Von Jürgen Fritz, Sa. 11. Apr 2020, Titelbild: © JFB
Nordrhein-Westfalen ist mit fast 18 Millionen Einwohnern das mit Abstand bevölkerungsreichste deutsche Bundesland, nochmals wesentlich größer als Bayern mit ca. 13,1 Millionen Bewohnern, größer als die fünf neuen Bundesländer plus Berlin und das Saarland zusammen. Und das 18 Millionen-Bundesland hat einen Ministerpräsidenten, der Ambitionen bezüglich CDU-Bundesvorsitz und Kanzlerschaft hegt. Nun liegt eine neue, höchst interessante Erhebung aus NRW vor, die eine ganz ähnliche Entwicklung zeigt wie schon vor drei Tagen in Bayern.
SPD kann sich ein wenig erholen
NRW war traditionell SPD-Land. Von 1962 bis 2000 haben die Sozialdemokraten jedes Mal deutlich über 40, 1985 und 1990 sogar über 50 Prozent der Stimmen geholt. 2017 erfolgte dann bei der Landtagswahl der Absturz auf den niedrigsten Wert seit Bestehen der Bundesrepublik. Fast 8 Punkte verlor die SPD unter der amtierenden Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die wenige Jahre zuvor von einigen sehr SPD-affinen Medienvertretern bereits als kommende Bundeskanzlerin orakelt wurde. Doch dann fuhr Frau Kraft mit 31,2 Prozent das schlechteste SPD-Ergebnis ever ein und zog sich anschließend vollkommen aus der Politik zurück. Die Zeit von Rot-Grün war in Nordrhein-Westfalen vorbei. Seither sehen wir dort eine schwarz-gelbe Landesregierung.
Für die SPD ging es aber weiter nach unten. Bei der letzten Forsa-Umfrage im August 2019 lag sie gerade noch bei 18 Prozent. Nun kann sie sich aber ein wenig erholen und steigt in der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Kölner Stadt-Anzeigers und des EXPRESS aktuell auf 20 Prozent.
CDU legt 10 Punkte zu, Grüne verlieren 9
Einen Anstieg ganz anderer Art sehen wir dagegen bei der CDU, die sei Juni 2017 mit Armin Laschet den amtierenden Ministerpräsidenten stellt. Gegenüber der letzten Forsa-Erhebung im August 2019, also vor acht Monaten, steigen die Christdemokraten um sage und schreibe zehn Punkte von 29 auf 39 Prozent. Damit erreicht die CDU ihren höchsten Stand in NRW seit April 2010.
Die Grünen büßen dagegen kräftig ein, fallen gegenüber August 2019 von 24 auf 15 Prozent. Das ist zwar immer noch sehr viel mehr als ihr Landtagswahl-Ergebnis vom Mai 2017 von 6,4 Prozent, aber der Höhenflug der Grünen scheint nicht nur gestoppt, sondern endgültig auch gedreht.
Der Regierungspartner der CDU kann von der Zufriedenheit mit der Landesregierung allerdings überhaupt nicht profitieren. Im Gegenteil, die FDP fällt von 11 auf 8 Prozent. Bei der Landtagswahl 2017 kam sie sogar noch auf 12,6 Prozent, hat seither über ein Drittel ihrer Anhänger verloren. Während also die CDU derzeit deutlich zulegen kann, verliert die mitregierende FDP sogar noch mehr ihrer Anhänger. Noch niedriger als 8 Prozent stand die FDP, die in Bayern sogar deutlich unter 3 Prozent in den nicht mehr exakt messbaren Bereich fiel, in NRW zuletzt im April 2017.
AfD fällt wie in Bayern auf 6 Prozent
Einen leichten Anstieg sehen wir bei der Linkspartei, die 2017 den Einzug in den Landtag mit 4,9 Prozent ganz knapp verfehlte und von Forsa zuletzt im August 2019 auf 5 Prozent taxiert wurde, nun aktuell auf 6 Prozent.
Die AfD dagegen fällt noch tiefer von 7 auf nun 6 Prozent. Bei der 2017-er Wahl war sie noch mit 7,4 Prozent in den Düsseldorfer Landtag eingezogen. Damit steht die AfD nun in den beiden größten Bundesländern, NRW und Bayern, die über 37 Prozent der Bevölkerung Deutschlands ausmachen, jeweils nur noch bei 6 Prozent.
Bei der Bremer Landtagswahl im Mai 2019 kam die AfD nur noch auf 6,1 und bei der Hamburgwahl im Februar 2020 auf 5,3 Prozent (weniger als 2015!). Bei der Kommunalwahl in Bayern Mitte März 2020, wo sie gar nicht genug Personal hatte, um überall anzutreten, waren es dann sogar nur noch 4,7 Prozent. Niedriger als 6 Prozent stand sie in NRW zuletzt Ende 2015.
So würden die Bürger in NRW im Moment wählen
Forsa befragte telefonisch vom 6. bis 8. April repräsentativ 1.084 Personen in Nordrhein-Westfalen (in Klammern die Veränderungen gegenüber der letzten Forsa-Umfrage von August 2019):
- CDU: 39 % (+ 10)
- SPD: 20 % (+ 2)
- GRÜNE: 15 % (– 9)
- FDP: 8 % (– 3)
- LINKE: 6 % (+ 1)
- AfD: 6 % (– 1)
- Sonstige: 6 %

(c) JFB
Drei von vier Bürgern in NRW sorgen sich um die Folgen der Coronakrise für die Wirtschaft
Betrachten wir nun, was die Menschen derzeit auch in NRW besonders bewegt. Wie überall im Lande ist hier natürlich die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen zu nennen. Sorgen machen sie sich am meisten (74 Prozent) um die Folgen für die Wirtschaft. Niemand mache sich darüber gar keine Sorgen, ein Viertel der Befragten sei mäßig oder gering besorgt.
Gleichwohl blicken die Nordrhein-Westfalen überwiegend (zu 62 Prozent) zuversichtlich auf die je eigene finanzielle Situation.:
- gar keine Sorgen: 27 %
- geringe Sorgen: 35 %
- mäßig große Sorgen: 21 %
- große Sorgen: 15 %.
Dabei verteilen sich die Besorgnisse um die eigene finanzielle Situation, dass ihr eigener Haushalt in finanzielle Schwierigkeiten gerät, je nach Beschäftigungsverhältnis recht unterschiedlich:
- Arbeiter (vorwiegend körperlich tätig): 33 %
- Selbstständige: 26 %
- Beamte: 3 %
Die einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden von den Bürgern NRWs mehrheitlich absolut getragen und halten diese für:
- angemessen: 82 %
- nicht ausreichend: 8 %
- übertrieben: 7 %
77 Prozent bewerten ihre Landesregierung als gut
Auch die von Bund und Ländern beschlossenen Hilfsprogramme werden sehr positiv beurteilt. Die Bevölkerung NRWs hält diese für:
- ausreichend: 72 %
- nicht ausreichende: 24 %
- übertrieben: 2 %
Dabei geben allerdings zwei Drittel der Befragten zu, dass sie die Wirkung der Hilfen noch nicht beurteilen könnten oder davon nicht betroffen zu sein. 16 Prozent sind der Ansicht, die Hilfen seien schon spürbar, 17 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.
Insgesamt sind die Bürger mit der schwarz-gelben Landesregierung in NRW sehr zufrieden. 77 Prozent der Befragten bewerteten die Arbeit der CDU/FDP-Regierung als gut, nur 15 Prozent als „weniger gut bzw. schlecht“. Dabei geht die positive Bewertung quer durch die Anhängerschaft aller Parteien – mit einer Ausnahme: die sechs Prozent AfD-Anhänger.
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