So geht es nicht, Markus Lanz

Von Jürgen Fritz, Sa. 10. Okt 2020, Titelbild: ZDF-Screenshot

Vor kurzem erst habe ich Markus Lanz gelobt, weil ich zu dem Zeitpunkt fand, dass er sich die letzten Monate und Jahre als Talkmaster gemacht hat und eine gute Qualität abliefert in seiner nach ihm benannten TV-Sendung im ZDF. Diese Woche aber erreichte er – als ob er mich sofort Lügen strafen wollte für mein Lob – einen absoluten Tiefpunkt.

Lanz hätte sich mal lieber die ZDF-Doku Donald Trump – Der unterschätzte Präsident angesehen vor seiner Sendung

Man kann Donald Trump schrecklich finden und das aus sehr guten Gründen. Der Mann ist ohne Zweifel in vielerlei Hinsicht eine Katastrophe und er ist sicherlich kein liberaler Demokrat. Das sind die meisten Neuen Linken aber auch nicht und auch bei Trump ist nicht alles schlecht. Auch er hat, so schrecklich er als Person sein mag, vor allem in moralischer Hinsicht, viele Erfolge vorzuweisen. Es war übrigens das ZDF, welches erst vor wenigen Wochen ganz entgegen der sonstigen Gewohnheiten der deutschen TV-Macher eine sehr differenzierte Dokumentation über den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ausstrahlte unter dem Titel: Donald Trump – Der unterschätzte Präsident. Diese Doku sollte man sich unbedingt ansehen, wenn man sich ein qualifiziertes, nicht einseitiges Bild über Trump und die USA im Jahr 2020 machen möchte. Und diesen Film seines eigenes Senders hätte sich Lanz besser auch mal angesehen, bevor er die Mittwoch-Sendung machte.

Hinzu kommt: Die liberale Demokratie wird nicht erst seit Trump beziehungsweise in Deutschland mit dem Abdriften der AfD nach weit rechtsaußen scharf attackiert. Sie wird schon sehr viel länger angegriffen, ausgehöhlt und sukzessive abgebaut. Und zwar durch die Neuen Linken und die schwarz-rote Bundesregierung. Die SDP ist selbst einer der Hauptantreiber dieser Entwicklung und die Union hat sich dem Zeitgeist längst angeglichen, weil sie nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden will. Deswegen hat man Merkel schon vor über 20 Jahren, im Apirl 2000, zur CDU-Vorsitzenden gewählt.

Dass Lanz intellektuell völlig überfordert ist zu verstehen, dass Trump das, was die Neuen Linken seit Jahren und Jahrzehnten machen, auf die Spitze treibt und ihnen damit gleichsam den Spiegel vorhält, ist das Eine. Lanz ist kein dummer, er ist ein belesener, sehr redegewandter, smarter und telegener Mann, oft auch sympathisch. Aber ZDF-Journalisten und -Talker sind in der Regel sicherlich keine Intellektuelle. Das kann man also nicht unbedingt erwarten, zumindest heute nicht mehr. Lanz ist aber ohne Zweifel auch ein gnadenloser Opportunist und nunmehr offensichtlich auch „emotional“ schnell „überfordert“.

ZDF-Screenshot

Der absolute Tiefpunkt der Gesprächskultur und Fairness

Dann aber mit Tina Chittom eine US-amerikanische Trump-Anhängerin in sein Studio einzuladen, die a) noch dazu keine deutsche Muttersprachlerin ist, und ihr b) drei Gegner entgegenzustellen, schließlich sogar c) als Moderator auch noch gegen sie aufzulaufen und aufs Übelste anzugreifen, so dass aus dem 3 gegen 1 ein 4 gegen 1 wird, wobei der Vierte der Gesprächsleiter ist, verstößt nicht nur gegen jedes Gebot der Fairness und des Anstandes, es ist der absolute Tiefpunkt der Gesprächskultur.

Wie tief die Verachtung des Einladenden für seinen Gast ist, war deutlich in seinem Gesichtsausdruck abzulesen, siehe das Titelbild und siehe hier:

Was hat das Lanz-Team denn erwartet von Tina Chittom? Dass sie sich brav hinsetzt und von den vier anderen wie ein kleines Schulmädchen ständig belehren lässt, damit ganz Deutschland vorgeführt werden kann, wie dumm die Trump-Anhänger doch sind? Tina Chittom hat sich nicht vorführen lassen und sie ist erstaunlich souverän geblieben, souveräner als die meisten ihrer vier Gegner. Ganz unselig dabei neben Lanz Christian Berkel. Bei Schauspielern, egal ob sie als solche sehr gut oder weniger gut sind, habe ich immer wieder das Gefühl – man möge mir mein Urteil verzeihen -, dass es, sobald sie nicht sprechen, was andere ihnen vorher aufgeschrieben haben, sondern eigene Gedanken äußern, nicht selten furchtbar dünn wird, manchmal sogar regelrecht peinlich.

ZDF-Screenshot

Die immer gleiche neomarxistische Masche

Es mag vieles falsch oder sehr fragwürdig sein, an dem was Tina Chittom denkt und sagt, aber dann muss man das sorgfältig aufarbeiten und offenlegen. Und wenn einem das nicht gelingt, dann muss man das eben mit Würde ertragen, so furchtbar manche Ansichten eines Gastes auch sein mögen. Eine solche Offenlegung wird ein Lanz in seiner Sendung wohl nicht schaffen. Insofern stellt sich die Frage, ob er sich überhaupt politischen Themen dieser Tragweite und Schwere widmen sollte, wenn ihn das geistig und nun auch„emotional überfordert“, wie er selbst in der Sendung am Mittwoch sagte.

Das ZDF wird dies alles freilich wenig stören und die neulinke Meute wird nun sogar über ihn herfallen und sagen, er hätte die Frau, die nicht bereit war, sich der Mehrheit wie ein Lamm zu fügen, gleich rausschmeißen sollen, so wie der artige Kerner damals Eva Herman. Oder noch besser: Er hätte sie gar nicht erst einladen sollen, weil man „solchen Leuten kein Podium bieten“ dürfe. Womöglich bekam Lanz vom ZDF sogar direkt oder subtil die Anweisung oder deutlich erkennbare Bitte, die Frau vor einem deutschen Millionen-Publikum vorzuführen. Lanz kann aber auch wirklich geistig so schlicht und moralisch so fragwürdig gestrickt sein. Darüber soll hier nicht spekuliert werden, was von beidem zutrifft, ob es eine inszenierte Show und Lanz ein weiterer artiger Vollstrecker war oder ob er wirklich so beschränkt ist und über so wenig Fairness verfügt.

An den Forderungen, „solchen Leuten“ keine Bühne zu bieten, zeigt sich auf jeden Fall wieder einmal die immer gleiche neulinke (neomarxistische), rassistische und totalitäre Methode: anderen den Mund verbieten respektive sie per struktureller, psychischer Gewalt mundtot machen, um nicht hören zu müssen, was man selbst nicht hören möchte, um so die eigene Machtposition immer weiter auszubauen, die Menschen immer weiter ausschließlich in eine Richtung zu indoktrinieren und jede auch nur ansatzweise kritische Reflexion der eigenen Weltanschauung sofort im Keim zu ersticken.

Permanentes in die Enge treiben, Unterbrechen, Unterstellen und Suggerieren

Die katastrophale Gesprächsführung von Lanz soll an einigen Beispielen erläutert werden. In den ersten Minuten versucht dieser, Trump als frauenverachtenden Mann darzustellen. Daraufhin antwortet Tina Chittom, dass der US-Präsident viele Frauen in seine Administration einstellte. Daraufhin unterbricht sie Lanz sofort schon nach dem ersten Satz und wirft sogleich ein: „Auch ganz viele schon wieder gefeuert“. Das ist richtig, dass Trump seine Mitarbeiter schneller entlässt als wahrscheinlich jeder andere US-Präsident zuvor. Das ist aber ein anderes Thema und hat mit der unterstellten und suggerierten, wahrscheinlich auch tatsächlich vorhandenen Frauenverachtung überhaupt nichts zu tun, da er Männer genau so schnell feuert.

Schon hier zeigt sich – gleich nach Chittoms erstem Satz -, worum es Lanz in dieser Sendung von der ersten Minute an ging: Nichts, was die Trump-Anhängerin sagt, stehen und gelten zu lassen, sondern sie permanent in die Enge zu treiben und durch ständige Unterbrechungen, herablassende Mimik und Körpersprache sowie entsprechende Fragestellungen und Suggestionen sie so sehr wie nur irgend möglich zu verunsichern. Es war erstaunlich, wie ruhig und souverän die US-Amerikanerin diese Situation über fast 75 Minuten meisterte, noch dazu, dass die drei anderen Gäste Lanz tatkräftig unterstützten.

Widerlich und verlogen, das aber offen erkennbar oder heuchlerisch verlogen und gerade deshalb so widerlich

Nachdem Chittom versucht, diese Aussprüche von Trump vor mehr als zehn Jahren zu relativieren, als am Rande einer TV-Produktion das Mikro lief, was er wohl nicht wusste, fragt Lanz: „Kann man an dem Punkt nicht einfach mal sagen: ‚Das ist einfach frauenverachtender Dreck‘?“.  Sicherlich kann man das, Herr Lanz. Aber eine Trump-Anhängerin wird das wahrscheinlich eher nicht sagen. Und die Frage ist, ob Sie so eine Frage auch den Anhängern anderer Personen oder Parteien fragen, wenn diese in menschenverachtender Weise über alte, weiße Männer oder andere herziehen.

Der Punkt ist wohl der: Trump ist in vielerlei Hinsicht ein Widerling. Ja, das ist er. Der Unterschied ist der, dass Trump in seiner Widerlichkeit und Verlogenheit aber ehrlich ist als die Neuen Linken, die ihre Widerlichkeit natürlich viel besser kaschieren und ihre Lügen nicht so plump nach außen tragen. Genau das macht Trump aber in gewisser Hinsicht ehrlicher, denn er spielt nicht etwas vor, was er nicht ist.

Die schlimmste Art der Ungerechtigkeit sei die vorgespielte Gerechtigkeit, sagte Platon einmal. Das lässt sich übertragen: Die schlimmste Art der Verlogenheit ist die vorgespielte Ehrlichkeit. Das nennt man Heuchelei.

Die schlimmsten Heuchler aber sind die Neuen Linken, völlig unmoralische Menschen, die sich als moralische Tugendwächter aufspielen und Moral instrumentalisieren, um ihre Weltanschauung mit allen Mitteln durchzusetzen und dabei völlig unmoralisch sind, eben Heuchler. Das ist Trump nicht. Er ist ein Widerling, ein Egozentriker oder vielleicht eher ein gnadenloser Egoist, ein Mensch ohne jede höhere Moral. Ja. Aber ein Heuchler ist er nicht. Und es gibt Menschen, denen gefällt das besser als die abgrundtiefe Verlogenheit der Neuen Linken, der Neomarxisten. Man kann und soll das bei Trump kritisieren, entlarven und offenlegen, aber man sollte die andere Seite eben genauso kritisch unter die Lupe nehmen. Ansonsten verliert man seine Glaubwürdigkeit – und auch seine moralische Integrität.

Der Schauspieler stellt besonders kluge Fragen und beginnt, Geschichten zu erzählen

Ein weiteres Beispiel: Als Tina Chittom darauf hinweist, dass Schwarze in den USA sehr viel häufiger zu Straftätern werden als Weiße und einräumt, dass dies soziale Gründe habe, dass viele schwarze Väter ganz verschwunden seien, fragt Berkel, der Schauspieler, in selten dämlicher Weise zurück: „Wie meinen Sie, mit die sind verschwunden?“.

Das ergibt sich eigentlich eindeutig aus dem Kontext. Chittom meinte natürlich nicht, die seien von der Erde verschwunden, wie ein von Aliens Entführter oder ein Schiff am Kap Hoorn, sondern in der Familie und der Kindererziehung verschwunden, dass sie sich also nicht um ihre eigenen Kinder kümmern, was zu Erziehungsdefiziten führe. Hier springt sogar Lanz Chittom mal zur Seite gegen den noch schlimmeren Berkel und weist darauf hin, dass schon Obama dies kritisiert habe, dass schwarze Väter sich oftmals direkt aus dem Staub machen und sich nicht um ihre eigenen Kinder kümmern.

Berkel kann es sich daraufhin nicht verkneifen, eine Geschichte zu erzählen, was er vor vielen Jahrzehnten mal Schlimmes mit einer weißen US-Amerikanerin erlebt habe. Dann insistiert er darauf, man könne Zahlen nicht loslösen von menschlichen Schicksalen. Genau das nennt man politisches Bewusstsein, mit dem sich so viele so schwer tun: nicht nur jeden Einzelfall zu sehen, sondern auch das Ganze. Jeder Bürger hat nicht nur Verantwortung für den Einzelfall, sondern auf für das Ganze. Die alten Griechen nannten dies Ganze Polis, die Stadt oder den Staat. Daher kommt der Ausdruck „Politik“. Ein politisches Bewusstsein entwickeln bedeutet genau dies: Das Ganze mitzudenken und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Und das heißt erst einmal die staatsbürgerliche Verantwortung für das eigene Gemeinwesen, zu dessen Souverän man in einer Demokratie gehört.

Moralität besteht in der Universalisierung von Grundsätzen, die auf alle gleichermaßen angewendet werden, nicht nur in eine Richtung

Als dann Chittom darauf hinweist, was Trump in seiner Amtseinführungsrede sagte, „We bleed all Colours: black, white, yellow. We are all one nation.“ (Frei übersetzt: Ob schwarz, weiß oder gelb, wir haben alle das gleiche Blut. Wir sind eine Nation.) Ähnliches sagte Trump hier. Daraufhin wirft Berkel sofort ein, man müsste doch die Leute nicht anhand dessen beurteilen, was sie sagen, sondern anhand dessen, was sie tun. Das ist natürlich richtig, aber auch hier stellt sich die Frage, ob dies als allgemeine Regel geachtet wird, die auf jeden Anwendung findet, oder ob auch dieser Grundsatz rein strategisch eingesetzt wird, je nachdem gegen wen es geht: Beim Gegner gilt die Regel, beim Freund aber nicht. Die Universalisierbarkeit ist es, die Moralität ausmacht.

Und hier stellt sich die Frage, ob die Lanzens und Berkels dieser Welt diesen durchaus richtigen Grundsatz denn wirklich universell anwenden. Weshalb bekam zum Beispiel Barack Obama 2009, als er nicht einmal ein Jahr im Amt war, den Friedensnobelpreis verliehen? Was hatte er in den wenigen Monaten für den Weltfrieden geleistet – außer Reden gehalten und Gespräche geführt? Wie viele Kriege führten die USA in den folgenden Jahren unter dem 44. US-Präsidenten? Welche Erfolge hatte Obama nach acht Jahren Präsidentschaft vorzuweisen? Viele sagen – und das sicherlich nicht ganz zu Unrechte – sehr wenige. Wie passt das zusammen?

Wird dieser Grundsatz, es kommt primär auf die Taten und weniger auf die Worte an, wirklich universell bei jedem, bei Freund und Feind angewendet? Oder wird er, wie so viele Grundsätze, nur partiell gezückt, wenn es einem selbst aus strategischen Gründen gerade in den Kram passt? Wenn ja, so macht genau dies den Unterschied aus zwischen heuchlerischer Instrumentalisierung von Moral und wahrhafter Moralität.

Lanz wirft mit dem Ausdruck „rechtsradikal“ um sich, kann ihn aber nicht definieren oder explizieren

Als dann Chittom – wahrscheinlich zu Unrecht – zu begründen versucht, warum die Proud Boys, von denen Trump sich zunächst nicht distanzieren wollte, keine rechtsradikale Gruppierung seien, denn ihr Vorsitzender sei ja der Afro-Kubaner Enrique Tarrio, siehe Bild unten. Die Proud Boys seien vielmehr eine rechte, aber keine rechtsradikale Bewegung, da wirft Lanz ein, es sei „ein schmaler Grad zwischen rechts und rechtsradikaler Bewegung“. Gilt das genauso für neulinks (neomarxistisch) und linksradikal respektive linksextremistisch, Herr Lanz?

Auch hier das immer gleiche Spiel: Werden Grundsätze universell, damit moralisch integer angewandt oder werden sie ideologisch instrumentalisiert? Ferner: Grenzen sich Neue Linke wirklich auch nur halbwegs konsequent von Linksradikalen und sogar verfassungs- und menschenrechtsfeindlichen Linksextremisten ab oder arbeiten sie mit diesen sogar regelmäßig zusammen?

Enrique Tarrio – International Chairman Proud Boys, by Peter Duke, Public Domain

Als Tina Chittom Lanz daraufhin fragt, wie er „rechtsradikal“ definiere, antwortet Lanz: „Das kann ich Ihnen sagen“. Doch wenn der Zuschauer nun eine klare Begriffsdefinition oder -explikation erwartete, so wurde er bitter enttäuscht. Stattdessen erzählte Lanz, wie zuvor schon Berkel, der Schauspieler, eine kleine Geschichte, was er mal erlebt habe. In Texas habe er einmal einen Imbissbuden-Besitzer getroffen und der habe ein Schild an seinem Imbiss angebracht, dass jeder 15 Prozent Rabatt erhalte, der seine Waffe offen trage. Er habe erwartet, dass ihm gleich ein älterer weißer Herr gegenüberstehen würde. Ach, haben wir etwas Vorurteile und denken in solchen Klischees, Herr Lanz? Ist Rechtsextremismus Ihrer Ansicht nach etwas, das auf ältere weiße Männer beschränkt ist? Könnte es sein, dass Sie selbst ein Rassist sind oder zumindest rassistische Voruteile und Klischees pflegen?

Zu Lanzens Überraschung sei der Imbissbudenbesitzer aber eine Afroamerikaner und „glühender Rassist“ , ja auch ein Rechtsradikaler gewesen. Das war jetzt also die Antwort auf die Frage, was „rechtsradikal“ bedeute. „Was verstehen Sie denn unter ‚rechtsradikal‘?“ – „In Texas gibt es einen, der gibt Rabatt, wer seine Waffe offen trägt, der ist ein Rassist und ein Rechtsradikaler.“ – Aha, jetzt wissen wir also, was dieser Ausdruck bedeutet. Sehr erhellend.

Was Lanz offensichtlich sagen wollte, ist wohl dies, dass es auch schwarze Rassisten und schwarze Rechtsradikale gebe, um das Argument von Chittom zu entkräften, die Proud Boys können ja gar keine Rechtsradikalen sein, da ihr Vorsitzender ein Afro-Kubaner sei. Was „rechtsradikal“ bedeutet und auch was „Rassist“ bedeutet, sagte Lanz aber nicht. Und es deutet vieles daraufhin, dass er das auch gar nicht weiß, dass er also gar keinen Begriff von diesen Begriffen hat, dass er sie vielmehr strategisch als Waffe einsetzt, wie dies Neue Linke regelmäßig tun, oder einfach nur dahinredet. Lanz übernimmt das offensichtlich völlig unreflektiert und völlig unkritisch, wie wir gleich noch sehen werden. Wer wissen möchte, was die Ausdrücke „Links- und Rechtsradikalismus“ und „Extremismus“ bedeuten, kann das hier nachlesen: Radikalismus – Extremismus – Terrorismus – Islamismus (Begriffsexplikationen des Verfassungsschutzes) oder hier: Merkmale des Rechtsextemismus.

Nein, Black Lives Matter entstand nicht erst nach dem Mord an George Floyd

Zwischendurch warf Berkel ein, Black Lives Matter sei erst nach dem Mord durch Polizeibeamte an George Floyd entstanden. Das ist falsch, worauf ihn Chittom, die natürlich alles völlig verharmlost und teilweise auch falsch darstellt, hinweist. Tatsächlich ist Black Lives Matter bereits im Juli 2013, also vor mehr als sieben Jahren entstanden, nachdem der 28-jährige Nachbarschaftswachtmann und Latino George Zimmerman im Februar 2012 den 17-jährigen afroamerikanischen Highschool-Schüler Trayvon Martin erschossen hatte, und dann 2013 freigesprochen wurde.

Lanz verlor nun immer mehr die Lust, mit der Trump-Anhängerin weiter zu reden. Es gäbe „tausend gute Argumente, die man jetzt dagegen anführen könnte“, dies würde aber den Rahmen der Sendung sprengen. Seltsamerweise führte Lanz die ganze Sendung über so gut wie kein Argument an, Berkel noch weniger. Dabei gibt es tatsächlich wirklich viele gute Argumente, die gegen Trump sprechen. Aber es gibt auch gute Argumente, die gegen Biden und die Richtung der Politik sprechen, die wir in den USA und auch in Europa seit vielen Jahren und Jahrzehnten sehen.

Mit solch einem Satz werden Sie, Herr Lanz, aber wohl eher nicht ein Gespräch bei einem Neuen Linken beenden sehen: „Es gibt tausend gute Argumente, die man jetzt dagegen anführen könnte“. Damit werden die Zuschauer natürlich massivst beeinflusst, denn der Subtext oder die Botschaft ist natürlich: „Das stimmt so alles überhaupt nicht, aber ich lasse es jetzt mal so stehen“. So wertet man subtil und doch klar offen erkennbar, was einen stark manipulativen Charakter hat.

Sie sind „spalterisch“ und „wahnsinnig zerstörerisch“

Dann setzt Lanz aber auf besonderes heuchlerische Art noch einen drauf: Er werfe ihr, Tina Chittom, sonst nichts vor, aber eines schon. Dabei bestand das gesamte Gespräch mit ihr aus nichts anderem als aus Vorwürfen, Angriffen, Unterstellungen und Suggestionen. Nun wirft er ihr aber abschließend noch folgendes vor, bitte festhalten: „Dass nicht einmal im Ansatz der Wille erkennbar“ sei, „aufeinander zuzugehen“. „Nicht einmal im Ansatz der Wille erkennbar“ wäre, „dass die andere Seite möglicherweise auch mal Recht haben könnte“. Und dann wörtlich weiter: „Was Sie hier gemacht haben, das ist spalterisch und wahnsinnig zerstörerisch.“

Das stellt die Dinge natürlich in gewisser Weise völlig auf den Kopf. Niemand ist so unversöhnlich, so spalterisch, so zerstörerisch wie die neomarxistischen Neuen Linken, die Anti-Kapitalisten, Anti-Kolonialisten und Anti-Imperialisten, die teilweise offen davon träumen, nicht nur Massenenteignungen, sondern auch Massenmorde zu begehen, siehe Jean-Paul Satre: „Einen Europäer erschlagen, heißt zwei Fliegen auf einmal treffen … Was übrigbleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch.“

Es sind natürlich primär die neomarxistischen Neuen Linken, die keinerlei Vermittlung zulassen, die notfalls über Leichenberge gehen werden, um ihre Weltanschauung durchzusetzen. Dies nun der Trump-Anhängerin vorzuwerfen, so verblendet auch diese sein mag, und zwar völlig einseitig vorzuwerfen, sie und die ihren wären für diese tiefe Spaltung der Gesellschaft verantwortlich, nicht die totalitären, zerstörerischen Neuen Linken, darf in dieser Einseitigkeit und Umkehrung der Kausalität wohl als einigermaßen abstrus bezeichnet werden.

Leugnen und weg reden wollen von Tatsachen

Nun will Lanz das Gespräch mit ihr eigentlich beenden, kann es sich aber nicht verkneifen nochmal einen drauf zu setzen. Man merkt ihm sichtlich an, dass er verzweifelt ist, wie wenig er die Trump-Anhängerin zu fassen bekam. Daher trat er bereits so übel nach, sie sei „spalterisch“ und „wahnsinnig zerstörerisch“, nicht die Neomarxisten, die keine andere Meinung dulden. Dann tritt er aber nochmals nach. Es sei ihr egal, ob Schwarze ein vielfach höheres Risiko hätten, später im Knast zu landen. Das hatte Tina Chittom überhaupt nicht gesagt. Das unterstellt Lanz ihr einfach und zwar fälschlich. Sie stellt das dann auch richtig und sagt, das sei ihr nicht egal, es ist einfach eine Tatsache. Wer Tatsachen leugnet, ist nichts anderes als ein Heuchler, sei hier nochmals ergänzt.

Dass die Schwarzen so oft kriminell werden, hätte strukturelle Probleme als Ursache, weiß Lanz zu erklären. Mit den Menschen selbst hat es natürlich nichts zu tun, sie sind einfach nur Opfer der äußeren Umstände. Als ob es keine menschliche Freiheit, keine Fähigkeit zur Selbstbestimmung (= Menschenwürde) gäbe, die aber eben nicht bei allen gleich stark ausgeprägt ist. Auch hier wird das neulinke Gleichheits-Dogma deutlich, die den Gleichheitsgrundsatz entstellen. Die Menschen sind gleich vor dem Gesetz und an Menschenwürde, das aber heißt gerade, sie haben alle die grundsätzliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung und damit auch zur Selbstverantwortung.

Es sind immer nur und ausschließlich die Umstände für alles verantwortlich, niemals die Anlage

Als Frau Chittom nun antwortet, ja, man müsse sich über die Ursachen für diese exorbitante Kriminalität von Schwarzen Gedanken machen, dies habe mit Sicherheit soziologische Gründe, vielleicht auch genetische, fallen Lanz und Berkel, der Schauspieler, fast vom Stuhl. Nun haben sie ihr Stichwort. Die ganze Zeit bekamen sie die arme, sicherlich verblendete, aber geschickte und souveräne Frau nicht in den Griff. Jetzt aber lieferte sie den beiden eine Steilvorlage. Denn wenn gar nichts mehr geht, die Rassismuskeule geht irgendwie immer und mit der kann man jeden erschlagen, besonders jeden Europäer. Siehe Sartre: Ein toter Europäer bedeutet ein toter Unterdrücker und ein freier Unterdrückter = neomarxistischer Rassismus in Reinform.

Jetzt kommt Lanz mit seiner Volksschulbildung: „Die Frage, ob jemand auf die schiefe Bahn kommt oder nicht, ob jemand kriminell wird oder nicht“, wäre „doch eine Frage der Umstände und nicht eine Frage der Genetik.“ Woher Lanz das weiß, dürfte sein Geheimnis bleiben und dass beides zusammenspielt, scheint ihn gedanklich bereits wieder zu überfordern. Natürlich ist unsere Persönlichkeit letztlich immer ein Spielball zwischen Anlage und Umwelt. Das heißt, die Anlage ist einer von zwei wesentlichen Faktoren. Keiner der beiden Faktoren, weder Anlage noch Umwelt (Sozialisation, Erziehung, traumatische Erlebnisse etc.) kann völlig ausgeblendet werden. Lanz kann das natürlich besonders gut ausblenden, wie er am Mittwoch leider auf erschreckend einfältige, bisweilen sogar bösartige Weise dokumentierte. Allein sein Gesichtsausdruck gegenüber seinem Gast Tina Chittom verrät hier schon sehr viel, ganz abgesehen von der gesamten Gesprächsführung.

Was bedeutet denn Rassismus?

Die Lieblings-Zuschlagwaffe der neomarxistischen Rassisten ist die Rassismuskeule. Mit der schlagen sie am liebsten auf ihre weltanschaulichen Gegner ein. Das gelingt ihnen aber nur deswegen, weil selten klar expliziert wird, was das Wort „Rassismus“ denn bedeutet, was Rassismus ist. Deshalb hier eine Explikation. Rassismus hat vier Elemente:

  1. Menschen werden auf Grund äußerlicher Merkmale, wie beispielsweise Hautfarbe, Gesichtsform etc., welche eine bestimmte Abstammung vermuten lassen, in sogenannte „Rassen“ kategorisiert respektive rubriziert. Das ist an und für sich, für sich genommen noch nichts Schlimmes. Eine solche Einteilung ist entweder der Wirklichkeit angemessen oder nicht. Derzeit tendieren wohl die meisten Biologen dazu, die Einteilung für nicht angemessen zu halten. Etwas Menschen- und Menschenrechtsfeindliches entsteht aber erst, wenn weitere Faktoren hinzukommen, die den Rassismus begründen.
  2. Im rassistischen Denken werden derart definierten Rassen als grundsätzlicher und bestimmender Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften gedeutet. Die Zugehörigkeit zu einer solche Rasse R1 oder R2 wird also nicht als etwas Akzidentelles, als nicht wesentliche Eigenschaft von individuellen Menschen angesehen, sondern als essentielle, als wesentliche beziehungsweise sogar wesensgemäße Eigenschaft von Individuen. Die Rassenzugehörigkeit macht nach Ansicht ihrer Anhänger also das Wesen eines bestimmten Menschen essentiell aus, dass er zur Rasse R1 oder R2 gehöre, und nicht primär, dass er ein Mensch ist.
  3. Den unterschiedlichen Rassen wird sodann eine unterschiedliche Wertigkeit zugeschrieben, dergestalt die „Rasse“ R1 als grundsätzlicher wertvoller als die „Rasse“ R2 angesehen wird. Dies wird vielfach so gedeutet, dass quasi der Schlechteste von R1 immer noch besser wäre als der Beste von R2, was bei den Angehörigen von R1 ein besonderes Selbstbewusstsein erzeugt, über das sie sich bisweilen sogar definieren, und bei den Angehörigen von R2 ein entsprechendes Minderwertigkeitsgefühl.
  4. Auf Grund dieser unterschiedlichen Wertezuteilung wird dann gefolgert, dass die Angehörigen verschiedener Rassen nicht die gleichen Rechte hätten. Es kommt also zur Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer zugeschriebenen Rassezugehörigkeit, nachdem man sie also zuvor einer bestimmten Rasse zuteilte und diese Zugehörigkeit als essentiell einstufte und Menschen deshalb als minderwertig rubriziert. Und hier, an der Stelle, wird es dann menschenrechtsfeindlich, denn die Menschenrechte stehen jedem Menschen zu, weil das Mensch-sein an sich als das Primäre, als das Wesensgemäße angesehen wird. Darauf bauen seit der Aufklärung alle Menschenrechtsdeklarationen und darauf baut unser Grundgesetz auf.

Wenn sonst nichts geht, die Rassismuskeule geht immer

Menschenrechtsfeindliches hat Tina Chittom aber nicht geäußert. Sie hat nicht Diskriminierung gerechtfertigt. Sie hat nicht gesagt, die Menschenrechte stünden nicht jedem Menschen zu. Sie sprach auch nicht von Rassen. Sie hat nicht gesagt, alle Schwarzen wäre so und so und alle Weißen ganz anders. Sie hat nicht gesagt, die Hautfarbe sei essentiell für ein Individuum. Sie sagte lediglich, dass die unterschiedliche Kriminalität von Schwarzen und Weißen vielleicht auch genetisch, also anlagebedingt sein könnte. Das müsste man untersuchen.

Wenn dem so sein sollte, dann wäre das ein Faktum, eine Tatsache. Wenn es nicht so sein sollte, das wäre das ein Faktum, dass dieser Zusammenhang nicht besteht. Und Fakten können nicht rassistisch sein. Fakten sagen nur aus, was der Fall ist. Wenn es dagegen keinerlei genetische Verursachung gibt, dann ist das ebenfalls eine Tatsache. Was der Fall ist und was nicht der Fall ist, kann man nur herausfinden, wenn man entsprechende Untersuchungen durchführt. Wer dies ablehnt, der will nicht wissen, was der Fall ist, sondern der will seine Weltanschauung, seine verblendete Weltsicht, seine Ideologie mit Gewalt durchsetzen.

Und zu dieser Gewalt gehört, die Rassismuskeule zu schwingen und damit auf andere einzuschlagen, was Neue Linke übrigens besonders gerne im Rudel gegen einen oder eine alleine tun. Welchem moralischem Niveau das entspricht, mag jeder für sich selbst beurteilen. Besonders ironisch wird es dann natürlich, wenn ausgerechnet Lanz gegen Ende das Niveau thematisiert und in Richtung Tina Chittom meint: „Es ist so unterirdisch. Auf dem Niveau sollten wir das nicht machen.“ Und kurz später dann recht selbstverräterisch: „Wir wollten mal einem Trump-Anhänger heute eine Stimme geben. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es so hart werden würde und dass wir am Ende auch über Genetik sprechen.“ Da war sie am Ende also nochmal, die Rassismuskeule. Wie schön, dass es sie gibt und man sie immer zücken kann, wenn man sonst nichts hat.

Zum Schluss schreit der „emotional überforderte“ Gastgeber seinen Gast auch noch an

In den letzten Minuten schreit Lanz, der immer mehr die Fassung verliert, seinen Gast Frau Chissom sogar an. Aber sehen Sie selbst:

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