Woraus der Sozialismus sich in Wahrheit speist

Von Jürgen Fritz, Di. 07. Mai 2019, Titelbild:Pixabay, CC0 Creative Commons

Gestern meldete Forsa, dass die SPD nach Kevin Kühnerts wilden Enteignungsphantasien um zwei Punkte gefallen sei, mithin in nur einer Woche fast eine Million Anhänger verloren hätte. INSA bestätigt diesen Zwei-Punkte-Verlust der SPD heute morgen aber nicht. Und die INSA-Umfrage wurde im Gegensatz zu Forsa komplett nach dem Kühnert-Interview durchgeführt. Trotzdem bleibt die SPD bei INSA stabil bei 16 Prozent. Dies wäre ein Indiz, dass Kühnert durchaus einen Nerv eines beachtlichen Teils der Bevölkerung getroffen haben könnte. Doch betrachten wir es genauer und überlegen, womit dies zusammenhängen könnte, falls dem wirklich so sein sollte.

35 Prozent der Wähler stehen hinter Kühnerts Ideen, nur 43 Prozent sind dagegen

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie die Menschen insgesamt auf Kühnerts Sozialismus-Phantastereien reagieren, wie sie diese bewerten. Civey führt dazu seit Tagen eine Umfrage durch, an der sich bereits um die 24.000 Personen beteiligt haben, die mithin als sehr repräsentativ eingestuft wird. Hierbei sagen fast 35 Prozent (!), dass sie Kühnerts Ideen als eher oder sogar sehr positiv bewerten.

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Rund 35 Prozent sind also dem Sozialismus grundsätzlich nicht abhold. Nur 43 Prozent – nicht der SPD-Wähler, sondern der Gesamtbevölkerung! – beurteilen Kühnerts Sozialismus-Ideen negativ. Das wäre ein weiteres Indiz für meine seit langem vorgetragene These, dass das eigentliche Problem das Volk ist, dass dies natürlich mehrheitlich auf keinen Fall hören möchte. Ein Volk, welches insbesondere zu weit über 90 Prozent überhaupt keine Ahnung hat von ökonomischen Grundzusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten, was wiederum die hohe Affinität zu sozialistischen Gedanken mit erklärt.

JFB wird die kommenden Umfragen weiter beobachten, ob sie eher Forsa oder eher INSA bestätigen. Sollte die SPD keine massiven Einbrüche verzeichnen, wäre das ein Alarmsignal höchsten Grades. Doch was steckt hinter diesen ganzen Sozialismus-Sehnsüchten?

Kapitalismus ist nichts Negatives, sondern ein Unabdingbares

Eines unserer Grundprobleme dürfte darin bestehen, dass viel zu viele den Kapitalismus als etwas Negatives sehen. Die meisten trauen sich ja schon gar nicht mehr das Wort überhaupt noch in den Mund zu nehmen und sprechen lieber von „Marktwirtschaft“, setzen schnell noch ein „soziale“ davor, so sehr hat der Propagandakrieg der Sozialisten schon das Wort sehr erfolgreich diffamiert. Kapitalismus ist nichts Negatives, sondern ein Unabdingbares. Nicht weil er so toll ist – die Probleme sehe ich schon, vor allem auch die seelischen Folgen des egoistischen Gewinnstrebens -, sondern weil es ökonomisch kein funktionierendes Gegenmodell gibt.

Mein Vorschlag wäre daher: Kapitalismus mit möglichst gebildeten, vor allem ethisch-moralisch gebildeten Menschen, die sich a) freiwillig um Schwächere kümmern, das aber natürlich auch nicht grenzenlos, plus b) eine gewisse staatliche Umverteilung, die aber möglichst klein gehalten werden sollte.

Fakt ist, dass es den Armen in kapitalistischen Systemen materiell objektiv um ein Vielfaches besser geht als fast allen Menschen in sozialistischen Systemen. Da die Armen in kapitalistischen Systemen sich aber nicht mit den Menschen in sozialistischen Systemen vergleichen, sondern mit denen im eigenen System, neigen sie zur subjektiven Unzufriedenheit. Aus dieser speisen sich dann sozialistische Hirngespinste. Doch betrachten wir noch etwas genauer und begeben uns in die seelischen Tiefenschichten und Abgründe.

Die intellektuelle Aristokratie und die breite Masse

Wirklich massiv wertschöpfend ist nur ein ganz kleiner Teil der Menschheit, welcher die Gesellschaft nicht nur ein klein wenig, sondern enorm voranbringt, wovon im Idealfall alle profitieren (so sollte es eigentlich sein). Von diesem ganz kleinen Teil an Menschen haben also Milliarden andere einen enormen Nutzen. Diesen fehlt es aber oft an Bildung und Intellekt, das zu verstehen. Sie sehen nur das Hier und Jetzt, dass dieser ganz kleine Teil ihrer Zeitgenossen viel mehr hat als sie selbst. Sie können nicht sehen, dass ohne diesen ganz kleinen Teil ihr eigener Lebensstandard 70, 80, 90 Prozent oder noch mehr geringer wäre, weil man das ja mit dem Auge nicht erfassen kann und historische sowie ökonomische Kenntnisse sind kaum noch vorhanden.

Also finden sie es ungerecht, dass dieser ganz kleine Teil der Menschheit, der für nahezu alle Errungenschaften primär verantwortlich ist, viel mehr hat und wollen ihm sein Eigentum, seinen Wohlstand, seine Firma etc. am liebsten wegnehmen. Sobald sie das aber tun, bricht wie in allen sozialistischen Staaten innerhalb weniger Jahrzehnte alles auf einen Bruchteil des Lebensstandards zusammen. Diesen Grundzusammenhang durchschaute schon Gustave Le Bon in seinem berühmten Werk Psychologie der Massen:

„Bisher wurden die Kulturen von einer kleinen, intellektuellen Aristokratie geschaffen und geleitet, niemals von den Massen. Die Massen haben nur Kraft zur Zerstörung. Ihre Herrschaft bedeutet stets eine Stufe der Auflösung. Eine Kultur setzt feste Regeln, Zucht, den Übergang des Triebhaften zum Vernünftigen, die Vorausberechnung der Zukunft, überhaupt einen hohen Bildungsgrad voraus – Bedingungen, für welche die sich selbst überlassenen Massen völlig unzugänglich sind.“

Woraus der Sozialismus sich in Wahrheit speist

Dass es Menschen gibt, die für die Gesellschaft nicht hundert- oder tausend-, sondern millionenfach wertvoller sind als andere, verstößt aber gegen den Gleichheitsfetisch und erzeugt ganz tiefe Minderwertigkeitsgefühle, vor allem aber die Emotion der Missgunst, die negative Form des Neids. Aus diesen beiden Gefühlen, genauer: aus diesen beiden Emotionen, Minderwertigkeitsgefühle und Missgunst, speist sich der Sozialismus, weswegen er auch nicht aus der Welt zu schaffen ist, weil man diese ihm zu Grunde liegenden Emotionen nicht weg bekommt. Diese sind zu tief im Menschen selbst und seiner Psyche (Seele) verwurzelt.

Das wiederum nutzen sozialistische Politiker insbesondere auch für sich selbst aus, da es ein Leichtes, ja ein Kinderspiel ist, diese tiefverwurzelten negativen Emotionen anzupieksen und mit etwas rhetorischem Geschick auf der emotionalen Klaviatur zu klimpern und so die Menschen genau dorthin zu lenken, wo man sie haben möchte. Langfristig aber, das zeigt die gesamte Menschheitsgeschichte, hat niemals ein sozialistisches System funktioniert, führte immer in den staatlichen und gesellschaftlichen Bankrott, ohne dass die Menschen daraus den Schluss zögen, dass Sozialismus grundsätzlich nichts taugt, weil in ihm die Antriebsfeder zur Entwicklung fehlt.

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