Union stärker als SPD und Grüne zusammen

Von Jürgen Fritz, So. 26. Nov 2023, Titelbild: © JFB

Exakt 26 Monate nach der Bundestagswahl gerät die Ampel in immer schwierigere Fahrwasser. SPD und Grüne kämen heute zusammen nicht einmal mehr auf 30 Prozent, weniger als die Union alleine. Sowohl SPD wie auch Grüne liegen damit deutlich hinter der AfD. Und die FDP käme nicht mehr auf 11 bis 12, sondern nur noch knapp über 5 Prozent.

CDU/CSU stärker als SPD und Grüne zusammen, AfD ganz klar die Nr. 2

Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 kamen SPD, Grüne und FDP zusammen auf 52 Prozent der gültigen Zweitstimmen und bildeten anschließend die erste rot-grün-gelbe Regierungskoalition in der Geschichte der Bundesrepublik. Heute käme die Ampel gerade noch auf ca. 35 Prozent. SPD und FDP haben seit der Regierungsbildung massive Verluste erlitten. Die SPD hat – von 25,7 Prozent kommend – inzwischen mehr als 10 Punkte verloren!, die FDP – von 11,5 Prozent kommend – mehr als 6 Punkte, das heißt ca. 54 Prozent ihrer Wähler. Die Grünen konnten im ersten Jahr nach der Bundestagswahl kräftig zulegen, stiegen von ihrem enttäuschenden Wahlergebnis von 14,8 auf fast 24 Prozent. Seit August 2022 geht aber auch bei ihnen die Kurve der Zustimmung bei den Bürgern kontinuierlich nach unten. Inzwischen stehen sie nur noch knapp über 14 Prozent, also sogar noch unter ihrem enttäuschenden Bundestagswahlergebnis.

Am meisten zulegen konnte seit der Wahl die AfD, die von 10,3 auf ca. 20,9 Prozent, also um 10 bis 11 Punkte steigt. Klarer Wahlsieger wären heute CDU/CSU, die auf über 30 Prozent käme und damit stärker wäre als SPD und Grüne zusammen. „Die Linke“ und die Freien Wähler lägen derzeit beide unter 5 Prozent. Die Partei, die Sahra Wagenknecht im Januar 2024 gründen möchte (Bündnis Sahra Wagenknecht BSW) ist hier noch nicht berücksichtigt, weil diese im Moment ja noch nicht existiert, mithin nicht gewählt werden könnte. Wie BSW die Parteienlandschaft verändern wird, wird man nächstes Jahr sehen müssen. Vor allem die AfD und „Die Linke“, aber auch die anderen Parteien könnten dann Stimmen an die BSW verlieren.

Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen neun Umfragen von acht verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.700 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser neun einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller neun Werte (in Klammer die Veränderung zur Bundestagswahl am 26.09.2021):

  1. CDU/CSU: 29 – 32 % ==> 30,3 % (+6,2)
  2. AfD: 19 – 22 % ==> 20,9 % (+10,6)
  3. SPD: 15 – 17 % ==> 15,6 % (–10,1)
  4. GRÜNE: 12 – 17 % ==> 14,2 % (–0,6)
  5. FDP: 5 – 6 % ==> 5,3 % (–6,2)
  6. LINKE: 3 – 5 % ==> 4,0 % (–0,9)
  7. Freie Wähler: 2 – 4 % ==> 3,0 % (+0,6)
  8. Sonstige (ohne FW): 5 – 9 % ==> 6,7 %(+0,4)
2023-11-26

(c) JFB

Union seit eineinhalb Jahren die mit Abstand stärkste politische Kraft, AfD inzwischen klar die Nr. 2

Das bedeutet, die Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP hat 26 Monate nach der Bundestagswahl nicht nur keine Mehrheit mehr in der Bevölkerung, sondern fast zwei Drittel (65 Prozent) derjenigen, die derzeit ein Votum abgeben, würden ihre Stimme einer anderen Partei geben. Alle drei Ampelparteien zusammen kämen derzeit nur auf ca. 35 Prozent.

Die mit Abstand stärkste politische Kraft ist seit Ende April 2022, also seit jetzt mehr als eineinhalb Jahren, die Union, die ihren Vorsprung zunehmend weiter ausbauen kann und inzwischen stärker ist als SPD und Grüne zusammen. Und auch die AfD hat nicht nur die FDP überholt und weit hinter sich gelassen, sie hat auch die Grünen und die SPD überholt und liegt bundesweit aktuell knapp 7 respektive mehr als 5 Punkte vor diesen.

Erläuterung

Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.

Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).

Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet

Die neun Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):

  1. YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 05.11.2023, internetbasierte Befragung von 1.732 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
  2. Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 07./08.11.2023, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.195 Personen
  3. Allensbach (FAZ), mittlerer Tag der Befragung: 09./10.11.2023, persönlich-mündliche Befragung von 1.047 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen,
  4. Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 17.11.2022, telefonische Befragung von 2.501 zufällig ausgewählten Personen,
  5. Verian/Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 17./18.11.2023, telefonische Befragung von 1.452 zufällig ausgewählten Personen,
  6. INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 18./19.11.2023, internetbasierte Befragung von 2.003 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
  7. Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 22.11.2023, telefonische Befragung von 1.242 zufällig ausgewählten Personen,
  8. INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 22.11.2023, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.202 Personen,
  9. Civey (SPIEGEL) vom 26.11.2023, 09:30 Uhr, mittlerer Tag der Befragung: 22./23.11.2023, Stichprobengröße: 10.014, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.
2023-11-26 09-30 Uhr

Civey-Screenshot vom 26.11.2023, 09:30 Uhr

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten, bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 22.476 Befragten.

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