Wen schickst du, wenn es um zigtausende Menschenleben geht und es nur eine Hoffnung gibt?

Von Jürgen Fritz, So. 24. Jan 2021, Titelbild: Jung & Naiv-Screenshot

Wenn du mitten in einer Jahrhundertkatastrophe steckst, bereits etliche tausende Menschen im eigenen Land an einer heimtückischen durch ein Virus erzeugten Krankheit qualvoll gestorben sind, weltweit schon Hunderttausende, viele andere, die es überlebten, an den Spätfolgen leiden, trotz offizieller Genesung meist noch immer nicht arbeitsfähig sind, mit zigtausenden weiteren Toten im eigenen Land zu rechnen ist, die Wirtschaft, ja die gesamte Nationalökonomie …

Was tust du?

… völlig einzubrechen droht mit unzähligen Insolvenzen großer und größerer Unternehmen sowie kleinerer und das wirtschaftliche Ende von tausendenden und abertausenden kleinen Selbstständigen und Freiberuflern schon unmittelbar vor der Tür steht, es aber nur eine Hoffnung gibt, diese Krankheit dauerhaft radikal eindämmen zu können, nämlich die Hoffnung auf Impfstoffe, diese zwar noch in der Entwicklung sind, es aber bereits erste Anzeichen gibt, dass die Entwicklung bei einigen bereits so weit ist, dass sie innerhalb weniger Monate zulassungsreif sein werden, wen beauftragst du dann, schnellstmöglich so viel wie möglich von diesen Impfstoffen zu besorgen, um so viele tausende, womöglich zigtausende Menschenleben und abertausende Firmen, Kleinunterunternehmer, Freiberufler in ihrer wirtschaftlichen Existenz zu retten?

Beauftragst du denjenigen, der noch niemals irgendetwas hinbekommen hat, wenn es schnell und effektiv gehen musste, weil du dem nicht das Gefühl geben willst, ihn übergangen zu haben, oder beauftragst du dein bestes Pferd im Stall, denjenigen, von dem du weißt: Wenn der es in die Hand nimmt, holt er das Optimale raus, denn keiner ist in solchen Dingen besser als er?

Beauftragst du den besten Spieler in der Mannschaft, lässt du Djokovic oder Nadal in diesem Match antreten, dass er um das Leben von Tausenden oder Zigtausenden und die wirtschaftliche Existenz von Hunderttausenden oder Millionen spielt, oder lässt du deinen schlechtesten Spieler antreten, der noch niemals ein wichtiges Match gewonnen hat, weil du dich ihm verpflichtet fühlst und ihn nicht brüskieren, weil du ihn fördern möchtest? Was tust du?

Es geht nicht um Egoismus, sondern um kluges, vorausschauendes, verantwortungsbewusstes Handeln im Sinne des Gemeinwohls

Was Merkel und Spahn taten, wie sie sich entschieden haben, wen sie zur Impfstoffbeschaffung losschickten, wissen wir. Auch was dabei heraus kam, wissen wir. Wer auf drei zählen kann, konnte das auch zuvor schon ahnen, was dabei herauskommen würde, wenn man den losschickt, der losgeschickt wurde.

Und übrigens, wenn man, weil der beste Spieler der eigenen Mannschaft so großartig agierte, dann sogar zu viele Impfstoffe hat – weil er vorsichtshalber gleich bei mehreren Anbietern verbindliche Verträge machte, nach dem Motto: lieber haben wir 100 Prozent zu viel als 50 zu wenig, denn a) die Kosten dafür sind ein Klacks gegen das, was auf dem Spiel steht, sowohl im Hinblick auf Leben und Gesundheit von zigtausenden Menschen als auch finanziell durch den drohenden Schaden für die Nationalökonomie, und b) wenn die Impfstoffentwickler jetzt schon sichere Abnahmeverträge haben, dann können sie sofort die Produktion hochfahren und früher für alle mehr produzieren -, die Nachbarn oder andere weiter weg, dann aber zu wenig haben und die Krankheit dort gerade ähnlich wütet, dann kann man die Impfstoffe, die woanders noch dringender gebraucht werden, anderen zum gleichen Preis, den man selbst bezahlte, also ohne Gewinn, abgeben und wenn das Land deutlich weniger finanzielle Mittel hat, sogar auch günstiger, Hauptsache, das Zeug ist da und die Menschen und die jeweilige Wirtschaft können gerettet werden.

Es geht hier also nicht um praktischen Egoismus, sondern es geht um kluges, effizientes, vorausschauendes Handeln (siehe Prometheus und Epimetheus). Es geht darum, seiner Verantwortung gerecht zu werden und Probleme so effektiv wie nur irgend möglich zu lösen, wenn man in so einer Jahrhundertkrise steckt, und nicht irgendwelchen anderen Grundsätzen zu folgen, wie zum Beispiel: die EU hat immer Vorrang vor dem eigenen Land, selbst dann, wenn man genau weiß, die kriegt das nicht hin.

Was Karl Lauterbach dazu sagt

»(1) EU klagt jetzt die Impfstoff Entwickler an, die Produktion sei zu langsam. Das beschreibt das Problem falsch. 90% der Lieferungen kommen. Aber man hätte 1.000% mehr ausgeben müssen, mit der Bedingung, dass an vielen Standorten Produktion beginnen kann.

(2) Technisch wäre es möglich gewesen, in großen Ländern Europas für drei im Juli 2020 vorne liegenden Impfstoffe BionTech, Moderna und Astra jeweils Produktionstandorte aufzubauen. Ausfall eines Werkes wäre dann belanglos gewesen. Impftempo wäre enorm, EU Kosten relativ gering.«

Zu den Hintergründen

Wie es zu diesem völligen Versagen kommen konnte:

Zur Vertiefung

Zur Vertiefung siehe auch:

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