70 Prozent der Bürger lehnen Baerbock als Bundeskanzlerin ab

Von Jürgen Fritz, Di. 22. Jun 2021, Titelbild: WELT-Screenshot

Seit fast zwei Monaten muss die grüne Kanzlerkandidatin Rückschlag auf Rückschlag einstecken. Zwar hätte Grün-Rot-Gelb derzeit Aussichten auf eine Mehrheit der Sitze im kommenden Bundestag, laut BILD soll FDP-Chef Christian Lindner bei internen Gesprächen aber klargemacht haben, dass die FDP in keine grün-geführte Regierung eintreten würde. Laut SPIEGEL sollen rund 70 Prozent der Bürger eine Bundeskanzlerin Baerbock ablehnen.

69 Prozent lehnen Annalena Baerbock als Bundeskanzlerin ab

Schossen die Grünen anfangs nach der am 19. April verkündeten Nominierung von Annalena Baerbock zur ersten grünen Kanzlerkandidatin von 22 auf ca. 27 Prozent nach oben, so geht es seit Anfang Mai nur noch in die entgegengesetzte Richtung und bald dürfte vorne wohl eine 1 stehen. In nicht mal acht Wochen haben Bündnis 90/Die Grünen ca. 6,2 Prozentpunkte, das heißt ca. 2,9 bis 3 Millionen Anhänger verloren. Dies dürfte natürlich nicht nur einen, sondern mehrere Gründe haben, aber ein sehr gewichtiger ist wohl in der Person der grünen Kanzlerkandidatin zu sehen, die ihre Glaubwürdigkeit – mit das höchste Gut eines Spitzenpolitikers, zumal eines solchen, der das höchste Regierungsamt in Deutschland anstrebt – zunehmend verspielt hat. JFB hat mehrmals ausführlich darüber berichtet.

Und dieser völlige Verlust der Glaubwürdigkeit spiegelt sich in konkreten Zahlen nieder, wie sogar DER SPIEGEL berichten muss. Auf die Frage: „Würden Sie sich wünschen, dass Annalena Baerbock (Grüne) die nächste Bundeskanzlerin wird?“ antworteten bereits Mitte Juni nur noch 27 Prozent der repräsentativ Befragten mit Ja, 69 Prozent aber mit: Nein.

Keine grüne Kanzlerin (SPIEGEL)

SPIEGEL-Screenshot

97 Prozent der Unions-, 94 Prozent der FDP- und selbst 68 Prozent der SPD-Anhänger wollen Baerbock nicht

Dass hierbei 98 Prozent der AfD-Anhänger Annalena Baerbock als Bundeskanzlerin völlig ablehnen, mag nicht so sehr verwundern. Dramatisch für die Grünen dürfte aber sein, dass auch 97 Prozent der CDU-/CSU-Anhänger und 94 Prozent der FDP-Anhänger Baerbock ablehnen. Das erklärt vielleicht auch mit, warum der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner klar signalisiert haben soll, dass seine Partei nicht dabei mithelfen würde, Baerbock ins Bundeskanzleramt zu hieven. Das würden 19 von 20 FDP-Wählern der Partei wohl nicht so leicht verzeihen.

Baerbock hat also mit AfD, CDU, CSU und FDP gleich vier Parteien in der deren jeweiliger Wählerschaft absolut gegen sich, so sehr, wie es mehr kaum noch geht: 94 bis 98 Prozent. Aber es kommt noch schlimmer: Selbst mehr als zwei Drittel der Anhänger der SPD – des Wunschkoalitionspartners – sagen: Nein, bloß nicht Baerbock! Und auch rund die Hälfte der Linken-Anhänger können mit der Grünen-Bundesvorsitzenden und Kanzlerkandidatin nichts anfangen. Einzig die Anhänger der eigenen Partei stehen mehrheitlich hinter Annalena Baerbock, aber selbst da gibt es 9 Prozent, die sagen, dass sie die Grünen wählen werden, die aber Baerbock nicht als Bundeskanzlerin haben wollen. Die Studien- und Promotionsabbrecherin hat also bei den Wählern der eigenen Partei mehr Gegner als Befürworter in der AfD, der CDU, der CSU und der FDP.

Keine grüne Kanzlerin 2 (SPIEGEL)

SPIEGEL-Screenshot

Aufs falsche Pferd gesetzt

Diese Zahlen dürften eindrucksvoll aufzeigen, dass die Grünen offensichtlich auf das völlig falsche Pferd gesetzt haben. Doch von diesem Gaul kommen sie jetzt nicht mehr runter. Denn der ist nach dem Parteitag der Grünen nun im vollen Galopp und nicht mehr zu stoppen. Die Frage wird sein, wo dieser Gaul die Grünen hintragen wird und viele werden längst ahnen: Nicht da, wo die Partei hin will.

Diese Entwicklung macht sich seit Anfang Mai auch in den Werten für die Parteienzustimmung fest. Die Grünen verlieren hier, wie bereits erwähnt, in nicht mal acht Wochen etwa 6,2 Punkte = 2,9 bis 3 Millionen Anhänger. Die Union kann im gleichen Zeitraum dagegen 5 bis 6 Punkte zulegen und auch die SPD und die FDP profitieren, wenn auch nur leicht, von dieser Abwanderung.

So würde Deutschland heute wählen

Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Dies waren acht der neun großen Meinungsforschungs-Institute. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser acht einbezogenen Institute (es wurde jeweils nur die neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller acht Werte.

  1. CDU/CSU: 2730 % ==> 28,4 %
  2. GRÜNE: 19 – 22 % ==> 20,5 %
  3. SPD: 14 – 17 % ==> 15,5 %
  4. FDP: 10 – 14 % ==> 12,3 %
  5. AfD: 9 – 12 % ==> 10,1 %
  6. LINKE: 68 % ==> 7,0 %
  7. Sonstige: 57 % ==> 6,2 %
2021-06-22

(c) JFB

Erläuterung: Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von weit über fünf oder zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.

CDU/CSU legen seit Ende April 5 bis 6 Punkte zu, die Grünen verlieren über 6 Punkte

Veränderungen der letzten sieben bis acht Wochen

Gegenüber Ende April / Anfang Mai haben sich die Wahl-O-Matrix-Werte der einzelnen Parteien bzw. Bundestagsfraktionen wie folgt verändert:

  1. CDU/CSU: + 5,4 %
  2. SPD: + 0,8 %
  3. FDP: + 0,6 %
  4. LINKE: +- 0
  5. Sonstige: – 0,1 %
  6. AfD: – 0,6 %
  7. GRÜNE: – 6,2 %

Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix für die Gesamtübersicht ausgewertet

Die acht Institute, welche ausgewertet wurden, waren:

  • Allensbach (FAZ), mittlerer Tag der Befragung: 03.06.2021, persönlich-mündliche Befragung von 1.070 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen
  • Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 08.06.2021, telefonische Befragung von 1.232 zufällig ausgewählten Personen,
  • Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 08.06.2021, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.316 Personen,
  • Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 11.06.2021, telefonische Befragung von 2.501  zufällig ausgewählten Personen,
  • Kantar (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 12.06.2021, telefonische Befragung von 1.413 zufällig ausgewählten Personen,
  • Civey (SPIEGEL), mittlerer Tag der Befragung: 12./13.06.2021, netzwerkbasierte Panel-Rekrutierung + Teilnehmerverifizierung + quotierte Stichprobe unverzerrter Antworten + Echtzeitgewichtung, Stichprobe: 10.094 Befragte,
  • GMS, mittlerer Tag der Befragung: 18./19.06.2021, telefonische Befragung von 1.002 zufällig ausgewählten Personen,
  • INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 19./20.06.2021, internetbasierte Befragung von 2.082 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl am zweitnächsten) hat damit eine sehr breite Datenbasis von insgesamt 20.710 Befragten.

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