Von Jürgen Fritz, Di. 21. Aug 2018
Das war ein „Griff ins GroKlo“ scherzte das ZDF vor einiger Zeit und in der Tat stellt sich Merkels dritte „Große Koalition“ immer mehr als großer Griff ins Klo heraus, könnte man den Gedanken weiterführen. Denn immer wenn CDU/CSU und SPD meinen, viel tiefer könne es nicht mehr gehen, dann kommt die nächste Umfrage heraus und siehe da: Doch, es kann. Dabei gilt: Wehe, du hast es mit einem Fass ohne Boden zu tun!
Union fällt auf historisches Tief
Weniger als 29 Prozent hat INSA-Meinungstrend noch nie ermittelt und ausgewiesen für CDU und CSU zusammen. Bis heute. Dabei kommen Ergebnisse von 30 Prozent für die Union bereits einer Katastrophe gleich. Bei der Bundestagswahl letzten September fielen CDU und CSU zusammen bereits auf unter 33 Prozent – 32,9 um genau zu sein, knapp 26,8 Prozent für CDU und knapp 6,2 Prozent für die CSU.
Vier Jahre zuvor, bei der Bundestagswahl 2013 waren es noch 41,5 Prozent für die Union. In den letzten Wochen zeigte sich nun aber immer mehr, dass selbst die 30-Prozent-Marke, von der man immer glaubte, dass spätestens hier eine Bodenbildung stattfinden würde, nach unten durchbrochen werden kann. Der ARD-Deutschlandtrend (infratest dimap) und INSA hatten zuletzt nur noch 29 Prozent ausgewiesen für CDU und CSU zusammen. Doch nun wurde auch diese Marke erstmals nach unten durchbrochen. Im neuesten Meinungstrend von INSA für die Bild liegt die Union nur noch bei 28 Prozent.
Und erneut kann die SPD kein bisschen davon profitieren. Schlimmer noch, auch sie büßt nochmals einen vollen Punkt ein (entspricht ca. knapp einer halben Million Wähler) und fällt auf nun 16,5 Prozent. Nicht mal jeder Sechste will also inzwischen die frühere Volkspartei wählen.
Schwarz-Rot kommt nicht mal mehr auf 45 Prozent
Das bedeutet zugleich, CDU + CSU + SPD, die früher sogenannte „Große Koalition“, kommt inzwischen gerade noch auf ca. 44,5 Prozent. So viel hatte die SPD 1972 alleine, ja sogar über 45 Prozent. Und die Union hatte fast 35 Jahre alleine immer und ohne Ausnahme mehr als 44,5 Prozent.
Der Name GroKo passt daher wirklich schon lange nicht mehr, weshalb ich schon länger nur noch von Schwarz-Rot schreibe. Die Zeiten, in denen Schwarz-Rot zusammen eine Zweidrittel-Mehrheit hatten (2013) oder gar auf über 75 (2002), über 80 (1987) oder gar über 90 Prozent kamen (in den 1970ern) sind lange vorbei. Inzwischen rücken sogar die 50 Prozent in immer weitere Ferne. Doch wer profitiert diese Woche von den Verlusten der beiden noch Größten?
Diesmal nicht die AfD. Auch diese büßt einen Punkt ein und fällt auf 16 Prozent. Damit ist klar, wer die Gewinner sein müssen: die Kleineren. Diese legen in der Tat alle zu, Grüne und Linke um jeweils einen ganzen Punkt auf 13,5 bzw. 12 Prozent, die FDP um einen halben Punkt auf 10 Prozent. Und auch die ganz kleinen Parteien (Sonstige) steigen zusammen um einen halben Punkt auf jetzt 4 Prozent.
INSA-Meinungstrend vom 21. August 2018
INSA befragte im Zeitraum 16.08. (Do.) bis 20.08.2018 (Mo.) dieses Mal sogar über 3.000 Personen (3.129) per Online-Befragung von gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool) und rechnete die Ergebnisse nach hauseigenen Formeln hoch. Hier die Ergebnisse (in Klammern die Veränderungen zur Vorwoche):
- CDU/CSU: 28 % (– 1)
- SPD: 16,5 % (– 1)
- AfD: 16 % (– 1)
- GRÜNE: 13,5 % (+ 1)
- LINKE: 12 % (+ 1)
- FDP: 10 % (+ 0,5)
- Sonstige: 4 % (+ 0,5)
Die 28 Prozent der Union teilen sich hierbei wie folgt auf:
- CDU: 22 %
- CSU: 6 %
Zum Vergleich: die Werte aller Institute
Hier zum Vergleich die jeweile Bandbreite der Parteien, wenn wir alle sieben Institute zu Grunde legen, die in den letzten drei Wochen (bezogen auf den mittleren Tag der Befragung) Umfragen durchführten und hierbei von jedem Institut die aktuellste heranziehen (in Klammern die Durchschnittswerte dieser sieben Institute).
- CDU/CSU: 28 – 31 % (29,9)
- SPD: 16,5 – 20 % (17,8)*
- AfD: 14 – 17 % (15,5)
- GRÜNE: 12,5 – 15 % (14,3)
- LINKE: 9 – 12 % (9,7)
- FDP: 7 – 10 % (8,5)
- Sonstige: 3 – 5,1 % (4,3)
*Bezüglich der SPD-Spannbreite ist anzumerken, dass 6 von 7 Institute die SPD zwischen 16,5 und 18 Prozent sehen. Lediglich Allensbach, dessen Werte ohnehin regelmäßig Merkwürdigkeiten und Auffälligkeiten aufweisen, fällt hier mit 20 Prozent völlig aus dem Rahmen.
Gewinne/Verluste gegenüber der Bundestagswahl 2017
Bei Neuwahlen gäbe es derzeit drei große Gewinner: Die Grünen, die AfD sowie Die Linke (deren Gewinne bei den anderen Instituten aber minimal sind), einen kleinen Verlierer: die FDP, sowie zwei große Verlierer: die SPD und CDU/CSU. Bezogen auf die INSA-Werte ergeben sich folgende Veränderungen im Vergleich zur Bundestagswahl vom 24. September 2017:
- GRÜNE: + 4,6 %
- AfD: + 3,4 %
- LINKE: + 2,8 %
- FDP: – 0,7 %
- Sonstige: – 1,0 %
- SPD: – 4,0 %
- CDU/CSU: – 4,9 %
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Titelbild: YouTube-Screenshot
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