bezüglich der Frage, ob die Bürger ihm ein Schlüsselresort als Bundesminister zutrauen, fällt dagegen trotz der seit zwei Jahren sehr guten Umfragewerte für die Partei ausgesprochen gering aus:

Bild könnte enthalten: Text „Glauben Sie, dass der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck ein guter Bundesfinanzminister wäre? Ja, auf jeden Fall Eher nein Eher ja Unentschieden Nein, auf keinen Fall Ja 19,6% Unentschieden 11,6% Nein 0% 68,8% 20% 40% 60% 80% Stat. Fehler: 7,1% Stichprobengröße: 5.019| Befragungszeit: 16.11.20 17.11.20 Stand: 17.11.20-09:18 Uhr ECIVEY“

Civey-Screenshot

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