Von Jürgen Fritz, Sa. 15. Aug 2020, Titelbild: phoenix-Screenshot
„Inwiefern vertreten die folgenden Politiker Ihre Interessen“, fragte das Meinungsforschungsinstitut INSA im Auftrag des FOCUS mehrere tausend Wahlberechtigte und gab dazu 22 der führenden Politiker Deutschlands aus sämtlichen im Bundestag vertretenen Parteien an. Das Ergebnis: Zwei liegen ganz weit vorne, zwei sind völlig abgeschlagen und einer verliert massiv an Zustimmung.
Walter-Borjans blinkt nach marxaußen und stürzt von Rang 15 auf 18 ab
Norbert Walter-Borjans gab vor einer Woche deutlich zu erkennen, wo die Spitze der SPD hin möchte. Man träumt von einer linksradikalen rot-grün-dunkelroten Regierung, die man selbst gerne anführen würde. Kevin Kühnert, der heimliche starke Mann in der SPD, sprach sogar offen nicht von einer Mehrheit der linken Mitte, sondern einer „Mehrheit links der Mitte“. Unter Walter-Borjans, Esken und – im Hintergrund – Kühnert driften die Sozis immer weiter ab nach marxaußen.
Zugleich benannten sie als bürgerliches Feigenblatt, um die Menschen nicht allzu sehr zu verschrecken, den biederen Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten. Dieser ist in der Bevölkerung der viertbeliebteste der 22 Spitzenpolitiker. Walter-Borjans aber stürzte durch sein Blinken nach marxaußen von Platz 15 auf 18. Hinter ihm liegen nur noch seine Kollegin an der SPD-Spitze Saskia Esken, die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg und die zwei Fraktionsvorsitzenden der AfD im Deutschen Bundestag Alice Weidel und Alexander Gauland, der nunmehr auf dem letzten Platz rangiert.
Ein anderer aber schob sich nun auf Platz 6 vor und überholte den beliebtesten Grünen-Politiker Robert Habeck, nämlich einer der drei Anwärter auf den CDU-Vorsitz: Friedrich Merz. Doch betrachten wir die Ergebnisse der Reihe nach.
Söder und Merkel weit vorne, Habeck fällt hinter Friedrich Merz zurück
Gemeinsam mit dem Meinungsforschungs-Institut INSA ermittelt FOCUS das Politiker-Ranking. Dabei werden die Teilnehmer gefragt, inwiefern sie meinen, dass die 22 vorgegebenen Politiker ihre Interessen vertreten würden. Die Zustimmung wird dabei gemessen auf einer Skala von 0 bis 300. 300 bedeutet hierbei: vertritt meine Interessen voll und ganz. 0 bedeutet: vertritt meine Interessen überhaupt nicht. An der Online-Befragung haben zwischen dem 7. und dem 10. August 2020 mehr als 2.000 (2039) Personen aus ganz Deutschland teilgenommen, die alle mindestens 18 Jahre, also volljährig und wahlberechtigt sind.
A. Nur zwei der 22 Politiker erreichten wenigstens die Hälfte der maximalen Punktzahl von 300, also mindestens 150 Punkte. Dies sind erstens der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder, der zwar zwei Punkte einbüßt, aber es immer noch auf 159 Punkte bringt. Damit liegt er 7 Punkte vor der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die 3 Punkte verliert und nun 152 von 300 Punkte erhält. Diese beiden, Söder und Merkel, ragen von allen 22 deutlich heraus.
B. Dann folgt eine Fünfer-Gruppe (B), die es zumindest auf 100 bis 129 Punkte, also wenigstens ein Drittel der maximalen Punktzahl, schafft. Angeführt wird diese von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Es folgen Bundesfinanzminister, Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Oalf Scholz, die Linken(SED)-Politikerin Sahra Wagenknecht, der Anwärter auf den CDU-Vorsitz Friedrich Merz und der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck, wobei dieser gleich 6 Punkte verliert und nun hinter Friedrich Merz zurück fällt.
Gauland jetzt Letzter
C. Dann folgt eine dritte Gruppe (C), die es lediglich auf 71 bis 97 von 300 Punkte schafft, also weniger als ein Drittel des Möglichen. Diese Gruppe wird angeführt von der Co-Vorsitzenden der Grünen Annalena Baerbock, die jetzt nur noch 3 Punkte hinter ihrem Kollegen Habeck liegt. Armin Laschet kann sich in dieser Gruppe leicht verbessern, während Röttgen und Lindner deutlich zurück fallen und 5 bzw. 4 Punkte einbüßen. Auch der Bundestagsfraktionsvorsitzende der Linkspartei Dietmar Bartsch büßt deutlich ein, verliert 6 Punkte und fällt auf Rang 17 zurück.
Die größte Einbuße von allen muss aber der SPD-Vorsitzende Walter-Borjans hinnehmen, der gleich 8 Punkte verliert (von 82 auf 74) und damit nicht einmal ein Viertel der möglichen Punktzahl erhält. Noch schlechter wird die Co-Vorsitzende der SPD Saskia Esken bewertet. Sie erhält sogar nur 72 Punkte.
D. Völlig abgeschlagen sehen wir die beiden Bundestagsfraktionsvorsitzenden der AfD Alice Weidel und Alexander Gauland, die eine vierte Gruppe (D) bilden. Dabei kann Weidel einen Punkt zulegen, von 50 auf 51, so dass Gauland nunmehr auf dem letzten Platz rangiert. Die beiden erhalten gerade einmal 17 Prozent der möglichen Punktzahl, also etwa ein Sechstel.
Söder und Merkel weit vorne, Merz überholt Habeck, Walter-Borjans fällt weit zurück
- Markus Söder 159 (−2)
- Angela Merkel 152 (−3)
- Jens Spahn 129 (+3)
- Olaf Scholz 120 (+1)
- Sahra Wagenknecht 111 (−4)
- Friedrich Merz 101 (+1) ==> überholt Robert Habeck
- Robert Habeck 100 (−6) ==> fällt hinter Friedrich Merz zurück
- Annalena Baerbock 97 (−1)
- Christian Lindner 94 (−1)
- Armin Laschet 92 (+3)
- Norbert Röttgen 92 (−5) ==> fällt hinter Lindner und Laschet zurück
- Wolfgang Kubicki 91 (−4) ==> fällt hinter Lindner und Laschet zurück
- Lars Klingbeil 88 (−1)
- Kevin Kühnert 83 (−1)
- Annegret Kramp-Karrenbauer 83 (+2) ==> steigt von 18 auf 15
- Julia Klöckner 79 (−2)
- Dietmar Bartsch 76 (−6)
- Norbert Walter-Borjans 74 (−8)
- Saskia Esken 72 (−4)
- Linda Teuteberg 71 (−6) ==> fällt hinter Esken zurück, die selbst 4 Punkte verliert
- Alice Weidel 51 (+1)
- Alexander Gauland 51 (+/−0) ==> fällt auf den letzten Platz zurück, nun ganz knapp hinter Weidel
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