Xavier Naidoo schwört den Verschwörungsspinnereien ab: „Ich habe mich verrannt“

Von Jürgen Fritz, Do. 21. Apr 2022, Titelbild: YouTube-Screenshot

Lange Jahre war Xavier Naidoo einer derjenigen, die die irrsinnigsten Verschwörungsmythen verbreiteten. Zudem wies er eine extreme Nähe zu Reichsbürgern und Rechtsextremisten auf. Nun hat er ein dreiminütiges Video veröffentlicht, in dem er sich davon vollkommen distanziert und sich entschuldigt. Er habe sich verrannt, sagt er, und wolle damit nichts mehr zu tun haben.

Die brutale russische Invasion in die Ukraine hat mich bestürzt und aufgerüttelt

Die Ereignisse der vergangenen Wochen (Russlands völkerrechtswidriger Angriffskrieg auf die Ukraine und all die fürchterlichen Kriegsverbrechen, die die Russen dort begehen, JFB) hätten ihn „bestürzt und aufgerüttelt“. Namentlich nennt Naidoo selbst: die brutale russische Invasion in die Ukraine, die Gewalt, die Menschenverachtung. Dieser Krieg, der gar nicht weit von uns entfernt sei, hätten ihn schockiert und tief erschüttert, zumal seine Frau aus der Ukraine komme und ihre Familie dort lebe. Er selbst hätte Freunde und Familie aus der Ukraine herausholen müssen, „weil dort Angst und Schrecken herrscht“Das unfassbare Leid dieser Menschen, „die alles verloren haben“, habe ihn tief bewegt.

Ich habe erkannt, auf welchen Irrewegen ich mich teilweise befunden habe

Die Welt erscheine ihm „wie auf den Kopf gestellt“, so dass er sich gefragt habe, „wie es so weit kommen konnte“. Darüber habe er viel mit Betroffenen und Freunden gesprochen. Dabei habe er sich auch kritischen Fragen stellen müssen zu früheren eigenen Aussagen. Und dafür sei er im Nachhinein dankbar. Dadurch sei er gezwungen gewesen, sich selbst kritisch zu hinterfragen.

Und dabei habe er „erkannt, auf welchen Irrewegen ich mich teilweise befunden habe. Und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe“. Ihm sei bewusst geworden, dass er seine Familie, seine Freunde, seine Fans, Menschen, die ihn verteidigt hätten und viele andere mit seinen „verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe“. Und dafür wolle er sich entschuldigen.

Ich habe mich verrannt, war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt

Zugleich stellt Naidoo sich als Wahrheitssuchenden dar. Bei dieser Wahrheitssuche habe er sich auf den Weg gemacht und sei dabei auf viele Menschen getroffen mit sehr unterschiedlichen Ansichten und Interessen. Dieser Weg sei manchmal schwierig, habe viele Abzweigungen. Und hierbei habe er sich „letztlich verrannt“.

„Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne wenn und aber distanziere und lossage. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt. Habe mich zum Teil instrumentalisieren lassen. Bei der Wahrheitssuche war ich wie in einer Blase und habe mich manchmal vom Bezug zur Realität entfernt.“

Ich distanziere mich von allen Extremen, von rechten und verschwörerischen Gruppen und verurteile Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemtismus

Das habe er leider jetzt erst erkannt. Er bereue etliche Dinge, die er gesagt und getan habe. Nun sei es ihm wichtig, sich von allen Extremen zu distanzieren, „insbesondere auch von rechten und verschwörerischen Gruppen“.

Er stünde für Toleranz, für Vielfalt und ein friedliches Miteinander, sagt Naidoo weiter. Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus (Judenfeindlichkeit, Judenhass) wären mit seinen Werten nicht vereinbar. Er verurteile diese Dinge aufs Schärfste.

Er bedaure sehr, dass er mit manchen seiner Äußerungen und Verhaltensweisen Menschen vor den Kopf gestoßen und verletzt habe. Hierfür entschuldige er sich um bitte um Verzeihung.

Falls dies ehrlich und echt sein sollte: Welcome back Xavier!

Soweit also Xavier Naidoo. Wollen wir hoffen, dass dies echt ist und nicht nur einer taktischen Überlegung folgt, um wieder überall auftreten und Konzerte geben sowie Platten verkaufen zu können. Sollte diese Entschuldigung aufrichtig sein und der Umdenkprozess echt, wäre das freilich sehr schön und ganz besonders zu begrüßen. Dann wäre zu sagen: Welcome back Xavier!

Inwieweit dies nicht nur reine Lippenbekenntnisse sind, werden die nächsten Wochen, Monate und Jahre zeigen. Wir werden das weiter beobachten.

Xavier Naidoos kurzes Video

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