Wahl-O-Matrix-Prognose: So wird Sachsen-Anhalt morgen wählen

Von Jürgen Fritz, Sa. 05. Jun 2021, Titelbild: © JFB

Morgen wird in Sachsen-Anhalt der Landtag neu gewählt. Die letzten fünf Jahre regierte in Magdeburg eine Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen. Doch nun dürfte die FDP wieder in den Landtag einziehen. Reicht es dann noch für Kenia oder wird es ein Viererbündnis (Schwarz-Rot-Grün-Gelb) brauchen, um AfD und Linke aus der Regierung rauszuhalten? Hier die Wahl-O-Matrix-Prognose:

Die CDU wird Platz eins wahrscheinlich mit leichten Verlusten verteidigen können, die AfD wird ihr gutes Ergebnis von 2016 eventuell minimal verbessern

Mit ca. 2,2 Millionen Einwohnern zählt Sachsen-Anhalt bevölkerungsmäßig zu den kleineren Bundesländern (Platz elf von 16). Von den fünf neuen Bundesländern ist es das drittgrößte (nach Sachsen und Brandenburg, vor Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern). Doch dieses Jahr kommt Sachsen-Anhalt eine besondere Bedeutung zu. Es ist nämlich das einzige Bundesland, in dem vor der Bundestagswahl am 26.09.2021 noch eine Landtagswahl stattfindet.

Damit könnte diese Wahl zum Lackmustest für Armin Laschet werden, der seit Januar 2021 Bundesvorsitzender der CDU ist und seit dem 20. April 2021 als Kanzlerkandidat von CDU/CSU feststeht, in beiden Entscheidungen aber innerhalb der CDU und innerhalb der Union heftig umstritten und von sehr, sehr vielen CDU- und CSU-Mitgliedern und -Wählern nicht gewollt war.

In Sachsen-Anhalt war die AfD bereits bei der letzten Landtagswahl am 13. März 2016 mit knapp 24,3 Prozent enorm stark. Dies war jahrelang ihr bestes Ergebnis bei einer Bundes-, EU- und Landtagswahl und wurde nur einmal übertroffen: bei der Landtagswahl am 1. September 2019 in Sachsen, wo sie sogar auf 27,5 Prozent kam. Doch nun könnte die Alternative für Deutschland das Sachsen-Anhalt-Spitzenergebnis von 2016 womöglich sogar noch toppen. Wahl-O-Matrix sieht die AfD morgen bei ca. 24 bis 25 Prozent. Die Aussichten, die Nr. 1 in Sachsen-Anhalt zu werden, sind äußerst gering, aber sie wird sicherlich weit vor allen anderen auf Platz zwei landen und hat keine schlechten Chancen, ihr 2016er Ergebnis sogar noch leicht zu verbessern.

Wahl-O-Matrix-Prognose: So werden die Sachsen-Anhalter morgen wählen

Hier nun die Prognose für morgen von Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendem Meta-Analyse-Tool (von mir gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl am zweitnächsten):

  1. CDU: 29 % (– 0,8)
  2. AfD: 24,5 % (+0,3)
  3. LINKE: 11 % (– 5,3)
  4. SPD: 10 % (– 0,6)
  5. GRÜNE: 8,5 % (+3,3)
  6. FDP: 7 % (+2,1)
  7. Freie Wähler: 3 % (+0,8)
  8. Sonstige: 7 % (+0,2)
Prognose-2021-06-05

(c) JFB

Erläuterung: Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie morgen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit liegen wird. Die aufgeführten Zahlen sind quasi in etwa die Mitte dieses Fensters. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von fünf bis zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Wahrscheinlichkeitsfensters.

Die regierende Kenia-Koalition (Schwarz-Rot-Grün) steht auf der Kippe

Sollte es morgen tatsächlich so kommen, wie von Wahl-O-Matrix prognostiziert, wären vor allem die Grünen und die FDP, die fest damit rechnen darf, wieder in den Magdeburger Landtag einzuziehen, die großen Gewinner.

Verlierer wäre die SPD, die es gerade noch so in den zweistelligen Bereich schaffen könnte, vor allem aber Die Linke, die dann ein Drittel (!) ihrer Wähler verloren hätte. Die CDU wäre bei einem solchen Ergebnis mit nur geringen Verlusten nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen.

Bei 7 Prozent für sonstige Parteien und 3 Prozent für die Freien Wähler, die den Einzug in den Landtag höchstwahrscheinlich nicht schaffen werden, wären nur ca. gut 45 Prozent der Stimmen für eine Mehrheit im Parlament (Mehrheit der Sitze) notwendig. Derzeit regiert in Sachsen-Anhalt eine schwarz-rot-grüne Koalition, eine sogenannte Kenia-Koalition, unter Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). So sah die Sitzverteilung in Magdeburg die letzten fünf Jahre aus:

Sitzverteilung Landtag 2016

Wikipedia

Bei 87 Sitzen braucht es 44 Sitze für eine Mehrheit. CDU, SPD und Grüne kamen bisher zusammen auf 46, AfD und Die Linke auf 41 Landtagssitze.

Laut Wahl-O-Matrix-Prognose kommt Schwarz-Rot-Grün auf ca. 47,5 Prozent der Stimmen (entspricht ca. 46 Sitze). Die AfD, Die Linke und FDP kämen zusammen auf 42,5 Prozent der Stimmen (ca. 41 Sitze). Damit hätte die Kenia-Koalition wieder eine Mehrheit der Sitze im Parlament. Auch eine schwarz-rot-gelbe Regierung wäre unter Umständen möglich, käme laut Wahl-O-Matrix auf ca. 46 gegen 44 Prozent (ca. 44 oder 45 der 87 Sitze). Es könnte aber eng werden morgen, sowohl für Kenia wie auch für Schwarz-Rot-Gelb.

Sollte es für beide mögliche Dreier-Koalitionen nicht ganz reichen für eine Mehrheit im Landtag, müsste wohl die FDP noch mit ins Boot geholt werden und man bräuchte dann ein Viererbündnis (Schwarz-Rot-Grün-Gelb), um die AfD und Die Linke aus der Regierung rauszuhalten.

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