Jeder neunte Todesfall geht bereits auf COVID-19 zurück

Von Jürgen Fritz, Fr. 27. Nov 2020, Titelbild: RKI-Screenshot

Am Dienstag wurden dem RKI von den Gesundheitsämtern erstmals mehr als 400 COVID-19-Todesfälle an einem Tag gemeldet (410). Am Mittwoch waren es fast 400 (389) und am Donnerstag wurden auch die 410 schon wieder überboten mit 426. Worldometer registriert für Deutschland die letzten sieben Tage fast 2.000 COVID-19-Tote. Damit starb in diesem Zeitraum jeder Neunte, der in Deutschland verstorben ist, infolge der Infektion mit SARS-CoV-2.

Die tatsächlichen Todesfälle dürften sogar noch etwas höher sein als die offiziell ausgewiesenen Daten

In der ersten Welle im März, April, Mai starben bis Anfang Juni ca. 8.600 Menschen in Deutschland an COVID-19, die Todesfalldunkelziffer, die größer sein dürfte als die Zahl derer, die statistisch erfasst, aber nicht wirklich an dieser Krankheit starben, nicht mit eingerechnet. Die New York Times kommt aktuell weltweit auf 411.000 Todesfälle, welche die 1,4 Millionen offiziell registrierten COVID-19-Toten übersteigen. Das entspricht ca. 29 Prozent. Das heißt, wenn in den Statistiken von 100 COVID-19-Todesfällen die Rede ist, dann sind es in Wahrheit wahrscheinlich eher 129, wobei dies natürlich von Land zu Land differiert.

Die Übersterblichkeit ist in Peru zum Beispiel mehr als 100 Prozent höher als die offiziellen COVID-19-Zahlen, in Frankreich nur 9 Prozent höher. Allgemein gilt aber wahrscheinlich für jedes Land, dass die Todesfalldunkelziffer deutlich höher als die Zahl der Fälle, die als COVID-19-Tote geführt werden, aber nicht an dieser Krankheit starben, sondern nur mit SARS-CoV-2.

Diese Zahl der fälschlich in die Todesfallstatistik mit Aufgenommenen wird aber insbesondere von den Corona-Verharmlosern extrem überschätzt. Mindestens 86 Prozent derer, die in Deutschland als COVID-19-Todesfälle registriert wurden, starben tatsächlich auch an COVID-19. Dies stellte sowohl der Deutsche Pathologenverband als auch das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf unter der Leitung von Professor Püschel fest.

Das heißt, unter den 100 offiziell als COVID-19-Todesfälle Geführten mögen ca. 10 bis 15 sein, die fälschlich dort aufgeführt werden, dafür fehlen aber 20 bis 30 andere, in manchen Ländern noch viel mehr, die tatsächlich an COVID-19 starben, aber nie erfasst wurden, weil sie zum Beispiel zuhause oder in einem Alten- oder Pflegeheim sterben, ohne dass sie je getestet wurden. Insgesamt sind die tatsächlichen Todesfälle also nicht weniger, sondern eher mehr als die offiziell registrierten. Zurück zu den aktuellen Zahlen.

Rund ein Neuntel aller Todesfälle geht aktuell auf COVID-19 zurück

Bis gestern, Donnerstag, wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) von den Gesundheitsämtern 15.586 COVID-19-Todesfälle gemeldet. Seit Anfang Juni kamen also etwa 7.000 dazu und jetzt jeden Tag und jede Woche so viele wie nie zuvor, die letzten drei Tage über 400 pro Tag im Schnitt.

In den letzten sieben Tagen starben laut Worldometer, dessen Zahlen meist ein wenig aktueller sind als die vom RKI, pro Tag im Schnitt 283 Menschen an COVID-19 innerhalb einer Woche fast 2.000 (1.981). Insgesamt starben in Deutschland die letzten fünf Jahre im Schnitt ca. 2.550 Menschen pro Tag (932.554 pro Jahr im Schnitt der letzten fünf Jahre geteilt durch 365,25 Tage = 2.553 pro Tag), sei es an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an Krebs, an Krankheiten des Atmungssystems oder anderen Ursachen. 283 COVID-19 Todesfälle pro Tag entspricht 11 Prozent von 2.553.

Das heißt, die letzten sieben Tage starb ca. jeder Neunte derjenigen, die gestorben sind, infolge der Infektion mit SARS-CoV-2. Anders formuliert: Rund ein Neuntel aller Todesfälle geht aktuell auf COVID-19 zurück. Nimmt man nur die letzten drei Tage, so wären es sogar fast 16 Prozent, aber die Wochenendzahlen sind meist geringer, so dass wir lieber vom Sieben-Tages-Schnitt ausgehen sollten, siehe die braune Linie in der Grafik:

Die zweite Welle wird schlimmer werden als die erste

Der Grafik, den Meldungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und den Meldungen der Gesundheitsämter ist deutlich zu entnehmen, dass wir nicht nur in voll in einer zweiten Welle mitten drin stecken, sondern auch, dass diese schlimmer werden wird als die erste. Wir werden nun mehr schwere Krankheitsverläufe, mehr notwendige Beatmungen und mehr Todesfälle sehen als in Welle eins und ein beachtlicher Teil der Bevölkerung ist schon jetzt Pandemie-müde, nicht wenige stellen sogar die Gefährlichkeit dieser Epidemie, manche sogar diese selbst in Frage. Die M-Medien versagen hier wie gesagt, wie auch die FDP als Partei, von der AfD und den allermeisten „alternativen Medien“ gar nicht erst zu sprechen.

Die Daten zeigen auch überdeutlich: Die Corona-Verharmloser, sowohl die moderaten, seriösen wie der Virologe Hendrick Streeck, der vor einigen Monaten noch meinte, es werde überhaupt keine zweite Welle geben, sondern werde nun immer so vor sich hin köcheln auf einem gewissen Niveau, wie auch die Extrem-Verharmloser, „Querdenker“ (genauer: Unmutsfühler und Verschwörungsgläubige) lagen und liegen vollkommen daneben. Von Letzteren hat Streeck, der in dieser gesamten Pandemie alles andere als eine gute Figur macht, sich übrigens in aller Deutlichkeit distanziert. Streeck ist kein unseriöser Spinner, liegt aber sachlich oftmals völlig daneben, so sehr daneben, dass dies Fragen aufwirft.

Länder, die es viel besser machen, und M-Medien, die angesichts einer essentiellen Gefahr erneut versagen

Pro eine Million Einwohner sind es bei uns nun zum Stand gestern 188 COVID-19-Tote. Damit liegt Deutschland jetzt knapp über dem weltweiten Durchschnitt von 185 COVID-19-Todesfälle pro eine Million Menschen. Afrika – vielleicht auf Grund der Demografie, die Bevölkerungen dort sind meist extrem (!) jung – ist bisher kaum betroffen von der Pandemie. In dem Kontinent sind die Todesfallzahlen ausgesprochen gering. Ostasien und Australien waren von der Pandemie betroffen, dort brachte man das neuartige Virus aber ganz schnell in den Griff. Auch dort sind die Erkrankungen, schweren Verläufe und Todesfallzahlen minimal.

Andere Länder, vor allem in Europa, Nord- und Südamerika, hat es dagegen voll erwischt und sie kriegen das Virus nicht in den Griff, was wohl zum Einen unverschuldete Gründe haben dürfte (ungünstige Faktoren, für die man nichts kann, zum Beispiel dichte Besiedlungen, Lage, viele Grenzen, alte Bevölkerung etc.), aber auch selbst verschuldete, denn die ostasiatischen Länder haben diese ungünstigen Faktoren zum Teil zumindest auch, gleichwohl infizieren und erkranken dort nur sehr wenige Menschen.

Insbesondere von den Ostasiaten kann man nicht nur lernen, wie man mit langfristig die Gesellschaft destabilisierender Massenimmigration aus völlig fremden Kulturräumen mit zum Teil inkompatiblen, verfassungsfeindlichen Weltanschauungen umgeht, sondern auch mit einem gefährlichen, neuartigen Virus.

Europa dagegen versagt hier erneut, bei dem einen Mega-Thema wie bei dem anderen, ganz besonders übrigens die M-Medien, deren Journalisten sich offensichtlich immer auf die falsche Seite schlagen. Zunächst waren sie Masseneinwanderungs-Antreiber und Die-Politiker-vor-sich-her-Treiber und jetzt kritisieren sie die Regierungen in Bund und Ländern permanent und tendenziös, wenn diese sich endlich mal zu Maßnahmen durchringen können. Das deutet auf ein grundsätzliches kognitives Defizit im Erkennen von essentiellen Gefahren für die Gesellschaft hin (mangelnder Horizont sowie starke Verideologisierung).

Die Lage in Deutschland ist besorgniserregend, in vielen anderen Ländern allerdings noch sehr viel mehr

Ganz anders als Afrika, Australien und Ostasien weit über dem weltweiten Durchschnitt von 185 Toten pro eine Million Menschen liegen dagegen andere Länder, die die Problematik noch weniger in den Griff bekommen als Deutschland, so insbesondere:

  • Russland 264
  • Österreich 307
  • Polen 412
  • Ungarn 452
  • Schweiz 519
  • Schweden 654
  • Frankreich 780
  • Brasilien 804
  • USA 813
  • Großbritannien 838
  • Italien 875
  • Spanien 949
  • Peru 1.079
  • und trauriges Schlusslicht ist Belgien mit 1.397.

Our World in Data-Screenshot

Belgien bildet das weltweite Schlusslicht

Das heißt, in Belgien, in dem ab dem 2. November ein zweiter verschärfter Lockdown verhängt wurde, der mindestens bis zum 13. Dezember gelten soll, haben wir bereits eine Mortalität (Sterblichkeit nicht der Infizierten, sondern der Gesamtbevölkerung) von 0,14 Prozent. Fast jeder 700. Mensch ist dort bereits infolge der SARS-CoV-2-Infektion gestorben (aller Menschen, nicht der Infizierten oder der Verstorbenen allgemein, sondern fast jeder 700., der zu Jahresbeginn in Belgien lebte).

Seit Mitte November sind die täglichen Todesfälle zwar noch auf sehr hohem Niveau, gehen aber zum Glück langsam zurück von über 200 auf 150. Belgien hat nicht mal ein Siebtel so viele Einwohner wie Deutschland (11,5 Millionen, wir 83 Millionen). 150 COVID-19-Tote täglich sind für dieses kleine Land also immer noch enorm viel. Das entspräche auf Deutschland umgerechnet fast 1.100 Todesfälle pro Tag. Immerhin steigen die Todesfallzahlen in Belgien nicht weiter an und die Richtung stimmt zumindest.

Die aktuellen Zahlen sind immer Resultat dessen, was mehrere Wochen zuvor schief lief

Wie immer gilt: Die Menschen, die in den letzten sieben Tagen an COVID-19 starben, haben sich ca. drei bis vier Wochen zuvor, sprich Ende Oktober mit SARS-CoV-2 angesteckt (5 bis 6 Tage Inkubationszeit, manchmal auch länger, häufigster Todeszeitpunkt ca. 16 bis 18 Tage nach Symptombeginn).

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