Von Jürgen Fritz, Mo. 23. Nov 2020, Titelbild: WELT-Screenshot
Seit mehr als einem halben Jahr liegt die Union in sämtlichen Umfragen nicht nur weit vor allen anderen, sie ist fast doppelt so stark wie der Zweitplatzierte. Ohne CDU/CSU scheint es keinerlei mögliche Regierungskoalition zu geben. Insofern gilt auch ab 2021 ein Unionskanzler als die mit großem Abstand wahrscheinlichste Option. Ein möglicher Kandidat hierfür wäre Armin Laschet. Doch dessen Bewertung durch die Bürger fällt mehr als ernüchternd aus.
Die Union ist doppelt so stark wie die Grünen und liegt mehr als 20 Punkte vor der SPD
Im aktuellen Wahl-O-Matrix-Mittel aller Umfrageinstitute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten, liegt die Union weit vorne, ist nahezu doppelt so stark wie die Grünen, über 20 Punkte vor der SPD und ist stärker als Grüne plus SPD zusammen. Grün-Rot-Dunkelrot kommt zusammen gerade einmal auf ca. 41,7 Prozent.
Insofern deutet auch ab 2021 alles auf eine Regierungskoalition unter der CDU/CSU hin, sei es mit den Grünen oder mit der SPD. Mit der FDP wäre man von einer Mehrheit deutlich entfernt. Einzelheiten dazu siehe hier: AfD fällt unter 10, Union steigt auf über 36 Prozent.
Daher spricht derzeit alles für einen Unionskanzler auch in der nächsten Legislaturperiode 2021 bis 2025. Zumindest ist dies wesentlich wahrscheinlicher als ein grüner oder ein roter Kanzler. Damit stellt sich die Frage, wer die Union als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf führen soll, die ja voraussichtlich bereits im September 2021, also in knapp zehn Monaten, stattfinden wird. Die Grünen halten sich bisher bedeckt, mit welchem Spitzenkandidaten sie in den Wahlkampf gehen wollen, die SPD hat den ihren aber schon vor dreieinhalb Monaten mit Olaf Scholz benannt.
Die CDU hat sich nun entschlossen, ihren neuen Parteivorsitzenden im Januar endlich wählen zu wollen. Wer diese Wahl gewinnt, hat mithin das erste Zugriffsrecht auf die Unionskanzlerkandidatur. Einer der drei Anwärter auf den CDU-Vorsitz ist neben Friedrich Merz und Norbert Röttgen der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet. Dieser kommt jedoch weder bei den CDU-Mitgliedern noch beim Wahlvolk sonderlich gut an.
69 Prozent der Deutschen halten Laschet als Kanzlerkandidat der Union für ungeeignet und es werden immer mehr
Im Auftrag von RTL und ntv hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Oktober 1.007 CDU-Mitglieder befragt, wen sie denn als künftigen Parteivorsitzenden präferieren würden. Das Ergebnis sah wie folgt aus:
- Friedrich Merz: 45 %
- Armin Laschet: 24 %
- Norbert Röttgen: 13 %.
Wenn also die Forsa-Befragung einigermaßen respräsentativ war, dann möchte nicht mal jedes vierte CDU-Mitglied Laschet als Bundesvorsitzenden haben.
Civey hat nun aktuell nicht speziell CDU-Mitglieder, sondern allgemein die Bürger befragt und repräsentativ ausgewertet, ob sie Armin Laschet als Kanzlerkandidaten der Union für geeignet halten. Mitte November 2019 waren laut Civey bereits 59 Prozent der Deutschen, also eine klare Mehrheit, der Auffassung, dass Laschet kein geeigneter Kanzlerkandidat der Union wäre.
Der Anteil derer, die Laschet für ungeeignet halten, ist seither aber nicht zurückgegangen, sondern ist in den letzten zwölf Monaten sogar nochmals deutlich angestiegen auf jetzt rund 69 Prozent – und das obschon dieser als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen seither ja jede Menge Gelegenheit hatte, sich zu profilieren. Der Anteil seiner Befürworter ist aber, der bei knapp 20 Prozent lag, ist aber kein bisschen gestiegen, sondern sogar noch weiter zurückgegangen. Und fast die Hälfte derer, die vor zwölf Monaten noch unentschieden waren, sagt nun eindeutig: Nein, er ist dafür nicht geeignet.

Civey-Screenshot
Junge Union klar für Merz – Laschet noch hinter Röttgen
Die Zustimmungswerte von Norbert Röttgen sind allerdings auch nicht berauschend, teilweise noch schlechter als die von Laschet. Röttgen gilt nach wie vor nur als Außenseiter.
Auch Friedrich Merz vermag bislang keine Begeisterungsstürme auf breiter Front zu evozieren, kommt aber in der eigenen CDU-Basis das ganze Jahr schon am besten an. Zudem hat sich die Junge Union, die mitgliederstärkste Jugendorganisation einer politischen Partei in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa, inzwischen klar für Merz als neuen CDU-Vorsitzenden ausgesprochen. Aufgerufen waren mehr als 70.000 JU-Mitglieder der insgesamt 110.000. Die bayerischen waren ausgeschlossen, da CSU-Mitglieder ja nicht den CDU-Vorsitzenden wählen können und umgekehrt. Zwar beteiligte sich an der Wahl nur gut jeder Fünfte Junge Union-ler, aber das Votum der Teilnehmer war eindeutig:
Auf Merz entfielen deutlich mehr Stimmen als auf Röttgen und Laschet zusammen, wobei Laschet hier sogar auf dem letzten Platz landete mit nicht mal 20 Prozent.
Deutschlands Führungskräfte in der Wirtschaft sehen Friedrich Merz weit vorne, Armin Laschet ganz hinten, sogar hinter Baerbock
Die WirtschaftsWoche hat diesen Monat in Zusammenarbeit mit Civey in einem repräsentativen Entscheiderpanel Deutschlands Führungskräfte befragt, wen sie sich ab 2021 an der Macht wünschen. Diese tendieren klar zu Schwarz-Gelb, also einer CDU/CSU-FDP-Regierung. Auf die Frage „Welche der folgenden Politiker bzw. Politikerinnen haben ihrer Meinung nach eine hohe Wirtschaftskompetenz?“ (Mehrfachnennungen waren möglich) antworteten die Führungskräfte in der deutschen Wirtschaft:
- Friedrich Merz (CDU): 46,2 %
- Markus Söder (CSU): 25,5 %
- Christian Lindner (FDP): 24,4 %
- Olaf Scholz (SPD): 22,2 %
- Keiner der Genannten: 20,1 %
- Norbert Röttgen (CDU): 9,2 %
- Annalena Baerbock (Grüne): 6,6 %
- Armin Laschet (CDU): 5,5 %
- Weiß nicht: 4,6 %
Armin Laschet landete hier auf dem letzten Platz, sogar hinter der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock.
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