Die Bürger wollen Söder

Von Jürgen Fritz, Fr. 16. Apr 2020, Titelbild: © JFB

Es sind keine „Momentaufnahmen“, die Ergebnisse sind seit 14 Monaten eindeutig: Die Wähler wollen auf keinen Fall Armin Laschet als Bundeskanzler haben. Fünf aktuelle Erhebungen zeigen dies nochmals überdeutlich. Markus Söder hat dagegen enorme Zustimmungswerte in der Bevölkerung, die teilweise noch höher sind als die von Angela Merkel, sehr viel besser als die von Scholz, Habeck, Laschet und Baerbock.

Muss sich die CDU entscheiden, ob sie ihren nächsten Vorsitzenden oder die Bundestagswahl verlieren will?

Seit Sonntag tobt in der Union zwischen dem CDU-Vorsitzenden Armin Laschet und dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder ein heftiger Machtkampf. Beide wollen unbedingt die Kanzlerkandidatur und keiner von beiden ist bereit zurückzuziehen. Laschet beruft sich hierbei auf den CDU-Bundesvorstand (bestehend aus ca. 45 bis 60 Personen), der sich mehrheitlich hinter den eigenen Parteivorsitzenden gestellt hat, Söder beruft sich auf die Basis der CSU und der CDU (140.000 bzw. 400.000 Mitglieder) und die bis zu 17, vielleicht sogar bis zu 18 Millionen potentiellen Unionswähler. Interessant dabei ist auch, dass von der noch amtierenden Bundeskanzlerin und ehemaligen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel, die der CDU mehr als 18,5 Jahre vorstand, keinerlei Rückendeckung gegenüber ihrem eigenen Parteivorsitzenden kommt. Merkel hält sich in diesem Streit völlig heraus, stellt sich also nicht hinter Armin Laschet, den sie vor wenigen Wochen für sein Agieren in der COVID-19-Pandemie bei Anne Will vor Millionen Fernsehzuschauern heftig kritisierte für seinen laschen Umgang mit gemeinsamen Beschlüssen.

Die kleinere CSU scheint nahezu geschlossen hinter ihrem Vorsitzenden Markus Söder zu stehen, der Bundesvorstand der CDU will mehrheitlich Armin Laschet, wobei der CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, gestern bereits ins Söder-Lager wechselte. „Leider geht es jetzt nur um die harte Machtfrage: Mit wem haben wir die besten Chancen?“, sagte Haseloff dem SPIEGEL. „Es geht nicht um persönliche Sympathie, Vertrauen oder Charaktereigenschaften. Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeiner Überzeugung absolut kanzlerfähig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinnen und Wähler ihn nicht lassen. Ich habe bei unserer letzten Landtagswahl die Erfahrung gemacht“, so Haseloff weiter,dass bei Direktmandaten manchmal Bruchteile von Prozentwerten über politische Existenzen entscheiden können.“ Bei aller Anstrengung im Land könne nun einmal der Bundestrend das Zünglein an der Waage sein. Man könne mit erhobenem Haupt und wehender Fahne für eine gute und richtige Position sein, aber trotzdem in der Opposition landen.

Letztlich könnte es für die CDU tatsächlich um die Frage gehen, ob sie nach Annegret Kramp-Karrenbauer innerhalb von zweieinhalb Jahren ihren zweiten Parteivorsitzenden oder aber die Bundestagswahl verlieren will. Denn seit März haben Grün-Rot-Gelb (grüne Ampel) in den Umfragen eine Mehrheit und der Union droht nun erstmals seit langem, das Kanzleramt an die Grünen zu verlieren. Die allgemeine Stimmungslage in Deutschland spricht seit Wochen gegen die Union. Armin Laschet aber scheint alles andere als geeignet, diesen Trend drehen zu können. Ganz anders dagegen Markus Söder, der sich seit mehr als einem Jahr einer enormen Beliebtheit in der Bevölkerung erfreut, während Armin Laschet seit mehr als 14 Monaten durchgehend schlechte bis miserable Zustimmungswerte bei den Bürgern erhält. Und neueste Erhebungen bestätigen dies immer und immer wieder.

Kanzlerpräferenz: Die Deutschen sagen seit 14 Monaten durchgehend, dass sie Laschet nicht wollen, der CDU scheint das aber völlig egal zu sein

Schon am vor einer Woche, am 10. April kam INSA zu dem Ergebnis, dass bei einer Direktwahl des Kanzlers Markus Söder (CSU) als Kandidat gegen Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (Grüne) oder Annalena Baerbock (Grüne) auf 37 Prozent der Stimmen käme und damit weit vor seinen Konkurrenten läge, ja sogar deutlich mehr Stimmen bekäme als der Spitzenkandidat der Grünen und der der SPD zusammen.

2021-04-10-INSA-Söder-Scholz-Habeck-Baerbock

Zugleich kam INSA zu dem Ergebnis, dass Laschet in einer Direktwahl des Kanzlers gegen jeden verlieren würde, gegen Olaf Scholz, gegen Robert Habeck und gegen Annalena Baerbock. Armin Laschet könnte nicht wie Markus Söder auf ca. 37 Prozent der Stimmen hoffen, sondern kaum mehr als ein Drittel davon: 13 bis 14 Prozent.

2021-04-10-INSA-Laschet-Scholz-Habeck-Baerbock

Und dies sind keine „Momentaufnahmen“, wie Laschet-Anhänger in der CDU immer wieder versuchen zu suggerieren. Denn die Ergebnisse sehen seit mehr als einem Jahr immer ähnlich aus.

Im März 2021 waren es nicht mal 15 Prozent, die Laschet als den richtigen Kanzlerkandidaten der Union ansahen.

Ist Laschet der richtige Kanzlerkandidat der Union-2

Und bereits im Januar 2021, kurz nach seiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden, war klar, dass Laschet in der eigenen Partei mehr Ablehnung erfuhr als bei den Wählern der SPD, der Grünen und sogar als bei der Linkspartei.

War Armin Laschet eine gute Wahl als Parteivorsitzender der CDU

Im November 2020 sagten fast 70 Prozent der Bürger, dass sie Laschet als Kanzlerkandidat für ungeeignet halten. Un diese massiv negativen Bewertungen von Laschet stiegen von Ende 2019 bis Ende 2020 sogar noch immer weiter an von 60 auf fast 70 Prozent Ablehnung, während die Zustimmungswerte nie auch nur 25 Prozent erreichten und dann sogar auf klar unter 20 Prozent abfielen:

Halten Sie Armin Laschet für einen geeigneten Kanzlerkandidaten der Union

Hier von „Momentaufnahmen“ zu sprechen, ist gerade zu abenteuerlich. Hat die CDU jegliche Bindung an die Realität verloren? Schon im April 2020 hielten nur 3,8 Prozent der Unions-Anhänger Laschet als Kanzlerkandidat für geeignet.

2020-04-Unionsanhänger

Und schon im Februar 2020 lag Laschet in der Frage, wen die Deutschen als Kanzler favorisieren, obschon sogar Mehrfachnennungen möglich waren, völlig abgeschlagen bei 12 Prozent, hinter Annalena Baerbock:

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Es ist also nicht so, dass Armin Laschet und die CDU das nicht wissen konnten, dass die Bevölkerung Laschet schon seit Ende 2019, Anfang 2020 durchgehend auf keinen Fall als Bundeskanzler haben möchte. Doch wie sieht es aktuell aus?

Jeder dritte Deutsche will Söder als Kanzler, kaum mehr als jeder zwanzigste Laschet

In einer exklusiven Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von t-online (Befragungszeitraum: 13.04. bis 14.04.2021, Stichprobengröße: 5.065, Statistischer Fehler: 2,5%) antworteten die Bürger auf die FrageAngenommen Angela Merkel würde sich doch noch für eine Kanzlerkandidatur entscheiden. Welchen Unions-Spitzenkandidaten würden Sie am liebsten als Kanzler sehen?“ wie folgt:

  1. Markus Söder: 33,4 %
  2. Für keinen der Genannten: 31,0 %
  3. Angela Merkel: 29,1 %
  4. Armin Laschet: 5,3 %
  5. Weiß nicht: 1,2 %

Auch hier fällt Laschet also ganz weit hinter Söder und Merkel zurück, wobei Söder hier sogar auf höhere Werte als die äußerst beliebte Noch-Kanzlerin kam.

Nicht mal jeder neunte Unions-Anhänger hält Laschet für einen geeigneten Kanzlerkandidaten, 88 Prozent möchten Söder

Für den SPIEGEL befragte Civey ferner in einer repräsentativen Erhebung am 13. und 14. April 2021 insgesamt 5.041 Personen (Stichprobenfehler: 2,5 Prozentpunkte), wen sie für einen geeigneten Kanzlerkandidaten der Union halten. Hier das Ergebnis:

  • Markus Söder: 57 % „ja“ oder „eher ja“
  • Armin Laschet: 15 % „ja“ oder „eher ja“

Und wichtiger noch, wie es die Anhänger von CDU/CSU sehen:

  • Markus Söder: 88 % „ja“ oder „eher ja“
  • Armin Laschet: 11 % „ja“ oder „eher ja“

Hier fällt auf, dass Laschet von den Anhängern der Union für weniger geeignet gehalten wird als von den Anhängern der anderen Parteien (Grüne, SPD, AfD, FDP und Linkspartei). Da diese aber ohnehin weder CDU noch CSU wählen werden, ist dies doch eher fragwürdig, ob Laschet als Unionsspitzenkandidat dann nicht eine völlige Fehlbesetzung wäre. Markus Söder dagegen halten mehr als sieben von acht Unions-Anhängern für einen geeigneten Kandidaten.

Infratest dimap kommt zu ähnlichen Ergebnissen

Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kam Infratest dimap, das im Auftrag von ARD-Deutschlandtrend vom 13. bis 14. April 2021 eine zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung bei 1.174 Wahlberechtigten in Deutschland durchführte (766 Telefoninterviews und 408 Online-Interviews). Auf die Frage „Wer ist eher geeignet, die Union in die Bundestagswahl zu führen?“, antworteten die Wahlberechtigten wie folgt:

  • Söder: 44 %
  • keiner von beiden: 33 %
  • Laschet: 15 %

Und die Anhänger von CDU und CSU antworteten so:

  • Söder: 72 %
  • Laschet: 17 %
  • keiner von beiden: 6 %

Nur Söder wird von den Deutschen insgesamt als geeigneter Kanzler angesehen – Habeck, Scholz, Laschet und Baerbock werden alle negativ bewertet

Forschungsgruppe Wahlen befragte im Auftrag des ZDF-Politbarometers vom 13. bis 15. April 2021 telefonisch 1.292 zufällig ausgewählten Wahlberechtigte. Diese antworteten auf „Als Bundeskanzler würde sich eignen …“:

  1. Markus Söder: Ja 63 %Nein 31 % ==> Saldo: + 32 %
  2. Olaf Scholz: Ja 37 %Nein 53 % ==> Saldo:  – 16 %
  3. Robert Habeck: Ja 29 %Nein 54 % ==> Saldo:  – 25 %
  4. Armin Laschet: Ja 29 %Nein 61 % ==> Saldo:  – 32 %
  5. Annalena Baerbock: Ja 24 %Nein 57 % ==> Saldo:  – 33 %
2021-04-16-ZDF-Politbarometer

(c) JFB

Bei allen Wählern liegt Söder also 64 Prozent vor Laschet. Der Unterschied in der Bewertung durch die Bürger ist immens! Noch größer ist er aber sogar bei den Unionswählern. Denn die Anhänger von CDU/CSU sehen es wie folgt:

  1. Markus Söder: Ja 84 %Nein 12 % – Weiß nicht 4 % ==> Saldo: + 72 %
  2. Armin Laschet:  Ja 43 %Nein 49 % – Weiß nicht 8 % ==> Saldo: – 6 %

Die Differenz in der Bewertung ist also auch hier nicht nur groß, sondern gewaltig: plus 72 Prozent zu minus 6 Prozent. Bei den CSU- und CDU-Anhängern liegt Söder 78 Prozent vor Laschet.

Die Erfolgsaussichten werden mit Söder sehr viel höher eingeschätzt als mit Laschet

Auf die Frage, mit welchem Kanzlerkandidaten die Union ein besseres Ergebnis erzielen würde, antworteten die Bürger:

  • Markus Söder: 67 %
  • Armin Laschet: 20 %
  • Weiß nicht: 13 %

Nur jeder Fünfte glaubt also an einen Erfolgsgaranten Armin Laschet, mehr als Zwei von Drei dagegen an Markus Söder. Bei den Unionswählern ist das Ergebnis sogar noch extremer zugunsten des CSU-Vorsitzenden. Die Anhänger von CDU/CSU beantworteten die Frage so:

  • Markus Söder: 74 %
  • Armin Laschet: 21 %
  • Weiß nicht: 5 %

Fast drei Viertel aller Unionswähler glauben also laut Forschungsgruppe Wahlen an Markus Söder, aber kaum mehr als ein Fünftel an Armin Laschet. Und diese eindeutige Tendenz zu Söder zieht sich dabei durch ganz Deutschland.

Laschets schlechte und Söders gute Bewertungen ziehen sich durch ganz Deutschland

Im Norden und Westen Deutschlands glauben über 60 Prozent an ein besseres Unionsergebnis mit Markus Söder:

  • Markus Söder: 61 %
  • Armin Laschet: 26 %

Im Osten Deutschland sehen es die Bürger noch extremer zugunsten von Söder. Hier glaubt nur jeder Sechste an Laschet als einen erfolgreichen Unionskanzlerkandidaten:

  • Markus Söder: 70 %
  • Armin Laschet: 17 %

Ganz ähnlich im Süden Deutschlands, wo Söder sogar noch mehr zugetraut wird und Laschet noch ein bisschen weniger:

  • Markus Söder: 71 %
  • Armin Laschet: 16 %

Söder wird von den Bürgern am drittbesten bewertet, Laschet am drittschlechtesten

Von allen Wählern wird Markus Söder auf einer Skala von +5 bis –5 mit +1,3 bewertet, Armin Laschet mit +0,1. Schlechter als Laschet wird von den zehn wichtigsten Politikern Deutschlands nur Jens Spahn mit – 0,1 und Christian Lindner mit – 0,2 bewertet. Besser als Markus Söder (+1,3) werden nur Angela Merkel (+1,9) und Winfried Kretschmann (+1,6) evaluiert.

Bewertung der zehn wichtigsten deutschen Politiker:

  1. Angela Merkel (CDU): +1,9
  2. Winfried Kretschmann (Grüne): +1,6
  3. Markus Söder (CSU): +1,3
  4. Karl Lauterbach (SPD): +0,9
  5. Robert Habeck (Grüne): +0,8
  6. Olaf Scholz (SPD): +0,7
  7. Annalena Baerbock (Grüne): +0,6
  8. Armin Laschet (CDU): +0,1
  9. Jens Spahn (CDU): – 0,1
  10. Christian Lindner (FDP): – 0,2

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