Von Jürgen Fritz, Di. 14. Jul 2020, Titelbild: kens5-Screenshot
In Texas hat sich ein 30-Jähriger auf einer COVID-19-Party absichtlich mit SARS-CoV-2 angesteckt. Er habe zeigen wollen, dass das neuartige Coronavirus harmlos bzw. ein Hoax (Schwindel) sei. Nun ist er an den Folgen der Infektion gestorben. Auch aus anderen Bundesstaaten wird berichtet, dass junge Leute sich auf Partys gezielt selbst anstecken und sogar regelrechte Wettbewerbe veranstalten, wer sich als erster infiziert.
Woher der Leichtsinn rührt
Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 sehen wir in allen Altersgruppen, ebenso Erkrankungen an COVID-19 (Abkürzung für: coronavirus disease 2019, deutsch: Coronavirus-Krankheit-2019). Sehr schwere Verläufe und Todesfälle sind aber bei jüngeren Personen deutlich seltener als bei älteren Menschen. Wenn wir den aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) anschauen und hier speziell die Todesfallzahlen, so wird dieser Zusammenhang überdeutlich.
Insgesamt verzeichnete Deutschland bis zum 13.07.2020, 24 Uhr bzw. zum 14.07.2020, 0:00 Uhr 9.063 Todesfälle. Diese verteilten sich wie folgt auf die verschiedenen Altersgruppen und Geschlechter:
Der Tabelle 2 des RKI können wir entnehmen:
- 55,3 Prozent (5.010) der bisherigen COVID-19-Todesfälle waren männlich, 44,7 Prozent (4.053) weiblich.
- 98,8 Prozent der Todesfälle (8.852 von 9.063) sehen wir bei den Altersgruppen 50+. Das heißt, bei den Unter-50-Jährigen sehen wir bislang nur sehr wenige Todesfälle: 111 von 9.063 = 1,2 Prozent.
- Über 95,2 Prozent der Todesfälle (8.631) betreffen die Altersgruppe 60+.
- 85,6 Prozent der Todesfälle (7.757) sehen wir in der Altersgruppe 70+ und
- über 63 Prozent der Todesfälle (5.713) betreffen die Altersgruppe 80+.
In anderen Ländern dürfte die Altersverteilung der Todesfälle zumindest ähnlich sein. Das heißt nicht, dass junge Menschen nicht auch sehr schwer an COVID-19 erkranken und sogar daran sterben können, aber dies kommt sehr viel seltener vor und betrifft dann meist solche Personen, die irgendwelche relevante Vorerkrankungen hatten, wobei diese das nicht immer wissen, dass sie solche haben.
Ein besonders aufsehenerregender solcher Fall, dass eine recht junge Person an COVID-19 verstarb, ereignete sich nun jüngst in den USA. Besonders aufsehenerregend ist dieser Fall, weil hier die Infektion gezielt herbeigeführt wurde.
Texas: 30-Jähriger bezahlt seine Hybris mit dem Leben
„Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht“, soll der nun Verstorbene kurz vor seinem Tod über seinen Party-Besuch gesagt haben. Bei der COVID-19-Party hätten die Teilnehmer herausfinden wollen, ob das neuartige Coronavirus wirklich existiere und ob es gegebenenfalls besiegt werden könne, sagte die Chefmedizinerin am Methodisten-Krankenhaus in San Antonio, Jane Appleby, in einem am Sonntag von US-Medien verbreiteten Video. Der 30-Jährige habe SARS-CoV-2 für einen „Schwindel“ (hoax) gehalten und sich aufgrund seines jungen Alters ohnehin für „unbesiegbar“ gehalten.

Jane Appleby, Chefmedizinerin am Methodisten-Krankenhaus in San Antonio, kens5-Screenshot
Bei einer COVID-19-Party habe er sich absichtlich mit dem Virus angesteckt. Der Gastgeber der Party sei selber mit dem neuartigen Coronavirus infiziert gewesen. So habe der 30-Jährige zeigen wollen, dass SARS-CoV-2 harmlos sei. Dies war offensichtlich gleich eine doppelt folgenreiche Fehleinschätzung. Denn nun ist der junge Mann an den Folgen der Infektion gestorben.
Die Chefärztin Jane Appleby beschrieb den Fall als Warnung an junge Leute. Mit dem Coronavirus infizierte junge Menschen würden oft selbst nicht merken, wie krank sie tatsächlich seien. Bei Untersuchungen des Sauerstoffgehalts in ihrem Blut und Labortests werde oft festgestellt, dass sie „in Wahrheit kranker sind als sie scheinen“.
In Alabama werden regelrechte Ansteckungswettbewerbe durchgeführt
Auch aus anderen US-Bundesstaaten gibt es abstruse Berichte, so aus Alabama im Süden der USA. Dort sollen Studenten regelrecht Wetten abschließen, wer sich zuerst mit SARS-CoV-2 infiziert, wie GMX berichtet.
Hierfür würden eigens Partys mit bereits Infizierten organisiert.
Wer dann als erstes eine Neuinfektion nachweisen könne, gewinne den Jackpot. Das heißt, die Studenten stecken sich absichtlich und gezielt selbst an. Dass sie selbst dann auch andere anstecken können und dass in den USA schon über 138.000 Menschen an COVID-19 gestorben sind (ohne die Todesfalldunkelziffer), stört sie dabei offensichtlich nicht.
In Innsbruck feiern tausend Personen eine Techno-Party
Dieses Problem betrifft aber nicht nur die USA. In vielen anderen Ländern dürfte zumindest ähnliches stattfinden. Aus Innsbruck wird beispielsweise berichtet, dass dort schon länger nicht angemeldeten Partys gefeiert werden. An diesen nahmen meist ca. hundert Personen teil. Am Samstag, den 5. Juli, flog aber eine solche Party mit rund tausend Teilnehmern auf.
In der Innsbrucker Sillschlucht außerhalb der Stadt traf man sich zu einer illegalen Techno-Party. Als es zu einem Polizeieinsatz kam wegen eines 22-Jährigen, der sich eine Alkoholvergiftung zugezogen hatte, zeigte sich den Beamten ein bizarres Bild. Im Polizeibericht hieß es, die Gäste „befanden sich allesamt offensichtlich in einem beeinträchtigten Zustand (Alkohol und/oder Suchtgift).“
Erschreckend, welcher Egoismus und wie wenig Verantwortungsbewusstsein von einigen an den Tag gelegt wird
Junge Menschen erkranken sehr viel seltener schwer und sterben sehr viel seltener an dem neuartigen Coronavirus als ältere Menschen, wie wir eingangs gesehen haben. Das Risiko ist für unter 50-Jährige einfach sehr viel geringer, für unter 40-Jährige noch mehr. Offensichtlich führt das dazu, dass man hier nicht nur ein enormes Maß an Leichtsinn an den Tag legt, sondern auch, dass es vielen Jungen offenbar nicht sehr belastet, wenn sie dann anschließend ältere Menschen anstecken, die dann daran schwer erkranken oder gar sterben, wenn also sie selbst als Überträger und Multiplikator mit dem Virus quasi gemeinsame Sache machen und ihm helfen, sich zu verbreiten.
Eine erschreckende Erkenntnis, welcher Egoismus – „Hauptsache ich kann Party machen“ – und welch geringes Verantwortungsbewusstsein hier von einigen an den Tag gelegt wird.
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